Arbeite bei den ersten paar Radsätzen immer durchgehend paarweise und fang neben dem Ventil damit an.
Wenn Du dabei einen Fehler machst, erkennst Du ihn viel schneller, als beim Zusammenstecken der kompletten ersten Seite (oder sogar beider Seiten) in einer Richtung.
Verlass Dich beim Einspeichen weder auf Fotos, noch auf fragwürdige Online-Anleitungen, sondern am besten auf ein zweifelsfrei richtig eingespeichtes Rad, das Du live in die Hand nehmen kannst - und auf Deine Augen.
Erstmal schaust Du die
Felge genau an:
Sind die
Bohrungen versetzt, und/oder ist ein Winkel erkennbar?
Wenn ja, mach Dir keine weiteren Gedanken darüber, ob das nun genau zum geplanten Aufbau passt - das tut es nämlich fast nie und ist immer "nur so irgendwie", um eben zumindest besser zu sein, als ohne jegliche Ausrichtung. Den Sinn dieser Sache darf man durchaus anzweifeln, weil auch symmetrische, ungerichtet mittig gebohrte Felgen hervorragend funktionieren, aber das führt jetzt zu weit.
Die "Winkelprüfung" funktioniert am besten beim
Blick durch ein Speichenloch, von der Reifenseite her:
Felge auf den Boden stellen, von oben durch ein Speichenloch peilen und den Kopf dabei zur Seite bewegen, bis das kleine "Austrittsloch" für den Nippel im Profilboden mittig im größeren "Eintrittsloch" im Reifenbett steht.
Guckst Du dann auf den Fußboden neben der Felge, ist sie winklig oder mit Versatz gebohrt.
Guckst Du dort genau in ein anderes Nippelloch, ist sie symmetrisch.
Dabei konzentrierst Du Dich auf die beiden
Löcher neben dem Ventil und markierst Dir mit Edding eins davon auf der Seite, wo es am Nippel nach außen zeigt.
Welches der beiden Löcher Du dafür nimmst und in welcher Richtung es neben dem Ventil liegt, ist eigentlich egal; es geht nur darum, dass es eben an der markierten Seite nach außen weist.
Diese Markierung zeigt später zu der Nabenseite, wo Du mit dem Einspeichen anfängst.
Jetzt nimmst Du die Nabe und fragst Dich, ob da ein Logo drauf ist, das Du später genau durchs Ventilloch erkennen können willst, weil das cool und richtig aussieht. Wenn ja, leg die Nabe beiseite und nimm für den ersten Versuch eine ohne Logo.
Bei einer Felge mit Schritzug, der von einer bestimmten Seite aus lesbar sein soll, gilt das gleiche: Zieh den Schriftzug ab oder nimm eine andere.
Das ist für Fortgeschrittene.
Wenn es Dir darauf ankommt, dass die Speichen "in Belastungsrichtung" mit den Köpfen nach innen zeigen, musst Du Dich jetzt für eine Nabenseite entscheiden, am besten für die Antriebsseite.
Im Grunde genommen ist aber auch das egal und wird eher so gemacht, damit es halt ordentlich aussieht und die alten Meister beim Betrachten des fertigen Rads zufrieden sind. Technisch ist das weitgehend egal.
3-fach gekreuzt:
Du fädelst die
erste Speiche mit dem Kopf nach innen durch irgendein Nabenloch auf der Antriebsseite, hältst die Nabe mit diesem Flansch zu Dir hin, mit dem Speichenloch nach oben und
winkelst diese erste Speiche zu Deinem linken Arm hin ab. Natürlich bleibt die nicht so stehen, aber die Richtung merkst Du Dir einfach.
Dann zählst Du links von dieser ersten Speiche vier leere Löcher im Nabenflansch, fädelst die
zweite Speiche mit dem Kopf nach außen durchs fünfte Loch und winkelst sie nach rechts ab.
Beide Speichen kreuzen sich derart, dass die Speiche mit dem Kopf nach innen an der Berührungsstelle ebenfalls innen liegt und die Speichen sich dort berühren.
"Hinterkreuzen" nennt man das und es ist zwar etwas komplizierter, bringt aber eventuell etwas mehr Stabilität ins Rad. Auch das kann man natürlich bleiben lassen, wenn man es nicht mag.
Beide Speichen hältst Du an der Kreuzungsstelle zwischen zwei Fingern fest, weil sie sich sonst samt der Nabe wieder verdrehen würden,
und hältst das Ergebnis erstmal neben die Felge auf der Seite, wo die Markierung am Speichenloch neben dem Ventil ist.
Jetzt entscheidet sich durch die Felge, welche Speiche in dieses Loch kommt:
Das Ventilloch soll nicht zwischen zwei gekreuzten Speichen sein, weil man sonst mit der Luftpumpe nicht so gut ans Ventil kommt.
Gehen wir davon aus, dass alle Teile wieder mit dem ersten Speichenpaar und der Markierung zu Dir hin zeigen und die Felgenmarkierung oben ist, dann gilt:
- Markiertes Loch oben links vom Ventil = nach rechts gewinkelte Speiche mit Kopf außen kommt ins Loch.
- Markiertes Loch oben rechts vom Ventil = nach links gewinkelte Speiche mit Kopf innen kommt ins Loch.
Beide Speichen liegen an der Felge zwei Löcher auseinander; das leere Loch ist auf der Gegenseite.
So steckst Du sie durch die Felge und drehst erstmal Nippel drauf, nur so zwei, drei Gewindegänge weit.
Alles weitere ergibt sich dann durch Schauen und Zählen eigentlich von selbst und wird ab der dritten Speiche auch einfach, weil sich die Nabe dann nicht mehr so sehr verdrehen will.
Jetzt speichst und vernippelst Du erstmal die Antriebsseite rundum paarweise fertig.
Dann kommt die andere Seite und es geht wieder darum, nicht "über das Ventil zu kreuzen".
Das wird mit bloßen Worten leider etwas schwieriger, ergibt sich aber eigentlich auch wieder durch Schauen und Nachdenken:
Du beginnst auch auf den Gegenseite wieder mit einem gekreuzten Paar und suchst dafür die beiden Felgenlöcher aus, die in der einen oder anderen Richtung eben auch beide wieder neben dem Ventil liegen, statt mit dem Ventil dazwischen. Dabei hilft es, die gekreuzten Speichen erstmal ganz ohne Einfädeln neben das Rad zu halten, jetzt mit der anderen Radseite zu Dir hin bzw. auf dem Tisch liegend nach oben, Ventilloch auch wieder oben bzw. auf dem Tisch von Dir weg.
So wird schnell klar, ob dieses erste Paar auf der Gegenseite links oder rechts neben dem Ventilloch sitzen soll und in welche Richtung es zum Paar auf der ersten Seite versetzt sein muss.
Wie gesagt: Das ist allein mit Worten nicht ganz einfach, aber Du siehst dann schon, wie es zusammengehört.
Tückisch wird es, das richtige Nabenloch für die erste Gegenspeiche zu finden:
Muss das "Gegenpaar" gegenüber der ersten Seite "nach links versetzt" sein, dann hältst Du einfach erstmal eine nicht eingefädelte Speiche quer parallel zur Achse über die Nabenflansche und lässt sie dabei auf den Kopf der Speiche auf der anderen Seite zeigen. Das richtige Nabenloch auf der Gegenseite, also derzeit noch leer, liegt dann um eine Position weiter links; die "Zeigespeiche" liegt dabei genau zwischen zwei Löchern.
Natürlich gibt es schnellere, effizientere, professionellere, coolere und sowieso richtigere, bessere Arten des Einspeichens, aber so finde ich es für den ersten Versuch am einfachsten und erkläre es "live" auch am liebsten so, wenn wieder ein Opfer aus dem Bekanntenkreis unbedingt selbst einspeichen will.
Interessant finde ich, dass ich selbst im Lauf der Jahre deutlich mehr Einspeich- und Denkfehler gemacht habe, als alle meine Opfer beim jeweils ersten Versuch: Da passte wirklich immer alles, nur halt nicht schnell.