Selbstbetrug, sich selbst belügen und verarschen. So wie Aldag in Höllentour beschrieb, wie man sich die restlichen Tage/Wochen der TdF schönredet. "..dann ist ja schon fast die Hälfte rum, dann kommen noch drei Flachetappen, die zählen nicht, die letzte auch nicht.. und dann muss man sich die ganze Scheiße nur noch selbst glauben."
Bei Intervallen ähnlich, sich erstmal weniger vornehmen, um dann je nach Lust doch aufzudrehen, erstmal nur 10 oder 15 statt 20 Minuten vornehmen.. hätte ich mir das, was ich so mache vorher vorgenommen, hätte ich schon längst psychisch einen weg.*
*..nein, diese Steilvorlage bitte nicht nutzen.
Das ist richtig, widerspricht aber meiner Selbstbeschiss-Methode nicht. Mein Coach-Ich weiß, was es vorhat, und auf was es hinausläuft, sagt dem Sportler-Ich aber halt nicht die ganze Wahrheit, und lässt es in dem Glauben, dass es heut schon nicht soo wild wird: "alles kann, nichts muss, wird anstrengend, aber nicht unlösbar."
Jeder sollte sich grundsätzlich auch mal hinterfragen, welcher Typ er ist, bezogen auf Motivation und Selbsteinschätzung, die Lehrer werden das auch kennen, bzgl. Pädagogik.
Der Unterschied zwischen Erfolgsmotivierten und Misserfolgsmotivierten lässt sich m.E. nicht nur aufs Leben allgemein, sondern bis auf die Herangehensweise an sportliche Herausforderungen, Intervalle oder FTP-Tests herunterbrechen.
Die Erfolgsorientierten suchen sich Aufgaben mit mittlerer Schwierigkeit, setzt sich also realistische Ziele und erreicht diese, was zu einem realistischen, positiven Selbstbild führt. Erfolge schreiben sie sich selbst zu, Misserfolg den Anderen oder den äußeren Umständen. Ihre eigenen Kompetenzen zweifeln sie nicht an und sehen so in jedem ihrer Misserfolge eine Möglichkeit bei zukünftigen Anläufen bessere Leistungen zu erbringen.
Misserfolgsmotivierte haben eine Furcht vor Misserfolgen und neigen dazu, zu leichte oder zu schwere Aufgaben zu wählen, Leistungen abzubrechen oder mangelnde Ausdauer an den Tag zu legen, da sie durch diese Handlungen hoffen eine Belastung ihres Selbstwertes zu minimieren. Die misserfolgsorientierte Herangehensweise schadet dem Selbstwert und ist mit den pessimistischen Denkweisen verwandt, die für Depression typisch sind.
Ich finde, diese Verhaltensweisen kann man sehr gut auch bei Sportlern beobachten. "Junge, was hast Du da vor, warum so ne hohe Prozentzahl, warum nicht erstmal weniger, das ist safe..".. oder halt der wiederholte FTP-Test, der unbedingt besser sein muss als der Letzte.. Angst vor Misserfolg, statt sich selbst über Konstanz freuen zu können. Warum 5 x 4 wenn es eigentlich 4 x 4 heißt, warum 12 Sätze 30/30er, wenn es eigentlich 8 bis 10 heißt? Warum 115%, wenn da steht 110-115%? Und an den anderen Tagen GA1, da kann ja gottseidank nichts schief gehen.
Ausgangspunkt war dieser Beitrag
Die Alpe! Du meinst, ich soll mal ein 2-Stunden-Intervall fahren …
Beim Thema Intervalle habe ich sowieso ein dickes Problem: Warum zur Hölle fallen mir Intervalle auf und mit dem Rad sooooviel schwerer als beim Laufen?
Ist ja nicht so, dass ich Lauf-Intervalle nicht gewohnt wäre. Und ich weiß ja auch, dass Intervalle durchaus geeignet sind, die Form zu verbessern.
Aber auf dem Rad halte ich mich bei den Intervallen, wenn ich mal welche mache, von der „Kotzgrenze“ soweit entfernt wie nur möglich.
Warum ist das so und was ist euer Rezept dagegen?
Hirschwies hatte gefragt:
"Beim Thema Intervalle habe ich sowieso ein dickes Problem: Warum zur Hölle fallen mir Intervalle auf und mit dem Rad sooooviel schwerer als beim Laufen?"
Mir fallen zu der Frage nur drei Dinge ein.
Radfahren und Laufen empfindet Hirschwies anders wenn er sich im Kurzzeitbereich mit Intervallen belastet.
- Hirschwies hat die Intensitäten bei den zwei Aktivitätsformen unterschiedlich bemessen,
- er hat Probleme muskulärer oder atembedingter Art, die beim Radfahren größer sind (z.B. Beine gehen zu, während beim Laufen eher die Atmung limitiert)
- Er hat drinnen auf dem Ergometer Probleme wegen Überhitzung oder anderem Rad
- Er hat beim Laufen die Intensitäten anders bemessen als beim Radfahren und das nicht bemerkt
- Er hat positive Erinnerungen über seine Leistungsfähigkeit oder Beanspruchungserleben, die mit der heutigen Leistungsfähigkeit oder seinen aktuell wahrgenommenen Anstrengungserleben nicht mehr übereinstimmen.
Ich habe das nur aufgelistet aber keine Ahnung woran es liegt. Ich weiß nur, das ich beim Laufen die Bergintervalle immer als unglaublich anstrengend empfunden habe und schon als Jugendlicher diese auswählte um mich beim Laufen auf der langweiligen Langstrecke oder für die Beanspruchungen im Gebirge zu verbessern und das klappte. Deshalb habe ich die sehr lange fortgeführt um mich fürs Gebirge vorzubereiten und das war für die Anstiege beim Gehen und Klettern stets erfolgreich. Darüber hinaus habe ich auch in anderen Sportarten davon profitiert und war zufrieden mit der Schinderei. Ich habe da zumindest ein Erfolgserlebnis über viele Jahre und regelmäßig gehabt, so das ich, wie vor jeglicher Art des Trainings, erst mal erwarte, das es irgendwas spezifisches bringt und mich darauf einlasse. Bis zu dem Punkt wo man merkt, es geht auch anders oder es gibt anderes, das auch interessant ist.
Ich würde als Rezept einfach nochmal die Intensitäten der Intervalle überdenken und dann auch wie oft man diese in welchem Zeitraum macht. Die Methoden wechselt man ja meistens übers Jahr etwas ab. Und in jeder Reihe von Einheiten muss man zu Beginn die Tests oder Einheiten zur Dosierung abwarten, dann die nächsten Einheiten besser planen und wirken lassen und meistens kommt danach erst eine gewisse organische Anpassung. Die ersten Einheiten sind also oft anders als die letzten der Reihe, unabhängig von der Aktivität.
Wenn man Teutones Gedanken aufnimmt geht es dann bei ein und der gleichen Aktivität darum, wie kann man sich da motivieren, antreiben und mit Beanspruchungen, die man erwartet oder die auftreten so umgehen, das man maximale Leistungen generiert und nicht unter seinen Möglichkeiten bleibt.
Ich habe die zwei Beiträge oben noch mal zitiert, denn sie bringen ganz viele Aspekte mit Begriffen und Konzepten aus der Psychologie in Verbindung ohne das ich denke, sie lassen sich so ohne weiteres verbinden.
Das finde ich schon interessant aber eine Quelle wo das so wie Teutone es beschreibt auch erläutert wurde fände ich schon wichtig.
Ich kann da das Thema Motivation erkennen, das man aus vielen Blickrichtungen beleuchten kann, z.B.
Bedürfnisse, Anreize.
Erwartungsmodelle, Attribuierung werden genannt, da gibt es auch Modelle, die das Thema Bewertungen bei Misserfolg und Erfolg beleuchten (Intern/externe Attribuierung).
Und es gibt die Angstmodelle mit verschiedenen Dimensionen (Angst vor Misserfolg, Verletzung, Unbekanntem, Blamage).
Und dann ein anderes Problem, was sagen andere zu deinem tun.
"Ich finde, diese Verhaltensweisen kann man sehr gut auch bei Sportlern beobachten. "Junge, was hast Du da vor, warum so ne hohe Prozentzahl, warum nicht erstmal weniger, das ist safe..".. oder halt der wiederholte FTP-Test, der unbedingt besser sein muss als der Letzte.. Angst vor Misserfolg, statt sich selbst über Konstanz freuen zu können. Warum 5 x 4 wenn es eigentlich 4 x 4 heißt, warum 12 Sätze 30/30er, wenn es eigentlich 8 bis 10 heißt? Warum 115%, wenn da steht 110-115%? Und an den anderen Tagen GA1, da kann ja gottseidank nichts schief gehen."
Das ist nun z.B. mal der Aspekt der sozialen Erwünschtheit und der Einfluss deiner Umwelt (Regression zu Mitte).
Für das alles zusammen, vermute ich, gibt es keine wissenschaftliche Untersuchung im Sport.
Allerdings bestehen sehr große Unterschiede bei den Menschen in Bezug auf Neugierde und der Fähigkeit die Themen kreativ und für sich interessant selber anzugehen. Aber auch Erfolgs- / Misserfolgserwartung, erlebte Anstrengungssituationen und die Unterstützung aus dem Umfeld beeinflussen sehr stark.
Man kann Menschen schon alleine durch eine Ansage vor einer Belastung sehr stark beeinflussen. So ertragen Menschen, denen im Vorfeld gesagt wurde, das Anstrengung zum Erfolg führt, Belastungen anders als welche, denen eine solche sinn- und Hoffnung-auf-Erfolg stiftende Information nicht gegeben wurde.
Für manche sind dauerhaft auch Motive, wie Anschluss an Gruppen, wichtiger als die eigentliche Verbesserung der Leistung. Und dann scheidet sich der Weg oft auch wegen des Talents und es werden dann eher andere Motive zur Sportausübung betont: Erholen, Abwechslung, etwas leisten, Gesundheit und Fitness, Anschluss an Gruppen, Erleben von Abenteuern.
Allein die Begriffe
"erfolgsmotivierte und mißerfolgsmotivierte Typen" finde ich so in meinem Lehrbuch (Zimbardo) nicht. Da würde ich gerne mehr Quellen sehen. Ohne jetzt den Thread mit Zimbardo zu bombadieren.
Vielleicht hat ja jemand zu dem Thema etwas brandaktuelles ich habe nur alten Stoff
Grüße