Hat eigentlich jemand schonmal einen von diesen Leuten getroffen, die behaupten, daß sie die Welt retten und Saubermänner sind, weil sie jetzt ein E-Auto fahren?
Ich habe bisher nur Leute getroffen, denen das Fahren damit Spaß macht oder die damit finanziell schlicht günstiger fahren als mit dem Verbrenner vorher. Dazu kommt noch einer, der nach Kopenhagen gezogen ist.
Ja, drei. Eine davon hält sich nebenbei aber noch Verbrennerfahrzeuge, so zum Spaß, und fährt mehrmals im Jahr auf Langstrecke in Urlaub, aber bislang nicht elektrisch. Sie rettet nur im Pendelverkehr ihre Welt.
Einem davon gehört selbst überhaupt kein E-Auto, er benutzt nur ab und zu eins und hält sich ebenfalls noch Verbrenner aus Spaß und Notwendigkeit (Berufsreisender und ehemaliger Motorsportler). Er rettet nur mit dem Auto seiner Freundin die Welt und leidet sonst arg.
Nummer drei reiste beruflich bedingt (Langstrecke) mehrmals mit dem Zug bei meinem Arbeitgeber an, wo der Bahnhof leider am Dorfrand liegt - und ließ sich dort bei bestem Wetter von einem unserer Mitarbeiter mit 'nem kalten Diesel abholen, etwa 1,5 Kilometer Fahrstrecke, jeweils bei gutem Wetter. Sie rettet nur im heimischen Hamburg die Welt, aber da ist ja sowieso alles viel besser.
Den Finanzaspekt hat mir gegenüber überhaupt noch keiner gebracht, weil alle wohl wissen, dass dabei eben auch der Kaufpreis des Elektroautos (oder überhaupt eines Neuwagens) eine Rolle spielt. Und den können sich hier einfach viele Leute nicht leisten, wenn es nicht als Firmenwagen geht (und das geht eher selten). Leasing findet der Nordhesse an sich irgendwie auch nur so mittel.
Das Fahrerlebnis lobten dagegen alle bekennenden Elektriker und Gelegenheitsnutzer, egal, bei welchem Modell. Das leuchtet ja auch absolut ein.
Ein paar grundsätzliche Gedanken mal von mir dazu:
Ich finde Elektroautos toll, also jedenfalls jene, die auch wirklich gescheit durchkonstruiert sind und bei Bedarf gescheit fahren (Handling, nicht unbedingt nur Beschleunigung; Topspeed ist mir weitgehend egal).
Leisten kann ich mir so schnell keins von dieser Sorte, nicht mal gebraucht. Gut möglich, dass sich daran in meinem Leben nichts mehr ändert. Das ist halt so.
Über das jahrzehntelang angehäufte Verbrennerwissen samt ausgefeilter, umfassender Reparaturerfahrung ärgere ich mich mittlerweile manchmal wegen der Zeitverschwendung; andererseits brauche und nutze ich das aber für mich selbst noch eine ganze Weile.
Elektroantriebe habe ich grundsätzlich schon immer für die bessere Wahl gehalten; los ging das mit ferngesteuerten Modellen als Jugendlicher. Ganz klar und ganz eindeutig war das damals schon sinnvoller, haltbarer und weniger dreckig, nur mit den Akkus war's halt noch nicht so toll und die höheren Wettkampfklassen waren elektrisch noch nicht umsetzbar; dafür waren die kleinen elektrischen Klassen aber technisch oft interessanter (Boote, nicht so sehr Autos).
Warum sollte das also nicht auch "in groß" besser und sinnvoller sein?
Wie sich die Akkus weiterentwickelt haben, konnte ich damals schon einige Jahre lang gut beobachten, später kam dann mit den LiPo-"Tütenzellen" der richtig große Sprung und ich spiele seitdem wirklich manchmal wieder. Mit Autos, nicht mehr so sehr mit Booten. Mein Bruder auch. Ehrlich wahr.
Vor unserer (Verbrenner)Werkstatt ist ein schöner Platz dafür, und das kommt mir jedes Mal irgendwie sonderbar vor.
Und so von wegen Sound und Emotion:
Wer es regelmäßig mit dem ergreifenden Kreischen der kompletten Rumpfschale eines elektrischen Zweckmodells zu tun hatte, der will eigentlich keinen nervtötend meckernden Verbrenner mehr.
Auch dieser Sound müsste doch eigentlich "in groß" umsetzbar sein, und natürlich auch bei Landfahrzeugen.
Ich fände das cool.
Aber, das muss ich zugeben: Bei echten Autos finde ich auch bratzelnde Ansauggeräusche cool.
Auspufftuning mit Klappen und Gepolter dagegen überhaupt nicht, auch nicht werksseitig.
Und elektrische Soundgeneratoren auch nicht, das ist einfach lächerlich. Erst recht bei Verbrennern.
Die Nachhaltigkeitssache ist so eine Sache.
Ich fahre meine alten Karren bis in alle Ewigkeit, oder bis die Teileversorgung endgültig unrentabel wird, oder bis sie einen nicht mehr reparaturwürdigen Zustand erreichen, an Unfällen verenden oder größtenteils abbrennen (Audi 80, nicht elektrisch - zwei andere "Verbrenner" haben das bei mir auch noch versucht).
Trotzdem gehe ich nicht davon aus, dass der Umweltaspekt einer alten Karre, die über 30 Jahren lang nicht durch eine neue ersetzt wird, irgendwie gut ausgeht, denn:
Ersatzteile müssen irgendwann meistens über weite Strecken transportiert werden, oft aus dem Ausland.
Für die günstige Instandhaltung braucht man eine Werkstatt, die natürlich auch beheizt werden will und zu der man in der Regel ein gutes Stück weit hinfahren muss, außerorts im Nirgendwo, möglichst ohne Wohnbebauung daneben. Nur mit einigem Glück bleibt das Konzept "billige Karre und Selbermachen" am Ende wirklich noch billig; in meinem Fall gewinnt es die Kostenwertung derzeit noch gegenüber den machbaren Alternativen.
Interessanter werden aber einige Aspekte des Hobby-Werkstattbetriebs, die eigentlich jeder kennt:
Im Ofen landet vielleicht auch mal ein öliger Lappen oder irgendwas anderes, das zwar gut brennt, dort aber eigentlich nicht reingehört. Und lackiert wird auch schon mal selbst, einfach so mit offenem Tor.
Das gilt so ähnlich übrigens auch für Fahrräder, nur wird es da nicht so grob und geht ggf. im sonstigen Werkstattbetrieb statistisch unter.
So richtig umweltfreundlich finde ich den Erhalt alter Autos unterm Strich nicht - gerade, weil ich das seit über 30 Jahren eben selbst mache.
Andererseits finde ich an modernen Autos unheimlich viele Dinge unheimlich nervtötend - so sehr, dass ich am liebsten überhaupt nicht damit fahre. Unübersichtliche Karosserien, entkoppeltes Fahrgefühl, elektronische Helferlein und Nervensägen aller Art, und wirklich zuverlässig ist das alles auch nicht. Egal, woher der Antrieb seine Energie bekommt.
Wenn man den ganzen Komfort- und Bevormundungsscheißdreck einfach wieder weglassen würde, wären übrigens auch Verbrenner in der Mittelklasse mit 400 Kilo weniger denkbar; Gewicht und Antriebsart hängen nicht sooo eng zusammen, wie wir manchmal glauben wollen.
Siehe dazu auch der "Teslarossa"-Umbau, den ich irgendwo mal verlinkt hatte: Nach dem Elektro-Umbau mit durchaus amtlicher Batterie war der sogar leichter, als vorher mit Verbrenner und vollem Tank.
Weniger Komfort, weniger Wächter und weniger Gewicht hieße auch, was vielen Leuten heute gut tun würde:
Ein besseres Verständnis für das eigene Tun und die Umgebung, mehr "Ankommen" in der Situation und damit auch mehr Verantwortungsgefühl.
Niedrigere Geschwindigkeiten würden wieder zum interessanten Erlebnis, wirklich hohe würden sich weniger Leute trauen.