So, wenn ich mir schon die Arbeit mache und das Rad in der Parallelwelt als Zählkandidat zum KDM aufstelle, dann kann ich's hier auch zeigen:
Cannondale 25 - jähriges Jubiläum
Rennräder bis 1990 / Klassiker das ist der Titel.
Ich möchte zum 25-jährigen doch mal mein 1989-er Cannondale hier vorstellen.
Es ist mein „ältestes“ Rad, denn auch wenn ich noch ältere dabei habe; dies hier ist das was am längsten in meinem Besitz ist - nämlich seit seiner Entstehung und das einzige, was nicht gebraucht gekauft wurde.
Und es hat Radsportgeschichte geschrieben… keine bedeutende Geschichte zwar (für andere) aber MEINE!
„Rund um Köln“ mit Ankunft in der Spitzengruppe (< 4 h für >160 km in der Amateure C-Klasse in 1991 oder 92), Alpe d’Huez in < 55 Minuten, Col de Forclaz mit 1000 HM in < 60 Minuten - man war ich damals fit!
Zurück in den 80-er Jahren waren Stahlrahmen üblich, man fuhr Gazelle Champion, Gios, Colnago, Pinarello, Eddy Mercks und ähnliche.
Vitus & Alan warten die „üblichen“ Rennräder aus Alu - während Kettler das Segment der unteren Mittelklasse bediente. Geklebte Carbonrahmen gab’s auch schon für viiieeel Geld (J.-F. Bernhard auf dem Mt. Ventoux bei der 1987-er TdF).
Allesamt hatten sie gemeinsam, dass es Rahmen waren, deren Rohre irgendwie mit Muffen verklebt waren.
Cannondale war (auf dem deutschen Markt) Neu - sie waren anders!
Sie haben dicke Alurohre muffenlos verschweisst.
Obschon ich zwischenzeitlich gelernt habe, dass das nicht so gaaanz Neu war (auch wenn ich in Aachen damit einer der ersten war), sondern dass es das schon vorher gab (Sablière / Klein ab den 70-er Jahren), so war es doch mit das „Verdienst“ von Cannondale diesem Rahmentypus auf breiter Marktfront zum Durchbruch zu verhelfen und dazu beizutragen, dass die von uns so geliebten Stahlrahmen immer mehr von der Bildfläche verschwanden.
Mein Cannondale hier war nicht das erste, denn Cannondale produzierte Alurahmen in den USA seit Anfang der 80-er Jahre.
Aber bis einschließlich 1988 wurden Cannondale Alurahmen ausschließlich mit Stahlgabeln geliefert.
Das 1989-er Modell (3.0 Series) war das erste mit Alugabel.
Diese Alugabel war zwar noch mit Stahlschaft geklebt und wurde von Sakae zugekauft, aber das war nicht die schlechteste Lösung.
Ich kann mich noch erinnern an einen Kurztest in der „Tour“ Zeitschrift - ich glaube es war 1989 - dort hatte man so ein Cannondale mit
Shimano 600 (die erste 6400-Serie) vorgestellt und war ganz begeistert.
Diese Begeisterung hat sich auf mich übertragen; ein Rad - so leicht wie Vitus, aber steifer als die Stahlrahmen; das wär’s doch!
Zudem war ich in den beiden Jahren vorher in der eher technikaffinen Welt der Triathleten unterwegs und daher gegenüber derlei Neuerungen etwas offener als die stockkonservativen „richtigen“ Radsportler.
Wenn ich mit dem Rad zum Training bei den „richtigen“ Rennradfahrern aufkreuzte, da musste ich schon ein ziemlich dickes Fell haben.
Da wurden dann so Witzchen gemacht wie: „Wenn du heute Abend mit dem Ding nach Hause kommst, dann kannst du deiner Freundin wenigstens sagen „Guck ’mal ich hab‘ ’n dickes Rohr“…".
Wobei, ich war sowieso schon bekannt als komischer Kauz mit diesem merkwürdigen Triathlonlenker…
Die Vorbehalte der „richtigen Radrennfahrer“ gegen den Triathlonlenker sind dann im Juli 1989 ganz plötzlich verschwunden als ein gewisser Herr Lemond in Paris 8 Sekunden …. - der Rest ist Geschichte!
Aber gegenüber den dicken Alurohren gab es nach wie vor große Vorbehalte.
Man hatte die Befürchtung, dass die beim geringsten „Umfaller“ direkt kaputt gehen (Beule) und dass die Schweißnähte nicht dauerstandfest seien.
Nun, 25 Jahre später - nach einigen 10.000 km inklusive diversen Stürzen muss ich sagen, dass ich diese Vorbehalte nicht teile.
Nun zurück zum Rad:
Der Rahmenset kostete ~ 1200 DM, für mich gab’s einen Zuschuss vom Verein so dass es „nur“ noch 950,- DM waren. - Das war viel für einen frischen Studenten der im gerade beendeten Zivildienst knapp 300 DM pro Monat bekommen hatte.
Dafür gab es dann einen Rahmen „Made in USA“.
Darauf legte man bei Cannondale großen marketingtechnischen Wert - wahrscheinlich um sich gegenüber der aufkommenden „Billig“-Konkurrenz aus Fernost abzugrenzen.
Der Rahmen wurde mit modernster CAD - Technik am Computer entworfen…
… in Bedford - Pennsylvania geschweisst, im Ofen geglüht um Spannungen abzubauen und auf Maßhaltigkeit geprüft…
Der Rahmen war leicht, und er war (relativ) steif…
… man war sehr gut aufgestellt im direkten Vergleich zum Wettbewerb - inklusive der ersten aufkommenden laminierten Kestrel Carbonrahmen…
Und trotzdem finde ich den Rahmen auch heute noch nicht unkomfortabel.
Die Sattelstreben im Hinterbau sind relativ dünn, das Unterrohr ist noch nicht sooo voluminös wie bei vielen Alurahmen 10 Jahre später und auch die schlanke Gabel trägt sicherlich Ihren Teil zum Komfort bei.
Ich habe im direkten Vergleich einen moderneren Alurahmen gehabt (Kinesis) mit dickeren Rohrquerschnitten (auch an der Gabel), 1 1/8“ Ahead und einem längeren Radstand, aber ich mag das Fahrverhalten von diesem Cannondale immer noch sehr. Nicht zu hart, aber sehr direkt und auch mit leichtem Gepäck in den Alpen auf schnellen Abfahrten immer unproblematisch.
Link
Dazu kommt eine scharfe sehr kurze (Criteriums) Geometrie durch den kurzen Hinterbau.
Der wird dadurch ermöglicht, dass das Hauptrohr nicht mittig auf dem Tretlagergehäuse ansetzt, sondern weiter vorne. - Das war mit gemufften Stahlrahmen gar nicht möglich ohne gebogene, eingedrückte oder geteilte Hauptrohre.
Das schafft viel Platz für den
Reifen trotz kurzen Radstandes; sogar echte 28 mm Reifenbreite sind möglich! - Und das bei einem Radstand von 97,4 cm bei RH 58.
Wie es sich für unsere amerikanischen Freunde gehört sind die Geometriedaten natürlich alle in Inches - obschon die nominale Rahmenhöhe in cm angegeben wurde
![Big Grin :D :D](/forum/styles/default/xenforo/smilies/biggrin.png)
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Zurück zu meinem Exemplar:
Den Triathlonlenker (& Vorbau) habe ich von meinem vorherigen Stahl-Benotto übernommen, nur für Radrennen hatte ich noch einen normalen Lenker (mit Vorbau & Bremsgriffen zum schnellen Austausch).
Ansonsten wurde das Rad ausgestattet mit der
Shimano 600-er Gruppe (6400-er Serie) - die Dura Ace hätte ich gerne gehabt aber ich konnte sie mir nicht leisten.
Spätere Nachrüstung fand dann statt mit 8-fach Naben (HB-6402) und 8-fach Schalthebeln (SL-6401) und die originalen Look Pedale (die Weißen der ersten Generation mit der schwarzen Platte die ich auch noch vom Benotto übernommen hatte) wurden später gegen PD-6401 ausgetauscht.
So - genug geschwafelt - und jetzt gibt’s noch ein paar Bilders:
Und ich werde es - wenn möglich - noch weitere 25 Jahre nutzen …
- Dann wird es wahrscheinlich auch von den Hardlinern hier als Klassiker anerkannt.
http://fotoalbum.dds.nl/ivo_m/200kmern2013/IMGP3557.jpg
200 km Brevet bei ScheiXX-Wetter Ende März 2013
http://fotoalbum.dds.nl/ivo_m/200ven...3/IMGP1292.jpg
200 km Brevet bei bestem Wetter Ende September 2013
Aber mittlerweile produziert Cannondale wie alle anderen auch in Fernost.
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