Hey zusammen, ihr seid ja unglaublich!
Die erfahrenen Ultra-Fahrer haben Handyhalter am Rad und sind über alles informiert. Ich habe sowas (noch) nicht und konnte daher bei euch nicht mitlesen. Es ist unglaublich spannend, das Event aus eurer Perspektive zu verfolgen. Der liebe AW und Facette haben mir wissen lassen, dass ihr an mich denkt, und das hat mich unheimlich gepusht. Danke euch
Hier ein
kleiner Bericht – auch wenn die Tage ineinander übergehen, teile ich den Bericht in Tage auf.
Donnerstag
Eine super angenehme Zugreise nach Flensburg. Im Zug lerne ich die ersten beiden RAG-Teilnehmer kennen, beide erfahrene Ultra-Rennfahrer, die schon diverse Rennen in diesem Stil oder Gravel gefahren sind.
Im Café Central kann ich die Startunterlagen abholen: ein kleiner Tisch, ein Race-Banner, mir wird ein braunes Kuvert und der Tracker in die Hand gedrückt, kein Tamtam. Direkt nach mir steht Ariane, sie hat auch noch kein Abendessen gegessen, also beschließen wir, zusammen essen zu gehen. Beim Abendessen erzählt sie mir, dass dies ihr fünftes Ultra-Rennen (!) dieses Jahr ist. Sie ist super freundlich und wir haben einen schönen Abend. Die Siegträumchen, die ich eventuell mal gehabt habe, sind an dem Abend allerdings verflogen.
Im Hotelzimmer packe ich den braunen Umschlag aus: eine laminierte Startnummer, vier Reflektorsticker für den Rahmen, ein GPS-Tracker – etwas ernüchternd im Vergleich zu anderen Veranstaltungen. Wohin nur mit dieser Startnummer...
Freitag
Ich bin um 6 Uhr putzmunter und super aufgeregt. Ich liege im Hotelbett und esse diverse Stückchen und Brezeln, die ich am Vorabend beim Bäcker gekauft habe.
Am Start scheint die Sonne, alle sind ein bisschen nervös, die Laune ist gut und dann ist es so weit. Ariane startet – oh je, ich habe den
Garmin noch nicht gestartet und den Track geladen. Mein Start ist in zwei Minuten, zusammen mit Stefanie – jetzt aber schnell!
Der Start ist fantastisch: leicht welliges Gelände, sodass man immer mal wieder drücken kann, ohne zu statisch sitzen zu müssen. Alle 20 km sieht man eine Begleitcrew am Straßenrand, die einen anfeuern. Es macht richtig Laune. Kiel - Hamburg, die Kilometer verfliegen. Mit meiner Trinkblase und den beiden Flaschen komme ich ca. 180 km weit und muss auffällig – hier leben wirklich wenige Menschen und ich weiß nicht, was die Norddeutschen machen, aber Friedhöfe sehe ich auch nicht, genauso wenig wie Tankstellen oder Supermärkte. Aber überall sind Leute im Garten beim Rasenmähen, also frage ich und kann Wasser aus dem Gartenschlauch auffüllen.
Das leicht Hügelige verschwindet und es wird flach. Das Feld zieht sich auseinander, es wird ruhiger. Es regnet immer mal wieder, dank meiner Düsseldorf-Erfahrung bin ich aber sehr zufrieden, dass es überwiegend trocken bleibt. Vor acht muss ich noch Verpflegung besorgen, also beschließe ich, in einem Edeka zu halten. Ich kaufe viel zu viel Kram und es gibt leider eine riesen Schlange (schlechte Entscheidung). Wer weiß, wie viele Plätze mich dieser Stop gekostet hat. Weiter geht’s, man merkt die Müdigkeit. Ich habe "Krämpfe" in der linken Fußaußenseite – ich hatte sowas schon mal bei sehr langen Touren und hatte das nicht weiterverfolgt. Passiert ja erst bei Touren über 300 km – dass das nicht so klug war, darüber sinniere ich so nach. Abenddämmerung, schön.
Ich bin müde. Warum mache ich das? Eigentlich reicht es doch, einen Tag Fahrrad zu fahren, dann toll Nudeln essen, auf der Couch chillen und was mache ich?
Ein RAG-Teilnehmer mit Begleitcrew raunt mir zu:
da vorne gibt es eine Vollsperrung, wir kennen eine Umgehung, du kannst mitkommen. Ich fahre also 5m hinter ihm und beobachte, wie groß doch die Unterschiede der verschiedenen Gespanne sind – von Party-Crew bis ultra-professionell. Diese hier eher im Bereich professionell anzusiedeln. Irgendwie aber nicht mein Tempo und ein bisschen viel Stop-and-Go. Ich bin froh, als wir wieder auf dem Track sind und fahre vor. Er ruft mir noch etwas nach, ich nehme es aber nicht ernst, da er ununterbrochen mit seiner Crew gestikuliert oder rumgerufen hat. Fünf Minuten später ruft mir ein Rennradler zu, die Strecke sei gesperrt, ich müsse umdrehen. Ahhhh, Mist. Im stockdunklen Wald fahrend in der
Garmin-Map nach einer Umgehung zu suchen, ist schon ein bisschen gruselig. Es kommen mir noch drei RAG-Teilnehmer entgegen. Ich rufe ihnen die Vollsperrung zu, mindestens einer dreht um und begleitet mich mit seiner Begleitcrew ein Stückchen. Doch nicht gruselig.
So langsam kann ich die Kilometer bis zur Unterkunft zählen. Es ist zäh, es gibt Gegenwind, es ist ewig eben und nichts lenkt mich von meinem Gedankenkarrussell ab. Was würde ich für ein bisschen Musik geben.
Irgendwann erreiche ich das „Hotel“. Ich hatte mit dem Gastwirt ausgemacht, dass er mir Wurst/Käsebrötchen aufs Zimmer deponiert. Was freue ich mich darauf! Also schnell das WhatsApp-Video anschauen, das er mir geschickt hat, wie ich an die Schlüssel komme. Mist, ich habe nur
Edge. Welch eine Situation, da stehe ich in Sierße mitten in der Nacht und warte, bis das Video geladen ist. Ahhhh, die Schlüssel hängen direkt neben dem Eingang – ein Bild hätte es auch getan.
Ich stehe nun im „Foyer“. Links eine Glastür, rechts eine Glastür, in beide passt der Schlüssel nicht. Vor mir steht aber eine Bank und es ist geheizt. Ich könnte mich auch einfach hier hinlegen, geht es mir durch den Kopf. Aber das Käsebrötchen...
Ich schaue nochmal das Video an. Ah, es geht weiter. Scheiße, ich muss einmal ums Haus rumlaufen und von hinten geht es zu den Zimmern. Mein linker Fuß tut so sehr weh, dass ich schon ernsthafte Probleme beim Absteigen hatte. Ich laufe also hinter’s Haus und finde endlich mein Zimmer. Der Plan war, vom Rad abzusteigen und meinen Wecker direkt auf +3h zu stellen. Der Tag war gut, ich bin 5h im Plus. Ich stelle den Wecker erst jetzt auf +3h. Handy aufladen,
Garmin aufladen, dabei ins Brötchen beißen. Nassen Kram ausziehen, Heizung aufdrehen, Sachen über die Heizung hängen. Boah, so dreckig ins Bett? Ich dusche mich noch schnell ab. Durch die Erschöpfung zittere ich am ganzen Körper, als ich ins Bett falle und merke, wie sich mein ganzer Körper mit der Wärme der Bettdecke entspannt.
Samstag
Der Wecker klingelt- kurz aufs Klo mist ich habe meine Periode bekommen- an 1000 Sachen habe ich gedacht- aber so einen Miniblick in den Kalender- ich habe keine Tampons dabei - um 3Uhr morgens werde ich das auch nicht ändern können- Beschluss: alte Sandige Regenhose nochmal anziehen, bei der nächsten Möglichkeit Obs besorgen - Gottseidank habe ich eine zweite Hose dabei - Hose dann wechseln… also alles kein Drama anziehen weiterfahren.
Es ist kalt - es ist dunkel - Gegenwind des Todes- und mein linker Fuß bringt mich um, ich sehe eine gut beleuchtete Bank und beschließe fie Position des Cleats minimal anzupassen- viel schlimmer kann es ja nicht werden - mist schon wieder Standzeit - immer wenn ich anhalte werde ich überholt - so auch diesmal
Weiter geht’s mein Fuss wird zumindest nich schlimmer - es wird langsam hell; es ist grau in grau der Wind bläst und ich krieche voran 120W zu treten ist eine Riesen Herausforderung- was ist los?! Ich bin genervt und fertig- dieses Blut- Sand Gemisch macht die Situation auch nicht besser.
Das ist nur im Moment so - das wird wieder anders - Ich sinniere darüber nach aufzuhören- was wäre wenn -
du würdest den halben Tag im Zug sitzen- das ist doch quatsch, der Track geht doch in Richtung Heimat - wenn du aussteigen möchtest, dann in der Nähe von zuhause.
Ich hätte gerne Musik, da ich keine habe, singe ich und fahre- weiter fahren nur 70km bis zu T2 - sie erschienen mir Ewig… endlich das Schild Berka mir schießen Tränen in die Augen- geschafft - Euphorie
Gut gelaunt erreiche ich T2. Nachts müssen die Anwohner eine riesige Party an der Station veranstaltet haben, doch hier im grauen, kalten Morgen merkt man nichts mehr davon. Auf der Bank gegenüber liegt ein schlafender Teilnehmer. Christina sitzt total in sich zusammengesunken. Sie ist die Nacht durchgefahren und möchte abbrechen… oder zumindest einen Kaffee trinken gehen. Ich sage ihr, dass das Quatsch ist und jetzt keine Uhrzeit ist, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Entweder soll sie sich hinlegen und schlafen oder noch bis zum nächsten Kaffee weiterfahren. Das wird wieder anders
. Sie hat OBs dabei
.
Ich gehe hier jetzt nicht auf die Details der hygienischen Umstände ein und die Konsequenzen für die weitere Fahrt (Feuchtigkeit, Sand, Reibung).
Mit bester Laune fahre ich weiter. Ich weiß, es geht in die Hügel, die Landschaft wird abwechslungsreicher, und den Harz kenne ich noch nicht. Langsam kommt die Sonne raus - es ist schön
. Gegen acht Uhr morgens werde ich sehr müde. Ich kann kaum noch die Augen aufhalten und beschließe, auf einer schönen Bank einen kurzen Nap zu machen. Ich stelle den Wecker auf 20 Minuten und bin sofort eingeschlafen. Nach dem Schlafen fühle ich mich topfit und es geht bei bestem Wetter hügelig weiter. Ich hatte gerechnet, dass ich am zweiten Tag so 120-130 Watt im Durchschnitt fahren kann, aber je weiter der Tag voranschritt, umso schwieriger wurde es, Leistung zu treten. Unglaublich - ich dachte, GA2 geht immer, und bin äußerst unzufrieden mit mir. Außerdem habe ich enorme Sitzprobleme, sodass ich nicht mehr lange ruhig im Auflieger fahren kann und regelmäßig herumhampel.
Irgendwann treffe ich Ariane wieder. Sie ist ihrem Plan gefolgt und hat zweimal 20 Minuten geschlafen. Ich erkläre ihr mein Leid mit den fehlenden Watt, und sie lacht: „Ich freue mich schon, wenn meine Watt über meiner Herzfrequenz liegen, das ist normal.“ Das nervt mich - ich bin eine Rennfahrerin, ich will racen, erkläre ich ihr (hampelnd) auf meinem Rad, während sie wie eine Maschine auf dem Rad liegt
.
So trennen sich unsere Wege wieder. Es geht 30 km schnurgeradeaus auf einer viel befahrenen Landstraße. Es scheint dort wohl einen schönen Radweg als Umfahrung zu geben, aber ich werde im Fünf-Minuten-Takt angehupt und angeschrien und krieche mit meinen 110 Watt entlang. Ist das Radfahren? Macht mir das hier Spaß? Aber es sind ja nur noch zwei Stunden bis ins Hotel. Ist zwar doof, so früh zu schlafen und dafür die ganze Nacht zu fahren, auch so eine lange Strecke als letzte Etappe, was hast du dir dabei gedacht? Mach dich nicht verrückt - das geht vorbei. Ich ziehe den Telefonjoker und rufe AW an (kein Headset dabei - wieder Standzeit).
Es geht weiter. Irgendwann sehe ich an einer Abbiegung zwei Leute wild gestikulieren. Ich denke, ah, wieder eine Vollsperrung, und eine nette Begleitcrew winkt mich in die richtige Richtung. Da zieht die Frau ihren Pulli hoch - was soll das - bis ich erkenne, Facette steht da. Ich hatte schon darüber sinniert, dass ich mich hätte melden müssen, damit wir gemeinsam fahren können, hatte es aber vercheckt. Hoffentlich ist sie nicht enttäuscht. Mein Herz geht auf, und sie weiß, was ich liebe: Pizza - Pizza 4 Käse. So tief die Tiefs auch sind, so hoch sind die Hochs
. In diesem Moment ist mein Glück vollkommen.
Aber es ist ein Rennen, die Zeit läuft immer weiter. Ich muss los, weiter zu meinem Hotel, das gar nicht zwei Stunden wie angenommen entfernt war, sondern noch gute 80 km. In der Nähe von Bad Kissingen kommt mir ein MTB-Fahrer entgegen, der kurz darauf neben mir fährt und mir erklärt, er folge mir auf Strava. Wir quatschen uns den Berg hoch
.
Der Track kommt demnächst an Pascals Haus vorbei. Er hat für die Unsupported-Fahrer eine Art Verpflegungsstation eingerichtet und ist kurz vor mir. Ich brauche zwar nichts, beschließe aber, ihm die Zeit zu spendieren und kurz Hallo zu sagen. Er hat die tollste Crew des Rennens. Da wir in einem sehr ähnlichen Tempo unterwegs sind, sehe ich seine Crew regelmäßig und immer machen sie Party und feuern mich an
. Pascal musste letztes Jahr an T2 aufgeben und nimmt seine Ankunft dieses Jahr sehr ernst. Leider hat er starke Knieprobleme. Ich hoffe, seine Physio kann ihm weiterhelfen. Ich fahre weiter in die Nacht nach Kitzingen, wo das nächste Hotel ist.
Kurz vor Kitzingen treffe ich Marina und Sofie. Die beiden habe ich seit dem Start nicht mehr gesehen. Wir fahren zu dritt nebeneinander und quatschen durch die Nacht. Es tut so gut
. Auch die beiden fahren bis auf kurze Powernaps durch. Mit meiner Hotelstrategie scheine ich die Einzige zu sein. Wir verabschieden uns - wir sehen uns dann in Garmisch
.
In Kitzingen fahre ich an meinem Hotel vorbei und muss es suchen. Dann ist die Rezeptionistin noch nicht mit meinen Brötchen fertig. Bis ich ins Zimmer komme, vergehen bestimmt wieder 10 Minuten
.
Trotzdem sehe ich, dass ich potenziell schneller fahren kann als die anderen. Es sind ja nur noch 300 Kilometer. Ich bin eine Rennfahrerin - ich brauche maximal 12 Stunden für die 300 km. Ich starte, verkürze die Pause auf zwei Stunden und bin um 16 Uhr in Garmisch. Welch eine fulminante Fehleinschätzung das war - Mrs. Größenwahn
.
Sonntag
Ich starte also euphorisch mit 130 Watt (unteres GA2) und bin gleich in Kitzingen. Dort treffe ich Pascal, dessen Knie nicht besser geworden ist - er ist frustriert. Kein TT-Bike, aber er möchte sich egal wie durchkämpfen. Ich kann ihm nur einen Streichler auf die Schulter geben und sage: „Wir sehen uns in Garmisch…“.
Es kommen richtige Highspeed-Strecken mit perfektem Asphalt. Um 3 Uhr nachts ist null Verkehr, ideal zum Ballern. Nur meine Wattzahlen wollen nicht mehr steigen - 110 Watt ist das Maximum, was geht. Gel, Riegel, Gummibärchen, nichts hilft, es bleibt bei den 110 Watt und dafür muss ich kämpfen. Also krieche ich in der Nacht über perfekten Asphalt und diskutiere mit mir: „Du möchtest eine Rennfahrerin sein - Aerolaufräder und bringst nichts auf die Straße…“. Selbstverständlich tut einem auch so quasi alles irgendwo weh. Mein Plan war eigentlich, um 8 Uhr im Sonnenschein einen kurzen Powernap zu machen, aber um 6 Uhr ringe ich schon mit Sekundenschlaf und werde mehr als einmal von den Abbiegehinweisen vom
Garmin erschreckt. Aber es ist so kalt. Gott sei Dank habe ich die Notfalldecke von Facette dabei. Das nächste Bushäuschen ist meins - Wecker wieder auf 20 Minuten.
Weiter geht's mit 100 Watt. Ich bin durch, demotiviert, Siegesträumereien verflogen. Wenn es nur ums Ankommen geht, kann ich auch einen Kaffeestop machen und mir eine Toilette gönnen
.
Cappuccino und Blätterteigtaschen - ich bin sehr zufrieden. Auf der Toilette stelle ich fest, dass ich die Tampons wohl im Hotel vergessen habe. Schlafentzug, Schmerzen und eigene Blödheit. Sonntags bin ich auf eine Tankstelle angewiesen - super, ich bin im tiefsten Bayern. Ich komme an keiner Tankstelle vorbei. Aus meinem triumphalen Schlussspurt wird eine Mammutaufgabe und es geht nur im Schneckentempo voran. Ich habe unglaubliche Schmerzen im unteren Bereich meines rechten Schienbeins, und so ziemlich alles von mir ist mit Wassereinlagerungen angeschwollen. Meine Hose ist durch ein ausgelaufenes Gel mit meinem Bein verwachsen. Ich könnte die Liste weiter fortsetzen. Ich beauftrage AW (zu spät), mir nach einer Tankstelle mit Shop zu suchen. Die liebe Facette hatte sogar eine Lösung für mein Tamponproblem gefunden, leider hatte ich Signal nicht im Blick
.
Jetzt geht der Track auf derselben Route wie eine RTF entlang. Beständig kommen mir gut gelaunte, „schnelle“, „schicke“ Rennradler entgegen. Und ich? Krieche mittlerweile mit max 100 Watt entlang und quäle mich jede Mini-Erhebung hoch - wie unwürdig. Irgendwann bin ich so durch, dass ich beschließe, den Track bis zum nächsten Bahnhof Mehring (mit meinen max 100 Watt) zu verfolgen (noch 70 km), dort einen Kaffee zu trinken und gegebenenfalls mit dem Zug nach Garmisch zu fahren. An einer Kreuzung muss ich kurz stehen bleiben und es überkommt mich - es fließen Tränen und ich falle komplett in mich zusammen. Auf einmal steht Ariane vor mir: „Kathrin, was ist los?“ Ich erzähle von den Schmerzen und dass ich nicht mehr mag. Sie lacht: „Kathrin, das ist doch alles normal - so geht es uns allen.“ Sie nimmt mich in den Arm: „Hier, ess erstmal ein Snickers. 130 km vor dem Ziel gibt man nicht auf. Wir fahren jetzt und sind vor 8:00 Uhr in Garmisch.“
So fahren wir nebeneinander und es stellt sich ein Glücksgefühl in mir ein, das unbeschreiblich ist. Ich glaube, das ist die Essenz dieser Form des Radsports: Wo es den absoluten Tiefpunkt gibt, gibt es auch das vollendete Glück. Ich bin heute extrem zufrieden und Ariane unendlich dankbar, dass sie in diesem Moment (von ihrem 5-Minuten-Schlaf auf dem warmen Betonboden eines Supermarktparkplatzes) kam und für mich da war.