Eigentlich ist die ganze Diskussion (wieder einmal) ziemlich nutzlos. Doping ist gesellschaftlich geächtet. Punkt und basta, das ist so. Und entweder wird Doping auch im und durch den organisierten Radsport geächtet oder der organisierte Radsport wird aufhören zu existieren, jedenfalls hier in diesem Land. Auch dazu: Punkt, keine Diskussion, wer darüber diskutieren will, hat nichts begriffen und - vor allem - hat keine Zukunft im Sport. Dass die Doping-Freunde und Doping-Verharmloser im Radsport das nicht einsehen wollen, sondern lieber Verschwörungstheorien anhängen ("die bösen Medien", "im Fußball ist doch alles viel schlimmer"), lässt bei mir ganz erhebliche Zweifel daran aufkommen, ob es für den organisierten Radsport nicht vielleicht schon deutlich zu spät ist, um noch auf einen zukunftsfähigen Weg kommen zu können.
Ich kann hier nur für mich sprechen:
Es geht mir nicht um irgendwelche Verschwörungstheorien oder um Verharmlosung. Was mich stört ist die Verlogenheit mit der (nicht nur) in den Medien mit dem Thema Doping umgegangen wird, und wie sehr dort oft mit zweierlei Maß gemessen wird.
Doping ist gesellschaftlich geächtet und das ist auch gut so. Aber man muss auch ganz klar sehen: so lange es Profisport und Wettkämpfe gibt, bei denen um mehr als nur die Ehre gekämpft wird, wird es auch Leute geben die versuchen zu bescheißen.
Das ist zwar traurig aber ebenso Fakt wie die Ächtung von Doping.
Ich denke der Radsport ist hier mittlerweile zumindest auf dem richtigen Weg. Ob die Maßnahmen schon ausreichen vermag ich nicht zu beurteilen (möchte ich auch gar nicht), die grobe Marschrichtung (Blutpass, hohe Zahl von Trainingskontrollen, Aufbewahrung von Proben und Nachtests wenn Verbesserte Nachweismöglichkeiten vorliegen, etc.) ist jedoch meiner Ansicht nach richtig. Auch der Führungswechsel an der UCI Spitze ist denke ich ein richtiges Signal.
Was mich stört ist das wegsehen, und nicht wahrhaben wollen in vielen anderen Sportarten. Wenn ich beispielsweise die Aussagen von einigen Fußballfunktionären höre, dass Doping im Fußball nichts bringen würde, kann ich gar nicht so viel Essen wie ich kotzen möchte. (aber Fußballfunktionäre sind eh ein eigenes Thema
) Klar kann man sich Ballgefühl und Kombinationsgeschick nicht erdopen. Aber es macht durchaus einen Unterschied ob man 90 min voll durchspielen kann, oder ob man nach 70 min platt ist.
Auch jetzt bei Olympia wieder:
- Oh ein Dopingfall im deutschen Olympiateam, wie konnte das passieren...
- Das war nie im Leben Absicht.
- Die würde das nie tun
- etc., etc.
Hätte der Dopingfall einen Radsportler betroffen, wäre in den Medien kurzer Prozess gemacht worden.
Wie hoch die Dopingquoten in anderen Sportarten sind vermag ich nicht zu sagen, aber es gibt vielleicht eine Handvoll Sportarten wo Doping gar nichts bringt. Selbst aus dem Billard sind positive Dopingtests bekannt. Schach könnte ich mir vorstellen, das Doping da wirklich nichts bringt, aber sicher bin ich mir auch da nicht. Und so lange das so ist, soll man alle Sportarten auch im Thema Doping gleichbehandeln, und nicht die Radfahrer als die Ausgeburt des Bösen hinstellen.