Hallo,
es gab noch einen Unfall, diesmal hat es mich erwischt. Ist schon etwas her, aber meine Verletzung ist jetzt erst soweit, dass ich hier schreiben kann. Mein erster Unfall mit Fahrrad gegen Auto seit 29 Jahren.
Es war ein Sonntag Morgen, halb zehn in Deutschland (Bremen), Sonnenschein, fast gar kein Verkehr, alles friedlich. Weil mein üblicher Weg zu meinem Büro durch eine Baustelle versperrt ist und am Abend zuvor ein unter hiesigen Fußballioten nicht so gern gesehener Gast im Weser-Stadion war(*) und deswegen mein sonstiger Ausweichweg voller Glasscherben liegt, bin ich einen Extra-Umweg gefahren. Den ganzen Weg auf der Straße, sämtliche Radwege legal ignoriert. Es gab schlicht kein einziges Auto, das mich hätte nerven können oder umgekehrt. Zu dieser Idylle kommt auch noch, dass ich quer durch die ganze Stadt eine lückenlose grüne Welle hatte. Sowas kommt sonst nie vor. Was für ein toller Tag versprach dieser Sonntag zu werden.
Damit war bald Schluß.
An dieser Kreuzung(**) stand einsam ein Smart mit dreistelliger Schnapszahl als Kennzeichen und der Geschäftsführer eines hiesigen ambulanten Pflegedienstes an dessen Steuer vor der roten Ampel. Und sogar, wie sich's gehört an der Kfz-Haltelinie. Die Fahrradaufstellfläche und der Fahrradschutzstreifen brav frei gelassen. Ich fahr auf diese Kreuzung zu und will auf der Fahrradaufstellfläche halten. Aber, oh, die grüne Welle hat mich nicht vergessen, die Ampel springt auf grün, ich zieh durch, der Smart-Fahrer steht ja noch rum und braucht noch eine Sekunde zum Reagieren. Restgeschwindigkeit hab ich ja noch, ich will schnell aus dem toten Winkel raus, also ab in den Wiegetritt, Fahrradfahren macht doch so einen Spaß...
Die Kreuzung und seine Tücken kenne ich sehr gut. Als Radfahrer und als Autofahrer. Die Fahrbahn ist erst einspurig und wird nach der Straßenbahnhaltestelle zweispurig. Auf der dann rechten Spur parken Autos. Daraus ergibt sich eine Schikane. Weil es sonst gerne mal Streß gibt, ordne ich mich in die Mitte der Fahrbahn ein, damit ich mich nicht einfädeln muss, weil, das ist sehr gefährlich. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, so fahre ich dort seit x Jahren, ohne Ärger. Neben den parkenden Autos werde ich gewöhnlicherweise entspannt überholt. In der einspurigen Strecke differenziert sich die Geschwindigkeit von Kfz und mir auf dem Rad eh noch nicht aus (wegen der Schikane voraus; niemand fährt dort über 40).
Schulterblick beim Einordnen: Der Smart ist noch weit hinter mir. Alles in Ordnung, dachte ich. Doch dann dreht der Herr GF durch, oder vielmehr sein Motor. Er macht einen Kavalierstart und brettert mir hinterher und holt alles aus seinem kleinen Smart heraus. Obwohl ich mittlerweile auch schon ca. 30km/h drauf hatte, fährt er sauknapp auf, beschleunigt nochmal, quetscht sich an mir vorbei (links mit den Rädern in der Gosse, rechts Spiegel-Ellbogen-fast-Kontakt). Ich weiche aus. Er bugsiert sein Gefährt vor mir in die Mitte der Fahrbahn. Er beschleunigt aber nicht weiter. Bevor ich kapiere, was das wird, wirft er den Anker und kommt direkt vor mir, ca. bei der Hälfte der Strecke vor dieser Schikane zum Stehen. Meine Notbremsung reicht nicht aus und ich knall ihm hinten drauf.
Ergebnis: Seinem Autöchen fehlt nix. Er wird aber trotzdem unverschämt. Mein Schlüsselbein ist gebrochen und auch das Schulterblatt hat einen Knacks weg. Frakturen links + Prellungen rechts = ein paar Tage lang geht keine kleinste Bewegung ohne Schmerzen. Mein Rad ist hinüber. Meine gute Laune sowieso.
Fällt Euch zu so einem Spinner noch was ein? Beim Schreiben glaube ich fast selbst nicht, dass dies wirklich passiert ist.
Geschockt,
Jo
*) Ich bin nicht so Fußball und kann mich in solche Fan-Rivalitäten nicht hineinversetzen... aber auch Auto-Fahrrad-Rivalität ist mir nicht ganz zugänglich.
**) Die Fahrbahn-Bemahlung ist nun eine andere, weil die Wachmannstraße vor wenigen Wochen erst mit Presse-Tamtam zur Fahrradstraße umgewidmet wurde. Die Radaufstellfläche ist noch leuchtend Rot mit blütenweißen Rad-Symbolen drauf.
es gab noch einen Unfall, diesmal hat es mich erwischt. Ist schon etwas her, aber meine Verletzung ist jetzt erst soweit, dass ich hier schreiben kann. Mein erster Unfall mit Fahrrad gegen Auto seit 29 Jahren.
Es war ein Sonntag Morgen, halb zehn in Deutschland (Bremen), Sonnenschein, fast gar kein Verkehr, alles friedlich. Weil mein üblicher Weg zu meinem Büro durch eine Baustelle versperrt ist und am Abend zuvor ein unter hiesigen Fußballioten nicht so gern gesehener Gast im Weser-Stadion war(*) und deswegen mein sonstiger Ausweichweg voller Glasscherben liegt, bin ich einen Extra-Umweg gefahren. Den ganzen Weg auf der Straße, sämtliche Radwege legal ignoriert. Es gab schlicht kein einziges Auto, das mich hätte nerven können oder umgekehrt. Zu dieser Idylle kommt auch noch, dass ich quer durch die ganze Stadt eine lückenlose grüne Welle hatte. Sowas kommt sonst nie vor. Was für ein toller Tag versprach dieser Sonntag zu werden.
Damit war bald Schluß.
An dieser Kreuzung(**) stand einsam ein Smart mit dreistelliger Schnapszahl als Kennzeichen und der Geschäftsführer eines hiesigen ambulanten Pflegedienstes an dessen Steuer vor der roten Ampel. Und sogar, wie sich's gehört an der Kfz-Haltelinie. Die Fahrradaufstellfläche und der Fahrradschutzstreifen brav frei gelassen. Ich fahr auf diese Kreuzung zu und will auf der Fahrradaufstellfläche halten. Aber, oh, die grüne Welle hat mich nicht vergessen, die Ampel springt auf grün, ich zieh durch, der Smart-Fahrer steht ja noch rum und braucht noch eine Sekunde zum Reagieren. Restgeschwindigkeit hab ich ja noch, ich will schnell aus dem toten Winkel raus, also ab in den Wiegetritt, Fahrradfahren macht doch so einen Spaß...
Die Kreuzung und seine Tücken kenne ich sehr gut. Als Radfahrer und als Autofahrer. Die Fahrbahn ist erst einspurig und wird nach der Straßenbahnhaltestelle zweispurig. Auf der dann rechten Spur parken Autos. Daraus ergibt sich eine Schikane. Weil es sonst gerne mal Streß gibt, ordne ich mich in die Mitte der Fahrbahn ein, damit ich mich nicht einfädeln muss, weil, das ist sehr gefährlich. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, so fahre ich dort seit x Jahren, ohne Ärger. Neben den parkenden Autos werde ich gewöhnlicherweise entspannt überholt. In der einspurigen Strecke differenziert sich die Geschwindigkeit von Kfz und mir auf dem Rad eh noch nicht aus (wegen der Schikane voraus; niemand fährt dort über 40).
Schulterblick beim Einordnen: Der Smart ist noch weit hinter mir. Alles in Ordnung, dachte ich. Doch dann dreht der Herr GF durch, oder vielmehr sein Motor. Er macht einen Kavalierstart und brettert mir hinterher und holt alles aus seinem kleinen Smart heraus. Obwohl ich mittlerweile auch schon ca. 30km/h drauf hatte, fährt er sauknapp auf, beschleunigt nochmal, quetscht sich an mir vorbei (links mit den Rädern in der Gosse, rechts Spiegel-Ellbogen-fast-Kontakt). Ich weiche aus. Er bugsiert sein Gefährt vor mir in die Mitte der Fahrbahn. Er beschleunigt aber nicht weiter. Bevor ich kapiere, was das wird, wirft er den Anker und kommt direkt vor mir, ca. bei der Hälfte der Strecke vor dieser Schikane zum Stehen. Meine Notbremsung reicht nicht aus und ich knall ihm hinten drauf.
Ergebnis: Seinem Autöchen fehlt nix. Er wird aber trotzdem unverschämt. Mein Schlüsselbein ist gebrochen und auch das Schulterblatt hat einen Knacks weg. Frakturen links + Prellungen rechts = ein paar Tage lang geht keine kleinste Bewegung ohne Schmerzen. Mein Rad ist hinüber. Meine gute Laune sowieso.
Fällt Euch zu so einem Spinner noch was ein? Beim Schreiben glaube ich fast selbst nicht, dass dies wirklich passiert ist.
Geschockt,
Jo
*) Ich bin nicht so Fußball und kann mich in solche Fan-Rivalitäten nicht hineinversetzen... aber auch Auto-Fahrrad-Rivalität ist mir nicht ganz zugänglich.
**) Die Fahrbahn-Bemahlung ist nun eine andere, weil die Wachmannstraße vor wenigen Wochen erst mit Presse-Tamtam zur Fahrradstraße umgewidmet wurde. Die Radaufstellfläche ist noch leuchtend Rot mit blütenweißen Rad-Symbolen drauf.