Das ist meines Wissens nach dadurch erklärbar, dass die Forscher sich sicher sind, dass mehr als 60g Glucose nicht aufgenommen bzw. verarbeitet werden können (dazu haben sie bereits früher eine Studie durchgeführt). Daher kommt ja auch die häufige Formel: 60g Glucose und 30g Fructose.
Aus Perspektive der Forscher verstehe ich das ja, da sie relativ fokussiert auf die Daten zur Oxidation exogen zugeführter KH blicken und diese bei reiner Glucose-Zufuhr nur geringfügig über 1 g/min anstiegen. Das ändert sich allerdings nochmals etwas, wenn man noch längere Belastungszeiträume mit beobachtet. Bei Jeukendrup (J Appl Physiol 100: 1134–1141, 2006; J Physiol 515:579–589, 1999) stiegen sie im Rahmen einer 5-h-Belastung auf bis zu 1,24 g/min für reine Glucose und 1,4 g/min für einen Gluc/Fruc-Mix. Wesentlich höher konnten sie in diesen Fällen auch kaum ansteigen, da die Zufuhr nun mal bei 1,5 g/min lag.
Neben der Dauer der Belastung muss man auch deren Intensität mit bewerten. Bei einem Output unter 200 Watt wird z.B. die gesamte KH-Nutzung (also exogene KH plus endogene KH aus Glycogen-Speichern) nicht über 2 g/min ansteigen können und müssen, da das energetisch gar nicht vonnöten ist. Die Durchschnittsleistung bei den Fahrten wird leider oft nur indirekt bzw. per Normierung auf % P(VO2max) oder % Abbruchsleistung bei Stufentest etc. angegeben, so dass man in dieser Beziehung verblindet bleibt.
Weiterhin sollte man bedenken, dass zugeführte KH auch dann noch hilfreich sein können, wenn sie resorbiert werden können, aber nicht instantan zu CO2 verstoffwechselt werden können. Im oben zitierten Eingangspaper wird ein Einspareffekt der Glycogenspeicher zwar nicht beobachtet, aber hin zu extrem langen Belastungen muss dies zwingend der Fall sein, da andernfalls
echte Ultramarathonleistungen, also Everestings, 12-h- oder 24-h-Rekordversuche, ... gar nicht möglich wären.
Was mir bei den allermeisten Metabolismusstudien der Jeukendrups, Rowlands, ... etwas fehlt, sind Plausibilitätsprüfungen, die mal von der reinen Leistungs-Output-Seite her kommend eine energetische Bedarfsanalyse betreiben. Wer 5 Stunden oder länger mit einer individuell maximalen Durchschnittsleistung unterwegs ist, kann dies anhand der eigenen
Powermeter-Daten unter Einbeziehung der zugeführten KH-Mengen sehr leicht tun. Es erfordert lediglich Annahmen zur Größe der Glycogenspeicher und des Wirkungsgrades, um die Fettflussrate zu kalkulieren oder Annahmen zur Fettflussrate und des Wirkungsgrades um die Größe des Glycogenspeichers abzuschätzen. Wenn dann ein erhebliches Delta zu den publizierten Studien klafft, dann muss man sich fragen, wie die Differenz zu erklären ist.