Land über
12.02.2017
Land unter ist ja durchaus vor allem im Norden bekannt. Bei Sturmflut wird das Land, welches nicht ausreichend eingedeicht ist, überspült. Im Sauerland gibt es dazu im Gegensatz aber auch Land über, wenn Land welches eigentlich mittlerweile unter Wasser liegt, wieder zum Vorschein kommt. Meistens passiert das dann, wenn eine der zahlreichen Talsperren Wasser ablässt. Dann tauchen angeblich sogar wieder alte Dörfer aus den Fluten auf. Was das Ganze mit dem 6. Lauf zur WWBT des RSV Hansa Soest zu tun hat? Einiges, wie später zu sehen sein wird.
Aber zunächst machte ich mich Sonntag Morgens auf den Weg nach Möhnesee-Günne. Das Wetter war ganz passabel, nicht ganz kalt und vor allem trocken. Wie in letzter Zeit meistens, war ich etwas spät dran, als ich mich kurz nach 10 in eine der Schlangen zur Anmeldung stellte. Die Unmutsäußerungen einiger Teilnehmer konnte ich nicht verstehen. Sind wir Heute so ungeduldig das wir nicht mal in einer Schlange etwas warten können, wenn so viele auf einmal zu den Tischen drängen? Dachte die Leute wären Staus mittlerweile gewöhnt.
Um 20 nach 10 Uhr machte ich mich dann auf die Strecke. Es ging zunächst ein kurzes Stück entlang der Straße Richtung Niederense, bevor es auf einen Feldweg in die Hügel rechts der Straße ging. Eine erste längere Steigung zum warm fahren begann, die aber noch harmlos war.
Wir passierten den Rand von Niederense und hielten uns in einem Rechtsbogen nach Höingen. Bei Moosfelde konnte man dann entweder über Straße oder über einen Trail zur ersten Kontrolle fahren. Ich entschied mich für den Trail mit einer kurzen aber sehr steilen Abfahrt. Nur nicht
bremsen war die Devise. An der Kontrolle ließ ich nur die Karte stempeln und fuhr dann direkt weiter. Über die Straße ging es noch ein Stück, bevor die Strecke rechts wieder in den Wald führte. Was zunächst noch harmlos begann, entpuppte sich nach und nach als das steilste Stück der ganzen Route. Es wurde immer steiler. Dann kamen die ersten Schilder mit Sprüchen. Ich fiel vor Lachen fast vom Rad.
Mir wurde es auch zu steil und ich schob.
Bewundernswert das es einige tatsächlich fahrend bis oben schafften.
Die Sprüche waren einfach Klasse und ein beliebtes Fotomotiv. Mit Humor geht manches besser. Danach führte der Waldweg moderater bergauf. Dann eine schnelle Abfahrt und ein kleiner Schock. An einer Stelle lag ein verletzter Teilnehmer, um den sich schon gekümmert wurde. Harald und Jupp zwei Bekannte aus Moers schirmten die Unfallstelle ab, in der sich ein mitfahrender Arzt bereits um den Verletzten bemühte. Wie ich von Harald erfuhr war er wohl bei der Abfahrt über einen Stein gestürzt. Was sich zunächst als sehr bedrohlich darstellte, erwies sich im Nachhinein noch als relativ glimpflich. Der Verletzte ist wohl mittlerweile aus dem Krankenhaus raus, hat aber natürlich aufgrund von Prellungen noch Schmerzen. Mit einem unguten Gefühl fuhr ich vorsichtig weiter und kam zur zweiten Kontrolle mitten im Wald. Das war aber eine reine Stempelkontrolle ohne Verpflegung. Obwohl man das Häuschen direkt daneben mit etwas Farbe sicher zu einem kleinen Gasthaus umbauen könnte. Nur mal so als Idee.
Kurz danach erreichten wir dann den Möhnesee. Und hier komme ich zum Titel zurück. Irgendwie kam mir der See sehr wasserarm vor. Da war ganz schön viel Ufer zu sehen. Ungewohnt viel Land über. Bauprojekte würde ich trotzdem dort nicht planen. Vielleicht heißt es bald wieder Land unter.
Der Seeweg führte dann vorbei am Jagdschloss Sankt Meinolf zur letzten Kontrolle. Hier gönnte ich mir eine Waffel und etwas Gemüsebrühe.
Dann die schwere Entscheidung. Die flachere 49 km Route am See, überwiegend entlang der Straße, oder die 47 km Route mit über 100 Höhenmeter mehr, aber dafür deutlich autofreier. Dieses Mal entschied ich mich für die Höhenmeter und fuhr die 47 km.
Also ab aufs Rad und durch den Wald wieder bergauf kurbeln. Schließlich erreichte ich das Ufer und über eine Brücke querte ich die Möhne.
Noch mal ein Blick auf viel Land und weniger Wasser als gewohnt.
Während die 49 km Strecke nun weiter am See entlang führte, durfte ich wieder in die Hügel die nächste Steigung erklimmen. Und was soll ich sagen, langsam machte das wieder Spaß. Anscheinend wurde ich doch langsam fit. Und es wurde noch einmal richtig steil. Dieses Mal fehlten die Sprüche und ich blieb im
Sattel sitzen. Dann ein Höhenweg am Rande des Waldes. Noch ein allerletztes Mal ein Blick auf die Möhne, bevor ich mich talabwärts die letzten Kilometer Richtung Günne stürzte.
Nach ca. 3 Stunden Fahrzeit und 47 km war ich wieder im Ziel. Ein wenig den Schlamm von den Klamotten klopfen und abmelden.
Dann traf ich Harald und Jupp und wir quatschten. Als ich gerade nach Hause wollte, entdeckte ich Ralf, der gerade zurück kam. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen und kamen ebenfalls ins quatschen. Schließlich kehrte man uns lange nach Veranstaltungsende quasi mit dem ganzen Staub aus dem Vereinshaus. Draußen wurde dann weiter gequatscht, bis uns langsam kalt wurde. Ralf verabschiedete sich und ich unterhielt mich noch mit jemandem aus dem Verein über alte Zeiten. Als ich endlich zum Auto fuhr, war es schon später Nachmittag. Im Dunkeln kam ich dann nach Hause. Mir war kalt.
Die Veranstaltung war super, die Strecke auch. Hat echt wieder Spaß gemacht. 723 Teilnehmer waren auf den verschiedenen Strecken unterwegs. Über 700 Höhenmeter habe ich auf den 47 km erklommen. Nächsten Sonntag geht es dann zum 8. Lauf nach Neuenrade, wieder ins Sauerland.