Danke für die Erklärung Pjotr. Der reduzierte Wirkungsgrad im Wiegetritt passt dann ja zu Ergebnissen anderer Studien.
Allerdings ergibt sich für mich dann wieder das nächste Verständnisproblem. Im ersten Labortest mit Dr Zeller von PA wurde über ein Standardprotokoll eine Vo2max von ~73-74ml/kg/min ermittelt. Das ist sehr viel, aber nicht genug für eine Schwellenleistung im Bereich knapp unter 6wkg. Jetzt haben sie dazu noch festgestellt, dass ihr Fahrstil deutlich ineffizienter ist. Demnach müsste ihre Vo2max ja nochmal höher sein, um den schlechteren Wirkungsgrad auszugleichen. Da entsteht doch ein großes Gap. Wo kommt der "Treibstoff" für diese Leistung her?
Und dann ist man an dem Punkt auf den sich auch Zwift in ihrer Argumentation bezieht: derart hohe Vo2max Werte haben Frauen bisher nicht erreicht. Das ist ja nicht frauenfeindlich, sondern entspricht dem Stand der Wissenschaft.
Die Vo2max als Marker bzw Limiter für die Leistungsfähigkeit spielt bei dem ganzen Thema eine entscheidende Rolle und das Statement vom BDR lässt diesen Punkt leider offen.
Es ist die Rede von einem metabolischen Profil. Aber wie sieht das aus? Haben sie jetzt 90ml/kg/min oder zumindest deutlich mehr als die 74er Vo2max gemessen? Welche Rolle soll die Vlamax spielen?
Wo kommen die 74 ml/kg/min. her? (aha wohl aus dem Podcast!)
Diese Angabe könnte in Bezug auf den in dem BDR-Statement genannten spezifischen Sauerstoffverbauch durchaus passen. Es gibt allerdings ein anderes Problem, darauf komm ich gleich.
Im BDR-Text ist von einem "Sauerstoffverbrauch pro Watt in Höhe von 9,68 ml in stehender Position" die Rede. Mutmaßlich fehlt hier noch eine Angabe, nämlich die Zeitdimension, also über welchen Zeitraum wurden diese 9,68ml Sauerstoff verstoffwechselt? Naheliegend ist, dass das über eine Minute war, weil die Bezugsbasis Minute auch ansonsten zur Beschreibung des submaximalen und maximalen Sauerstoffverbrauchs herangezogen wird. Ich nehme also an, dass die korrekte Angabe 9,68ml/min. lautet.
Wir wissen, dass die Sportlerin ca. 55 Kg wiegt (aus der Angabe, dass 341 Watt/6,2 Watt Kg entsprechen) Aus den bekannten Daten können wir ihren Sauerstoffverbrauch bei 341 Watt ermitteln.
341 Watt * 9,68 ml/min = 3300,88 ml/min. bzw. 3,3 l/min. Bezogen auf das Gewicht von 55 Kg sind das rund 60 ml/min./Kg bzw. 81% der von Dir angegebenen VO2max von 74 ml/kg/min.
Aus meiner Sicht ist hier noch alles im grünen Bereich.
Problematisch wird es, wenn man die 9,68 ml genauer anschaut. Wie dargelegt entsprechen 9,68 ml/min./Watt bei 341 Watt rund 3,3 l/min. Nimmt man die üblichen Angaben zum Energieumsatz je Liter Sauerstoff bei mitteleuropäischer Kost, so soll dieser bei 20,2 Kj je L. Liegen. Aus den 3,3L/min ergibt sich somit ein Bruttoenergieumsatz von 66,67 Kj/min.
An der Kurbel werden dabei 341 Watt aufgebracht. 341 Watt sind bekanntlich 341 J/s, pro Minute werden also an der Kurbel 341*60/1000 = 20,46 KJ aufgebracht. Diese 20,46 Kj ins Verhältnis gesetzt zu den 66,67 Kj Bruttoenergieaufwand ergeben einen Wirkungsgrad von 30% und zwar stehend - sitzend müsste der Wirkungsgrad noch höher sein. Das liegt so weit ich das sehe oberhalb von dem, was sonst als Wirkungsgrad angegeben wird.
Das Problem ist hier also - soweit ich das sehe - nicht die VO2max, sondern die Effizienz der Sportlerin. Das ist aber für sich genommen natürlich kein Argument, Sportler zu sperren.
Ich kann außerdem nicht ausschließen, dass ich die BDR-Angaben falsch interpretiere (oder mich auch ganz schlicht verrechnet habe).
Die Diskussion unterstreicht in jedem Fall, dass die BDR-Veröffentlichung unglücklich formuliert und anfällig für Mißverständnisse ist. Das hätte man im Interesse der Sportlerin besser darstellen müssen