AW: Skoda Velothon Berlin 2009
sehr seltsam mutet die frage der gewinnerin der 120 km an.
einerseits ist da mina günther (startblock b), laut zeit die zweitplatzierte, laut zieleinlauf die erste.
dann ist da arila kaiser (startblock e), laut zeit die erstplatzierte, im zieleinlauf unter ferner liefen.
das reglement sagt: bei den ersten 100 entscheidet der zieleinlauf, bei der siegerehrung wird mina günther als siegerin gekührt. schon gibt´s das theater. arila kaiser stürmt auf die bühne zu, sie sei die erste, unterstützt von ihrer familie wird der arme velothon-mitarbeiter drangsaliert, dass ihm hören und sehen vergeht. nein nein, meint er, es habe alles seine richtigkeit, reglement sei reglement. bei der dame von der presse hat sich höchst wahrscheinlich das selbe schauspiel zugetragen, nur, dass die sich mit dem reglement nicht so auskennt (glaube ich) und in der morgenpost öffentlich bekannt gibt, mina günther sei fälschlicherweise auf platz eins gelandet.
da frage ich mich doch, was in den köpfen mancher menschen vorgeht.
arila kaiser sagt im interview, dass sie von vornherein auf sieg gefahren ist. warum meldet sie sich dann mit einem schnitt für block e an (also schätzungsweise 35 km/h), obwohl ihr klar sein muss, dass sie mindestens 42 fahren muss um aufs podium zu kommen?
es ist natürlich schon eine tolle leistung, in hinteren blöcken zu starten und dann von windschatten zu windschatten zu lutschen, anstatt vorne zu starten, tempo zu machen und zu ackern. eben deshalb gibt es ja die regelung, dass bei den ersten 100 der zieleinlauf entscheidet, nicht die zeit - es ist ja auch ein straßenrennen und kein einzelzeitfahren.
als sechste durchs ziel zu kommen, dann der ersten den gewinn abspenstig zu machen und oben drein noch als fahrerin, die normalerweise in der elite-klasse bei lizenz-rennen startet, bei einer jedermann-verantstaltung zu starten...
ich kenn mich ja nicht so aus bei rennveranstaltungen, aber ist so ein verhalten normal?
es gibt ja einige anzeichen, dass es bei radrennen mit der fairness nicht weit her ist (sieger 120 km männer = a-lizenz fahrer), das hier passt meiner meinung nach gut dazu.
was meint ihr?
Hallo Jasper,
gleich vorweg Deichbezwinger ist = Sven.
da bin ich wirklich völlig anderer Meinung und ich finde es schade, dass Du zunächst das garstig, unsportliche Verhalten der vermeidlich Ersten bemängelt und dann selbst Dinge schreibst, die mindest ebenso garstig sind.
Vorweg, Minas Leistung ist großartig und ich habe mich für Sie sehr darüber gefreut (und ich halte Mina auch für ein großes Radsporttalent). Aber eines ist sicher, von Gruppe E oder weiter hinten wäre, das ohne jahrelange Erfahrung und Training, niemals möglich gewesen. Denn, da verdrehst du Tatsachen, man lutscht sich nicht von Windschatten zu Windschatten nach vorn, im Gegenteil. Von hinten kommen heißt ackern, ackern, ackern und so gut wie nie Mitstreiter zu haben, die das Tempo mitgehen. Es heißt, viel mehr Gefahrensituationen zu begegnen und sich nie ausruhen zu können und ständig auf radelnde Hindernisse zu treffen, die Zeit kosten. Und wenn du dann endlich vorn bist, hast anders als die, die die ganze Zeit vorn gefahren sind eben nicht mehr die Körner für Zielsprints. Wer ein, zwei oder drei Startblöcke gut macht, ist aus meiner Sicht ein Tier. Da ist es vorn wesentlich gemütlicher und sicherer. (ich fand es dieses Jahr vorn wesentlich lockerer als letztes Jahr aus B ganz hinten).
Die Einordnung nach Startblöcken erfolgt aus Sicherheitsgründen nach Leistungsgruppen. Aber, wenn Du Dich zu spät anmeldest und/oder es kein Vorjahresergebnis gibt stehst du halt hinten (in HH zählt z.B. nur das Vorjahresergebnis). Wenn man aber ambitioniert ist und das Zeug hat, eine der besten Zeiten zu fahren, der Startplatz aber ausschlaggebend ist ob man das umsetzen kann, dann finde ich persönlich das Reglement doof. Denn ich zahle ja mit meinem Startgeld auch die Preise für das Podium und möchte auch Chance haben in deren Genuss zu kommen (so hätte Armstrong, der ja nur wenige Etappen wirklich gewonnen hat, auch nie die Tour gewonnen. Zum Glück auch dort zählt die Zeit, was sonst?) Ich bin ein Anhänger der Wertung nach Zeit, denn aus Block A zu gewinnen ist einfacher, als aus B aus C aus D ....Wer öfters bei solchen Events mitfährt, weiß das.
Mir ist jedenfalls nicht gelungen, die 2 Minuten auf die Siegergruppe noch einzufahren (das war ungefähr der Startabstand zwischen Block A und B) Nach Deiner Theorie hätte ich mich doch noch nach vorn lutschen können durch die Windlücke von zwei Minuten.
Nur so als Beispiel, wo ich gern zugeben, da war einer ne Klasse besser als ich . Nein, es geht nicht um einen der Sieger, sondern um Platz 68 (nach Zeit irgendwo unter den ersten zehn) Ein Bekannter von mir aus Cuxhaven (leider habe ich ihn nicht getroffen). Gestartet, wie ich in Block B. Die Siegerzeit aus der offiziellen Liste 02:45:47 , seine Zeit 02:43:00. Fast drei Minuten besser!!! und 4:09 Minuten besser als meine 2:47:09, da kann ich nur sagen Hammer. Zumal er sich scheinbar nach vor lutschen konnte, wie nur frage ich mich?
Und wo ist das Problem, das es eine Schnellere gab , deren Leitung, Elite Fahrerin hin oder her, aus meiner Sicht ebenfalls ganz bemerkenswert ist? (und Mina selbst hat es ja, echte Größe zeigend, in der Rennradliste auch so geschrieben) Schmälert das irgendwie die Tatsache, dass Mina galaktisch gefahren ist und zudem die zweitbeste Zeit erlangt hat (insbesondere, wenn man bedenkt, dass sie erst zwei Jahre dabei ist)? Ich finde nein.
Das unsportliche Verhalten der "Siegerin" in ihrer Enttäuschung über das Reglement (mir wäre es vermutlich auch so gegangen) ist eine ganz andere Sache , dass finde ich nicht begrüßenswert aber verständlich.
Gruß Sven