Die bestehenden Wohngebäude vor der ersten DIN 4108 aus Juli 1952 erfüllen zum überwiegenden Teil den nach vorgenannter Norm vorgesehenen Mindestwärmeschutz.
Nicht ganz so. Die Arme-Leute-Häuser nicht. Oder viele die Häuser, die in der Not bis 1952 nach dem Weltkrieg gebaut worden sind auch nicht. Große Häuser mit dicken Wänden schon.
Ist der Mindestwärmeschutz von damals eingehalten, hat man trotzdem eine in Bezug auf Wohnschimmel schadensempfindliche Bausubstanz. Darin kommt es auf das Heizen, Lüften und Möblieren an, wenn man Schimmel vermeiden will. Das können viele Menschen auch. Der Hauptschlüssel ist das Lüften.
Ab etwa 2001 stieg der Dämmmstandard dann ins Unempfindlichere. Es gibt aber Leute, die auch diesen Neubaustandard zum Schimmeln bringen. Man kann sie Lüftungsmuffel nennen. Das in der Wohnung produzierte Wasser muss eben auch dort hinaus, Tag für Tag. Bei längerer Abwesenheit nicht so. Dann kommt ja nichts nach.
Baufehler kommen vor, auch bei Bauweisen nach Mindestwärmeschutznorm. Ein an die Situation angepasstes Wohnverhalten kann Schimmelbildung in Altbauten trotzdem vermeiden. Zur Situation gehört nicht nur die Bausubstanz sondern auch die Wasserdampfproduktion. Ob Altbau oder Neubau, es ist grundsätzlich die selbe Menge Wasser die hinaus muss. Das Wasser wird vom Nutzer produziert.
Ein altes zugiges Fenster sorgt für einen gewissen Grundluftwechsel. Das neue Fenster, das Dichtungen besitzen muss, muss man eben etwas öfter öffnen, um das Fehlen des Grundluftwechsels auszugleichen. Für den Schimmelschutz ist es nicht erforderlich, gleich auch das Haus besser zu dämmen. Dämmung dient der Reduzierung des Heizenergiebedarfs. Es ist aber so, dass ein Haus um so unempfindlicher gegen Schimmelbefall ist, je besser der Dämmstandard ist.
Im Streit hat der Mieter den schwarzen Schimmel und der Vermieter den Schwarzen Peter. Der Vermieter muss im Rechtsstreit i.d.R. beweisen, dass die Bausubstanz nicht fehlerhaft ist. Das ist nicht einfach. Dabei wird des öfteren festgestellt, dass Nutzungsfehler vorlagen, z.B. nicht ausreichend geheizt oder zu wenig gelüftet bei zu viel Dampf.
Wer in einem kleinen Zimmer wohnt, dazu noch Wäsche trocknet kann mit ausdauerndem Training den für die Bausubstanz so gerade verträglichen Feuchtezustand durchaus zum Kippen bringen. Dagegen hilft ein Raumluftwechsel: Steig ab, Fenster groß auf, fahr 5-10 Min. weiter, Fenster zu, nach 45 Min. wieder. So bekommt man ja auch Kochdampf sowie Duschdampf in den Griff. Sofort raus damit. Aber nicht 1 Stunde lang sondern mehrfach kurz.
Die sonstige Feuchteproduktion ist eigentlich schwieriger zu handhaben. Weil man nachts pro Person so um die 300-400 g Wasser ausatmet, kann schon nächtlicher (Damen-)Besuch und das noch bei aktiver Tätigkeit
die Menge mehr als verdoppeln. Wer lüftet denn nachts? Von der Wäschespinne verdunsten aber gleich 1000 g in 10 Stunden, mal gutes Schleudern vorausgesetzt, sonst noch mehr. Theoretisch hülfe es, die Temperatur auf 32°C hochzudrehen, was ja ja gar nicht geht. Wenn man also dieses Zimmer angemietet hat, muss man den Dampf ablassen, öfter mal rauslassen oder ihn reduzieren. Die Häufigkeit ist bei starker Feuchtproduktion wichtig.
Kalte Luft enthält grundsätzlich weniger Gramm Wasser als warme Zimmerluft, d.h. 90%rF (relative Luftfeuchtigkeit) ist im Gegensatz zu beispielsweise 60% Zimmerluft recht trocken. Hat man die warme Raumluft mit irgendeinem Wassergehalt durch Außenluft von 90%rF und +5°C vollständig ersetzt (Stoßlüftung oder kurzer Durchzug), so erwärmt sich diese Kaltluft im Raum schnell auf beispielsweise 20°C und die relative Luftfeuchtigkeit fällt dann theoretisch 33,5%. Das ist Physik.
Praktisch wird man den Feuchtewert nicht so messen können, Geräte sind ungenau und träge. Zudem nimmt die Luft gleich wieder Dampf auf. Und das ist der Sinn der Sache. Der Dampf soll ja nicht an der Wand kondensieren. In den Außenwandecken von Altbauten beträgt die Oberflächentemperatur oben und unten vielleicht 13°C. Denn: Hat die Luft im Raum 20°C und 60%rF, so beträgt die relative Luftfeuchtigkeit direkt vor der Wandecke bei 13°C (oben und unten) 93,7%!!! Das ist kurz bevor Tauwasser ausfällt. So wie an der hereingeholten Bierflasche. In den Oberflächenporen dürfte es schon zu Tauwasser gekommen sein. Die Pilzsporen machen sich bereit.
Insofern sind die oben in einem Beitrag genannten 60%rF bei 20°C für Altbauten keine Empfehlung für den Dauerzustand sondern eher eine Lüftungsgrenze. 60%rF bei 18°C Raumluft ist schon etwas weniger kritisch.
Wer bei +5°C Kondenswasser an Fensterscheiben hat, muss sich überlegen, was er treibt. Gerade kleine Räume/Zimmer sind problematisch. Mit offenen Zimmertüren in Wohnungen kann man die Feuchtigkeit verteilen, also verdünnen. Wenn in der WG jeder seine Wäsche trocknet und alle zugleich, na ja.... Der Deutsche hat ja Wäschetrockner, wobei die Energie benötigen. Aber besser als ein Raumlufttrockner, der viel mehr verbraucht. Lüften ist kostengünstiger.
Soweit das Prinzip. In der Praxis kommen weitere Einflussfaktoren hinzu.
Von den Faktoren zur Schimmelvermeidung Heizen, Lüften und Möblieren ist Lüften der wichtigste, wobei intensive Dampfproduktion berücksichtigt werden muss. Was man nicht produziert, muss nicht hinausgelüftet werden.
Zum Spielen:
http://www.bastelitis.de/luftfeuchtigkeits-rechner/
Zur Veranschaulichung die App: "Richtig lüften Pro" von Lausitz Software (mit Werbung kostenlos)
https://play.google.com/store/apps/details?id=de.lausitzsoftware.dewpointandroid&hl=de
Sollte man noch wissen: Messwerte von Thermohygrometern sind beim Feuchtewert sehr ungenau.