Mein lieber Stammtisch - Montag Zeit für den Wochenrückblick:
Mo: -
Di: Pendeln 4h GA
Mi: -
Do:-
Fr: 1:15 Vorbelastung
Sa: 24h Kelheim
So: 24h Kelheim
Diese Woche kam mir sehr langweilig vor, und ohne meine regelmäßige Bewegung wurde ich recht träge. Eure Bedenken bezüglich meiner Regeneration und Müdigkeit hatten mir zugesetzt. Außerdem hatte ich Angst, in einem Herrenteam immer die langsamste zu sein und die Platzierung nach unten zu ziehen. Gleichzeitig dachte ich: Wow, ein Rennen durch ein Bierzelt – das schreit nach Radsportparty! Und wenn Fritz sagt, dass es Spaß macht, wird es bestimmt toll.
Kurze Rückblick, mit welchen Rennen ich Kelheim vergleichen kann: Mit welchen Rennen kann ich Kelheim vergleichen? Letztes Jahr bin ich die Erzgebirgstour gefahren – Teilnehmerinnen: 4. Ich wurde direkt beim neutralen Start abgehängt und fuhr den Rest alleine. Bei Rundenrennen konnte ich keine Runde in einer Gruppe bleiben. Ansonsten habe ich Crit-Training im Verein, wo das Ziel für mich ist, beim ersten Hügel in der Gruppe zu bleiben – Teilnehmerinnen: in der Regel 1-3.
Wie war Kelheim?
Das Starterfeld wird aus Radfahrern sämtlicher Couleur gebildet: vom Trekkingbike Fahrer bis zum Ex-Profi ist alles dabei - dabei eine enorm hohe Frauenquote, die auch im Gegensatz zu anderen Radveranstaltungen, nicht nur die Creme del a Creme abbildet - sondern auch die gesamte Bandbreite.
Die Strecke
beginnt mit zwei Anstiegen. Der erste ist kurvig und gut zu fahren, dann kommt ein kurzes, flaches, abfallendes Stück, das in einer schnurgeraden Rampe endet. Danach geht es bergab und etwa 12 km flach bis zum Ziel. Kurz vor dem Ziel geht es noch einmal über eine Minibrücke, die typischerweise im Sprint erobert wird, da hier entschieden wird, wer zuerst in die Wechselzone kommt.
Die Stimmung war mega gut – jeder an den Hügeln wünschte sich eine starke Gruppe auf der Ebene. Ich habe überall gute Laune gesehen und viele nette Leute kennengelernt – 24h Radparty – ich bin immer noch geflasht.
Sportlicher Rückblick:
Taktik: Man hat zwei Hügel Zeit, sich einer Gruppe anzuschließen. Für mich bedeutete das, die Hügel sehr nahe am All-out hochzufahren. Beim Gruppenzusammenstellen habe ich Frauen zugerufen: „Häng dich ran“, aber besonders nach größeren, schwereren Männern Ausschau gehalten, die sich am Berg etwas schwer tun. Das hat in der Regel gut geklappt – in der Ebene war ich in keiner Runde allein.
Highlights warren
- eine Gruppe um die Dame des führende Mixed Team - um an der Gruppe dran zu bleiben bin ich wirklich am zweiten Hügel an mein absolutes Limit gegangen - der hätte keinen Meter länger sein dürfen
- einmal mit einer sehr starken Frau kreiselnd durch die Ebene
- und beim dritten verfalle ich in ein bisschen Prosa:
Ich sitze am Zelt und frage in die Runde, ob das meine letzte Runde sein wird. Die Antwort lautet: "Ja, geh nochmal alles – wenn du sub30 fährst, können wir noch 3 Runden fahren." Also gehe ich auf die Strecke. Beim Anstieg sehe ich viele erschöpfte Fahrer. Ein Fahrer raunt mir zu: "Meine letzte Runde, ich genieße sie – wir fahren noch zwei Runden, es gibt keinen Grund sich zu eilen."
Ich sehe keine funktionierende Gruppe, an die ich mich anhängen kann. Die drei Herren, die an mir vorbeiziehen, sind in einer ganz anderen Liga. Für sub30 (~33 km/h) brauche ich Hilfe. Also motiviere ich drei Herren, sich an mich ranzuhängen. Sie bleiben auch dran, aber jedes Mal, wenn ich die Führung verlasse, sinkt die Geschwindigkeit.
Dann passiert es: Wir werden kurz nach der Abfahrt von einem dynamischen Duo überholt. Ich sammle nochmal alle Kräfte, um da ranzusprinten (mit 700W – meine Sprintleistung ist leider nicht groß genug, um die anderen loszuwerden). Wir sind sechs Leute, eine leidlich funktionierende Gruppe. Die beiden dynamischen Fahrer versuchen zu kreiseln, aber das funktioniert in dieser Konstellation nicht. Irgendwann setzen sich die drei Herren ab und ich denke mir: Das ist wirklich die letzte Runde – jetzt ist alles egal, beiß die Zähne zusammen und bleib dran.
Wir drei kreiseln uns Richtung Ziel, aber irgendwann versagt bei mir alles. Ich werde angeschrien: "
Jetzt reiß dich zusammen, 2 km noch, lass dich nicht hängen!" Mit Sabber im Gesicht erreiche ich mit den Jungs die Wechselzone. Nach der Übergabe des Staffelstabs hänge ich erstmal in der Band – unfähig zu stehen – fertig, aber happy. Und als ich dann zu unserem Platz komme, höre ich:
"Kathrin, sag mal, fährst du noch eine Runde?"
Zahlen, Daten, Fakten:
Ich konnte PRs über 60 sec, 3 min, 10 min und 12 min erfahren (die 3 min konnte ich am Sonntag sogar nochmal verbessern: 263 -> 271).
Was mich überrascht hat, ist, dass ich über die verschiedenen Runden sehr konstant die gleiche Leistung abrufen konnte:
Hier die erste Runde:
und die Vorletzte:
Trotz eurer Bedenken war ich ausgeruht und würde sagen, meine Form war „on point“. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich derzeit zu mehr in der Lage bin – aber vielleicht habt ihr recht (
@Facette,
@Teutone) und es geht noch mehr. Gerade bin ich sehr zufrieden – es war jedenfalls ein Hammer Event: das schönste, das ich bisher besucht habe.
Heute fühlen sich die Beine schon sehr schwer an – also wird regeneriert.
Habt einen schönen Start in die Woche