AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten
Da bin ich bei mir ständig am Zweifeln. Den Spagat zu finden zwischen zu viel und zu wenig. Gerade im Winter habe ich auf der Rolle sehr häufig L3-L4 über verschiedene Zeiträume (20-90 min.) hinweg gemacht. Dabei aber auch oft feststellen müssen, dass mein veg. Nervensystem sich speziell im Nachhinein oft überfordert gefühlt hat. Zumindest wenn ich die Symptomatik richtig deute.
Gestern bin ich nun das erste Mal in diesem Jahr draussen meine 2x 20 min. FTP-Intervalle gefahren und war sehr zufrieden. Habe bereits jetzt den Leistungsstand des vergangenen Sommers. Also war's vermutlich doch genau richtig.
Meine Erfahrung ist, dass man sich in der Regel deutlich mehr "zumuten" kann als man vielleicht meint. Daher bin ich auch sehr davon überzeugt, dass das vielbeschworene Körpergefühl ein eher schlechter Ratgeber ist was die Trainingsgestaltung angeht. Ich habe schon sehr oft die Erfahrung gemacht, dass ich mich nicht gut gefühlt habe, müde Beine hatte und trotzdem sehr gute Intervalle fahren konnte. Bei 5*5 ist dann oft das erste Intervall schlecht, aber mit jedem weiteren geht es besser. Die besten L4-Intervalle sind mir in der Regel wenige Tage nach erschöpfenden längeren Belastungen gelungen, wo ich mich meist nicht erholt gefühlt habe - die bislang beste 60 min-Leistung z.B. drei Tage nach einem 210km-Marathon mit über 3000 Hm, wobei ich am Tag nach dem Marathon eine Rekom-Einheit eigneschoben hatte, am zweiten Tag dann aber schon wieder eine mehrstündige L2/L3-Einheit.
Auch so 'n Punkt: Wenn ich am Tag 1 eine längere L2/L3-Geschichte mache (für mich > 2,5 h), dann meine ich oft, mir für eine L4-Einheit am Folgetag bereits zuviel Energie genommen zu haben.
Oder anders ausgedrückt:
Wie lassen sich L4 (2x 20 min. Volldampf), SST (60 min. FTP-Nähe) und längere L2/L3-Ausfahrten in einer Woche mit 8-10 Trainingsstunden möglichst sinnvoll unterbringen?
Da kann ich Dir keine allgemeinverbindliche Antwort drauf geben. Meiner Erfahrungen sind da wie oben schon dargestellt etwas anders. Ich kann für mich feststellen, dass mir L4-Intervalle besser gelingen, wenn ich am Tag zuvor eine länger L2/L3-Einheit (am bestten mit ein paar L7-Sprints) gemacht habe. Ich habe aber leider keine Erklärung dafür - ist vielleicht auch Kopfsache.
Woran machst Du das fest? Dass Du deutlich mehr zeitlichen Aufwand betreiben musst oder dass Du mehr Struktur/Intensität brauchst als andere Fahrer?
Aufwand und Ertrag, Traingsgestaltung usw. im Vergleich zu anderen usw. Hinzu kommen noch biomechanische Paramter, ich habe für meine Größe eher ungünstige Hebelverhältnisse, ich sitze nicht besonders aerodynamisch auf dem Rad (und kann daher nicht besonders gut flach Zeitfahren) und "jampele" ziemlch mit dem Oberkörper beim Fahren. Mein Fahrstil ist eher so Udo Bölts-mäßig, ein ständiger Kampf mit Rad.
Ein letzter Punkt:
Du kennst ja auch diese Leistungsprofile von Coggan/Hunter, wo man über die Zeiteinheiten 5 sec. / 1 min. / 5 min. und FTP eine Kurve aus Spitzenleistungen zieht, und damit quasi den Rennfahrer-Typ ableitet. Ich mache sehr selten die L5-Intervalle, weil's mir danach oft richtig schlecht geht. Trotzdem ist bei mir der 5 min.-Wert von der Eingruppierung her der Beste. Könnte man daraus ableiten dass meine genetische VO2-max vermutlich relativ gut ist? Die Sprintergebnisse sind sauschlecht, die FTP liegt qualitativ geringfügig unterhalb der L5-Werte.
Meine Sprintergebnisse sind auch grottig, die 5 sec-Max.-Leistung fällt bei mir in den Profilen fast in die Kategorie "untrainiert", 5 min ist dagegen ganz passabel und auch laut den Cogganschen-Profilen relativ besser als die FTP. Dass dürfte in der Tat ein Indiz für die Vo2max sein. Tatsächlich hatte ich in der Zeit in der ich nach dem Kettmann-Plan trainiert hatte laut Spiros eine sehr deutliche Steigerung der V02max und damals auch bis auf wenige Watt fast schon mein Allzeit-Maximum in der 5min-Leistung erreicht, danach tat sich da nicht mehr viel, wie schon erwähnt. Tatsächlich liegen mir sich wiederholenden Belastungen in diesem Bereich auch gefühlsmäßig am besten. Weder bei flachen Zeitfahren noch im Hochgebirge hatte ich annähernd so gute Ergebnisse wie bei Wettkämpfen im Mittelgebirge.