Danke für die Antworten. Dann ist aber die gewichtete Leistung auch nicht so richtig zw. den Sportlern vergleichbar, da man ja nicht das Gewicht des Rades kennt.
Also erstmal heißt sie nicht gewichtete, sonder gewichtsbezogene Leistung. Zum zweiten: Wieso ist die Leistung nicht vergleichbar? Die Vergleichbarkeit beruht doch nicht darauf, daß man davon ausgeht, daß zwei "gleich gute" Sportler einen bestimmten Berg in der gleichen Zeit hochfahren können. Das ist letztlich in der Praxis das einzig wichtige, klar, aber die "objektive Bewertung" kann nur auf Bewertungskriterien beruhen, die insofer theoretisch sind, als ihnen theoretische Annahmen zugrundeliegen. Und die Annahme ist hier zunächst einmal ausschließlich, daß die Leistung eines "gleich guten" Fahrers proportional zum Gewicht wächst. Demnach ist ein 165 großer und 58 kg schwerer Fahrer erstmal mit 240 W FTP "besser" als sein 185 großer und 85 kg schwerer Kollege, der seine FTP bei 330 W hat. Anmerkung: Ich habe hier die Körpergröße bereits mit aufgeführt, sie ist aber für diese Feststellung irrelevant. Auf ihre Bedeutung komme ich zurück.
Die "Kritik" an diesem Konzept muß folglich an ihrer Grundannahme ansetzen. Darüber wurde hier bereits ellenlang diskutiert und informiert, das kann man Nachlesen, evtl. hilft die SuFu oder ein lieber Kollege, der in puncto "rennrad-news-wissensdatenbank" besser "bestückt" ist als ich.
Die wesentlichen Ergebnisse dieser Diskussion sind:
- Von den die Leistung bestimmenden Faktoren legt lediglich die Muskelmasse die Annahme einer Proportionalität zugrunde, aber selbst die bezieht sich lediglich auf die Maximalkraft und damit auf die Maximalleistung. Bei der Ausdauerleistung muß hier mindestens die Durchblutung mit dem Muskelwachstum schritt halten und das tut sie definitiv nicht. So weist bspw. bei fast jedem Menschen die Arteria profunda femoris incl. Endast 4 Abgänge auf und auch der Kapillarisierung sind Grenzen gesetzt.
- Die Organe incl. der Organe des Herzkreislauf- und Atemsystems "wachsen" nicht proportional "mit".
- Das Gewicht des Skeletts ist ebenfalls nicht an eine Proportionalität gebunden.
- Schließlich und endlich könnte man noch die Frage stellen, ob nicht evtl. die enzymatische Ausstattung von Großen oder aber eben Kleinen im Zuge einer "ausgleichenden Gerechtigkeit" von der Natur hier oder dort besser ist.
Sicher gäbe es noch eine ganze Reihe weiterer Einwände, aber dies sind die wichtigsten.
Aber das sind nur die Einwände gegen die Hypothese, ein gleich guter Sportler müsse die gleiche spezifische FTP haben, egal wie schwer er ist.
Es kommen die eher anwendungsbezogenen Einwände hinzu:
- Radfahren, insbesondere Radrennen Fahren, besteht nicht nur aus Bergen, und auch an den steilsten Bergen ist der Luftwiderstand jederzeit präsent. Größere Fahrer haben aber in Bezug auf den LuWi nachweißlich einen deutlichen Vorteil, weil a. der nicht mit der Körpermasse wächst und b. weil sich ein großer Fahrer paradoxerweise auf dem Rad besser "klein machen" kann (so paradox ist es auch nun wieder nicht, er hat eben mehr "zum Einklappen").
- Ob eine hier entgegen obiger Punkte mal unterstellte proportional höhere Ausdauerleistungsfähigkeit mit einem angemessenen Skelett und geeignetem Material umsetzbar ist, ist auch fraglich (z.B. sind Kurbeln nicht beliebig lang verfügbar, vgl. die Klage vom Teutonen).
Nimmt man aber all diese fraglichen Proportionalitäten als gegeben an, wird die Leistungsfähigkeit eines Fahrers, der mit einem total schweren Vorkriegsrad mit entsprechenden Komponenten, der gegen ein UCI-konformes 6,8-kg-Rad antritt nicht verfälscht wieder gegeben, denn dieses Gewicht fließt ja in die Leistung, die er abgibt, ein.
Eine (weitere) Benachteiligung der Kleinen bleibt allerdings auch in diesem Zusammenhang: Das Gewicht des Rades wächst nicht proportional mit dem Fahrergewicht, daß ist schon allein deshalb so, weil große und kleine Fahrer gleichermaßen der 6,8-kg-Regel unterworfen sind.