Zu der Polemik: ich kann den Ärger von dem Kollegen gut verstehen. Er hat nach seiner Meinung auch sicher alles richtig gemacht. Er weiß halt nicht was er falsch gemacht hat. Und dann ist mal wieder die Technik Schuld. TL ist dafür ein dankbares Opfer (gab früher auch Zeiten wo Kompatibilitäten Ärger gemacht haben)
Zu einfach. Selbst als versierter Schrauber, der sich vorher kundig gemacht hat und wirklich willens ist, ist das kein Selbstläufer. TL ist ganz klar komplizierter und aufwendiger als Mantel mit (Butyl-)
Schlauch, sowohl bei der Montage als auch im Unterhalt. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Die entscheidende Frage lautet: Sind die Vorteile diesen Mehraufwand wert?
Und „so was simples“ ist es nicht. Ich hab mich schließlich vorher belesen und meine Schrauber Skills sind weiter über dem Durchschnitt. Ich mache alles am Rad selber, inkl. Laufradbau und dem lackieren von Anbauteilen.
Stimmt. Man kann bei jedem System ärgerliche bis gefährliche Fehler machen, aber bei TL besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass man gewisse Kombinationen nur mit sehr viel Aufwand oder gar nicht so dicht bekommt, dass sie funktionieren.
Ich möchte mal wissen wie man Komplett-Räder mit TL fertig verlaufen will wenn man die Bereifung noch mit Tanz ums Lagerfeuer + in allen Lagen drehen und liegen lassen muss behandeln soll. Das scheint echt eine „simples“ System zu sein.
Die Gegenfrage impliziert, dass man Rennräder gar nicht mit Tubeless-Setup ausliefern wollte; wohl, weil es zu anfällig ist. Das ist natürlich auch eine Aussage.
Ich kenne es eigentlich nur so, dass Kompletträder trotz TL-fähiger Felge mit Schläuchen drin ausgeliefert werden. Daraus lässt sich aber nicht darauf schließen, dass TL ein schlechtes System wäre, sondern es hat mit den Besonderheiten des Systems zu tun. Die wenigsten
Felgen-
Reifen-Kombinationen sind nach der Montage und dem Einfüllen von etwas Milch dauerhaft dicht, sondern man muss sie eben noch ein bisschen streicheln und möglichst auch fahren - geht bei Neurädern natürlich nicht. Ist nun die Luft raus, kann im schlimmsten Fall der
Reifen wieder aus dem Felgenhorn springen oder die Milch trocknet aus etc. Ich sehe das ja auch, wenn ich die guten Räder über den Winter fünf Monate stehen lasse:
Schlauch oder Schlauchreifen wird einfach wieder aufgepumpt (weil die Luft da auch weitgehend raus ist) und los geht es. Bei TL (selbst gut eingefahrenen) hingegen hoffe ich, dass das Ventil nicht verklebt ist, kippe dann erst einmal Milch nach und hoffe weiter, dass es noch dicht sein wird - sonst geht das Gebastel los.
Wenn ich nun ein Komplettrad (oder einen LRS) irgendwo in Asien in den Container packe, dann ist es folglich keine gute Idee, da ein TL-Setup fahrfertig zu machen, zumal es nach der Auslieferung an die Händler dort ggf. auch wieder Monate rumsteht und man dem Kunden ja kein Neurad präsentieren will, das erst einmal nicht funktioniert. Also kommen
Schläuche rein und gut ist - TL kennt und will ohnehin nur eine Minderheit.
Und trotz alledem mag ich persönlich TL am Rennrad - nicht an jedem meiner Räder, aber doch an einigen, weil es sich sehr schön fährt, weil es kleine Löcher tatsächlich meistens von selbst verschließt und weil ich insgesamt weniger Pannen habe. Es ist aber nicht so, dass es diese Vorteile zum Nulltarif gäbe.