AW: Aus Schrott mach neu: Aufbau eines Durifort 888
Guten Morgen, und fertig ist der Lack!
Zwischenzeitlich hatte ich den Rahmen erneut geschliffen und weiß lackiert.
Dafür habe ich sogenannten "Basislack" verwendet, der lediglich trocknet anstatt auszuhärten, da er keinen Härterzusatz bekommt und nur verdünnt wird (wie Metallic). Basislack benötigt als abschließende Schicht folglich unbedingt einen Klarlack, darf aber vorher ggf. auch durchtrocknen und mit wilden Mustern verziert werden. Von jeder anderen Farbe, die ein organisches Lösemittel enthält, wird auch trockener Basislack wieder angelöst und verbindet sich mit ihr. Trockener Basislack muss vor der weiteren Bearbeitung daher nicht geschliffen werden.
Das gewünschte "Cremeweiß" hatte ich mir aus diversen Resten selbst angemischt, allerdings bei elektrischem Licht, was bekanntlich völlig anders als Tageslicht wirken kann. Die Quittung dafür gab es demnach heute, denn das Weiß war mir etwas zu hell, aber dazu später.
Nachdem ich auch ein passendes "Schwarz" (eher ein ganz dunkles Graubraun) angerührt hatte, musste der Rahmen natürlich entsprechend abgeklebt werden.
Zuerst gab es aber wieder Katzenbesuch:
- ein ganz und gar liebes Tier. Kratzt nicht, beißt nicht, schnurrt ständig. Wenn's zischt und stinkt, haut sie natürlich wieder ab; der Kompressorlärm stört sie überraschenderweise aber überhaupt nicht, daneben ist sie sogar schon mal eingepennt.
Zum Maskieren braucht man Abdeckband ("Malerkrepp"), weil es sich so schön dehnen lässt. Soll es "außen um die Kurve wandern", legt es sich meistens ganz von selbst in die richtige Position, wenn man es dabei "auf Zug hält"; "innen um die Kurve" kann es jedoch nicht ohne Falten, weshalb ich dort alles großzügig überklebe und anschließend die Kontur entsprechend ausschneide.
Wichtig ist, die Kanten richtig fest anzudrücken, in diesem Fall am besten mit dem Fingernagel. Beim Zurechtschneiden nur minimal aufdrücken, um den Lack nicht zu beschädigen.
Anschließend werden alle anderen Bereiche, die nicht lackiert werden sollen, sorgfältig mit Papier abgedeckt. Bitte kein bedrucktes Papier verwenden, vor allem aber keine Tageszeitungen, weil deren Farben sich todsicher auf den Rahmen übertragen würden!
Dass der Tretlagerbereich dieses Rahmens beim Abkleben nichts für schwache Nerven ist, dürfte spätestens jetzt klar werden:
Schwarze Farbe anrühren, Pistole betanken uuund...
... erstmal nur ganz flüchtig an den abgedeckten Bereichen annebeln und antrocknen lassen, um das "Kriechen" der sehr dünnflüssigen Farbe unter das Abdeckband zu vermeiden.
Dann die gewünschten Bereiche wie gewohnt gleichmäßig, aber nicht zu "nass" und vor allem nicht zu dick lackieren, bis alles sauber mit Farbe bedeckt ist.
Nach dem vorsichtigen Abpopeln der Masken wird man fast immer kleine Fehler entdecken; am Tretlagergehäuse ist hier sogar ein peinlich großer passiert.
So etwas beseitigt man mit einem ganz feinen Pinsel und ruhiger Hand, wobei der Pinsel immer "gezogen" werden und die Hand sich gut am Rahmen abstützen soll.
Je dünner die Farbe, desto einfacher geht das - allerdings muss es beim ersten Versuch "sitzen", weil sich die beiden Basislacke ja gegenseitig anlösen und bei erneutem Pinseln an den nassen Stellen verschmieren würden - notfalls also kurz antrocknen lassen und einen neuen Anlauf wagen.
Ich möchte dazu übrigens noch sagen, dass ich farblich abgesetzte Rohrabschnitte am liebsten so mag, dass nur das eigentliche Rohr die andere Farbe bekommt, während die Ränder der Muffen selbstverständlich ihre Farbe behalten. Leider sieht man es allzu oft andersrum, was einfach "unlogisch" ist.
Jetzt kommen die Schriftzüge drauf!
Hier die aus nur leicht klebender Maskierfolie geschnittenen und mit Übertragungspapier kaschierten Masken, mit kleinen Markierungen für die Rohrmitte:
Und natürlich sollte die Rohrmitte auch irgendwie markiert werden, damit nichts "schief" geht. Ich nehme dafür ganz feines Zierlinienband:
Trägerpapier von den Masken abziehen. Am besten geht das, wenn man es im ganz spitzen Winkel und mit etwas Andruck "nach hinten rollt", weil dabei die Folie besser am Übertragungspapier haften bleibt. Zieht man zu steil "nach oben", bleiben immer wieder kleine Folienteile am Trägerpapier hängen und müssen anschließend von Hand wieder in der Maske plaziert werden, was fast nie sauber klappt.
Zielen, Maske in der Mitte vorsichtig andrücken und glattstreichen. Ruhig richtig fest andrücken!
Wo etwas im Weg ist, einfach Löcher reinschneiden:
Und wenn alles sitzt, das Übertragungspapier abpellen, ebenfalls im spitzen Winkel wie beim Trägerpapier. Also eher "rollen", als ziehen.
Die Maske auf dem Unterrohr:
Und ein seeehr fummeliges Ding fürs Steuerrohr:
Der maskierte und abgedeckte Rahmen:
Wenn die Farbe trocken ist, was bei dünn aufgetragenem Basislack innerhalb weniger Minuten passiert, kommen sämtliche Masken wieder runter. Bei den "Füllungen" der Buchstaben braucht man dazu ein spitzes Messer, sollte beim Abheben aber natürlich nicht den Lack zerkratzen.
Selbstverständlich haben sich winzige, abstehende Farbränder an den Kanten der Masken gebildet, die äußerst unschön aussehen und auch unter dem Klarlack noch deutlich auszumachen wären:
Man kann sie aber einfach mit dem klebrigen Staubbindetuch wegrubbeln.
Für das zu wenig cremige Cremeweiß musste ich mir etwas einfallen lassen und griff zu einem fiesen Trick: In den Klarlack kamen einfach zwei kleine Tropfen eines braunen Decklacks, um ihn entsprechend abzutönen - ein klassischer "Candy-Effekt", wie wir ihn von den Cromovelato-Rahmen kennen, in diesem Fall aber sehr viel zarter.
Wichtig bei solchen getönten Klarlacken ist, dass man möglichst gleichmäßig arbeitet, weil sonst verschieden helle Bereiche entstehen würden. Es hat übrigens ganz hervorragend funktioniert:
Und die goldene Schrift hat dadurch einen unerwartet seltsamen Schimmer bekommen:
Die Spiegelung verrät es: Keine deutlichen Kanten an den Schriftzügen.
Und das Steuerkopf-Phantasielogo hat auch funktioniert:
- es sollte erst noch einen weißen Kreis im Hintergrund bekommen, aber so gefiel es mir dann doch besser. Vom optischen Eindruck her sitzt es leider etwas zu niedrig, weil ich beim Aufkleben der Maske von der absoluten Mitte des Motivs ausgegangen bin. Grrrrr!
Das von Ignatz vorgeschlagene Klingonenlogo ist zumindest im Hintergrund angedeutet.
Alles satt glänzend und exakt umrandet:
Ganz ehrlich: Ich freu mich wie bekloppt!
Das Ding sieht nämlich haargenau so aus, wie ich es im Kopf schon seit vielen Monaten fertig hatte.
Beim Sitzrohr hatte ich vorhin erst über einen goldenen "Barbers Pole" nachgedacht, bin aber doch ganz froh, das nicht umgesetzt zu haben.
Trotz schönem Wetter und klarer Nacht habe ich übrigens nur eine kleine Mücke am Gabelkopf einlackiert und hatte praktisch keine Probleme mit Staub.
Bis bald - ich muss jetzt erstmal pennen.