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Die grosse Rumeierei - ich will mein Laufrad selber bauen

  • Ersteller Ersteller einbeiner
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Wexelbelastung ist ja auch zu vermeiden, deswegen müssen die Speichen ja so fest angespannt werden, dass nur Schwelllast auftreten kann, also eine Speiche niemals wirklich entlastet wird (Spannung = 0).
Also resümierend: für die Haltbarkeit der Speichen ist die Einspeichart (Richtung, Anzahl Kreuzungen, Flechten oder nicht) egal, Hauptsache die Spannung stimmt.
Und die Qualität der Materialien. Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, eine GEL 280 mit 28-Loch gescheit zentriert zu bekommen, wenn das Rad "modern" eingespeicht ist.
 
Eine Felge wie die GEL 280 ist so weich und flexibel, dass das Laufrad ohnehin keine besonders hohe "Halbwertzeit" hat. Hohe Spannungen verbieten sich - mehr als 900N hinten rechts wird die Felge wohl nicht mitmachen, tendenziell sind elastische Speichen zu bevorzugen.

Aber sauber zentriert wirst Du sie bekommen, warum auch nicht? Mit Hochflanschnaben, 28 3x gekreuzt, mit 1,6 oder 1,8mm DD oder für Leichtgewichte 1,5mm vorne und 1,65 hinten wird das schon ganz anständig, denke ich. Nur nix für den harten Dauereinsatz und erst recht nicht für Leute über etwa 75kg......

"Moderne" Speichen-Muster, wie Du es nennst, sind allesamt so neu nicht. Selbst 2: 1 gab es schon in den 80ern, bei Roval, meine ich. Alles ein alter Hut.
 
Wenn man das überhaupt so rechnen kann, dann müßte man bei einem Drehmoment auf der Tretlagerwelle von 100Nm mit 589N in die Pedale treten, bei einer Kurbellänge von 170mm. Das allein ist ein wenig viel. Das "Drehmoment" kann sich auch nicht auf die Speichen verteilen, sondern wenn man das überhaupt so rechnen kann, dann ist es eine Zugkraft, die auf die Speichen wirkt.

Na ja, aber wie denn sonst? Klar: 100 Newtonmeter liegen an der Kurbel nicht auf Dauer an, sondern sind ein Spitzenwert. Starke Sprinter schaffen aber sicher noch mehr. Das hier:

21775_02_c.jpg

ist meine Hinterradnabe. Drehen an der Kurbel führt dazu, dass die eingeleitete Kraft direkt über die Nabenhülse in die vier Zugspeichen fließt. Wegen der Elastizität von Stahl wird sie gleichmäßig auf die vier Speichen verteilt & nimmt die Spannung dieser Speichen entsprechend zu. Im gleichen Maßen nimmt die Spannung der Antagonisten ab. Das ist Physik & bedarf eigentlich keiner Diskussion, auch wenn meine Überschlagsrechnung sicher nicht bis hinters Komma genau ist. Daran ändert sich auch dadurch nichts, dass bei den zu Jobst Brandts großen Zeiten üblichen Hinterrädern mit beidseitig gekreuzten 32 Speichen tatsächlich die Antriebskräfte nicht ins Gewicht fallen; bei sonst gleichen Daten wie bei meinen Citec Rädern erhöht sich die Spannung in den 16 (statt wie bei mir 4) Zugspeichen eben um allenfalls 200 und nicht um fast 600 Newton.

Bei Mountainbikes dürfte das ganze auch bei 32 Speichen-Rädern schon mal Thema sein, nicht beim Treten allerdings, aber dafür beim Bremsen über die Nabe. Da wirken kurz vor der Blockiergrenze bei schweren Fahrern deutlich über 300 Nm und belasten die Bremszugspeichen dementsprechend gerne mal mit rund 600 Newton.
 
Wenn man mal davon absieht, dass @HeikoS69 eine der "Quellen" gepostet hat, finde ich jetzt daran nichts, was im Laufradbau nicht bereits bekannt wäre ( logischerweise). ...

Sorry, aber einen habe ich noch: Ein Bild aus Gerd Schraners (engl. Ausgabe von) "Kunst des Laufradbaus" von 1999. In dem Buch stehen interessante Anekdoten, viel zu verschiedenen Bauteilen, einiges Richtige, wie dass eher zu niedrige Speichenspannung als zu hohe ein Problem ist, aber an entscheidender und zentraler Stelle eben auch diese Bilder:

schraner3.jpg


schraner2.jpg



Und das ist eben falsch, und zwar ganz falsch. Finde ich ziemlich krass, weil das die Grundlage der ganzen Sache ist. Was umso unverständlicher ist, weil man es einfach widerlegen kann. (Aufs Rad setzen und gucken welche Speichen die Tonhöhe wie ändern). Ich weiß, was Jobst Brandt dazu gesagt hat, nur eben auf seine typische sehr direkte Art (so dass Schraner gar nicht zustimmen konnte).
 
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Und dabei war das sogar nochmal 20 Jahre vor Wiedemer schon bekannt (also fast 70 Jahre vor Schraner).
Nach etwas Rumgegoogle fanden sich für mich zwei bemerkenswerte Dateien, Auszüge aus wissenschaftliche Publikationen, so im Netz zu finden.
Die erste ist ein Resümee der theoretischen Forschungen zu den Kraftverhältnissen im Speichenrad (leider ohne Wiedemer), mit besonderem Fokus auf Pippard et al. und die praktische Überprüfung dessen Theorien.
Die zweite ist ein Aufsatz aus 2015, der nachweist, dass bei 36 Speichen die unteren Speichen weniger entlastet werden als mit 28. Wie banal.
 

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@ReneHerse :
Dann hat Schraner da eben Unfug geschrieben. Aber der ist nicht der Einzige............ aber das meinte ich ja, dass das beim Laufradbau immer wieder vorkommt. Und das verbreitet sich eben, weil kaum jemand mal was hinterfragt.

@vorTrieB :


Das Ritzelmoment stimmt ja auch ( 66,67Nm). Was ich bezweifle - ist Dein Vorgehen am Flanschduchmesser eine wie auch immer geartete Zugkraft anzulegen, die dann auch recht willkürlich auf die Speichen verteilt wird. Am Radumfang ( bei einem Durchmesser von 0,66m) wirde eien Kraft von etwa 200N erzeugt. Du hast eien Umfangskraft am Flansch errechnet und sattelst das etwas willkürlich auf die sog. Zugspeichen.

Ich mache mal einen Versuch, mit der Beschränkung, dass meien Ausführungen ebenfalls etwas laienhaft sind.

Ein Drehmoment wird auf eine sich drehende Welle erzeugt oder auf einen um eine Achse drehenden Körper erzeugt. Übertragen läßt sich das nur auf etwas, was direkt mit dieser Welle verbunden ist: Zum Beispiel ein Zahnrad, wie das Kettenblatt oder eben ein angetriebenes Laufrad, welches sich um eine Achse dreht.
Das Drehmoment wird im Falle des Zahnkranzes in eine Zugkraft ( Kettenkraft) gewandelt, im Falle des Laufrades am Reifen in Umfangskraft gewandelt. Soweit denke ich, werde ich noch keinen Widerspruch erzeugen.
Das Laufrad ist aber zunächst als als starres System zu betrachten und keineswegs als eine Art Ansammlung seiner irgendwie lose aneinander, womöglich beweglichen, gekoppelten Einzelteile.
Das Laufrad oder Teile davon überträgt kein Drehmoment, sondern das Drehmoment wird auf das ( ganze ) Laufrad übertragen.

Betrachtet man die Kraft innerhalb dieses Systems, nimmt man an, dass es sich um ein statisch unbestimmtes System handelt. Unbestimmt deswegen, weil einzelne Teile ihre Eigenschaften verändern, in dem Falle die Spannung der Speichen unter Last verändern kann, Wiedernes gibt noch die Verformung der Felge ( Radkranz) an. Ein System bleibt es.
Bei vertikaler Belastung ist die Sache klar: Die Gewichtskraft belastet das Laufrad gegen den Untergrund und verändert die Vorspannung der Speichen indem ein großer Teil höher belastet wird un ein kleinerer Teil um den Betrag entlastet wird, wie weiter oben zu sehen war.

Bei seitlicher Belastung, als bei Wiegetritt oder um es plastischer zu machen, beim Abdrücken des Laufrades, wird die Eine Seite höher belastet und die Andere Seite um den gleichen Betrag entlastet. Vorausgesetzt man drückt gegen eine feste Unterlage, die nicht um den Betrag der Gewichtskraft nachgibt.

In "Rotationsrichtung" ändert sich die Speichenspannung dann, wenn Nabe und Felge sozusagen in entgegengesetzter Richtung bewegt wird, Beim Bremsen über die Nabe ist das der Fall. An der Nabe wird negativ beschleunigt, also die Bremskraft wirkt entgegen der Rotationsrichtung, während die ganze Masse über die Felge, besser gesagt über den Reifen weiter vorwärts drängt.

Beim Antrieb passiert im Grunde das Gleiche nur eben mit umgedrehten Vorzeichen. Nur wie weit höher werden dabei die Speichen be- oder entlastet? Es liegt nur auf den ersten Blick nahe, dass es um genau den Betrag geht, der über die Kurbel / Ritzel eingeleitet wird, beim Bremsen im Zweifel um den Betrag, den die Masse erzeugt.
Allerdings: Jede Kraft, die auf einen Körper wirkt, benötigt in entgegengesetzter Richtung genau die gleiche Gegenkraft: Will man eine Drahtspeiche auf eine Spannung von 1000N bringen, muß entgegen der Zugrichtung die gleiche Kraft wirken. In einem vorgespannten unbelasteten Laufrad ist das gegeben.
Wenn also ein Kraft die Spannung der Speichen erhöhen soll, muß eine um den gleichen Betrag hohe Kraft in entgegengesetzter Richung wirken. Bei der Vertikalen Belastung durch Gewichtskraft ist die Sache wieder klar: Von oben drückt das Gewicht und die gesamte Masse der Erde hält dagegen. Die Speichen - also alle im Laufrad, werden um den ganzen Betrag der Gewichtskraft be- und entlastet.

Beim Bremsen und Beschleunigen werden die Speichen dann höher belastet, wen sich Nabe und Felge sozusagen in Gegenrichtung bewegen und wenn eine Speiche um den Betrag X höher belastet werden soll, muß in beide Richtungen dieser Betrag X mehr oder minder gleich hoch sein. Beim Bremsen wirkt Bremskraft gegen beschleunigte Masse und beim Beschleunigen vorwiegend der Rollwiderstand und womöglich kann man die Massenträgheit anführen.
Anders ausgedrückt: Wenn Du das Rad so einspannst, dass das Hinterrad in der Luft hängt, kannst du eine noch so hohe Kraft aufbringen, die Spannung wird sich nicht, bzw. kaum verändern ( rechntet man das Trägheitsmoment des Laufrades mit ein).

Jetzt noch eine Variante: Anstelle der gekreuzten Speichen werden alle Speichen radial eingelegt. Bei gleichem Ritzelmoment wird die selbe Umfangskraft am Reifen erzeugt. Jetzt gibt es den Einen oder Anderen, der vielleicht mit dem Fingern am Laufrad irgendwelchen "Kraftflüssen" entlag fährt und meint, dass sich jetzt erst einmal Nabe gegen Felge verdreht, bis die Speichen wieder "ziehen" können. Nur das sit definititv Falsch und unterschlägt wieder, dass das Laufrad eben deswegen funktioniert, wie es, salopp ausgedrückt, "unter Spannung" steht. Die Speichen werden sich zunächst in der Tat leicht verbiegen, aber um die Nabe gegen die Felge zu verdrehen bedarf es dann doch etwas mehr Kraft.

Worauf ich letztlich hinaus will:

Die üblichen Einzelbetrachtungen unterschlagen stets, das ein Laufrad ein System ist und nur als solches funktioniert. Deswegen werden nicht zuletzt solche Blüten getrieben, wie die komische Erklärung Schraners.

Wa sich für vollkommen irrig halt ist die Vorstellung, dass bei einem halb radialen Antriebsrad das Drehmoment auf die gekreuzte Seite kriecht um dort erst anzusetzten. Auch hier hat sich irgendwann irgendjemand meienr Meinung nach deutlich verirrt. Keine Speiche überträgt ein Drehmoment, das wird auf das gesamte Laufrad übertragen.

Um eine Speiche zu spannen bedarf es zwangsläufig einer gleich hohen Kraft in Gegenrichtung. Eine gespannte Speiche kann m.e. nicht um einen Betrag höher gespannt werden, wenn der nicht ebenso als Kraft in Gegenrichtung vorhanden ist.

Die Kraftverteilung im gespannten Laufrad ist bei Belastung eben nicht ganz so simpel, als dass einzelne Speichen mal so ganz ausgenommen werden können. Mit Sicherheit werden Speichen, die in unterschiedlichen Winkeln stehen, die vielleicht unterschiedliche Querschnitte haben usw. bei Belastung nicht in gleicher Weise gedehnt oder entlastet oder gebogen. Aber Dein Hergang war mir dann doch zu stark vereinfacht und ist letztlich doch wieder so eine Art Einzelbetrachtung.

Wie gesagt, ich bin da auch nur ein Laie ( abgesehen davon, dass ich u.a mit Laufradbau Geld verdiene, aber das macht einen bekanntlich nicht zum Physiker oder Statiker) und nun könnt ihr das auseinander nehmen....
 
An der Nabe entsteht ein Moment aus Antrieb.
Das Moment ist das Produkt aus Kettenzugkraft * Abstand zum Zentrum der Nabe, also der Achse
Dieses Moment ist ist umgekehrt umzurechnen auf eine Kraft in der Speiche: Kraft = Moment / Hebelarm; in diesem Fall ist der Hebelarm der rechtwinklige Abstand der (verlängert gedachten) Zugspeiche. Man müsste diesen Hebelarm eigentlich dreidimensional ermitteln,...
Und schon hat man eine Kraft.
Diese Kraft / Anzahl der Speichen = Zugkraft pro Speiche
Diese Zugkraft darf man mit der Zugkraft aus (dyn.) Fahrerlasten addieren und damit kann man jetzt eine Spannung und Dehnung im Speichenquerschnitt bestimmen.

An dieser Rechnung sieht man auch, dass die Speichentangente (Hebelarm) zum Nabenzentrum eine Rolle spielt. Es macht einen (kleinen) Unterschied, ob 3- oder 4-fach eingespeicht.

Diese Berechnung zeigt auch, dass ein radial gespeichtes Rad rechnerisch kein Moment übertragen kann. Aus der Praxis wissen wir das eh'.
Die radialen Speichen ziehen sich erst dann Kraft, wenn sie aus ihrer radialen Lage gerückt werden. Da reicht schon eine kleine Verdrehung und schon hat man einen kleinen Hebelarm.
Das macht die radiale Seite am Hinterrad auch so "unempfindlich" gegen Antriebskräfte: Die gekreuzte Seite ist um ein vielfaches steifer (gegenüben dem Moment), dass es sich die Kräfte "nimmt".
Steifigkeiten ziehen sich Kräfte, ist eine Grundlage in der Statik

Das Alles ist relativ graue Theorie. Um Genaures theoretisch zu rechnen, muss man ermitteln, wie Groß der dynamische Faktor der Fahrerlast ist.
In der Statik - bei z.B. Bühnen etc. - nimmt man einfach den 1,4-fachen Wert der Belastung. Das ist ein recht ungenauer, aber auf der "sicheren Seite" befindlicher Wert.

Und weil das so ist, behilft man sich beim Laufradbau lieber Erfahrungswerten, als rechnerischer Theorie.
Trotzdem ist es nicht doof, zu wissen wie's funktioniert.
 
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Und mal zur Kreuzung der Speichen und das "Übereinanderlegen" der ziehenden- mit führenden Speiche:
Hier wird in nur geringer Form die Zugkraft der ziehenden Speiche mit auf die führende übergegeben:
Dadurch, dass die ziehende Speiche geometrisch einen Bogen macht, der sich unter Last "gerade" machen will, geht lediglich der kleine Anteil aus Sehnenverkürzung in die Spannung der führenden Speiche.
 
Man könnte das Alles mal in ein entsprechendes Statikprogramm eingeben - am vereinfachten Modell und dann in einem dreidimensionalen Stabwerksprogramm, aber.... Mir fehlt dazu Zeit, Lust und ich sehe keinen Sinn darin.
 
An dieser Rechnung sieht man auch, dass die Speichentangente (Hebelarm) zum Nabenzentrum eine Rolle spielt. Es macht einen (kleinen) Unterschied, ob 3- oder 4-fach eingespeicht.

Diese Berechnung zeigt auch, dass ein radial gespeichtes Rad rechnerisch kein Moment übertragen kann. Aus der Praxis wissen wir das eh'.

Die Speiche ist kein Hebelarm, das ist nicht richtig.

Das Rad übeträgt kein Drehmoment, sondern wandelt ein auf es übetragenes Moment in eine Kraft am Radumfang. Wie es dafür eingspeicht ist, ist vollkommen unerheblich.

Die Besonderheit ist, und wenn man die diversen Ausführungen liest, wird auch jedes Mal darauf hingewiesen, dass das Speichenrad unter Spannung steht. Wenn man das außn vor läßt, wird es zwangsläufig komisch.
 
Die Speiche ist ein "Zugstab"
Die Zugkraft darin wirkt normal
diese Normalkraft ermittelt sich aus Drehmoment / Hebelarm

Keiner hat gesagt, dass in der Speiche ein Moment übertragen wird
 
Das Rad übeträgt kein Drehmoment, sondern wandelt ein auf es übetragenes Moment in eine Kraft am Radumfang. Wie es dafür eingspeicht ist, ist vollkommen unerheblich.

Die normal wirkende Zugkraft hängt (vom Betrag - also der Größe) von der Geometrie des Speichenmusters ab.
Die Speiche ist geometrisch ein Tangente zum Zentrum - der rechtwinklige Abstand dieser Tangente zum Zentrum ist der Hebelarm.
Je größer dieser Hebelarm, desto geringer die Zugkraftkomponente in der Speiche,
desto geringer die Spannung im Speichenquerschnitt.
 
Du zerlegst das System nun auch wieder in seine Einzelkomponenten. Und das habe ich in langem Lamento versucht, darzulegen, dass das so eben nicht funktioniert.

An dieser Rechnung sieht man auch, dass die Speichentangente (Hebelarm) zum Nabenzentrum eine Rolle spielt. Es macht einen (kleinen) Unterschied, ob 3- oder 4-fach eingespeicht.

Diese Berechnung zeigt auch, dass ein radial gespeichtes Rad rechnerisch kein Moment übertragen kann. Aus der Praxis wissen wir das eh'.
Die radialen Speichen ziehen sich erst dann Kraft, wenn sie aus ihrer radialen Lage gerückt werden. Da reicht schon eine kleine Verdrehung und schon hat man einen kleinen Hebelarm.

Nur mal aus der Praxis: Radial eingespeichte Antriebsräder waren lange Zeit Standard. Weil dort die Speichen regelmäßig gebrochen sind, weil die sich eben bei jeder Beschleunigung verbiegen, hat jemen die gute Idee gehabt, die Speichen tangential einzulegen.

Aber die Annahme, dass die erst aus ihrer radialen Position "heraus" müßten, ist wieder komplett falsch. Es ist das Laufrad als solches und nicht seine Einzelteile. Das ist ein statisches System, was durch Spannung stabil und belastbar ist. Das ist eben weniger offensichtlich und schwerer nachzuvollziehen.

Da ich selbst für jemanden, der das unbedingt wollte, ein solches Hinterrad gabeut habe, kann ich Dir auch anz genau sagen, wann die Speichen wirklich ihre radiale Position verlassen: In dem Moment, als ich das starre Ritzel demontiert habe. Da habe ich die Felge gegen die Nabe verdreht. Im Antrieb ist das mit dem Auge ganr nicht wahrnehmbar, was da mit den Speichen passiert. Es sind allerdings auch 48 stramm gezogene Speichen und der Fahrer vielleicht 60kg schwer.
Sicher braucht es nicht dafür annähernd die Kraft, die man benötogt um eine Nabe in einem tangential gekreuzten Rad gegen die Felge zu verdrehen. Aber versuche mal eine Nabe in einem radialen Rad mit der Hand gegen die Felge zu drehen. Wen die Speichen unter Vorsapnnung stehen, wird Dir das so schnell nicht gelingen.
 
Du zerlegst das System nun auch wieder in seine Einzelkomponenten.

Ja. Herr Wiedemer auch. So ist Physik halt. Ein Laufrad ist kein geheimnisvoll-mystisch undurchschaubares Gesamtsystem, sondern angewandte Physik. Lesenswert zum Thema noch: Peter Appeltauers Erklärung der wesentlichen Verhältnisse Drehmoment übertragender Speichenräder auf Seite 434 ff. in Das Kleingedruckte beim Radfahren Liest sich ziemlich wie das, was ajh sagt: Ein radial eingespeichtes Rad überträgt erst dann ein nennenswertes Drehmoment, wenn sich die Nabe gegen die Felge verdreht.
 
Ist es auch nicht, aber voller Mißverständnisse....

Und die letzte Aussage ist falsch. Übrigens rein physikalisch.
Und Wiedemer, Brandt, der Autor, den HeikoS69 gepostet hat, weisen allesamt daruaf hin, dass die "Besonderheit" des Speichenrades eben die Vorspannung ist. Nur das macht es etwas komplizierter, als es auf den ersten Blick zu sein scheint.
Etwas geheimnisvolles ist es nicht und dennoch ist die Literatur, wie auch jede Diskussion gut mit "Überliefertem", teils wahr, teils nur teilweise richtig und manchmal auch völlig falsch, durchsetzt.
 
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Die Zerlegung in Einzelkomponenten in dem Sinne, dass nur einzelne Speichen die Gegenkraft zu einem an der Nabe aufgebrachtem Drehmoment aufbringen ist falsch. Das macht Andreas aber nicht - er betrachtet brav alle Speichen.
Die Gegenkraft zum Antriebsmoment ist die Reibung des Reifen gegen den Untergrund (mit dem Hebel des Radradius). Dazwischen sind alle Speichen (verbunden durch Nabe und Felge) involviert um das Antriebmoment über Zugkräfte zu überragen. Auch radial gespeicht.
Und eben weil radial da ohne Last kein wirklicher Hebel vorhanden ist verdrehen sich Nabe und Felge hier "mehr" gegenander als gekreuzt gespeicht. Auch wenn das nicht ohne Weiteres sichtbar ist.
Wirklich anders am radial eingespeichten Rad ist, dass es durch Antriebeinflüsse nicht zu Entlastungen kommt - alle Speichen werden "gelängt".

Aber wie oben schon angemerkt wurde ist der Antriebslastfall gegenüber dem Lastfall durch Gewicht wegen seiner geringeren Wiederholungen eher uninteressant.

Anhang anzeigen 524195

Hier ist einfach vergessen worden, dass sich die Felge, die durch alle Speichen gespannt ist gar nicht so verformen kann ohne Lasten auf alle anderen Speichen auszuüben. Würde man dort wirklich nur die gezeigten 4 Speichen einfädeln, würde sich die Felge tatsächlich elliptisch verformen und wir hätten die gezeigten Lasten (vermutlich ist das auch so gemeint).
Nur der Übertrag auf ein voll eingespeichtes Rad ist natürlich fehlerhaft (und die Abplattung unten)
 
Du zerlegst das System nun auch wieder in seine Einzelkomponenten. Und das habe ich in langem Lamento versucht, darzulegen, dass das so eben nicht funktioniert.
Na, aber sowas von! Wie funktioniert es denn sonst? Kräfte sind Vektoren (gerichtete Größen). Das Zerlegen in Komponenten ist dabei (fast) der einzige Weg, um sie darzustellen. Und deswegen ist das auch eine - naja... sagen wir mal - ganzheitliche Betrachtung des Gesamtsystems.
Das darfst du mir ruhig glauben.

Ich kann diese "Teilzerlegung" sogar noch weiterführen und die Speichenspannung auf eine Querschnittsspannung am Nabenflansch weiterrechnen.
Dann kämen wir langsam zum Punkt, an dem es interessant wird, da dort am Nabenflansch nämlich die Schäden entstehen: Bruch des Flansches - insbesondere bei radial gespeichten 36-Loch-Rädern mit dafür nicht geeigneten Naben.

Das Ganze ist aber auch hier nur Theorie: Um den Querschnittswiderstand zu ermitteln, müsste man die Ermüdung mit heranziehen. Und das geht in der Theorie, aber wer sagt einem, mit wievielen Lastwechseln man ein "durchschnittliches" Laufrad zu betrachten hat?
Es gibt hier keine Norm und Forschung, sondern nur die Theorie und die Praxis.

Ich versuche die Theorie zu verstehen und baue Laufräder mit Erfahrung, ohne sie vorher zu rechnen.


Das Bild Oben und die Berechnungsmethode vor ein paar Seiten:
Ich weiß gar nicht, ob bei der Verformung der Felge die Steifigkeit des Querschnitts berücksichtigt wurde... "elastisch gebetteter Balken" hatte ich gelesen... Wird dann wohl?!
Deswegen: Am oben gezeigten Bild wäre alles in Ordnung, wenn die Felge maximal Steif gegenüber der Speichendehnung wäre. Je weicher sie aber ist, umso mehr Speichen ziehen sich Kräfte.
Das bedeutet aber auch: Wer mit steifen Hochprofilfelgen fährt, nähert sich dem oben gezeigten idealisierten Bild.
Dann isses auch relativ wurscht, ob man insgesamt 8 oder 16 Speichen am Laufrad hat (wenn Hochprofilfelge), weil ja eh' nur zwei Speichen gleichzeitig belastet werden.
"Idealisiert" - für eine Berechnung der Speichenspannungen und damit die Dimensionierung der Speiche wäre das aber ein Ansatz auf der "sicheren Seite" und ingenieursmässig völlig ausreichend und vernünftig.
 
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Speichen brechen durch Langzeitbelastung. Deshalb ist nur interressant, wie groß der Einfluss des pedalierenden Fahrers auf Dauer ist.

Mich interessiert mal das Verhältnis von Lastwechseln durch Antrieb vs. Lastwechsel durch Gewicht.

Die Antriebsbelastung ist eine schwellende, da wir i.d.R. die Kurbel nur zwischen vielleicht 0-6 Uhr (auf die Antriebsseite geguckt) belasten. Innerhalb dieses Bereichs schwillt die Last bis etwa 3 Uhr maximal an, dann sinkt sie wieder. Also 2x pro Umdrehung von 0 auf 100%. Genauer brauche ich es gerade nicht - es wird an der Anzahl der Lastwechsel eh nichts ändern.

Bei voller Fahrt (40 km/h und maximale Trittfrequenz) sind diese Schwankungen sicher geringer als im niederfrequenten Wiegetritt bergauf. Drum schaue ich mal auf den letzteren Fall:

10 km/h
Das sind 10.000 m/h, 166,7 m/min
Wenn wir den Radumfang mit 2,3m annehmen, dann dreht sich das Rad auf 166 Metern (in einer Minute) etwa 72 mal.
Das ist für manch einen für 10 km/h bergauf eine typische Trittfrequenz (ich kurbele im schweren Wiegetritt eher langsamer).

Trittfrequenz und Radumdrehungen sind im Extremfall 10 km/h bergauf also ziemlich gleich, im anderen Extrem (40 km/h) haben wir vierfach höhere Radumdrehungen (288) und eine höhere Trittfrequenz (vielleicht 120 U/min). Oder gar keine - bergab ;-)

Die Anzahl der Lastwechsel durch Antrieb (pro Kurbelumdrehung) ist 2 (s.o.).
Bei den Lastwechseln durch Gewicht des Fahrers (pro Radumdrehung) auf dem fahrenden Rad bin ich mir nicht sicher. Ich tendiere hier ebenfalls zu 2 für ein auf idealem Belag gleichmässig dahingleitendes Rad (und mache dabei möglicherweise den gleichen Fehler wie Schraner) und ich habe auch keine Ahnung in welcher Grössenordnung diese Kräfte nur durch Gewicht im Vergleich zu Stössen, Sprüngen, etc.. einzusortieren sind.
Möglicherweise üben leichte Stösse bereits Lastwechsel in der Grössenordnung des Fahrergewichts aus - dann hätten wir auf reelen Wegen vielfache Lastwechsel, die man betrachten muss?!

Wenn aber eine Speiche nicht z.B. 10 oder mehr Lastwechsel innerhalb einer Radumdrehung erfährt, dann unterscheiden sich die Anzahlen der Lastwechsel durch Antrieb gegenüber jenen durch "Fahren" jetzt erstmal nicht sooo sehr (Faktor 1-4).

Was ich hier gar nicht betrachtet habe ist der Betrag der Lasten - da darf gern ein Anderer ran ;-)
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Gewichtskraft des Fahrers stets anliegt, über weite Strecken aber moderat bzw. recht gleichförmig (oder gar nicht) getreten wird.
 
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Die "Fahrerlast", also die beschleunigte Masse = Kraft ist nicht konstant. Durch Stösse und Unebenheiten schwankt die Beschleunigung und man kann nicht einfach eine Gewichtskraft aus der Masse und der Erdbeschleunigung (g) errechnen.
Das macht die Sache so unfassbar theoretisch.

Genauso beim Rahmen: Man kann ein System (Tragwerk) bestimmen, welches auch recht genau ist.
Bei der Lastermittlung gibt es dann die Probleme... Vom Betrag der einzelnen Kräfte bis hin zu einer realitätsnahen Überlagerung zu einer "Bemessungskombination".

Ich bin kein Fahrzeugbauing., würde mich mal interessieren, wie weit dort gegangen wird...?
 
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