Knobi
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Dann werde ich das mal angehen. Gibt es noch Anhaltspunkte, in welchen Bereich ich welche Materialstärke reduzieren kann? Bzw. gibt es Erfahrungswerte, bei welcher Stärke mit Bruch zu rechnen ist?
Dir ist aber schon klar, dass du vor hast an knapp 30 Jahre alten Plastik Material abzutragen. Sämtliche Erfahrungswerte der Vergangenheit sind damit hinfällig. Das musst Du selber ausprobieren; im schlechtesten Fall zahlst Du mit einem 2. Darmausgang…
Weil ich das gerade erst lese, aber schon seit langer Zeit Plastiksättel nachbearbeite, aus Erfahrung ein paar Anmerkungen dazu:
Das typische Material der Sattelschalen originaler/historischer Concor, Turbo, Flite und Alpine versprödet mit wachsendem Alter nicht in für mich nachvollziehbarem Maße.
Wenn ich heute ein 30 Jahre altes Exemplar davon dünner rasple, bricht es weder beim Bearbeiten, noch beim anschließenden Gebrauch schneller, als vor 30 Jahren.
Wenn ich mein ältestes bearbeitetes Exemplar von ca. 1991 heute noch fahre, bricht es ebenfalls nicht und federt noch genauso, wie damals (Turbo Special mit stellenweise halbierter Schalenstärke). Ich fahre übrigens regelmäßig damit und bin in den letzten 30 Jahren selbst etwas schwerer geworden.
Nach langen Standzeiten macht dieser Sattel aber manchmal Knarzgeräusche, weil sich die stark federnde Schale wohl auch auf dem Gestell ein wenig bewegt. Dann hilft ein Spritzer Silikonöl an jede Verbindungsstelle für den Rest der Saison.
Fun Fact:
Ein etwas jüngerer, unbearbeiteter und werksseitig schon gut federnder Vetta SL knarzt grundsätzlich und ständig bei jeder Fahrt und lässt sich auch nicht durch Wundermittelchen davon abbringen. Das nervt dermaßen, dass ich ihn nicht mehr verwende.
Das soll jetzt nicht heißen, dass die Materialien und Schalen anderer Hersteller und Modelle nicht trotzdem unvorteilhaft altern können, und es hilft vor allem dann nicht, wenn man zu viel Material abträgt (Schale hat ein Loch) oder zu schnell arbeitet (Schale schmilzt). Das ist mir auch beides schon passiert und war natürlich das Ende dieser Sättel.
Anmerkung Flite:
Durch die Aussparungen an der Unterseite und die Konturen des Mittelstücks gibt es hier bereits ab Werk wechselnde Materialstärken und etwas mehr Federung. Eine originale Flite-Schale muss man also nicht dünner schleifen, wenn man im Vergleich zum Turbo nach mehr Komfort sucht, weil sie schon ab Werk etwas komfortabler ist. Will man das aber trotzdem tun, kann es schneller schiefgehen (durchgeschliffene Stellen).
Also Vorsicht!
Zum Brechen der Sattelschale denke ich so:
Das ist und wird doch kein sprödes Zeug, das schlagartig wie Glas splittert.
Wenn überhaupt, wird die Schale irgendwo einreißen - mutmaßlich an der Stelle mit dem größten Querschnittsprung, also eher nicht in den dünnergeschliffenen und federnden Bereichen, aber auch nicht vom dicken Rand aus.
Komplett oder in mehreren Richtungen gleichzeitig durchreißen wird so eine Schale aber kaum jemals.
Das bedeutet auch: Der Reiter bleibt auf ihr sitzen und kann in jedem Fall noch anhalten; die Schale wird sich nicht schlagartig vom Gestell trennen.
Viel gefährlicher wird die gebrochene Schraube einer Patentsattelstütze, weil sich dann wirklich der komplette Sattel samt Klemmteil vom Rad verabschieden kann. Der Fahrer fällt dabei oft hinten runter und kann, wenn es dumm läuft, mit Fug und Recht behaupten, dass sein Hinterrad im Arsch ist.
Schwere Verletzungen sind dann fast zwangsläufig die Folge.
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