Sehe das so, daß das horizontale Ausfallende bei den meisten Herstellern schlicht vergessen wurde, durch ein vertikales ersetzt zu werden. Als es nicht mehr zum Spannen der Kette von Nöten war.
Da ich an älteren Rädern/Rahmen nicht zuletzt auch ihre "Offenheit" für unterschiedliche Nutzungen/Aufbauten schätze, und -
in diesem Forum natürlich ein absolutes NoNo - durchaus auch gerne mal Nabenschaltungen verbaue (...
was ja in historischer Betrachtung z. B. bei "den Engländern" lange üblich war ...), muss ich da aber doch widersprechen: "horizontale" Ausfallenden sind in dieser Hinsicht weitaus flexibler, was "Neuinterpretationen" angeht.
Dieses Thema nervt mich gerade konkret an einem 1985er Koga Miyata Traveller mit horizontalen Blech-Ausfallenden, durch die dieser Rahmen für mich sehr entwertet wird, weil er nicht einmal für den Umbau zu einem Stadtrad/Porteur mit Nabenschaltung taugt ...
Natürlich kann man prinzipiell schon auch Nabenschaltungen in vertikalen Ausfallenden verbauen, aber nur um den Preis eines Kettenspanners, durch den man dann die Nachteile der Kettenschaltung (
verschleiß- und verschmutzungsanfällige externe Kettenführung) perfekt mit denen der Nabenschaltung (
höheres Gewicht bei geringerer Übersetzungsbandbreite) verbindet ...
Und zumindest früher, als die Kettenschaltwerke noch weniger leistungsfähig waren, spielte wohl die Positionierung des Hinterrades, bzw. der entsprechende veränderliche Ritzel-Umschlingungsgrad bei unterschiedlichen Ritzelgrößen schon eine Rolle bei der Schaltqualität.
Das hat dann aber wohl die flächendeckende Einführung der 'B-Tension'-Schraube an den Schaltwerken überflüssig werden lassen.
Was "horizontale" Ausfallenden ebenfalls ermöglichen, ist die Anpassung des Radstands an die Reifenhöhe, an eventuelle Schutzbleche und eine (allerdings geringfügige) Einstellmöglichkeit des Radstands - manchen Leuten sind diese vielleicht 10 mm Varianz wichtig (...
während ich das für mich eher unter "Justierungs-Esoterik" verbuchen würde - wenn ich mehr oder weniger Radstand haben will, nehme ich halt einen anderen Radtyp ...).
Und ja - auch mir ist es schon gelungen, Hinterräder beim wuchtigen Antreten in "horizontalen" Ausfallenden schräg zu treten; das waren dann aber immer Blechausfallenden (z. B. an einem 'Hanow' aus den frühen 1950er Jahren).
Insofern würde ich ebenfalls sagen, dass bei einwandfrei ausgerichteten geschmiedeten (oder jedenfalls nicht zu dünnen) Ausfallenden ein Schrägtreten des Hinterrades nicht auftreten, oder jedenfalls durch geeignete Gegenmaßnahmen (wie z. B. kräftigere Schnellspanner oder stärker geriffelte Muttern auf der Innenseite) zu beseitigen sein sollte.