AW: Samstag, 26.4.2008, Frühjahrsauftakt nach Usedom
Sehr schade, wenn der Herr Pirat die Pünktlichkeit immer bis aufs letzte ausreizen muß...und nicht ans Telefon geht. Aber für meine Frauen bist Du der Held, nicht ich....
Also gings pünktlich los. Den Sonnenaufgang erlebten wir noch im Zug, Nebel lag über den Wiesen. Roadrunner nur im Kurzarmtrikot drängte gleich etwas aufs Tempo, vielleicht war ihm etwas kalt. So durchquerten wir über Bernöwe den tierleeren Forst und danach menschenleere Dörfer. Die Jugendlichen vom letzten Jahr saßen nich mehr am Straßenrand von Hinden burg, vielleich war das Bier inzwischen alle. Von den drei Eichen in Hindenburg stehen auch nur noch zwei.
Die Fahrt durch die Ebene ging flott und ohne Ermüdung. Die diese Strecke zum ersten Mal fuhren dachten, es ginge immer so weiter. Do plötzlich schoben sich kleine Wellen ins Geläuf, die das Feld zu sprengen drohten. Ab hier begann die aufopfernde Arbeit von Windschattenspendern und mein Kommandoton brachte die Truppe ein ums andre Mal zusammen.
Während reine Rennradtouren fast immer ohne Panne ablaufen, entschied sich will67 für die üblichen Pausen dank Material. Bei 6 bar kein Wunder, dazu noch ordentliche Decken und einer pausenfreien Fahrt steht nichts im Wege. Dank der Reifenpann konnte auf andere Pausen verzichtet werden. Gerne besannen wir uns an Orte, die wir letztes Jahr fluchend ob des Windes passiert hatten. Doch dieses Mal hingen die Fahnen meist schlaff am Mast.
Für einen Aufreger sorgte noch ein Reh, welches sich erst ein Wettrennen mit uns lieferte und dann, als wir noch durch ein Auto Verstärkung bekamen, direkt vor uns die Straße überquerte. Leider waren seine Schalen nicht für Asphalt ausgelegt, es stürzte. Doch es konnte unverletzt die Straße queren und auch wir kamen mit einem Schrecken davon. Mein angeschliffener grüner Spaten mußte also weiter auf einen Einsatz warten.
Da die jungen Wilden im Peloton nur schwer zu bändigen waren, stellte ich eine Gruppentrennung in Anklam in Aussicht, wobei ein Teil dann unter Volldampf die letzten 42 km in einer Stunde machen sollte. In Anklam wurde bei ARAL die Reserven aufgefüllt, Hinze brauchte seinen Kaffe, Oldboy vertickte seine homemade Energy. Auf ddie Frage, wer denn nun wirklich schnell fahren will, meldete sich nur Boniperti. Der Rest war für geschlossene Weiterfahrt. Noch ein Anruf beim Utkiek, daß wir schon um 14:00 kommen würden. (Die frühestmögliche Ankunft berechnete Hinzes GPS zwischendurch mal mit 12:16,noch vor den ersten Hügeln). Über den Peenestrom auf der Autostraße, teilte sich die Gruppe sofort oder anders, 3 blieben zurück. Wieder wurde eine Konferenz einberufen, Grege als einer von 3 Streckenkundigen versprach, die Nachhut sicher zur Tränke zu geleiten. "Na dann los!" kam es aus meinem Mund, die digitale Tachonadel zog steil nach oben, die 50km/h wurden gerissen, Boniperti sprang an mein Hinterrad. Nach 2 km ging ich aus dem Wind. Als ich jedoch hinter Boniperti wieder nach rechts wollte, war da jemand! Aus den zurückhaltenden Mitfahrern waren hemmungslose Raser geworden! Von 11 gestarteten wollten es 6 wissen! Mit dabei Oldboy, der den Rausch der Geschwindigkeit sichtlich genoß. So ging es mit knapp 50 weiter über die Brücke auf die Insel. Matze wurde bei 37 aus dem Wind gerufen, er würde den Schnitt versauen. Oldboy und Hinze konnten die mörderische Hatz nicht wieter halten, die Tria-Aufsätze erfüllten endlich ihren Zweck. Als ich an vorletzter Position fuhr und Boniperti hinter mir, gab es plötzlich einen Knall, doch keine Bremsgeräusche von Autos. Der Schreck durchfuhr mich, hatte ich vielleicht einen Schwenk gemacht und war gegen Bonipertis Vorderrad gekommen? Die eingeleitete Vollbremsung brachte micht trotzdem erst 200m später zum stehen. Die Autos wichen aus, wir wurden mehrfach gefragt, ob ärztliche Hilfe benötigt würde. Doch Boniperti saß diabolisch grinsend an einem Straßenbaum und erzählte von der wundersamen Aufnahme von Energie durch seinen
Helm. Wir konnten es kaum glauben, so langsam kamen die versprengten näher. Will67 nutzte die Chance für einen Reifenpanne, Schnegge, Roadrunner und Grege das biblische Motto von den letzten, die die ersten sein werden. NAchdem der
Reifen mal wieder gewechselt, eine Wese zerstört, Preise von Carbonpumpen kopfschütteld zur Kenntnis genommen wurden, gab es den Beschluß, die restlichen 20km ruhig zu fahren. Doch Boniperti konnte die Fahrt nicht ohne einen gewissen Trainingseffekt beenden, mußte also das Tempo -einer inneren Stimme folgend, schließlich sah er jetzt aus wie ein gezeichneter Tourheld- wieder auf für ihn normales Maß bringen. Matze folgte ihm, er wollte noch die Oma besuchen. So folgten die verbliebenen vier nur noch das Ziel, in Ückeritz anzukommen. Da bei 200km ein oder zwei Lichter nur noch leise flackerten, kamen wir ruhig und gelassen um 14:08 am Utkiek an und beglückwünschten Schnegge zu ihrer phantastischen Fahrt. Ihre Leistung kann man nicht hochgenug einschätzen. Sollten jetzt andere Breitreifenfahrer auf die verrückte Idee kommen, das nächste Mal auch mit Stollenreifen dabeisein zu wollen, sollten sie vielleicht erst Schnegge um Rat fragen...
Nach einem erfrischenden Bad im 6°C kalten Meer (nur Oldboy und ich) gabs lecker und reichlich Fisch. Der Wirt fragte bei unserem Anblick, ob wir wieder mit Karte zahlen würden...Auf das Angebot von Barem kam er gerne zurück. Und da wir um 15:20 schon alles vertilgt hatten, war jedes Flehen von Schnegge nah einer späteren Heimfahrt umsonst. Denn leider hatte Pirat nicht angerufen, sonst hätten wir die Zeche auf seine Kosten weiter ausgebaut! Auch muresands wollte seine anfangs geäußerte Absicht, erst in Prenzlau wieder in den Zug steigen zu wollen, nicht mehr ausführen.
Der mit Statistikaufgaben überlastete Zugbegleiter der DB war dankbar für unsere Mithilfe und nahm die genannte Zahl der Mitfahrer gerne zur Kenntnis, was uns ein Ticket sparte.
Große tränenreiche Verabschiedung am Gesundbrunnen, Oldboy und ich konnten sich noch nicht trennen und wir saßen noch etwas in einem türkischen Familiengarten.
Schön wars, bis zum nächsten Mal! Und eine Gruppe, die sich nicht kennt, zusammenzuhalten, ist harte Arbeit.
Twobeers