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Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Hallo Mi67,
wie obenstehend gesagt, ich fand ich das Abgleiten des Fadens auf die physiologisch-biochemische Ebene unnötig, denn sie kennen wir seit 100 Jahren und sie führte uns nicht zu besseren Trainingsplänen, sondern zu den antiquierten Annahmen der Trainingslehre wie sie Leute vertreten, die in den 70er/80er Jahren jung waren.
Die Biochemie-Ebene ist gerade nicht unnötig, denn sie befreit von alten Legenden! Die Rezeptoren in der Fettzelle (u.a. der Lactatrezeptor), die molekularen Mechanismen der Hypoxie-induzierten Transkriptionsregulation im Muskel und bei der Gefäßneubildung, die Erkennungsmechanismen intrazellulärer Energiedepletion, ... vieles ist erst in den letzten 0,5-2 Jahren überhaupt entdeckt und molekular-zellbiologisch verstanden worden! Dies befreit auch von alten Fesseln, wenn man mal kapiert, wie HIF und VEGF bei der Kapillarisierung zusammenspielen, was Autophagie nun wirklich ist, welche Metabolite sich hemmend auf die Lipolyse auswirken und welche Master-Regulatoren darüber sitzen, ...

Die molekulare Biochemie mit Erkenntnissen über molekulare Mechanismen und Zusammenhänge sei seit 100 Jahren bekannt?

Einer der ersten zellulären Botenstoffe, der bekannt wurde, was vor ca. 50 Jahren das cAMP. Er treibt Blutdruck und Pulsfrequenz hoch. Die Rezeptoren, die zur Bildung dieses Botenstoffes führen (so genannte Betarezeptoren) wurden vor gerade mal 25 Jahren kloniert. Das humane Genom ist ein Dutzend Jahre alt und mindestens zwei Drittel der Proteinfunktionen verstehen wir auch jetzt noch nicht. Die Funktionsweise einer einzelnen Zelle wird uns noch für längere Zeit ein Rätsel bleiben.

Medizin ist in ihrer nicht-molekularen Ausprägung ebenso wie die Trainingswissenschaft alten Zuschnitts eine deskriptive Disziplin. In beiden Feldern (Medizin und Trainingswissenschaft) befinden wir uns immer noch im Umbruch von "eminence-based" nach "evidence-based", d.h. im Übergang von Lehr(er)meinung zu hart nachgewiesener Datenlage. Letzteres ergibt dann immerhin eine gewisse Sicherheit in der Beschreibung, aber noch keinerlei Verständnis. Ein wirkliches Verstehen erfordert aber die Kenntnisse über Organphysiologie, diese wiederum Erkenntnisse der Zellbiologie, die ihrerseits auch Biochemie aufbaut. Wenn man will, dann kann man es weitertreiben und Chemie als Grundlage der Biochemie, Physik als Basis der Chemie und Mathematik als Basis der Physik verstehen. Keine der Ebenen ersetzt die jeweils andere, alle Ebenen sollten partnerschaftlich und ergänzend zu einander stehen. Der Mediziner, der die Biochemie ignoriert, ist ebenso ein Ignorant, wie der Biochemiker, der trainingswissenschaftliche Evidenz negieren würde. Also offen bleiben und das Gute aus allen Welten zusammenführen!

@MartinB.: ist schon OK mit dem Zitat. Da ja vielleicht später mal jemand Lust verspüren könnte, auf diese Schreibübung zu verlinken, stelle ich dafür das Posting unten nochmal in "normaler Form" ein.
 

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Re: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Hier mal ein neuer Stups in Richtung Fettstoffwechseltraining:

Sicher können viele bestätigen, dass bei zunehmender Form die Hungerast-Resistenz anwächst. Gleichzeitig hört und liest man, dass der Fettstoffwechsel selbst nicht trainiert werden könne. Dass diese scheinbar unvereinbaren Positionen gar nicht widersprüchlich sind, bereitet sowohl den Verfechtern der LSD-Trainings als auch der Laplace-Fraktion etwas Kopfzerbrechen, welches ich gerne mal auflösen würde.

1. Fettstoffwechsel trainierbar?
Nein, er ist nicht direkt trainierbar. Mutter Natur wäre auch ganz schön bescheuert gewesen, wenn sie es zuliesse. Fett ist gleichzeitig Energiespender und Überlebensgarant. Wäre der Fettabbau bei Belastung im "Fettverbrennungspuls" trainierbar, so hätten wir es in der Evolution nicht bis ins Hier und Heute geschafft. Wir wären mitten im Winter aus unseren Höhlen gekrochen und hätten lange Touren aus Spass an der Freude unternommen. Dabei wären wir rasch ausgehungert und verstorben. Phylogenetisch ist also der sparsame Umgang mit Überlebensreserven eine sinnvolle Geschichte und ein "Training des Fettverschleuderns" hätte sich gegen uns selbst gerichtet.

2. Training der Fettverwertung:
Fette können nicht zur anaeroben Energiebereitstellung genutzt werden. Ihre Nutzung ist also strikt an gute aerobe Versorgung gekoppelt. Ein wenig trainierter Muskel gerät früh an die Grenze der aeroben Energieverwertung, d.h. er stellt bei dauernder Last einen hohen Anteil an anaerober Glycolyse ein. Dabei verpulvert er nicht nur Blutzucker (dessen Absinken den Hungerast bedingt) und intramuskulär gespeichertes Glycogen (welches dann leider zu "Schleuderpreisen" geopfert wird), sondern er stellt auch die Fettsäureverstoffwechslung ein. Jeder echte Ausbau der aeroben Energieverwertung trainiert also zwangsläufig auch den sparsamen Umgang mit der Blutglucose, dem Glycogen und die vermehrte Nutzung der angebotenen freien Fettsäuren. Stoffwechseltraining ist also nicht die Vorbedingung effektiver Muskelarbeit, sondern deren Folgeerscheinung. Dass dennoch eine gewisse Rückwirkung auch auf die Fettmobilisation geschieht, dürfte an der effektiven Verstoffwechslung der freien Fettsäuren liegen. Werden sie nur unvollständig genutzt, so kommt es dazu, dass Zwischenprodukte der Fettverbrennung (der "beta-Oxidation") im Blut zirkulieren und im Fettgewebe die weitere Fetteinschmelzung bremsen. Kein Wunder, denn der Körper denkt ja, dass die zirkulierenden Fettsäure-Bruchstücke ein Zeichen dafür sind, dass noch genügend Energieträger im Blut schwimmen, und unnötige Aufgabe von Überlebensreserven ist nicht förderlich.

3. Training der aeroben Muskelleistung:
Training funktioniert ganz generell so, dass man Leistungen abfordert, die der Körper bislang noch nicht bereitstellen kann. Würden wir aerobe Leistung stets bei aerober Leistung "trainieren", dann wäre das wie ein immer wiederkehrendes Lernen der Vokabeln, die wir ohnehin bereits kennen. Duch dieses Vorgehen können aerobe Fähigkeiten lediglich erhalten bzw. gefestigt werden ("push"). Zu Beginn (und auch später immer wieder mal) benötigt man aber auch das Erschliessen eines neuen, höheren Niveaus, also die Neuanlage bzw. den Ausbau aerober Fähigkeiten. Diese wiederum erfordert die Überforderung ("pull") der aeroben Leistung, sprich eine Belastung, die klar oberhalb der iANS liegt. Die neuen Vokabeln, die der Muskel hier bimsen muss, lauten: Verbesserung der intramuskulären Kapillarisierung, Hochregulation der Enzymsysteme, die Warnungen vor leerlaufenden intramuskulären Energiereserven sind und entsprechende Gegenmaßnahmen einläuten. Die Kunst besteht im Training darin, den Muskel so "ersticken zu lassen", dass er gerade noch die Optimierung der roten Fasern betreibt und nicht vermehrt in die glycolytisch arbeitenden weißen Fasern investiert. Der Sprinter missachtet diese Kunst natürlich tunlichst und schaut, dass er tatsächlich weisse Fasern aufbaut und nur so viel in aerobes Training investiert, dass er mit seinem Team den Zielbereich erreichen kann.

4. Lactatkontrolle:
Durch optimierte Sauersoffversorgung (und hier vielleicht auch der neuronalen Koordination!) des Muskels sinken die Zeitanteile, in denen er wegen hoher intramuskulärer Drücke nicht durchblutet wird und anaerob arbeiten muss. Die im Gegenzug gewonnenen aeroben Zeitanteile können nun nicht nur zur vollständigen Glucoseverwertung, sondern auch zur Fettsäure- und Lactat-Verstoffwechslung genutzt werden. Nun gewinnen wir aus einem Molekül Glucose nicht nur 2 ATP-Moleküle, sondern ca. 10 Mal mehr ATP. Limit für die aerobe Verstoffwechslung ist also oftmals weniger die Verfügbarkeit der Energieträger selbst, sondern das begrenzende (lokale) Angebot an Sauerstoff. Das muskuläre Training optimiert also tatsächlich sekundär (!) Lactatverwertung und Fettsäureutilisation. Der Nebeneffekt der Glucose- und Glycogen-Schonung bewirkt dass diese Reserven erst bei wesentlich höheren Lasten bzw. in entscheidenderen Rennsituationen zur Nutzung kommen können und dass wir bei gleicher Leistung keinen Hungerast mehr bekommen. Eine zweite Rolle von Lactat könnte in der viel besungenen direkten Hemmung der Fettmobilisation liegen. Hier ist noch nicht ganz klar, welche Wichtung dieser Regulation zukommt. Tierversuche legen nahe, dass die Muskellactat-vermittelte Hemmung der Lipolyse weniger Relevanz habe, aber ob dies auch im Menschen oder unter sehr hoher Last immer noch so ist? Jedenfalls würde auch in diesem Punkt das primäre Muskeltraining sekundär zur optimierten Stoffwechsellage beitragen - ein Effekt, der auch in der Therapie von Stoffwechselerkrankungen heftig ausgenutzt wird, zumindest wenn der Patient sich zum Sport hinführen lässt.

5. Kreislaufwirkung:
Erhöht unser Körper den Kapillarquerschnitt zur aeroben Versorgung großer Arbeitsmuskulatur, dann erhöht dies die Anforderungen an das Herzzeitvolumen. VO2max-Intervalle bauen so nicht nur im Muskel die Kapillarisierung aus und optimieren sekundär die Stoffwechsellage, sondern es wird ein zweiter Sekundäreffekt erzeugt, der in der Kreislaufregulation greift. Es kommt zur Erhöhung der Herzleistung, des Plasmavolumens und auch der Gesamtmenge zirkulierender roter Blutkörperchen, obgleich der Hämatokrit wegen des größeren Plasmavolumeneffektes sogar meist eher etwas absinkt. Die höhere Herzleistung bewirkt, dass in der Ruhe weniger Herzschläge ausreichen, um den Bedarf zu decken, die Pulsfrequenz in Ruhe und bei geringer Last sinken also ab. Gleichzeitig steigt durch das höhere Plasmavolumen auch die Toleranz gegenüber Flüssigkeitsverlusten, so dass der trainierte Sportler mit einer Flasche weiter fahren kann, als ein untrainierter Fahrer.

So, damit wäre ich also meine Weisheit los, was die Effekte von "pull" und deren Stabilisierung durch "push" angeht. Für mich ist das Grundlage genug, und ich würde bevorzugen, es einfach "Ausdauerleistung" zu nennen und die erfreulichen Nebeneffekte in Bezug auf den Stoffwechsel als günstige sekundäre Begleiteffekte unter der "Ausdauerleistung" zu subsummieren, anstatt daraus einen eigenen Komplex namens "Grundlage" stricken zu wollen. Da hinsichtlich des Trainings der "Ausdauerleistung" weniger Verwirrung erzeugt wird, als in den Ideen zum Training der "Grundlage", wäre auch dem Praktiker für seine Trainingsgestaltung geholfen. Die "Grundlage" in dem von mir skizzierten Sinn ist also keine eigenständige Trainingsbedürftigkeit, sondern sie wird einem beim Ausdauertraining automatisch mitlaufen. Dabei trennt bitte sehr klar zwischen "Grundlage", als einem wenig scharfen Begriff, der aus meiner Sicht entbehrlich ist und "Grundausdauer" (GA1/GA2) als Trainingsintensitätsbereichen, die als Komponenten des Ausdauertrainings weiterhin relevant sind. I.a.W.: GA1/GA2 behalten natürlich als "push"-Komponenten ihre Berechtigung im Trainingsmix.

vG, Michael
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Jeder echte Ausbau der aeroben Energieverwertung trainiert also zwangsläufig auch den sparsamen Umgang mit der Blutglucose, dem Glycogen und die vermehrte Nutzung der angebotenen freien Fettsäuren. Stoffwechseltraining ist also nicht die Vorbedingung effektiver Muskelarbeit, sondern deren Folgeerscheinung. Dass dennoch eine gewisse Rückwirkung auch auf die Fettmobilisation geschieht, dürfte an der effektiven Verstoffwechslung der freien Fettsäuren liegen. Werden sie nur unvollständig genutzt, so kommt es dazu, dass Zwischenprodukte der Fettverbrennung (der "beta-Oxidation") im Blut zirkulieren und im Fettgewebe die weitere Fetteinschmelzung bremsen.
Frage dazu:
Kann man den Anteil der NICHT vollständig genutzten Fettsäuren mittels Atemgasanalyse und/oder Blutentnahme ermitteln?

Nebenan (Tour-Forum) gab eine Verlinkung zu dieser Seite. Mir geht es um die Abb. 3 und 4. Lässt sich anhand der dort durchgeführten Messungen bestimmen, wie effektiv die Fettsäuren genutzt wurden?
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Klar, man kann die Ketonkörper mittels Blutentnahme quantitativ bestimmen.
Davon war ich einfach mal ausgegangen.

Und sogar differenzieren, was aber teuer ist ... . Ihr Auftreten im Blut kennzeichnet (hoffe, das stimmt) ungefähr den Punkt, an dem die Energieproduktion über die Fettsäureverbrennung mittels ß-Oxidation gesättigt ist und keine Kohlenhydrate zur alternativen Energiegewinnung zur Verfügung stehen. Ein Moment, in dem der Energieverbrauch sparsam einzusetzen ist, und deshalb die Lipolyse (ß-Oxidation) rückkoppelnd gehemmt wird.
Bei einer Spiro erhält man (soweit ich gelesen habe) Informationen darüber wieviele Anteile Fette / KH und vermutlich auch Eiweisse man unter vorgegebener Last verstoffwechselt. Meine Frage ist, ob man daraus Rückschlüsse hinsichtlich der effektiven Nutzung der Fettsäuren ziehen kann.
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Was verstehst du unter "effektiver Nutzung der Fettsäuren"?
Ich tu' mich vermutlich schwer mit der richtigen Terminologie. Ich beziehe mich auf das was Mi67 geschrieben hat, ich in # 238 fett markiert habe und ganz primtiv wiefolgt interpretiere:
Mein FSTW bildet genügend freie Fettsäuren die in meiner Blutbahn rumschwimmen. Ihr Anteil könnte quantitativ gemessen werden (Blut/Atemgas). Zur Energiebereitstellung im Muskel werden sie jedoch nur unzureichend genutzt. Schlechte Sauerstoffversorgung, irgendein Mangel oder was auch immer. Folge: die weitere Versorgung wird nicht mehr in die Wege geleitet weil irgendwelche Rezeptoren "meinen" es sei eigentlich genügend Sprit vorhanden. Daraufhin reagiert dann das veg. Nervensystem mit Stress als Folge einer "fehlerhaften Kommunikation".
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

3. Training der aeroben Muskelleistung:
Training funktioniert ganz generell so, dass man Leistungen abfordert, die der Körper bislang noch nicht bereitstellen kann. Würden wir aerobe Leistung stets bei aerober Leistung "trainieren", dann wäre das wie ein immer wiederkehrendes Lernen der Vokabeln, die wir ohnehin bereits kennen. Duch dieses Vorgehen können aerobe Fähigkeiten lediglich erhalten bzw. gefestigt werden ("push"). Zu Beginn (und auch später immer wieder mal) benötigt man aber auch das Erschliessen eines neuen, höheren Niveaus, also die Neuanlage bzw. den Ausbau aerober Fähigkeiten. Diese wiederum erfordert die Überforderung ("pull") der aeroben Leistung, sprich eine Belastung, die klar oberhalb der iANS liegt. Die neuen Vokabeln, die der Muskel hier bimsen muss, lauten: Verbesserung der intramuskulären Kapillarisierung, Hochregulation der Enzymsysteme, die Warnungen vor leerlaufenden intramuskulären Energiereserven sind und entsprechende Gegenmaßnahmen einläuten. Die Kunst besteht im Training darin, den Muskel so "ersticken zu lassen", dass er gerade noch die Optimierung der roten Fasern betreibt und nicht vermehrt in die glycolytisch arbeitenden weißen Fasern investiert. Der Sprinter missachtet diese Kunst natürlich tunlichst und schaut, dass er tatsächlich weisse Fasern aufbaut und nur so viel in aerobes Training investiert, dass er mit seinem Team den Zielbereich erreichen kann.

Mmh, deiner Hypothese, dass die Pull-Strategie der Push-Strategie überlegen ist im Hinblick auf die Entwicklung der aeroben Ausdauer kann ich so nicht ganz folgen, ist aber vielleicht auch mehr eine begriffliche Frage. Es ist wohl nicht zutreffend, dass aerobes Training ausschließlich zur Formkonservierung führt, wie Du suggerierst, und es gibt auch keine empirischen Belege für die Überlegenheit des Pull-Trainingskonzeptes. Das Problem fängt wohl schon damit an, dass Du die IANS als Bezugspunkt für Deine Betrachtung auswählst. Angesichts der Probleme bei Definiton und Ermittlung dieses Paramaters und dem Umstand, dass sich der Stoffwechsel kontinuierlich verändert, ist doch fraglich, ob dies ein geeigneter Orientierungspunkt ist. Selbst bei VO2max-Intervallen ist ja der größte Teil der Energiebereitstellung immer noch aerob und sogar bei Serien von wiederholten harten Vollgas-Sprints übernimmt der aerobe Stoffwechsel einen immer größeren Anteil der Energiebereitstellung. Umgekehrt kann man durchaus auch mit Intensitäten erheblich unterhalb der FTP eine Optimierung des aeroben Stoffwechsels betreiben, selbst mit LSD. Das ist letztlich eine Frage des Umfangs. Meiner Meinung nach gibt es keine optimale oder zwingend erforderliche Trainingsintensität, sondern nur verschiedene Kombinationen aus Umfang und Intensität, die bei gegebenem Zeitbudget unter dem Nebenaspekt welche Stoffwechsel(sub-)systeme trainert werden sollen, gewählt werden können und die gewisse Erfolge erwarten lassen. Die Wege die dabei zum Ziel führen, sind aber recht vielgestaltig.
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Frage dazu:
Kann man den Anteil der NICHT vollständig genutzten Fettsäuren mittels Atemgasanalyse und/oder Blutentnahme ermitteln?
Im Prinzip zwar ja, aber sie gehören nicht zu den "üblicherweise bestimmten Werten". Es würde allerdings auch gar nicht so hilfreich sein, dieser Metabolite zu bestimmen, denn was sollten uns deren Konzentrationen sagen, ausser dass sie jetzt womöglich die Speicherfettmobilisierung hemmen oder auch nicht. Wenn ich ein 5-min-Intervall drücke, dann werden diese Biester schon hochgehen, aber deswegen würde ich mein Intervall nun nicht anders fahren.

Nebenan (Tour-Forum) gab eine Verlinkung zu dieser Seite. Mir geht es um die Abb. 3 und 4. Lässt sich anhand der dort durchgeführten Messungen bestimmen, wie effektiv die Fettsäuren genutzt wurden?
Auch daraus geht es nicht hervor. Der Artikel selbst ist überhaupt nicht verkehrt, selbst wenn er gelegentlich Ursache und Wirkung verdreht.
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Mmh, deiner Hypothese, dass die Pull-Strategie der Push-Strategie überlegen ist ...

Sorry, da habe ich wohl eine Nuance zu spitz formuliert! Nur-"pull" geht freilich nicht gut! Es ist der Mix aus über"schwelligen" und unter"schwelligen" Belastungen, also pull und push, der die Musik macht. Da Du zu recht anmerkst, dass die Definition(en) der iANS so variabel sind, dass sie kaum als Fixpunkt dienen kann, mag man die FTP, die CP60 oder einen %-Wert der VO2max dafür synonym einsetzen. Darauf kommt es im Endeffekt für das trainierende Individuum aber gar nicht an, denn es geht nur um die Einsicht, dass man aerobe Komponenten durch Arbeit im anaeroben Lastbereich trainieren kann und zumindest hie und da auch trainieren sollte.
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Ich tu' mich vermutlich schwer mit der richtigen Terminologie. Ich beziehe mich auf das was Mi67 geschrieben hat, ich in # 238 fett markiert habe und ganz primtiv wiefolgt interpretiere:
Mein FSTW bildet genügend freie Fettsäuren die in meiner Blutbahn rumschwimmen. Ihr Anteil könnte quantitativ gemessen werden (Blut/Atemgas). Zur Energiebereitstellung im Muskel werden sie jedoch nur unzureichend genutzt. Schlechte Sauerstoffversorgung, irgendein Mangel oder was auch immer. Folge: die weitere Versorgung wird nicht mehr in die Wege geleitet weil irgendwelche Rezeptoren "meinen" es sei eigentlich genügend Sprit vorhanden. Daraufhin reagiert dann das veg. Nervensystem mit Stress als Folge einer "fehlerhaften Kommunikation".
Die Rezeptoren sagen: nein, es gibt keinen Nachschlag aus dem Topf, denn auf Deinem Teller liegen ja noch nicht zuende gegessene Stücke.

Wenn der Muskel in dieser Situation weiter und weiter nur Zucker vernascht, dann ist der Zucker irgendwann weg, der Stressnerv bekommt es spitz, der Puls geht hoch und Dir steht kalter Schweiss auf der Stirn. Zudem hat die Rübe zu wenig Zucker, so dass Du unkonzentriert und fahrig wirst, ggf. tritt noch Schwindel hinzu.

Also: wenn es sich so zutragen sollte, dann wäre eine Blutzuckermessung in diesem Moment (!) interessant. Ist kein Messgerät zur Hand, dann wäre der Effekt einen halben Liters Cola (natürlich kein light!) interessant, denn dann müsste - falls es ein abschmierender Blutzucker gewesen sein sollte - eigentlich nach ca. 5-10 min wieder alles im Lot sein.
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Ach Alfred
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AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Darauf kommt es im Endeffekt für das trainierende Individuum aber gar nicht an, denn es geht nur um die Einsicht, dass man aerobe Komponenten durch Arbeit im anaeroben Lastbereich trainieren kann und zumindest hie und da auch trainieren sollte.

Da bin ich ganz bei Dir ;)


Hier ist ein Artikel von Hunter Allen wo er sein Vorstellungen skizziert, wie man seine Leistung auf den "next Level" heben kann. Der Artikel ist (trotz einiger Schwächen) lesenswert. Allen ist ja kein Wissenschaftler, sondern Trainingspraktiker (und in erster Linie Geschäftsmann ). Allen breitet auch einige Überlegungen aus, die man unter dem Aspekt "Push" vs. "Pull" sehen kann, z.B. wenn es um die Frage 4*10 oder 2*20 geht. Interessant ist auch der Stellenwert, den klassisches Grundlagentraining in seinen Überlegungen spielt ... :D

http://www.peakscoachinggroup.com/Articles/the_next_level.pdf
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Da bin ich ganz bei Dir ;)


Hier ist ein Artikel von Hunter Allen wo er sein Vorstellungen skizziert, wie man seine Leistung auf den "next Level" heben kann. Der Artikel ist (trotz einiger Schwächen) lesenswert. Allen ist ja kein Wissenschaftler, sondern Trainingspraktiker (und in erster Linie Geschäftsmann ). Allen breitet auch einige Überlegungen aus, die man unter dem Aspekt "Push" vs. "Pull" sehen kann, z.B. wenn es um die Frage 4*10 oder 2*20 geht. Interessant ist auch der Stellenwert, den klassisches Grundlagentraining in seinen Überlegungen spielt ... :D

http://www.peakscoachinggroup.com/Articles/the_next_level.pdf


@ pjotr jetzt komme ich auch wieder mit.

HohenloherWade
P.S.
Habe letztens mal wo gelesen, dass kein noch so bekannter Trainer die Trainingswissenschaften neu erfunden hat.

Jeder dieser bekannten Trainer hat nur eine etwas andere Methodik. Schließlich wollen die ja auch ihr Know-how verkaufen.
Aber: aus den Forumsdiskussionen ist meiner Meinung nach noch keiner besser geworden.
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

@HohenloherWade

Abseits aller sehr wichtigen Diskussionen um Stoffwechselprozesse, neuromuskuläre Adaptionen usw. fußt auch die moderne Trainingslehre immer noch auf einem ganz einfachen Prinzip:

Von nix kommt nix!
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Also Pkt.2 hat's ja wohl in sich:

"After 3 weeks of riding at this level, you need to increase the amount of time spent at or near FTP to 60-90 minutes, where one session a week will be a long ride and have nearly 90 minutes of riding at your FTP."
... Hallo! ... :eek:

Nach 60-90 min. FTP-Nähe sind die Glycogenspeicher schon ziemlich leer. Und dann noch ca. 3,5h L2 drumherum ... vielleicht sind ja Pausen erlaubt. ;)
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Frage an die Chefs: Habe über Ostern die Möglichkeit in den Alpen auf 1800m meine Kids Ski-laufen zu lassen und das ganze als Trainingslager zu nutzten. Ein Trainingsplan weist allerdings für den Zeitraum "ernsthafte GA1/2" Einheiten bis zu 6h Stunden aus - das wird direkt zwischen Col de Telegraph und Gallibier wohl schwierig werden da immer Final 1000hm anliegen - wie würdet ihr die 9 Tage in den Bergen gestalten? Wetter hat die letzten Jahre immer gepasst? Thanx
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Frage an die Chefs: Habe über Ostern die Möglichkeit in den Alpen auf 1800m meine Kids Ski-laufen zu lassen und das ganze als Trainingslager zu nutzten. Ein Trainingsplan weist allerdings für den Zeitraum "ernsthafte GA1/2" Einheiten bis zu 6h Stunden aus - das wird direkt zwischen Col de Telegraph und Gallibier wohl schwierig werden da immer Final 1000hm anliegen - wie würdet ihr die 9 Tage in den Bergen gestalten? Wetter hat die letzten Jahre immer gepasst? Thanx


Hmmmm..bin zwar kein Chef
nach dem Bericht von Hunter Allen ist es praktisch sogar gut am Ende der Runde, eine etwas höhere Belastung zu generieren.
Gilt in erster Linie für die Intervalle um die FTP.
Aber, warum nicht auch von GA1 in die GA2 rutschen (beim anschließenden uphill). (Das schadet ja nicht).

Nach dem ich vermute/ annehme das du einen Wattmesser hast würde Ich
pers. eine ordenliche bergfähige Übersetzung montieren und dann den Uphill im oberen GA2 Watt Bereich fahren (27 Zähne als Rettungsring montieren um die Kardenz so bei ca. 80 u/min halten zu können).
Die Steigungen in den franz. Alpen sind in der Regel gleichmässig um die 7%. Wenn das nix ist, mit dem Auto runter und nach dem Training mit dem Auto wieder hoch.
 
AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten

Frage an die Chefs: Habe über Ostern die Möglichkeit in den Alpen auf 1800m meine Kids Ski-laufen zu lassen und das ganze als Trainingslager zu nutzten. Ein Trainingsplan weist allerdings für den Zeitraum "ernsthafte GA1/2" Einheiten bis zu 6h Stunden aus - das wird direkt zwischen Col de Telegraph und Gallibier wohl schwierig werden da immer Final 1000hm anliegen - wie würdet ihr die 9 Tage in den Bergen gestalten? Wetter hat die letzten Jahre immer gepasst? Thanx

Sind denn die großen Pässe dann schon auf? Ansonsten wären die Fahrmöglichkeiten doch recht begrenzt, da bleibt ja praktisch nur das Maurienne-Tal und der Telegraphe, der Madeleine vielleicht bis Longchamp? Davon abgesehen: Ob man GA1 oder 2 fährt macht physiologisch keinen großen Unterschied, wichtiger ist, dass Du Dir die Pässe so einteilst, dass Du die 9 Tage "durchhälst". Ein Ruhetag ist da angebracht und wenn Du jeden Tag Berge fahren willst/musst, kannst Du am Anfang die Umfänge etwas reduzieren und schauen, wie Du dich nach ein paar Tagen fühlst.
 
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