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Wiederaufbau Max Hahn "Rennhahn"; Berlin 1939

SirFaust

"Es irrt der Mensch, solang er strebt"
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Ich hatte vor kurzem von einem Berliner Sammler etwas angeboten bekommen bei dem ich erstmal sagte "kenne ich nicht", nachdem er wieder zurück auf seiner Wolke war, von der er hinunterfiel, hatten wir recht fix einen Termin zur Besichtigung ausgemacht.
"Max Hahn wat kennste nich? sammelst doch och olle Berliner Räder, musste kennen..." hatte ich noch im Ohr.
Also mal das www angeworfen. Viel kam nicht heraus aber was herauskam, na holla.
Ich teile hier mal die Wikipedia Link zu Max Hahn als Person, am interessantesten dieser Teil:

"(...)Anschließend eröffnete Hahn das „Erste Berliner Radsporthaus Max Hahn“ und kreierte die eigene Fahrradmarke Rennhahn, für die er mit Slogans warb wie z. B. „Rennhahn über Nacht, Dich zum Meister macht“. Bekannte Bahnfahrer der Zeit wie Paul Buschenhagen, Willy Funda und Georg Kroschel fuhren Rennhahn-Räder. Gemeinsam mit Oscar Tietz entwickelte er das „erste Raketen-Rad der Welt“, das Hahn Rak I. Getestet wurden die Gefährte auf der Berliner Olympiabahn in Plötzensee, worüber auch in der Wochenschau berichtet wurde.[6] Über den Fortgang der Experimente ist nichts bekannt. Hahn konstruierte auch einen (patentierten) Rennsimulator, „10 Rollen-Mannschaftsapparat“ genannt, mit dem zehn Fahrer gleichzeitig gegeneinander antreten konnten; die zurückgelegte Strecke wurde mittels Zeiger auf einer großen Scheibe angezeigt. Zudem betätigte Hahn sich als Tüftler und Erfinder in Sachen Fahrradkomponenten: Er erhielt Patente für eine Ventilkappe, für eine im Steuerkopf integrierte Federung, einen verstellbaren Lenker (den sogenannten Van-Kempen-Lenker) und weitere Erfindungen.[7](...)

Auch der Knochenschüttler hat sich in einer Ausgabe mit Max Hahn beschäftigt - vor allem dieser Bericht ist wirklich mehr als interessant.

Na ja lange Rede kurzer Sinn, ich sah mir das schon ordentlich patinierte Rad an. Im Vorfeld mit Antworten wie "welche Farbe hat das Rad" - "Farbe, hmm könnte mal Schwarz gewesen sein, mehr Rost als alles andere" auf das schlimmste vorbereitet. War das ganze im Endeffekt nicht so schlimm. Also rein subjektiv jetzt für mich, da habe ich schon schlimmeres gesehen.
Ich lasse jetzt erstmal Bilder sprechen bevor es weitergeht:

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Im Großen und Ganzen fast vollständig. die Teile an sich die verbaut sind, fast schon Goldstaub. Mein Diamantexperte @SirPolston konnte mir gleich noch sagen, dass sowohl die Diamant Pedale als auch der Diamant Vorbau aus Vorkriegszeiten stammen.
Der Maes Lenker der auch einer der Ersten sein müsste stammt auch aus dieser Zeit.
Es scheint, dass der Rahmen ausgehend von der Rahmennummer vermutlich aus 1939 stammt, mit Teilen bestückt und wohl in den 1950ern etwas modernisiert wurde. Dafür sprechen das Doppelkettenblatt von Diamant und das Renak Schaltwerk für hinten in Verbindung mit einem 4fach Schraubkranz hinten.
Nach der ersten Nacht hatte ich dann noch mit @kasitier Kontakt um mal zeitlich und periodengerecht abzustecken was in punkto Bremsen und Schaltung gemacht werden könnte.
Stand jetzt ist, dass ich so viel wie möglich von dem IST-Zustand erhalten möchte, da das alles irgendwie zur Historie des Rades gehört. Also auch das Doppelkettenblatt vorn sowie 4fach hinten. Normalerweise hat das Rad wohl mit einer Heldenkurbel (Einfach) sowie einer Fichtel und Sachs 3 Gang Schaltung das Geschäft verlassen (siehe 3 Bohrungen am Ausfallende hinten).

Gleich geht`s weiter muss nur mal kurz nen happen Essen.
 

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Re: Wiederaufbau Max Hahn "Rennhahn"; Berlin 1939
Hilfreichster Beitrag geschrieben von SirFaust

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Also in den Folgetagen frisch ans Werk und alles ordentlich zerlegt dabei muss ich wirklich sagen alles wirklich alles ging ohne größere Gewalt auseinander sogar die Kurbelkeile haben keine Mucken gemacht.
Nachdem der Rahmen komplett nackt war habe ich ihn mal gewogen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus 1860 Gramm der Rahmen + 770 Gramm die Gabel und das für 1939 RESPEKT. Interessant auch, der Gabelschaft hat nur einen 22,0er Innendurchmesser.

Bestandsaufnahme:
Lack patiniert, Beschriftungen (mit Pinsel gemalt) noch gut erhalten, Steuerkopf war mal in Gänze Weinrot muss wohl lange in der Sonne gestanden haben und ausgeblichen sein.
Der Steuersatz ist "Chrom-Molybdänstahl" gelabelt und scheint noch der Erste zu sein.
Kurbelgarnitur ist eine frühe Stronglight "ELKA" (?) gelabelt? mit zweifach Diamant Kettenblätter Modell 1954
Diamant Mod. 67 Pedale (Vorkrieg) - wer noch eine Nabenkappe organisieren kann, bitte bei mir melden ;-)
Diamant Mod. 67 Vorbau mit Maes Lenker
Laufradsatz Scheeren Standart "Weltmeister" Felgen mit Holzkern mit bis dato unbekannten Naben (mehr später).

Zwischenzeitlich konnte ich in Erfahrung bringen, dass diese spitzen Sattelstrebenspiegel typisch für Max Hahn Räder sein sollen auch Vorkrieg wurde von einem weiteren Berlin Experten bestätigt. Habe ich eigentlich schon die tolle filigrane Doppelplattengabel erwähnt?

Wo fängt man an?, idealerweise beim Lack also lose Lacksplitter schonend entfernt, den Rahmen mit Kinderseife abgeseift, Hohlräume mit Fluidfilm geflutet und im Anschluss 2 Schichten Owatrol zur Erhaltung konserviert.
Dann noch festgestellt, dass die verbaute Sattelstütze viel zu klein war und siehe da eine alte TITAN Sattelkerze von einem aufgegebenen Projekt kann weiterleben. Gelben Glasreflektor noch rasch montiert sowie Stronglight Innenlager + Stronglight Hohlwelle sowie der "Chrom Molybdänstahl"igen Steuersatz nach gründlichem Reinigen mit frischem Fett wieder eingesetzt.
Ich denke das kann sich so schon eher sehen lassen:

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Der Rahmen trocknet jetzt erstmal und ich habe mich mal an den Laufradsatz gemacht.
So wie er aussah, muss der komplett zerlegt und mit neuen Speichen wieder aufgebaut werden.

Also die Gelegenheit die Naben genauer zu beobachten, da ich durch die ganzen dicken Schichten Dreck und Alukorrosion zwei Doppeladler erkennen konnte, war ziemlich schnell klar "Fichtel und Sachs". Also mal rasch drüben im Diamantbeitrag gefragt ob wer die Naben erkennt und siehe da @Woody Rims konnte diese gleich näher zuordnen: vermutlich Modell L 195/4 oder /5 "dünnschaftiges Leichtmetall-Modell für Rennmaschinen" F&S Katalog von 1936. Am prägnantesten an den Naben ist, dass es sich um eine Doppelnabe handelt links starr / Freilauf.
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Naben geputzt und anpoliert. Konusmutter trägt eine 38 = 1938 Stempelung
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Auch das Kettenblatt und die Arme konnten auch gereinigt werden
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Zeit sich um die Schaltung zu kümmern, die aktuelle Idee sieht vor, dass ich Simplex verbaue. Wie oben bereits angedeutet will ich möglichst viele "gewachsene" Teile wiederverwenden und den Zustand erhalten dies aber ohne zeitlich zu weit abzudriften. Simplex auch da viele Berliner Rahmenbauer einen faible für Simplex hatten (habe ich mir mal so erzählen lassen...).
Simplex Tour de France sollte daher ziemlich passend sein, wurden diese schon in den 40 Jahren verbaut. Hebel ist bereits am Rahmen (wie oben zu sehen). Schaltwerk konnte ich ein 4fach ergattern mit D Logo und mit deutscher Beschriftung - was darauf deutet, dass dies von Durex (= PWB Präzisionswerke Bielefeld) als deutscher Simplex Lizenznehmer hergestellt hat. Ziemlich passend für ein deutsches Rad. Fotos kommen nach der Reinigung.

Die Bremsen haben mir noch einiges Kopfzerbrechen bereitet, speziell an diesem Rahmen ist das vorne short und hinten long reach benötigt wird. Ich hatte probeweise eine alte Weinmann 730 vorn probiert, passt nicht. Eigentlich kam mir nach langem hin und her überlegen nur Universal in den Sinn. Zeitlich passen dann die Universal 50 oder 51 Brev. 453949. Hier ist aktuell ein Satz Universal 51 auf dem Weg von Italien zu mir, Fotos gibt es demnach später. Bremshebel... auch so eine Frage. Altenburger, ich wollte mal an einem Rad die alten Altenburger verbauen... gesagt getan.
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Da die Bremsen klar waren, konnte also auch schon Band gewickelt werden. Keine Kompromisse, das Band war Rot als ich es abgeholt habe - es kommt nur Rot in Betracht. Da das Velox doch etwas zu hell war, wurde mit 2 Schichten Schellack abgedunkelt.
Und das wars jetzt auch von mir. Hier noch ein paar Basteleindrücke:
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Die Tage werde ich dann die Bremshebel montieren und mich an die Felgen ranwagen.
Die Pedalen muss ich noch zerlegen, reinigen und fetten.

Für mich noch offene Fragen:
  • welchen 4fach Schraubkranz verbauen? der alte Atom klingt so rau den will ich nicht mehr fahren.
  • was für einen Sattel montieren? der verbaute Brooks hatte ein gerissenes Gestellt. Ideale? Lohmann? Ich hätte gern was in Schwarz... Lohmann habe ich bislang nur in Braun gesehen.
  • Umwerfer vorn, bleibt ja fast nur klassischer Hebelumwerfer?
  • Reifen Schwarz/Schwarz oder mit typisch beigefarbener Flanke?

Her mit euren Ideen. Ach und die leidliche Frage nach der Farbe der Zughüllen... ich habe hier noch einen Satz in Spiralform mit durchsichtigen Hüllen (ähnlich der von Jagwire) oder vielleicht doch klassisch Grau oder evtl ganz verrückt nur Spiralen ohne Hüllen? Schwierig an dieses Alter muss ich mich auch erstmal herantasten...
 
Zuletzt bearbeitet:
Goiles Teil hast du da an Land gezogen.
Meine Meinung wäre ja dt Rad, dt Naben, deutscher Kranz und auch der Sattel.
Auch wenn die Lohmann aus der Zeit eig immer braun waren soviel ich weiß. Einen aus den 50er oder 60er Jahren habe ich noch liegen.
Reifen natürlich schwarz/schwarz oder auch rot/rot. Letztes gäbe einen schönen Kontrast zum Rahmen.
Umwerfer von Hand ist klar, da kann man auch einen Simplex oder Huret nehmen.

Viel Spaß beim komplettieren
 
Goiles Teil hast du da an Land gezogen.
Meine Meinung wäre ja dt Rad, dt Naben, deutscher Kranz und auch der Sattel.
Auch wenn die Lohmann aus der Zeit eig immer braun waren soviel ich weiß. Einen aus den 50er oder 60er Jahren habe ich noch liegen.
Reifen natürlich schwarz/schwarz oder auch rot/rot. Letztes gäbe einen schönen Kontrast zum Rahmen.
Umwerfer von Hand ist klar, da kann man auch einen Simplex oder Huret nehmen.

Viel Spaß beim komplettieren

ja das mit dem Lohmann waren auch so meine Gedankengänge… ich hab noch einen, wenn der Aufbau soweit ist montier ich den mal Probe.
 
Die Tage werde ich dann die Bremshebel montieren und mich an die Felgen ranwagen.
Die Pedalen muss ich noch zerlegen, reinigen und fetten.

Für mich noch offene Fragen:
  • welchen 4fach Schraubkranz verbauen? der alte Atom klingt so rau den will ich nicht mehr fahren.
  • was für einen Sattel montieren? der verbaute Brooks hatte ein gerissenes Gestellt. Ideale? Lohmann? Ich hätte gern was in Schwarz... Lohmann habe ich bislang nur in Braun gesehen.
  • Umwerfer vorn, bleibt ja fast nur klassischer Hebelumwerfer?
  • Reifen Schwarz/Schwarz oder mit typisch beigefarbener Flanke?

Her mit euren Ideen. Ach und die leidliche Frage nach der Farbe der Zughüllen... ich habe hier noch einen Satz in Spiralform mit durchsichtigen Hüllen (ähnlich der von Jagwire) oder vielleicht doch klassisch Grau oder evtl ganz verrückt nur Spiralen ohne Hüllen? Schwierig an dieses Alter muss ich mich auch erstmal herantasten...
Zudem
Zu den Zughüllen kann ich was beitragen, nimm irgendeine Farbe, weil wenn du das Gummizeugs entfernst passt das sehr gut, dazu kommt der Vorteil das die Züge super flutschen. Guggst du Foddo.
MfG Jens
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Zudem
Zu den Zughüllen kann ich was beitragen, nimm irgendeine Farbe, weil wenn du das Gummizeugs entfernst passt das sehr gut, dazu kommt der Vorteil das die Züge super flutschen. Guggst du Foddo.
MfG Jens Anhang anzeigen 952706

quasi nackige Spiralen? Hast du da moderne Züge genommen und die geschält oder was altes? Die waren ja früher filigraner…
 
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