So, ich habe auch noch ne Geschichte für Türchen 25 - wobei ich viele Geschichten bzw. Erlebnisse mit/auf dem Rad im Kopf habe. Etliches allerdings mit dem Alu-Bomber auf Brevets, aber im nun zu Ende gehenden Jahr war doch einiges mit dem blauen Rädchen geschehen. Dazu muss man sagen, das v.d.Veegaete das Label eines gleichnamigen Ladens bei Gent war, das Teil eher zum Experimentieren gedacht war, sich dann aber schnell und insbesondere nachdem alle Einstellungen stimmten, zum Liebling mauserte. DA-abstinent und nicht nach Maßgabe von Weightweenies aufgebaut, reicht das kleines Spaßmobil immer noch aus, flott voran zu kommen. An meiner Mooker Versorgungsstation gab es öfter neugierige bis ungläubige Blicke auf das Altertümchen (Baujahr dürfte 1983 bis 85 sein?), es rief allenthalben Erinnerungen wach und manchen Floh ins Ohr für eine Fahrt.
Allenthalben? Nuja, gab auch mal Musterung von oben nach unten und retour, als ich einen Radfahrer beim Überqueren der Straße passieren liess. Danach schloss sich dann eine (zumindest für mich) vergnügliche Jagd bis Arnheim an. Wären niederländisches Autofahrer nicht wachsam, was Radverkehr angeht, hätte es vermutlich auch recht bald geknallt.
Nachdem ich den Herrn auf seinem neuen Carbongefährt dann vor Nijmegen müde gejagt hatte, war erstmal Ruhe, um an einem Sportplatz beim Ampelstop ein bekanntes Gesicht neben mir zu haben. Revanche? Ooooch... Irgendwann bog er rechts ab, mein Weg aber ging geradeaus Richtung Arnheim. Auf dem Rückweg musste ich dann den doch so beliebten Rechtsabzweig näher inspizieren: Berg en Dal. Soso, man duelliert sich wieder?
Aber darum geht es in puncto Geschichte eigentlich gar nicht.
Die lustige Geschichte war vielmehr die Teilnahme am diesjährigen Fleche Belge unter Kapitän Ivo. Start ab Venlo hiess dann auch: Wiedersehen mit recht bekannten Strecken. Und wenn ich dann erinnerungsversunken vorne weg fahre, Fahren nach Mindmap. Bis dann vor Liessel jemandem etwas auffiel, aber es gab noch die Querung über die Autobahn und dann war der Track wieder erreicht.
War ich erst skeptisch, wie sich das mit dem doch sehr kleinen Rahmen auf langen Strecken und insbesondere bei Müdigkeit verhalten würde, so war es eher traurig, das die mit dem Notwendigen gefüllte Carradice für das Gefühl gestutzter Flügel sorgte. Welch Zufall, das sich die Gespräche am Kanal vor Antwerpen dann auch irgendwann um Bob-Jackson-Räder drehten.
Vor Ostern kam es zu den Anschlägen in Brüssel und entsprechend rechneten wir mit allerlei Polizei - war aber alles recht normal. In Antwerpen wurde unweit der Pizzeria, wo wir das Abendessen einnahmen, auch mit Kerzen der Opfer gedacht.
Nachts um 1 rumpelten wir schliesslich über das Pflaster der Gassen auf den bekannten Marktplatz von Brügge. Ich hielt etwas abseits von den anderen, vermutlich auch, weil ich ein Auto gehört hatte. Ich erinnere nicht mehr, was ich in der Tasche gesucht hatte, jedenfalls hielt ein Bulli neben mir und aus dem Fahrerfenster wurde ich dann auf flämisch nach dem woher und wohin befragt. Uh, Polizei? Nachdem ich mich dann geoutet hatte, nix zu verstaan, wurde auf Englisch höflich gefragt, was ich denn zu solch später Stunde da treiben würde.
Fleche Belge war nicht bekannt, aber die beiden Streifenpolizisten wussten, wo Venlo war. Belgien und Radsport - es wunderte mich denn doch sehr, dass die beiden, aufgeklärt über das Ziel Tournai, in jeweils andere Ecken des Fahrzeuges sanken. Wieviele Kilometer seien das denn? Und wirklich non-stop???
Der Vorteil an kleinen und nicht allzu schweren Fahrrädern ist ja, das man sie anheben kann. Hatte ich die Plaste-Tafel zum Fleche am OR befestigt (was sich noch bös rächen sollte), konnte ich das Rad vor dem Bulli-Fahrerfenster auf Augenhöhe des Polizisten heben: Guck mal!
Ich glaube, die Herren hatten da eine Begegnung ungewohnter Art - was für mich in Brügge wiederum unerwartet kam. Aber ich weiß ja aus Twisteden, wie Randonneure von der örtlichen RR-Gruppe beäugt werden.
Nächste, lustige Begebenheit war, als nach Ypern allgemein Übermüdung um sich griff und eine unverzügliche Pause beschlossen wurde. Mitten auf dem Radweg an einer Landstraße, zu der eine Hecke nicht allzuviel Sichtschutz bot. Vor allem aber war es kalt und ich hatte erst eine dicke Erkältung mit Krankschreibung hinter mir. Powernapping verkniff ich mir und setzte mich auf die Handschuhe, den Rücken zur Straße und schloß die Augen. Es dauerte auch nicht lange, bis das erste (Gelände-)Fahrzeug anhielt und offenbar nach kurzem Blick weiterfuhr. Reichte bei mir zum Wachwerden.
Kurz vor Tournai schloß dann eine belgische Gruppe zu uns auf, angeblich guckten die etwas irritiert auf die neuen und alten und teilweise auch exotischen Stahlrahmen, ich hatte es nicht so mitbekommen, die Blase, sie wissen schon.
Vermutlich mochte man auch nur bedingt mit uns zusammen die Sache zu Ende bringen, denn als Ivo mich wegen Bolzerei in Tournai zurückpfiff, waren besagte Belgier schon diskret hinten rausgepurzelt und hatten einen polnischen Abgang versucht, der aber nur bis zum nächsten Kreisel hielt. Meiner undeutlichen Erinnerung nach, waren wir dann aber auch fast am Ziel und es entspann sich noch ein Schlussspurt Stahl gegen Alu. Im Sommer hatte ich anlässlich der Rommerskirchener Klassikerausfahrt nochmals Gelegenheit, eine Absprengeinrichtung für die Tasche zu wünschen. Fazit: Das kleine Rädchen, über das so viele lachen, macht ganz schön Spaß. Mal sehen, was im kommenden Jahr noch an Strecken kommt. Es sind selten herausragende Erlebnisse, eher viele kleine Begebenheiten wie z.B. der angenehm kühle Wind auf der Waalbrug in Nijmegen während sommerlicher Hitze oder Kunstwerke, die unterwegs zu entdecken sind, die aber ohne die lustige Mensch-Maschine-Kombination nicht erreichbar wären und so den Schatz der Erinnerungen bilden.
Für lange Sachen mit Gepäck wäre indes ein separates Rad nett, woran ich allerdings schon arbeite. Dafür kämen die Bremshebel dann wie gerufen. GA-Schalthebel habe ich schon, der Rahmen soll aus den 70ern sein.
Aber einstweilen steht der kleine Flame, vermutlich in den Fabriken von Kessels oder Vanenooghe produziert, im Keller und möchte gerne geputzt werden (insbesondere das Mineralwasser hat mehr als hartnäckige Flecken verursacht), auf Rost geprüft werden und die vielen kleinen Wunden verarztet bekommen, die das lange Leben schlug.
Bilder habe ich vom Rad keine aktuellen, von der Tour hat Ivo welche gemacht:
https://fotoalbum.dds.nl/ivo_m/flechebelge2016/1
https://fotoalbum.dds.nl/ivo_m/flechebelge2016/IMGP1009.jpg