pjotr
Radprofi, gefangen im Körper einer Hobbylusche
Am Col de la Schlucht sah ich einen Rad (-Profi ?) beim Mototraining. Vor ihm fuhr ein Motorroller mit mehreren Ersatzlaufrädern auf einem Spezialgepäckträger, die Beine des Radfahrers glichen den Hinterläufen eines Pferdes. Er fuhr den Col de la Schlucht in Unterlenkerhaltung hoch. Man hatte den Eindruck hier pedaliert einer im Flachen, es sah aus, als ob es keine Schwerkraft gäbe. Auf derselben Strecke waren auch einige Hobbyradler unterwegs. Hier arbeitete die Schwerkraft sichtbar gegen jeden einzelnen Tritt der Hobby- RR-ler, man hatte den Eindruck sie beschleunigten keuchend einen halben Tritt, dann zog sie die Schwerkraft wieder nach unten.
Da Arbeit Kaft mal Weg ist, ist zum Erreichen einer so hohen Leistung (ich unterstelle, dass der Profi den Col de La Schlucht nahezu doppelt so schnell wie der Hobby- RR'ler hochfuhr) trotz einer anzunehmenden höheren Trittfrequenz (aber nicht doppelt so hohen) des Radprofis eine enorme Kraft (-Ausdauer) nötig, um diese Leistung (=Arbeit / Zeit) zu erbringen (und über die gesamte Passlänge aufrechtzuerhalten).
Die Kraft, die jemand abrufen kann wird bekanntlich gemessen über das sogn. 1 Reptition Maximum, also durch einen Test, bei dem es darum geht, eine maximale Kraft für eine bestimmte Übung genau einmal abzurufen!
Aus der Tatsache, dass der Profi ein höheres Drehmoment auf die Kurbel gebracht hat als irgendwelche Hobbyfahrer, kann man nun gerade nicht schließen, dass Kraft ein limitierender Faktor ist, denn die maximale Kraft, das 1 Reptition Maximum, dieses Profis liegt mit Sicherheit sehr, sehr weit über dem, was er an dem Berg abgerufen hat. Beim Radfahren geht es nicht darum, das 1 RM abzurufen, sondern einen kleinen überschaubaren Anteil dieses 1 RM immer und immer wieder abzurufen. Dein Profi fuhr also nicht deswegen schneller den Berg hoch weil er mehr Kraft bzw. ein höheres 1 RM hatte als ein Hobbyradler, sondern weil er eine überschaubare Kraft, die auch ein Hobbyradler aufbringen kann, viel öfter als diese Hobbyradler aufbringen konnte. Er hatte schlicht mehr Ausdauer.