BRT 2017 in Hannover, Teil 2
26.07. - 27.07.2017
Mittwoch 26.07.2017
Es hatte die ganze Nacht geregnet. Auch Morgens regnete es immer wieder leicht, sollte aber ab Mittags aufhören. So machte ich mich am frühen Morgen auf dem Weg zum Start um zu schauen ob die Veranstaltung weiter ging. Als ich am Startplatz ankam bekam ich die Info das möglicherweise um 10 Uhr gestartet werden konnte. Die Organisatoren hatten sich die Nacht um die Ohren geschlagen um die Strecke an die Bedingungen anzupassen. Das Hochwasser war noch schlimmer geworden da jetzt auch Wassermassen aus dem Harz dazu kamen. Morgens hatte man Helfer ausgeschickt um die Strecke zu inspizieren und neu auszuschildern. Man gab sich also alle Mühe um das Treffen nicht abbrechen zu müssen. Ich suchte derweil die Kantine auf um zu frühstücken. Während ich etwas trübsinnig da saß und Kaffee und Brötchen genoss, setzte sich plötzlich Ralf aus Gelsenkirchen mir gegenüber. Da war ich echt baff. Er war mit seinem Vater für einen Tag hergekommen um mitzufahren. Sein Vater fuhr die kurze Strecke und er wollte mit mir die 150er RTF fahren. Nach dem Frühstück kam dann die Nachricht das um 10 Uhr gestartet wurde. Es ging also weiter. Vielen Dank an die Orga und die vielen Helfer für ihren unermüdlichen Einsatz.
Kurz nach 10 Uhr starteten Ralf und ich. Es regnete leicht, aber es bestand Aussicht auf Besserung. Zum ersten Mal wurde auch eine 150er Strecke beim BRT angeboten und die wollten wir natürlich unter die Räder nehmen. Ralf mit dem Koga Miyata und ich mit meinem Peugeot.
Alles wirkte irgendwie trüb, was definitiv am Wetter lag. Aber in meinem Herzen schien die Sonne, denn ich fuhr Rad. Ich war so froh das es weiter ging.
Die Landschaft war weit und es herrschte wenig Verkehr. Dann tauchte am Horizont eine Halde auf. Fast wie bei uns im Ruhrgebiet. Die Strecke führte dieses Mal Richtung Nord-Ost zwischen Celle und Gifhorn hindurch. Wir erreichten die erste Kontrolle und schauten in gut gelaunte Gesichter. Alle waren anscheinend froh das es weiter ging, auch die Helfer, die sehr viel Freizeit opferten. Der Regen ließ dann auch nach und hörte ganz auf.
Nach der ersten Kontrolle ging es weiter. Dieses Mal tauchte ein alter Förderturm am Horizont auf. Ganz wie zu Hause. Ich fühlte mich wohl.
Auf dem Weg zur 2. Kontrolle ereilte Ralf dann ein Plattfuß hinten. Wir hielten an und er behob das Malheur. Leider fand er den Verursacher nicht.
Dafür warf sich mein Peugeot für ein Foto in Pose.
Wir waren gerade fertig da kam die Gruppe mit Harald, Franz, Stefan, Richard und ein paar Anderen. Wir schlossen uns an und erreichten gemeinsam die 2. Kontrolle. Hier zog ich die Regenjacke endlich aus. Es war mittlerweile auch wärmer geworden und blieb trocken.
Die Flüsse die wir überquerten quollen vor Wasser geradezu über.
An der 3. Kontrolle machten wir kurz Pause und dann ging es auf die 150er Schleife. Hier war es absolut flach, dafür machte uns der Gegenwind zu schaffen.Einer der jüngeren Mitfahrer zog das Tempo noch einmal an auf einen 30er Schnitt und ich hatte Mühe zu folgen. Schließlich ließ ich die Gruppe ziehen um nicht zu viel Kraft zu verschwenden. Harald versuchte mich wieder ran zufahren, aber ich schaffte es nicht. Da es nur noch 10 km bis zur Kontrolle waren blieb er netterweise bei mir. Hier trafen wir die Anderen und fuhren gemeinsam los. Ralf und ich fuhren etwa in der Mitte der Gruppe als Ralf, der links von mir fuhr, wieder einen Platten bekam. Er wusste nicht wie er sich verhalten sollte und wurde langsamer. Ich rief ihm zu rechts ran zu fahren, da die Fahrer hinter uns natürlich behindert wurden. Als Ralf nicht reagierte rief ich lauter und rollte schließlich an den Fahrbahnrand. Ich dirigierte ihn zu einer geeigneten Stelle und wir stoppten. Ralf hatte keine Erfahrung im Gruppenfahren und kannte daher das richtige Verhalten nicht, wenn man ein Problem bekam. Die Gruppe fuhr weiter, da man vorne nichts mitbekommen hatte. Dieses Mal schaute ich mir den Mantel selber an und zog drei Splitter raus. Nach der Reparatur fuhren wir weiter, aber Ralf gab so Gas das ich auf Dauer nicht mithalten konnte. Ich ließ ihn ziehen und fuhr meistens alleine weiter.
Auch Windmühlen gab es in Burgdorf. Fast wie im Münsterland oder in Holland. Kurz nach Ralf erreichte ich dann die 5. Kontrolle.
Nach der Kontrolle musste ich Ralf wieder ziehen lassen. So fuhr ich alleine, wurde ab und zu überholt, oder überholte selber. Aber keine Gruppe die mein Tempo fuhr. Also Verhältnisse wie oft beim Brevet.
Die Hindenburgschleuse in Anderten erinnerte mich dann wieder ans Ruhrgebiet und seine Kanäle. Nur das der Mittellandkanal nicht durchs Ruhrgebiet führte. Ich fuhr mittlerweile etwas langsamer, lag aber immer noch gut in der Zeit. Auf dem Weg nach Hannover verfuhr ich mich noch etwas am Maschsee weil ich ein Schild übersehen hatte, fand aber aufgrund meiner mittlerweile erworbenen Ortskenntnis zurück zum Ziel.
Die kleine Ihme neben dem Startort hatte mittlerweile die Gestalt eines reißenden Flusses angenommen. Wo wir am Montag noch auf dem Radweg entlang der Ihme fuhren, stünde uns nun das Wasser bis zum Knie.
Ich meldete mich ab und suchte die Kantine auf. Das Essen hatte ich mir redlich verdient. 150 km und 340 Höhenmeter fuhr ich immerhin mit einem Schnitt von knapp 26 km/h. Ralf traf ich auch noch. Er fand die Landschaft etwas langweilig, was ich nicht so empfand. Aber ich mag halt auch weite Landschaften. Vielleicht lag es daran das ich auch oft die kleinen Dinge am Wegesrand sah und mich an ihnen erfreute. Jede Blume, jedes nette Haus erregte mein Interesse. Es hatte auch Vorteile wenn man nicht ganz so schnell war. Unter den gegebenen Umständen hatten die Organisatoren wirklich alles gegeben um uns eine schöne RTF zu bieten. Und die Verpflegung war wieder aller erste Sahne. Chapeau!
Donnerstag 27.07.2017
Am Donnerstag schien alles wieder fast normal, obwohl dann erst der Höchststand des Hochwassers erwartet wurde. Aber inzwischen hatte die Orga Routine im Improvisieren bekommen. Die Strecke musste wieder geändert werden. Es gab eine neue Schleife für die 112er Strecke. Dieses Mal ging es genau nach Süden. Am Start war kurz vor 9 Uhr schon viel los. Nach dem Frühstück reihte ich mich mit Harald und den Anderen dort ein.
Dann ging es zunächst am Maschsee entlang. Harald war mit seinem Giraffentrikot nicht zu übersehen. Es sah aus als kaute die Giraffe auf der Luftpumpe in der Trikottasche.
Schnell hatte sich eine kleine Gruppe gebildet. Es war zwar sehr bewölkt, blieb aber trocken.
Wir machten Tempo auf der zunächst sehr flachen Strecke. Eine typische Rollerstrecke.
Die Gruppe wuchs noch etwas. Und am Horizont konnte man schon ahnen das es nicht so flach blieb.
Dann erreichten wir den Marienberg. Die Steigung zum Schloss Marienburg hoch fuhr ich mein Tempo. Einige aus der Gruppe waren schneller, einige langsamer. Oben bog ich dann noch kurz zum Schloss ab und ließ die Gruppe ziehen. Danach ging es in rasanter Fahrt wieder den Berg runter und ich setzte meine Fahrt über jetzt welliges Terrain fort.
Aber genau diese Wellen lagen mir mittlerweile. Nicht zu steil und nicht zu lang, verlor ich hier gegenüber früher keine Zeit mehr.
Auch der Gegenwind piesackte mich nicht wirklich. Kopf runter und stoisch weiter kurbeln war hier mein Rezept, das wirkte.
So erreichte ich die erste Kontrolle nach etwa 40 km. Nachdem ich mich versorgt hatte fuhr ich weiter. Immer wieder holte ich die Gruppe mit Harald und Franz ein und wir fuhren zusammen. Die zweite Kontrolle kam nach nur 11 km. Das hing damit zusammen das die erste Kontrolle aufgrund des Hochwassers geändert werden musste. Dadurch stimmten die Abstände halt nicht mehr. Aber was machte das schon? Beide Kontrollen sollte ich auf der 112er Schleife noch wieder sehen. Wir machten uns nun auf die Schleife, die noch einmal über den Marienberg führen sollte. Die Sonne versuchte während dessen ihr Bestes um durch die Wolken zu dringen, aber scheiterte leider auf Dauer. Dafür wurde es drückender.
Statt ein zweites Mal über den Marienberg zu fahren, fuhr meine Gruppe drum herum. Ich gab mir die Steigung jedoch ein zweites Mal. Irgendwie hatte ich Lust darauf. Es lief aber auch ganz gut und dann machte so eine Steigung Spaß. So war ich wieder mal alleine unterwegs bis zur nächsten Kontrolle. Ein paar Fahrer überholte ich auf der Strecke, teilweise sogar berghoch. So ein Erlebnis hatte ich auch nicht all zu oft.
An der ersten/dritten Kontrolle traf ich dann Gabi und Günter. Günter blieb bei seiner Frau, da sie bereits viel Kraft am Marienberg gelassen hatte. Auch die 70er Strecke führte zumindest einmal über den Berg. Harald und die Anderen waren gerade gestartet als ich die Kontrolle erreicht hatte. Und so beeilte ich mich zur nächsten Kontrolle zu kommen. Dort traf ich dann die ganze Gruppe wieder.
Gemeinsam fuhren wir die letzten Kilometer ins Ziel. Vorher machte ich in einem kleinen Ort noch schnell einen Abstecher, als ich im Augenwinkel einen ungewöhnlichen Zaun wahrnahm. Ein Zaun aus alten Fahrrädern sah man auch nicht jeden Tag. Das gefiel mir und es zeigte das hier anscheinend Leute wohnten die genau so gerne Rad fuhren. Eine tolle Idee.
Flott hatte ich die Gruppe wieder ein und es ging gemeinsam ins Ziel. 113 km und 470 Höhenmeter fuhr ich mit einem Schnitt von 25 km/h. Das bestätigte meine Wahrnehmung das ich mich recht fit fühlte an diesem Donnerstag. Die Route war schön und fahrerisch durchaus etwas anspruchsvoller als am Vortag. Zweimal über den Marienberg war für mich ein Genuss, den ich gerne wiederholte. Es passte irgendwie alles. Den Tag über blieb es trocken, was wollte man mehr. Eine schöne RTF ging mit einem Essen in der Kantine zu Ende. Zwei Tage noch, nur noch zwei RTF warteten auf uns. So eine Woche ging schnell rum.