Wir sollten nicht vergessen, daß ZDF und ARD nicht nur reine Sportberichterstatter sind, sondern sich dem Journalismus in seiner "Ganzheit" (es klingt hülsenhaft, ich weiß) verpflichtet fühlen, ein Handwerk, das sich gesellschaftliche Mißständen gegenüber nicht verschließen darf. Andere Sender scheinen es es da doch sehr viel leichter zu haben, schüren sie doch selbst mit seinen diversen beißenden Entblößungsformaten die ungute Entwicklung in unserer Gesellschaft, indem sie die geschmacksunfesten und ungebildeten Bevölkerungsteile zur Aufgabe ihrer Würde verleiten, oder zumindest die Gelegenheit verpaßen, sie darüber aufzuklären, daß auch sie, die man gemeinhin als Unterschicht bezeichnet, eine solche haben. Warum nicht diesen Menschen helfen, sich selbst aufzurichten? Stattdessen wird Hyänentum eingepeitscht und dumme Menschen verleitet, auch noch den letzten Rest ihres Stolzes abzugeben. Ich schweife ab...
Auch ich empfand es zunächst als ungerecht, "den Radsport und scheinbar immer nur den Radsport an den Pranger zu stellen", doch wenn es hier überauffällig zutage tritt, stärker als anderswo (was natürlich nicht vergessen ist, lediglich aus dem Focus geraten), wäre es damit besser, es zu verschweigen? Sicher, sie haben gut am Radsport verdient (und es erscheint mir als wirtschaftliches Interesse legitim), doch wäre die Nibelungentreue, über Doping hinwegzusehen, nicht die Aufgabe der Verantwortlichkeit gegenüber der Aufdeckung von Mißständen? Verpflichtet jahrelanger guter Verdienst am Radsport zum Nachfolgen auf einem Weg, der (lassen wir einmal den Betrug am Zuschauer außen vor) schlechtes Beispiel für Heranwachsende abgibt? Wenn man bisher gut verdiente, und nun neue, abscheuliche Erkenntnisse erhalten hat, darf man dann nicht umdenken und sich klar distanzieren? Müssen die Fernsehanstalten, wie auf Schienen gesetzt, einem Weg folgen, den mitzugehen Mittäterschaft bedeuten würde?
Sicher, alles hehre Ideale - man gerät schnell dahin, was manche als "Schwallen" abtun, aber ich bin heilfroh, daß es noch ZDF und ARD gibt. Die wenigsten Privaten würden sich des Radsports niemals annehmen, allein schon, weil er nicht der Mentalität der angestrebten oder selbstgezogenen Zuschauerschaft dieser Anstalten entspricht. Wer von den Couchpotatoes fährt denn schon Rennrad, eher fluchen die gerne über Radfahrer, wenn sie sich am Steuer ihres Wagens über ihre Vertragswerkstatt oder das Bezingeld ärgern.
Oder könnte sich jemand von Euch vorstellen, solche Sender würden über Eistanzen oder spanische Pferdedressur berichten?
Natürlich würde ich gerne einmal Eurosport ansehen, als Ergänzung, sobald ARD und ZDF wieder berichten, doch via Satellit scheint es nicht (frei) zu empfangen zu sein.