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Wissenschaftliche Arbeiten & Artikel zu Training und Physiologie etc.

Hallo,

kennt hier vielleicht jemand Studien zu:

Häufigkeit vor Umfang vor Intensität.

Diese Prioritätseinteilung habe ich nun schon in mehreren Artikeln gelesen und mich würden Fakten dazu interessieren.

In den meisten Artikeln ist die rede davon dass wohl Hobbysportler am meisten davon Profitieren würden wenn sie die Häufigkeit und die Dauer erhöhen würden, anstatt Intervalle zu ballern. Allerdings ist hier nie die Rede bis wie viel Umfang das ganze Sinn macht. Die einzige Aussage die ich gefunden habe handelte vom Laufen wo die Rede war von 100km pro Woche erst darüber bräuchte man sich über die Intensität Gedanken machen. Wenn man das aufs Radfahren umlegt wären das etwa 300km pro Woche, bzw. etwas 10 Stunden. Das ist gar nicht mal so wenig wenn man bedenkt dass alles darüber nur hochintensive Belastungen wären die bedeutend mehr Erholung erfordern.

Kennt hier vielleicht jemand eine Studie die sich damit befasst hat?

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10820066/
Hier wird behauptet, dass die Leistungssteigerung bei 4mmol bei "recrational cyclists", die 16 Wochen lang pyramidales Training gemacht haben am meisten mit dem Anteil MIT/Sweetspot vor LIT und vor HIT korreliert (3-Zonen-Modell). HIT sei wohl eher für höhere Umfänge und Profis laut den Autoren.
All subjects were in the early stages of their training process, following a period of infrequent cycling. During the training protocol, all subjects trained three to six times per week (average of 5.21 ± 1.37 sessions per week) for an average volume of 7.57 ± 2.1 h per week for a period of 16 to 18 weeks. The weekly training prescription consisted of one interval session at Z3 (⩒O2max), one interval session at Z2 (LaT2), a free session on the weekend, and the remaining training sessions at Z1. The weekend session was usually longer and conducted informally as a group ride. This session was carried out without specific intensity guidelines.
In this study of recreational and/or recreational cyclists, a TID with a pyramidal approach promoted a significant improvement in P4 and P/W P4 after a 16-week training program. An improvement in somatic variables was also observed, with a decrease in the percentage of fat mass and an increase in the percentage of lean mass. These adaptations may have a relevant impact on their fitness level and performance. Furthermore, training intensities Z1 and Z2, but not Z3, had significant correlations with P4 improvement in these athletes, with Z2 having a more significant effect.

This study suggests that pyramid training may be a good strategy for recreational athletes, especially during the base training phase, to improve P4 and P/W P4, and to promote clinically relevant somatic changes for health promotion. These physiological and somatic adaptations to training are also relevant for the improvement in cycling performance.
Es gab aber keine Kontrollgruppe, sondern es wurde nur geschaut, wer tatsächlich wie viel Zeit in welcher Zone verbracht hat und das wurde dann auf die Leistungssteigerung bei 4 mmol geplottet.
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Grundsätzlich bestätigt die Studie aber vor allem anderen, dass 4 Monate strukturiertes Training die Leistung deutlich steigern (bis zu 30%) gegenüber einer "period of infrequent cycling". Und dann sind wir wieder im gleichen Dreiklang, der ja für alle Sportarten gilt, ob Radfahren, Gewichtheben, Eishockey, Synchronschwimmen, Federball oder Schach: "1. regelmäßiger, 2. extensiver/länger, 3. intensiver/anspruchsvoller"
 

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Re: Wissenschaftliche Arbeiten & Artikel zu Training und Physiologie etc.
HIT sei wohl eher für höhere Umfänge und Profis laut den Autoren.
Danke für die Info zur Studie! Sie argumentieren das damit, dass die aerobe Leistungsfähigkeit bei Profis am Limit ist und somit nur noch Zone 3 für Verbesserungen sorgen kann, während dies bei anderen Athleten nicht der Fall ist. Man könnte daraus folgern, dass HIT also nur dann eingesetzt wird (werden muss), wenn alles andere bereits ausgereizt ist.
 
Danke für die Info zur Studie! Sie argumentieren das damit, dass die aerobe Leistungsfähigkeit bei Profis am Limit ist und somit nur noch Zone 3 für Verbesserungen sorgen kann, während dies bei anderen Athleten nicht der Fall ist. Man könnte daraus folgern, dass HIT also nur dann eingesetzt wird (werden muss), wenn alles andere bereits ausgereizt ist.
Nur leider wurden Profis in dieser Studie gar nicht getestet. Ich würde es darum eher etwas anders formulieren: HIT kann wahrscheinlich vor allem dann Plateaus durchbrechen, wenn diese durch aerobes Training überhaupt erreicht sind.

Im Plot oben sind ja auf der Y-Achse immer dieselben Leute auf gleicher Höhe zu finden. Da scheint es niemanden zu geben, der auf HIT verzichtet hat. Die zwei deutlichsten Ausreißer nach unten liegen einmal bei etwa 15% Leistungssteigerung (4. von oben) einer mit insgesamt hohem Volumen in allen drei Bereichen (womöglich Übertraining oder von Haus aus stärker?) und dann - vor allem - der ganz unten, der sehr HIT-lastig und bei insgesamt wenig Volumen gemacht hat.
Meine steile These wäre: das sieht eher wie dieses "LIT ist mir zu langweilig, ich will nur ballern und schnell wieder nach Hause"-Syndrom aus: unregelmäßig, wenig Volumen, aber wenn dann trotzdem bis zum Anschlag. Wie ein Bergsteiger, der einmal im Jahr mit dem Lift bis zum Klettersteig fährt, weil ihm der Aufstieg sonst zu "langweilig" ist und dann von der Bergwacht runtergebracht werden muss. So jemanden findet man halt auch nicht in einer Studie über Profis. Insofern schon ein Glücksfall, dass er die 16 Wochen bis zum Ende mitgemacht hat. ;-) Dennoch hat er trotz 7% Leistungszuwachs R^2 für HIT ziemlich versaut.
 
Zufällig über eine Studie von 2024 gestolpert, die den Zusammenhang zwischen VO2max/FTP sowie Kraft und Beweglichkeit bei Radfahrerinnen überprüft hat. Interessant sind vor allem zwei Korrelationen:
  • Je stärker die Rückenmuskulatur(!), desto höher VO2max und FTP.
  • Je beweglicher, desto schlechter VO2max und FTP (siehe Bild).
Beinkraft korreliert weniger mit FTP als Rückenkraft.
Verstehen tu ich das aber nicht, weil Kraft und (Hüft-)Beweglichkeit für mich bisher beides wichtige Ziele beim Gewichtheben waren, um länger, bequemer und vielleicht sogar aerodynamischer auf dem Rad sitzen zu können. Hat da jemand eine Idee dazu, warum Flexibilität negativ mit VO2max und FTP korrelieren könnte? In der Studie selber wird das nicht erklärt bzw. hab ich es nicht gefunden.
https://ijor.co.uk/ijor/article/view/3628
The study found a moderate positive correlation between VO2max and back strength and a strong negative correlation with flexibility. Additionally, a strong positive relationship was observed between VO2max workload value and body muscle mass, as well as right- and left-hand grip strength. No relationship was found between VO2max HR, AnT VO2, AnT HR, and AnT workload. Furthermore, the study found a moderate positive correlation between FTP value and body muscle mass and a very strong positive correlation with calendar age. The study also found significant correlations between mean FTP cadence and body muscle mass, as well as between mean FTP workload and body muscle mass. Additionally, a very strong positive correlation was observed between mean FTP workload and calendar age. Finally, a strong negative correlation was found between FTP relative strength and flexibility. The study concluded that as the strength of the back muscles in the group increased, so did their VO2max and FTP values, along with an increase in body muscle mass. The results suggest that back strength and body muscle mass are important variables for the participants in the study.
hier noch ein Bild vom Flex-Test:

Bildschirmfoto 2024-12-17 um 09.36.52.png
 
Zufällig über eine Studie von 2024 gestolpert, die den Zusammenhang zwischen VO2max/FTP sowie Kraft und Beweglichkeit bei Radfahrerinnen überprüft hat. Interessant sind vor allem zwei Korrelationen:
  • Je stärker die Rückenmuskulatur(!), desto höher VO2max und FTP.
  • Je beweglicher, desto schlechter VO2max und FTP (siehe Bild).
Beinkraft korreliert weniger mit FTP als Rückenkraft.
Verstehen tu ich das aber nicht, weil Kraft und (Hüft-)Beweglichkeit für mich bisher beides wichtige Ziele beim Gewichtheben waren, um länger, bequemer und vielleicht sogar aerodynamischer auf dem Rad sitzen zu können. Hat da jemand eine Idee dazu, warum Flexibilität negativ mit VO2max und FTP korrelieren könnte? In der Studie selber wird das nicht erklärt bzw. hab ich es nicht gefunden.
https://ijor.co.uk/ijor/article/view/3628

hier noch ein Bild vom Flex-Test:

Anhang anzeigen 1546978
Ich glaube, das geht in Richtung Scheinkorrelation, wo man also versucht, Zusammenhänge zu erkennen, wo es keine gibt. "Im Amateurbereich haben Kombifahrer eine höhere FTP". Weil sie einen Kombi fahren, oder weil sie engagierte Radsportler sind, und sich deswegen einen gekauft haben? Profis dann wieder außen vor, wer da mit dem Kombi mit Rad zum Rennen kommt, wird nicht zu den Besten gehören.

Bezogen auf die Gelenkigkeit, könnte es daran liegen, dass die Gelenkigen oft erst eine andere Sportart gemacht haben, Quer- oder Späteinsteiger sind, und von daher schon eine höhere Gelenkigkeit mitbringen. Aber eben nicht die Lebenskilometer und -training, wie die, die nie etwas anderes als Radport gemacht haben. Rückenmuskeln (zumindest die Statischen, Haltenden) bilden sich wiederum auch allein durch den Radsport.
 
Dass Flexibilität sich gar nicht oder sogar negativ auf die Performance auswirkt ist keine neue Hypothese und wird für Laufen schon länger diskutiert:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11774065/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8784761/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16230980/
Die Erklärung, dass die steifen Muskeln besser "federn", hat mich irgendwie nicht so ganz zufrieden gestellt, weil man als Radfahrer ja weniger "federt". Hab noch was gefunden, wonach die Beweglichkeit in der Lendenwirbelsäule negativ mit VO2max korreliert, Hamstring- und Hüftbeweglichkeit allerdings positiv mit der Performance. Der "gerade Rücken" wäre demnach also gut, die steifen Hamstrings aber nicht.
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S144024402030774X
There was a significant correlation between performance and hamstring flexibility, handlebar drop, saddle setback and ankle plantarflexion. An increased lumbar flexibility demonstrated an inverse relationship with relative VO2max. A more anteriorly rotated pelvis correlated with improved hamstring flexibility, hip flexion angle and an increased handlebar drop.
Und hier noch was zu jungen Sportler*innen verschiedener Sportarten.
https://podium.upr.edu.cu/index.php/podium/article/download/1409/html_1?inline=1
The flexibility of the sports disciplines had a moderate direct relationship (p=<0.00) with strength and a moderate inverse relationship (p=<0.01/ rho =-0.4) with VO2max. Flexibility was directly proportional to strength, that is, if flexibility increased, strength also increased; however, flexibility was inversely proportional to VO2max, that is, flexibility decreased and VO2max increased.
 
Ja, genau. Die haben jetzt auch einen Windkanal, um aerodynamische Glaubenssätze zu bestätigen. FTP und VO2max waren ja eigentlich nur eine spirituelle Aufwärmübung.Man kann den Wind und Material dort auch segnen lassen.
 
Hab mir das Journal mal angesehen. Ein Gemischtwarenladen von Themen, ohne klaren Fokus. Die Veröffentlichung erfolgt als Open Access-Journal, die Autoren müssen dafür bezahlen, dass die Artikel dort erscheinen. Es finden sich Kommentare im Netz, dass bei den veröffentlichen Artikel keine Peer-Review stattgefunden hat und das Journal bzw. der Verlag auch kaum etwas dafür tue, die Reichweite des Journals zu erhöhen.
Unter Strich sieht es ein bisschen nach Abzocke von unerfahrenen Autoren, Nachwuchswissenschaftlern etc. aus, die auf Veröffentlichungen angewiesen sind.
 
Hab mir das Journal mal angesehen. ...
Klare Fall eines "predatory journal" - also definitiv Abzocke. Diesen Journalen, die gerne mal im Wochenrhythmus gegründet und wieder eingestampft werden, kommt man leider nur ungenügend bei. Die "Beall´s list" (https://beallslist.net/) war ein erster ehrenvoller Versuch, dies zu tun, aber man kommt mit dem "Negativ-Listen" gar nicht schnell genug hinterher, so auch in https://predatoryjournals.org/the-list. Ganze Verlage zu bannen, ist noch eine Möglichkeit, aber selbst diese können sich schnell bilden und wieder auflösen.

Als Wissenschaftler sollte man bei open access-Journalen mindestens darauf achten, dass die Journale im DOAJ-Index gelistet sind, besser auch zusätzlich in Scopus, Pubmed oder/und Resurchify auftauchen.

Um es noch etwas kompizierter zu machen: nicht jede Veröffentlichung, die in einem solchen "Abzock-Journal" auftaucht ist schlecht oder falsch ... und umgekehrt, nicht jede Veröffentlichung, die in einem renommierten Journal erschien, ist notwendigerweise gut oder richtig. Da muss man auch als Wissenschafts-Profi mit sehr wachem Auge lesen und manchmal sogar selber nachprüfen, ob das Geschriebene überhaupt belastbar ist.
 
Hier mal ein Randthema zu Kraftzuwachs und dem Aufbau von Sehnen. Es geht hier um die Finger und eine submaximale Methode der Abrahamson Brüder. Interessant ist, das die Stimulierung der Sehnen durch 10 *10s Belastung erfiolgt und man davon ausgeht, das der Körper dann 6h Ruhe benötigt. Das bedeutet, das man tatsächlich 3 mal am Tag submaximal stimulieren kann u den den Sehenapparat aufzubauen. Es wurden in der Folge auch maximale Belastungen mit den submaximallen (Abrahams) Belastungen verglichen und das Thema wird noch weiter betrachtet. Man kann sich für rehabilitative Ziele überlegen, was das bedeutet. Das Video ist hier
und die Publikation zu dem Thema ist hier:
 

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