Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte
26.12.2017
Und so begab es sich das die Klassikerfee am zweiten Weihnachtstage mit ihrem treuen Stahlross Bloody Mary die beschwerliche Reise gen Burghügel Mark antrat. Hier traf sie auf die beiden Pedalritter Spike und Patate.
Leider war die Zugbrücke zum Burghügel hochgeklappt und man verwehrte der tapferen Fee den Zutritt. Also schlug sie ihr Lager vor der Burg auf und wartete auf ihre Begleiter. So oder so ähnlich würde meine Geschichte beginnen, wenn es wirklich eine Weihnachtsgeschichte wäre. Aber da es nur eine ganz normale Radtour am zweiten Weihnachtstag war, wartete ich einfach vor dem Hügel in Hamm auf Spike und Patate. 43 km hatte ich bis dort hin bereits auf dem Tacho. Es war größtenteils bewölkt, aber ab und zu blitzte die Sonne bei 5 bis 6 Grad durch die Wolken. Nachdem meine Begleiter eingetroffen waren passierten wir zunächst den Maximilianpark nördlich. Weiter fuhren wir zum Datteln-Hamm-Kanal, den wir bei Uentrop erreichten.
Dann machten wir scheinbar einen großen Sprung und befanden uns plötzlich in Indien. In Wahrheit befindet sich der bunte Hindu Tempel aber mitten im Industriegebiet von Uentrop.
Und ein Stück weiter das waren auch keine indischen Reisfelder sondern ein überschwemmter Acker.
Daneben befand sich dann auch direkt das Kraftwerk. Wir verließen den Kanal und fuhren Richtung Welver.
Dort in der Nähe passierten wir die Burg Vellinghausen aus dem Jahre 1300. In der Nähe fand im siebenjährigen Krieg 1761 die Schlacht bei Vellinghausen statt. Gefährliche Zeiten also. Für uns wurde es aber nicht gefährlich, da auf den Straßen nicht viel Verkehr war.
Dafür machten wir dann aber eine gemütliche Pause in einem Unterstand mit Blick auf die Lippeauen. Von hier kann man auch schön Vögel beobachten. Während wir unsere Bütterken verspeisten entdeckten wir Enten, Reiher, Perlhühner und ein paar Kanadagänse, die hier vor sich hin dösten oder im Vogelgespräch vertieft waren. Eine schöne friedliche Szene, passend zum Anlass.
Nach der Pause fuhren wir weiter und erreichten bald die Museumsbahn in Heintrop. Die Strecke lag im Winterschlaf, bot aber einen ganz netten Anblick und erinnerte an frühere Zeiten wo Bahnen noch wichtige Transportmittel waren. Leider wurden diese dann gerade in ländlichen Regionen von Autos und LKW ersetzt.
Auf diesem Güterbahnhof wurden schon lange keine Güter mehr umgeschlagen. Nur ein Eisenbahnverein hielt die Erinnerung an vergangene Zeiten immer noch wach. Wir überquerten die Lippe und kamen durch Lippborg. Weiter östlich erreichten wir dann Kesseler. Unser Weg führte nun zunächst nach Süden vorbei an der Kesseler Mühle und wieder über die Lippe. Kurz vor Niederbauer ging es dann westwärts.
Dieser Baum hatte sich Weihnachten sicher auch anders vorgestellt. Wer steht schon gerne die ganze Zeit im Wasser. Aber durch die vielen Regenfälle, war an vielen Orten Land unter. Keine weißen Weihnachten, sondern ziemlich feuchte Weihnachten.
Wir erreichten schließlich Hultrop. Bei Spike machte sich hinten leider ein schleichender Plattfuß bemerkbar. Also war immer mal wieder etwas Luft pumpen angesagt. Da wir wieder an dem alten Bahnhof Heintrop vorbei kamen, setzten wir uns dort auf eine Holzbank und Spike ersetzte den alten
Schlauch gegen einen neuen. Ein Flicken hatte sich gelöst. Ich nutzte die Pause für einen kleinen Imbiss. Immer gut wenn man etwas dabei hat. Dann ging es weiter.
Mitten auf einem Feld dann zwei alte Brückenköpfe. Anscheinend ist das Errichten von sinnlosen Bauwerken keine Erfindung der letzten Jahre. Wie sich herausstellte waren die Bauten Teil einer bereits in den 20er Jahren geplanten und Ende der 30er Jahre angefangenen Autobahn (die Strecke 77) zwischen Hamm und Kassel. Nach dem Krieg entschied man sich dann für einen anderen Trassenverlauf (die heutige A 44) und ließ einige der bereits errichteten Teile einfach auf dem Acker stehen.
Kurz vor Vellinghausen stießen wir dann auf ein Denkmal eines noch viel älteren Krieges. In der Schlacht von Vellinghausen 1761 standen sich Franzosen und Deutsche/Engländer gegenüber. Zum Glück sind solche Zeiten vorbei und ich konnte mir ein „Vive la France“ an diesem Ort nicht verkneifen. Damals hätte dieser Ruf bei den Deutschen sicher keine Begeisterung hervorgerufen. Aber aus Hass ist noch nie etwas Gutes erwachsen. Und so parkte ich mein Meral vor dem Denkmal. Für mich sind solche Denkmäler ein Monument gegen den Krieg.
Der Stahl dieser Kanone wäre sicher im Fahrradbau besser verwendet worden. Rad fahren verbindet und spaltet nicht wie Waffen. Nachdenklich fuhr ich weiter.
Nach Vellinghausen fuhren wir weiter nach Eilmsen, überquerten die A 2 und passierten Osttünnen. Es wurde langsam dunkel und ich verabschiedete mich von meinen Mitfahrern. Während sie weiter Richtung Hamm fuhren, zweigte mein Weg nach Rhynern ab und führte vorbei an Bönen nach Unna. Über Massen und Wickede erreichte ich Dortmund. Hier folgte ich der Bahntrasse Richtung City, bevor ich nach Süden zurück nach Hörde fuhr. Gegen 21 Uhr traf ich zu Hause ein.
Die Tour war lang und sehr schön. Auf den unbefestigten Bahntrassen die ich auf dem Hinweg fuhr, war es noch sehr matschig. Entsprechend sahen Bloody Mary und ich hinterher aus. Zumal sie vorne aus Platzgründen kein Schutzblech hat.
Knapp 139 km kamen am Weihnachtstag zusammen. Ein bisschen groggy war ich schon. Ungewohnt war der
Sattel und der Trainingslenker. Beide sind nicht wirklich für lange Strecken geeignet. Aber Bloody Mary soll ja in Zukunft überwiegend als Stadtrad eingesetzt werden.