Ich habe für meine Frau über ein halbes Jahr nach einem (sehr) jungen, gebrauchten Emonda in 52 (weil sie das jetzt auch fährt und es passt) und mit mindestens Ultegra Di2 Ausstattung gesucht und mehrere Suchagenten laufen gehabt. Die Preise lagen dabei die ganze Zeit zwischen 4.200 und ca. 6.500 Euro (dann SLR Variante), wobei ein Angebot für 4.300 ein Neurad von einem Händler aus NL war, wo nur die Farbe nicht gepasst hat. Innerhalb der 6-8 Monate habe ich etliche Räder gesehen, die mehrfach eingestellt wurden, teils über den kompletten Zeitraum. Dabei natürlich immer wieder solche Einlagen wie:
-Das Rad hat nur 800 km drauf (gilt nur für den Rahmen) -- oder umgekehrt
-Das Rad hat nur 300 km drauf, ist kein Notverkauf, wird bei Nichtverkauf einfach weiter gefahren (nach 6 Monaten immer noch 300 km Laufleistung..)
-Der Preis gilt wie abgebildet, aber ohne LRS, Sattel, Pedale und Lenker
Je weiter der Herbst voranschritt, desto unattraktiver wurden die gebrauchten Emondas. Am Ende haben wir ein neues Lapierre für 4k (UVP 7k) gekauft.
Und ich selbst habe mich kürzlich nach Probefahrten für ein Cube Cross Race C86XSLT entschieden. Da ich grundsätzlich gern gebrauchte Dinge kaufe, habe ich zunächst bei Kleinanzeigen geschaut, hätte auch ein etwas anderes Modell genommen. Ich hätte das SLT "im sehr guten Zustand" für etwas mehr als 3.000 Euro kaufen können, aber der Händler hat es mir am Black Friday für etwas unter 3.000 neu verkauft. Das sind Welten, wenn man die Gewährleistung und das allgemeine Gebrauchtkaufrisiko mitbedenkt.
Fazit: Die Preisvorstellungen der Gebrauchtverkäufer sind zu hoch, besonders im Moment, aber innerhalb der Saison auch.
Und dann gibt es noch die institutionellen Gebrauchthändler, die anscheinend zu Leasing-Firmen gehören. Dort kann man 3 Jahre alte Leasingrückläufer für 2/3 des UVP erwerben. Schönen Dank auch. Die Bestände sind riesig, das Geschäftsmodell wird sich wohl von selbst erledigen. Die bekommen das Lager wahrscheinlich leer, wenn sie auf 25% des UVP gehen, aber dann werden die Jobbikes weniger attraktiv. Noch ein subjektives Fazit: Es gibt aus Herstellersicht zu viele Bikes in Lägern, Garagen, Fahrradschuppen und Hipsterwohnungen, und diese Fahrräder halten zu lange.