huskyblues schrieb:
........Um alles zusammen zufassen so macht Canyon genau das was zur Zeit hipp ist in der deutschen Wirtschaft.
Man lässt unter billigsten Bedingungen im Ausland fertigen um dann hier mit Maximum Gewinn zu verkaufen.
Ohne Rücksicht auf den hiesigen Markt, die hiesige Wirtschaft und den hiesigen Arbeitsmarkt.
Nebenbei bemerkt auch ohne besondere Rücksicht auf die Umwelt in den Lädern wo produziert wird weil es dort eh keinen interssiert, genauso wie es keinen interssiert das dort die Arbeitnehmer quasi keine Rechte und Ansprüche bezüglich Arbeitsschutz oder Versicherungen haben.
Aber warum auch beim Kauf eines so tollen und verlockend günstigen Produktes an sowas banales und unwichtiges wie ferne Länder und deren Menschen und Natur denken.
Das das dann auch noch die Kunden selbst mehrmalige Lieferverzögerungen in Kauf nehmen veranlasst bei mir, zusammen mit den oben genannten Dingen, einen ziemlichen Brechreiz da diese "Kunden" aus purer Bequemlichkeit und dem Nachlaufen einer "wirkungsvollen" Marketingmaschine letztlich auch noch am eigenen Ast, nämlich ihren Arbeitsplätzen sägen.
Denn wenn solche Unternehmen auf Dauer Erfolg haben wird es heir bald ein ziemlich "dummes" Erwachen geben.
Das Canyon mit einem solchen Firmenkonzept nicht alleine dasteht macht es auch nicht besser.
Nebenbeimerkt habe ich nichts gegen eine Fertigung im Ausland solange bestimmte Rahmenbedingungen fair sind und für alle Anbieter gelten.
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Hallole zusammen,
auch wenn es nun zum wiederholten Male eigentlich am Thema vorbei geht, muß ich nun doch noch meinen Senf dazugeben.
Ich stimme Husky in allen Belangen, was die wirtschaftliche Grundproblematik betrifft, voll und ganz zu. Und die Konsequenzen daraus wird unsere Gesellschaft, und damit wir alle, in nicht allzu ferner Zukunft ausbaden.
Es ist auch ein Problem, was sich nicht nur im Wirtschaftlichen, sondern auch in vielen anderen Bereichen unseres Lebens manifestiert ist (Stichworte Pisa, Integration, Gesundheit, Hartz IV, Altersvorsorge etc.). Es hat mit Egoismus, Intolleranz und einer unglaublichen gesellschaftlichen Trägheit zu tun. Ich will das nur mal am Rande bemerken und keine weitere Diskussion vom Zaune brechen.
Solange die Firmen (z.B. die aus reiner Profitgier im Ausland fertigen lassen) durch den Druck der Aktionäre immer nur das 'Ergebnis unterm Strich' sehen, sich keinerlei sozialen Moral verpflichtet sehen, sich der 'Staat' dahingehend erpressen läßt, solange wird der soziale Unfrieden weiter steigen. Ich für meinen Teil würde für jedes im Ausland gefertigte Teil einer hier in 'D' ansässigen Firma einen nicht unerheblichen 'Strafzoll' (nennt Ihr es, wie Ihr wollt, vielleicht 'Einfuhrzoll') bei Reimport einführen. So wie es viele andere Länder auch machen. Dann würden sich Hersteller wie VW, Bosch, Mercedes, Canyon, etc etc... sich zweimal überlegen, im Ausland auf Kosten und Ausnutzung der dortigen Arbeiter produzieren zu lassen . Meinetwegen, die Produkte wären teuerer, aber die Leute hätten auch wieder mehr Geld, sich die Produkte zu leisten. Und, man hätte auch eine Perspektive. Heute weiß kaum noch einer, ob er in einem halben Jahr noch seinen Arbeitsplatz hat. Ob er seine Raten für's Häusle dann noch zahlen kann. Es wird dann eher an anderen Sachen gespart, Investitionen für Hobby, Freizeit o.ä. vermieden.
Und jeder, der mir jetzt widerspricht und eine günstige Fertigung im Ausland, z.B. in China befürwortet, sollte sich dann mal noch folgenden Sachverhalt vor Augen führen.
Vor einigen Jahren gab es eine gewaltige Empörung (und die zu Recht, das betone ich ganz klar), als herauskam, das einige Zahnärzte und Zahntechniker eine goldnene Nase verdient haben, indem sie billigen Zahnersatz in China (Türkei) haben anfertigen lassen und den Gewinn daraus unter sich aufgeteilt haben. Neben der Tatsache, das der erziehlte Preisvorteil nicht an den Patienten weitergegeben wurde, wurde zudem katastrophale Materialqualität eingesetzt. Die Krankenkassen warfen den Zahnärzten vor allem wegen der betrügerischen Abrechnung zu Recht 'verbrecherisches Verhalten' vor. Viele der beschuldigten Zahnärzte und Techniker verloren ihre Zulassung und wurden tw. mit Berufsverbot bestraft.
Und nun spannen wir den Bogen mal zu Canyon. Was würdet Ihr denn zu mir sagen, wenn ich Euch eröffne, daß die Rehabilitation Eurer Kaufunktion mal eben 5000€ Eigenanteil kostet, bei einem geschätzten Laboranteil von ca. 3000€ bei einem deutschen Labor vor Ort und ca. 1000€ bei unklarer Materialverwendung und Materialverarbeitung bei einem Labor in China. (Vorausgesetzt, dieses Vorgehen wäre legal. Weiß ich gerade aber nicht, müßte mich nochmal bei meiner Standesorganisation erkundigen).
Würdet Ihr, wenn es um Eure Gesundheit ginge, auch in China fertigen lassen? Für die Befürworter der 'Auslandfertigung' dürfte das dann wohl kein Problem sein, also ja!
Ich für meinen Teil nein. Meine Labore sind zwar 'teuer' , aber der Patient (oder der Kunde) bekommt für sein Geld eine erstklassige Arbeit, einen erstklassigen Service und ermöglicht mir nicht nur meine Hobbies, sondern sichert bei mir direkt 7 Arbeitsplätze und indirekt weitere 38 Arbeitsplätze in den von mir und meinen Kollegen abhängigen Laboren.
Der Vergleich war nun vielleicht sehr weit hergeholt, spiegelt meiner Meinung die Grundthematik (Fertigung im Ausland, Dominanz von Versendern/Discountern, Rolle der 'kleinen' Fahrradhändler) auf eine gewisse Art aber deutlich wieder.
Grüße Jörg