AW: bernhard kohl auch !
@ feardorcha: Bringt nix - oder nicht das, was es bringen müsste...
Doping in seiner (mind.) doppelten Bedeutung wird es immer geben. Sowohl die Einnahme (verbotener) Mittel zur Leistungssteigerung wird immer ein Aspekt des Sports und insbesondere des Leistungssports sein - und auch der Betrug bzw. die verbotene Vorteilsnahme wird es immer überall geben, wo es um Ruhm und Ehre oder sogar um Geld geht.
Dein Vorschlag zielt ja darauf ab, erwischte Doper aus dem Rennbetrieb auszuschließen und durch die lebenslängliche Strafe präventiv (noch) saubere Sportler vom Doping abzuhalten. Das wird aber meiner Meinung nach nicht funktionieren, weil es Doping eben immer geben wird.
Drogen hat es auch schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Es funktioniert einfach nicht, Drogen generell zu verbieten. Ganz im Ggeenteil führt der (amerikanische) "war on drugs" ja dazu, dass die Hintermänner ohne Ende profitieren und das Problem auf die "User" abgewälzt wird, die einerseits im rechtsfreien Raum Beschaffungsgeschäfte machen "müssen" und oft schlechte und gesundheitsgefährdende Qualität konsumieren "müssen" und andererseits das Risiko, erwischt zu werden, fast alleine tragen. Auch hier sind die Bestrebungen, über die ertappten Sünder an die Hintermänner ranzukommen immer sehr groß - aber funktionieren tut es eben nicht.
Meiner festen Überzeugung nach kann man beide Probleme nicht lösen bzw. abschaffen, sondern muss einen vernünftigen Umgang damit finden. Ich könnte mir da - sozusagen als Gegenmodell zur "lebenslänglich/sofort"-Methode - eher ein Punkte-Modell vorstellen, wie es beim Führerschein seit Jahrzehnenten halbwegs funktioniert. Man wird damit nie sicherstellen können, dass niemals niemand nichts falsch macht und nie zu schnell mit zu viel Alkohol über ne rote Ampel fährt - aber immerhin wird mit ausreichenden Kontrollen (zumindest mittlerweile) kein Alkoholiker als Busfahrer arbeiten können.
Konkret aufs Doping im Radsport bezogen bedeutet das für mich, dass wir von dieser "Alles oder Nichts"-Einstellung wegkommen müssen. Es gibt halt keine sauberen Fahrer und ein paar schwarze Schafe. Aktuell sind meiner Einschätzung (die sich unter anderem auf Leute wie Kohl stützt) nach alle Top-Athleten schwarz...Deshalb erst mal ohne Strategie, wie man dahin kommt, erst mal mein Idealbild:
1: Es werden regelmäßig (aber zufällig) allen Athleten Proben genommen. Die Ergänzung um C-Proben für spätere Tests finde ich ne sehr gute Idee. Ergänzend sollten auch Blutwerte und was sich sonst noch eignet, in gewissem Rahmen veröffentllicht bzw. den "Dopingjägern" zugänglich gemacht werden. Hier geht es mir nicht um den Blutpass "Ich bin sauber" (nach Kohl ja: "Ich investiere genug Geld in sauberes Doping..."), sondern eher darum, den Jägern Informationen und Daten an die Hand zu geben, welche experimentellen Medikamente inzwischen im Profibereich ausprobiert werden...
2: Verstöße gegen die Doping-Liste werden "intelligent" geahndet. So könnte z.B. ein "Asthma-Verstoß" als Bagatelle mit 3 Monaten Sperre geahndet werden und Blutdoping mit 3 Jahren. Ohne eine Alles-oder-Nichts-Regel würden dann auch diese bescheuerten Ausreden ("Die Asthmaflasche meiner Mutter ist am Frühstückstisch explodiert") hoffentlich entfallen können.
3: Nachträgliche Entdeckungen könnten ähnlich abgestuft geahndet werden. Auf jeden Fall werden alle "Verfehlungen" in ein öffentlich zugängliches Punktekonto eingetragen. Dieses Punktekonto dient vor allem der Information der interessierten Öffentlichkeit. Mein Traum wäre dann, dass die Fans Profis mit wenigen Punkten lauter anfeuern als solche mit vielen Vergehen in der Vergangenheit.
4: Man fängt damit im Jugendbereich an! Das ist m.E. der wichtigste Punkt. Kohl hat das ja recht gut beschrieben, wann es wie anfängt. Im Jugend- und Amateurbereich würden Kontrollen wohl besser funktionieren, weil dort der finanzielle Hintergrund für ein High-End-Doping an den Kontrollen vorbei noch nicht gegeben ist.
Ziel müsste also sein, Doping erst mal als integralen Bestandteil von Leistungsport zu akzeptieren - um das Dopong dann möglichst weit zu begrenzen. Fängt man damit im Jugendbereich an...dann steigen vielleicht nach Jahrzehnten mal wieder ein paar Fahrer in den Profizirkus auf, die nicht seit dem 13. Lebensjahr die Trainier danach aussuchen, wo sie am besten "gefördert" werden.
Dass das alles ne massive Veränderung unserer Kultur ist und fast keiner der Beteiligten ein Intersse daran hat, ist mir leider auch klar...