Lauter Dilemmas, die im Grunde nicht aufzulösen sind.
Persönlich konnte ich bisher aus verschiedensten Blickwinkeln Einsicht ins Radrenngeschehen gewinnen. Als Starter bis hinauf zu Landesverbands-Meisterschaften (und diversen Jedermann Rennen). Als Betreuer bis hinauf zu nationale Meisterschaften und Amateurweltmeisterschaften. Als Sportlicher Leiter im Begleitfahrzeug bis UCI 2.2. Als Landesverbands Kommissär an Ziellinien bis zu Landesverbandsmeisterschaften. Und zu guter Letzt als Veranstalter / Organisator bis hinauf zu Landesmeisterschaften.
Ok, nun einige Beobachtungen / Überlegungen zu hier im Thread aufgeworfenen Punkten.
- Ich kenne das Lastenheft gerichtet an potenzielle Ausrichter eines Bundesligarennens oder einer Deutschen Meisterschaft (als Ausrichter benötigst du selbst dafür bereits ein großes Budget und viele, viele Helfer). Ich kann mir den Umfang eines Lastenheftes für UCI-Straßenweltmeisterschaften vorstellen. Aus den Bildern von Zürich schätze ich, dass die umfangreichen Sicherheitsanforderungen umgesetzt wurden.
- Wie eine Rennstrecke konkret verläuft, hat der Veranstalter nicht alleine im Griff. Dort sprechen viele „Experten“ rein.
- Wenn ein Rennen auseinanderfliegt, sehe ich in der Karawane meine Schützlinge nie alle zusammen und bei schlechtem Wetter sowieso nicht. Ohne Funk werden FahrerInnen ständig verloren. Wenn Funk hat er eine begrenzte Reichweite, es ist normal, dass man im Begleitfahrzeug nichts mehr hört. Darüber hinaus ist weiter Rennen und die anderen FahrerInnen möchten ihre Flaschen oder eine kleine Aufmunterung. Bei dieser Gelegenheit frägt man, wo alle sind, aber dann kommt eben die Antwort, weiß ich nicht. Wenn die Rennleitung bzw. die Polizisten und Motorrad Kommissare (sind i.d.R. über Funk miteinander verbunden) nichts sehen, kommt auch keine Meldung übers Radio.
- Als Veranstalter, der am Ende den Kopf hinhalten muss, möchte ich keinesfalls diese vermeintlichen Sicherheits-Gimmicks. Wenn ich nur an die Autos, Motorräder, besorgte Angehörige denke, die aufgrund von Fehlalarmen auf die Strecke fahren, wird mir angst und bange. Dafür einen Rennabbruch?
- U.a. immer mehr, von den Genehmigungsbehörden vorgebrachte (vermeintliche) Sicherheitsanforderungen, machen das Ausrichten von Straßenradrennen langsam unmöglich. Kleine Anekdote, von manchen Ausrichtern wird nun eine Absicherung gegen „Terroranschläge“ verlangt, also diese Betonklötze überall.
- Es gäbe noch vieles…
Aber überhaupt, wenn ich hier als tatsächlicher Veranstalter mitlese, denke ich, ich bin ein Idiot nächstes Jahr wieder unser Rennen zu verantworten. Mit einem Bein bin ich bereits im Knast. Ich allein kenne drei großartige Radveranstaltungen, bei denen es einen tödlichen Unfall gab und die es nun nicht mehr gibt.