Ähhhh......Nein!
Zug- und Druckspeichen sind "altertümliche" und sehr unpräzise Begriffe. Man sollte sie nicht wörtlich nehmen. Bildlich gesprochen, beschreiben sie, dass die Speichen auf zug- oder Druck-Belastungen reagieren.
Im Angelsächsischen Raum wird auch gerne von "führenden" ( leading) und "folgenden" ( trailing) speichen gesprochen. Das beschreibt vor allem ihren Sitz im "Muster" und sind meiner Meinung nach die "schönsten" und treffendsten Begriffe.
Speichen, rein für sich genommen "übertragen" kein "Drehmoment". Das taucht immer wieder auf, aber ist nicht korrekt. Das "Objekt", bzw. der Körper auf den Kräfte wirken, ist immer das ganze Rad.
Beim Anfahren und Beschleunigen, vor allem aber, wenn über die Nabe gebremst wird, wird das Rad sozusagen im Zentrum und an seiner Außenkante für einen Moment in gegensätzliche Richtungen beschleunigt. Das bewirkt eine Veränderung der Vorspannung der Speichen, als Be- und Entlastung. Beim Bremsvorgang auch recht erheblich, im Gegensatz zum Antrieb, wo ja lediglich der Rollwiderstand einen Moment in Gegenrichtung wirken kann.
Die Lage der Speichenbögen, bzw. die Ansichten, wie sie denn bitte möglichst am besten zu sein haben, wurden und werden vor allem durch "mündliche Überlieferung", aber so gar nicht durch entweder theoretische oder gar experimentelle Betrachtungen nachgewiesen.
Es speilt vermutlich nicht die allergeringste Rolle.
Aus irgend einem Grund, wird davon ausgegangen, dass die Speichen mit außen liegendem Bogen hohe Kräfte besser weg stecken. Aber es gibt keinen einzigen Grund oder gar Beleg dafür.
Es taucht nur immer wieder auf, sogar in Anleitungen von Herstellern.
Shimano empfiehlt zum Beispiel, die Seite, auf der die Bremsscheibe montiert wird, die führenden Speichen Bogen außen / Kopf innen einzulegen. Aber auch das ist wohl eher "Bauchgefühl" als alles andere.
In Europa werden die Speichen üblicherweise so eingelegt, dass die folgenden speichen Bogen außen leigen und die führenden Kopf außen. In USA genau umgekehrt. auf den Seiten von Sheldon Brown gibt es eine simple Erklärung dafür, wobei auch hier niemand weiß, ob es wirklich der Grund ist: Beim "Chainsuck" werden so die Speichen weniger beschädigt.
Bei Rädern für Scheibenbremsen sollen Speichen sozusagen "amerikanisch" eingelegt werden, weil beim Bremsvorgang vor allem die führenden Speichen höher belastet werden ( sollen).
Und nicht zuletzt bestimmen auch die funktionellen Möglichkeiten der "Einspeich-Maschine", wie die Bögen liegen. Jeder wird schon mal Räder in der Hand gehabt haben, auf der auf beiden Flanschseiten die Speichenbögen gegensätzlich liegen.
Wie gesagt: das alles dürfte physikalisch nicht die geringste rolle spielen.
Zuletzt ist das nicht mehr als eine "Sorgfalt-Übung", wie, dass die Aufschrift auf dem Nabenkörper beim Blick durch das Ventilloch zu sehen ist.