Dann versuch ich mal zusammenzufassen: Du treibst seit eineinhalb Jahren Sport, seit diesem Jahr Radsport. Du hast eine medikamentös eingestellte Bluthochdruckerkrankung. Nächstes Jahr möchtest Du in Bimbach mitfahren und zwar mit Spaß, und Spaß macht Dir schnelles Fahren. Du trainierst allein.
Du hast viel vor, das weißt Du auch.
Und deshalb willst Du jetzt alles richtig machen. Bei sowas erwischt's einen gern aus einer Ecke, aus der man's nicht erwartet. Selbst gerade erlebt...
Also ein paar Anregungen zum Weiterdenken;
- zu der Blutdrucksache kann ich gar nichts sagen. Ob es da eine Wechselwirkung mit einer erheblichen Ausdauerbelastung gibt, klärst Du bitte UNBEDINGT mit Deinem Kardiologen ab.
- Setz realistische Prioritäten. Im zweiten Radsportjahr in Bimbach DURCHZUKOMMEN ist höchst ehrenwert und darf auch wehtun am Ende. Der Spaß kommt wieder, wenn Du realisiert hast, Du hast es GESCHAFFT!
- Wenn Du was über Trainingslehre lesen willst, schau Dir auch den Carmichael (Time-Crunched Cyclist) an. Der ist unkonventionell, hilft aber, den absoluten Wahrheitsanspruch der klassischen Trainingslehre zu relativieren. Und Du bekommst einen Eindruck, mit welchem Trainingsumfang man wie weit kommen kann, und auf welche Weise.
- Langstrecken macht man vor allem mit einem sicheren Gefühl für den eigenen Körper, und das erlangt man auf... Langstrecken. Sprich: Bimbach sollte nicht Dein erster +200er sein im Leben.
- Grundlage brauchst Du, klar. Aber um halbwegs Spaß zu haben, reicht das nicht.
- So ein Radmarathon erfordert eine gewisse Erfahrung im Gruppenfahren.
- Für einen Radmarathon kannst Du prima ohne Pulsuhr trainieren, wenn Du Dich halbwegs kennst. Wenn nicht, auch.
- Wenn Du das Ernährungsthema auf Langstrecken nicht im Griff hast, brauchst Du nicht zu starten.
Und konkrete Tips, unter der Voraussetzung eines OK des Kardiologen:
- Fahr allein Deine harten Einheiten weiter, nicht zu lang, schöne Berge, hinterher platt. Nur nicht zu oft, einmal die Woche solte reichen. Ersetze Dauertempo durch Intervalle, die auch wehtun dürfen, wenn die Hügel nicht ohnehin dafür sorgen.
- Such Dir eine Trainingsgruppe, die nicht zu ehrgeizig ist. Da fährst Du Grundlage, übst das Fahren in der Gruppe und lernst Leute kennen. Hier gewinnst Du nichts, auch keine Bergwertung! Je länger die Ausfahrten, desto besser. Im letzten Monat vor der Veranstaltung gern auch mal Sa/So hintereinander.
- Fahr bei jedem Wetter draußen, soweit das irgendwie geht.
- Schau, wie es Dir ergeht, vergiss erstmal die ganzen Messwerte. Die trüben in diesem Fall den Blick fürs Wesentliche.
Und berichte!
Viel Spaß!
Gruß, svenski.