AW: Wir müssen uns mal ernsthaft über GA unterhalten
Nach welchem Plan trainierst Du denn eigentlich? Ich vermute mal dass Du Dein eigener Trainer bist. Wonach strukturierst Du? Machst Du Monate im voraus Deine Wochenpläne und hälst Dich auch uneingeschränkt daran - zumindest solange zeitlich und gesundheitlich nix dazwischen kommt?
In diesem Jahr trainier ich mich mal wieder selber, ich habe aber auch schon mit den Plänen verschiedener Trainer gearbeit, so z.b. mit Alex Simmons ( alex-cycle.blogspot.com/ bzw.
www.cyclecoach.com/) und Kettmann (Medisport Hagen). Insbeondere die letztgenannten Pläne waren sehr, sehr lehrreich, denn sie offenbarten mir erstmals, was man an intensiven Trainingseinheiten in einem Plan für Hobbyradler unterbringen kann: Schon das GA1-Training ist da eine echte Herausforderung gewesen, dazu kam zweimal in der Woche EB und einmal GA2. Alex Pläne waren weniger auf hochintensives Training ausgerichtet, dafür mehr mittelintensive Inhalte. Beide Konzepte haben trotz dieser Unterschiede gut funktioniert.
Meine Schlussfolgerungen aus diesen Erfahrungen ist, wichtiger als die Frage,
was für einen Plan man hat, ist
dass man überhaupt einen hat und
wie man ihn umsetzt. Anders gesagt: Es spielt nicht so eine große Rolle, ob man 5*5 min Intervalle bei 115% der FTP macht oder 2*30 min. bei 95% der FTP, entscheidend ist in erster Linie, dass man überhaupt Intervalle trainiert und sich beim Intervalltraining auch richtig quälen kann.
Bei meinen Planungen orientiere ich mich an meinen Hauptevents ("A-Events"). A-Rennen gibt es ein oder zwei pro Jahr, denen eine längere Tapering-Phase vorausgeht, bei B-Events, nehme ich höchstens ein klein wenig raus vorher und bei C-Events gar nicht, d.h. die werden voll aus dem Training bestritten. Zur Hinführung auf die A-Events gibt es dann einen langfristigen Plan, in den nach Möglichkeit alle anderen Events und vor allem die Anforderungen von Job und Alltagsleben so weit wie möglich eingeplant sind. Bei der langfristigen Planung geht es aber weniger darum, heute schon exakt minutiös festzulegen, was man am Tag X trainiert, sondern die längerfristige Umsetzung wesentlicher trainingsmethodischer Prinzipien wie Spezifität und progressive Belastungssteigerung einzubauen und so einen Orientierungsrahmen zu haben, für die kurzfristige Planung. In der Praxis kommt es bei den Wochenplänen abhängig insb. von Job-Erfordernissen und natürlich dem Wetter usw. durchaus dann zu kurzfristigen Änderungen, so dass die L4-Intervalle eben nicht am ersten Tag eines Dreier-Blocks stattfinden, sondern am zweiten usw. Meine Erfahrung ist zudem, wenn man einem anspruchsvollen Plan folgt, ist es besser, mal eine Einheit ersatzlos zu streichen, als den Versuch zu machen, sie an anderen Tagen noch irgendwo dazwischen zu quetschen und nachzuholen. Außerdem darf man sich auch nicht jede Spontanität wegnehmen, wenn die Vereinskollegen eben nicht nur 4h, sondern 5,5h fahren möchten fahre ich da natürlich mit. Wenn jemand bei einer Gruppenausfahrt jetzt aber zur Zeit z.B. schon 8h fahren möchten, würde ich mich dann ausklinken. Letztlich ist es für den Erfolg des Trainings mMn nicht entscheidend, wenn man für diese Woche 10 Wochenstunden geplant hatte und stattdessen 9h oder 11,5h macht. Angenommen der Hauptevent liegt im Sommer, dann wäre es aber trainingsmethodisch im Hinblick auf die oben schon erwähnten Trainingsprinzipien kontraproduktiv, wenn man z.B. im März die größten Wochenumfänge schrubbt oder die härtesten Intervalle macht und im Mai dann nur noch flach Grundlage fährt.
Fazit meiner Erfahrungen ist, dass man bei nur sehr begrenztem Talent, wie dem meinem mit strukturierten Training auch nach weit über 10 Jahren Radsport noch Leistungszuwächse erzielen kann. Dank PM lassen sich diese Zuwächse relativ gut beobachten: ca. 3% bei der FTP von Jahr zu Jahr, P über 5 min stagniert dagegen seit einigen Jahren, was wohl an meinem Alter > 40 liegen dürfte. Bekanntlich nimmt die VO2max die für die Leistung über 5 min ja eine ganz wesentliche Bestimmungsgröße darstellt mit dem Alter (u.a. durch den Rückgang der HFmax) ab. Gegen die Biologie kommt man also auch mit strukturierten Training nur begrenzt an ....