Wie schon geschrieben. Schau Dir bitte die konstruktive Ausführung in Ruhe an. Die richtigen Bilder hast Du schon gefunden
Der Drehpunkt ist am Sitzrohr. Schau Dir ergänzend das Profil von der Carbonanbindung an. Jetzt noch gedanklich vergleichen mit flexenden Sitz-/Kettenstreben in Race-Fullys ohne zusätzlichen Drehpunkt. Man kann Specialized wirklich viel unterstellen. Aber dieser Konzern hat als eine der wenigen Bike-Marken ein vollbesetztes Engineering-Department mit Simulation, Versuch etc.. Und die Marke hat Zugriff auf asiatische Fabriken mit State-of-the-art Know-how für die Industrialisierung. Ob sich das neue STR am Markt durchsetzt und ob man es besitzen will, darf jeder für sich selber entscheiden. Aber inkompetentes Bashing der konstruktiven Ausführung ist hier nicht angebracht.
Einziger berechtigter Kritikpunkt aus meiner Sicht ist das fehlende Kundendienstkonzept für den Dämpfer. Wegwerfen geht im Jahr 2022 definitiv überhaupt nicht mehr. Abfahrt an der Haltestelle Zeitgeist in diesem Punkt verpasst.
Du irrst. Meine Bedenken sind schon valide. Die 30mm Federweg hinten sind eine Marketing-Ver*rschung des Kunden. Der Sattel ist fest und hat in Ruhe vertikal keine Compliance, die bekommt er nur durch eine Auslenkung bis 30mm nach hinten aufgrund der Massenträgheit des Fahrers, auf einer überlagerten Kreisbahn und 2 Radien. Bei der maximalen Auslenkung hast Du vertikal vielleicht 10mm effektive vertikale Compliance, je nach Auslenkung der Konstruktion aus der Ruheposition. Das ist einfache theoretische Mechanik.
Du hast beim Diverge 3 Rotationspunkte bei der Konstruktion. 2 im Carbonrohr und 1 in der Dämpferaufhängung.
Schau mal hier im Bild: das ist die S-Works Pavé, die ich an meinem Bike habe. Flexendes Carbon Rohr plus oben eine Blattfeder plus einem Silicon-Dämpfer dazwischen. Die wird schon seit Ewigkeiten nicht mehr gebaut, ist aber eine der besten, die ich je gefahren bin und fahre sie heute noch.
Der erste Drehpunkt ist oben bei der Blattfeder. Umso mehr die Stütze ausgefahren wird, umso mehr federt auch das flexende Rohr unten. Genau das gleiche hast Du beim Diverge STR. Das Rohr ist ganz unten fixiert und federt. Dann ist es in der Mitte am Dämpfer fixiert, der die Bewegung mindert. Das Rohr verformt sich somit wie ein Hockeystick und bringt den Komfort. Da aber das Rohr eine überlagerte Kreisbewegung macht mit zentralem Fixpunkt ganz unten, hat der Dämpfer das Problem dass er linear ist und der Kreisbewegung nicht folgen kann. Er muss also drehbar aufgehängt sein. Aber genau das sehe ich in den Fotos nicht. Er scheint fest im Rahmen montiert zu sein. Die Scherkräft der Kreisbewegung werden somit durch die inneren Gummidichtungen des Dämpfers kompensiert. Ich hoffe, dass das nicht der Fall ist, denn sonst haben wir das gleiche Problem wie damals am Ground Control FSR: nach wenigen Jahren wird der Dämpfer undicht und ist Schrott.
Ob Specialized als Marktführer diverse Entwicklungsstudios hat, und z.B. Giant oder Trek nicht, lasse ich mal aus. Specialized fertigt ja nichts selbst, sondern alles Know-How ist in Asien. (Mein Stumpjumper war der letzte, der noch in Oregon/USA gebaut wurde, lange her...)
Die designen ja nur und bauen ein paar Prototypen. Die Erfahrung im Markt kommt dann später bei Kundenreklamationen (permanent undichte Future Shox damals am Stumpjumper, funktionsloses BRAIN am Epic nach wenigen Monaten, brechende Hinterbauschwingen nach kurzer Zeit, Rahmenbruch am Enduro SX usw.)
Mir ist schleierhaft, warum sie beim Diverge STR für verschiedene Körpergewichte/größen 6 verschiedene Carbonrohre bauen. Sie hätten auch einfach 6 verschieden-harte Pavé Carbonstützen bauen können, die praktisch auf das gleiche Ergebnis (nur in billig!) kommen können.
ERGON: das ist vielleicht eine neue Produktlinie für euch?