AW: Eure Rennberichte...
RadamRing 140km Jedermannrennen
Am Samstag, den 04. August war es soweit. Auf zum Kampf gegen die Grüne Hölle.
Werde ich die Grüne Hölle besiegen, oder wird sie mich besiegen?
Es war mein erster Start bei RadamRing und dann gleich die 140km Strecke.
Ich hatte mir erst die Strecke ausgesucht (70km hörten sich so kurz an)
und dann später erst über das Höhenprofil und die Beschreibungen aus Internetforen
mitbekommen, was ich mir da eigentlich vorgenommen habe.
Morgens um 8:00 ging es los, die 170 km Fahrt zum Nürburgring anzutreten.
Dabei gingen mir die Gedanken durch den Kopf, ob 34/25 als kleinster Gang
reichen, oder ich nicht doch lieber auf 34/29 umritzeln hätte sollen.
Naja, jetzt war es zu spät und ein wenig Herausforderung sollte ja sein.
MinimalZiel war die Strecke in 6 Stunden und ohne Absteigen zu bewältigen.
Dann würde ich mir als Belohnung auch das "Grüne Hölle" Trikot kaufen.
Um 9:30 bin ich am Ring angekommen. Keine Spur von Staus, wie man nach Berichten
vom letzten Jahr befürchten musste, und genügend Parkplätze direkt am Ring.
Dann erst mal das Rad im Auto gelassen und zur Startunterlagenausgabe.
War gut zu finden und ohne Gedränge schnell erledigt.
Problematisch war für einige wohl die Sache mit dem Chip-Pfand und dass man diesen
Bar bezahlen musste. Habe auf der Fußgängerbrücke einige fluchen gehört, die erst
noch mal Bargeld holen mussten.
Ich habe die Zeit genutzt und bin erst mal in Ruhe durch die Boxengasse
geschlendert. Dann kurz vor 11:00 zum Auto gegangen und das Rad geholt.
Mit dem Rad bin ich durch das historische Fahrerlager ins eigentliche
Fahrerlager und dann auf die GP-Strecke vor Start und Ziel zum Warmfahren gefahren.
Dann ab 11:30 einstellen in die Startblöcke. Hier ist auch mein einziger
Kritikpunkt an der Organisation. Man hätte den Startblöcken ein paar Schilder
spendieren können, damit man weiß, in welchem man sich gerade befindet.
Denn es ist gut zu wissen, wenn man über Lautsprecher hört, dass man sich in
Startblock 4 stellen soll, und bei nichteinhalten Disqualifikation droht, man
aber nicht erkennen kann, wo denn nun Startblock 4 sein soll.
Um 11:45 war offizieller Start für den 1. Startblock und um 11.49 wurde
auch mein Startblock losgeschickt.
Es gaben gleich alle gut Gas, die leicht abschüssige Start und Zielgerade, hat
das ganze noch beschleunigt. Der Puls ging gleich hoch bis 170, aber egal,
hauptsache dranbleiben am Feld und soviel Windschatten wie möglich abbekommen.
Der Teil auf der GP-Strecke ging alles auf dem großen Blatt, auch die Kuppe
bei der Einfahrt in die Nordschleife wurde mit 50/19 durchgedrückt. Danach
begann ja gleich der abfallende Teil Hatzenbach, auf den größte Gang schalten,
mittreten solange es noch geht und die Geschwindigkeit genießen, aber aufpassen,
da das Feld ja noch recht groß war und gerade in den Kurven doch extrem
unterschiedliche Kurventechniken zum Vorschein kamen.
Ausgang Hatzenbach der erste 10% Stich hoch zum Flughafen. Der Großteil des
Feldes bleibt fast stehen, Schaltungen krachen, Ketten fliegen vom kleinsten
Kettenblatt, einige Flüche sind zu hören. Schaffe mit dem ersten Schwung fast die Hälfte
der Steigung, und kann so den Rest auf dem großen Kettenblatt durchdrücken.
Danach mit dem immer noch großen Feld weiter. Hinter dem Eingang Fuchsröhre, steht
so nach ca 100 m ein Geschwindigkeitsanzeige. Zeigte in der ersten Runde so 65 km/h
an. Danach geht es aber noch weiter runter und das Tempo wird immer höher.
In der Spitzengeschwindigkeit lag ich hier in der 3. Runde bei freier Fahrt bei
89 km/h. In der ersten Runde war hier, aufgrund der vielen Fahrer und da ich die Strecke
noch nicht kannte, Vorsicht angesagt. Am Ende der Fuchsröhre kommt wieder ein
kurzer Stich, denn man aber aufgrund der hohen Endgeschwindigkeit fast komplett
(einige Fahrer waren in der Endgeschwindigkeit ja noch höher, die dann halt komplett)
hochrollen kann. Dann die Abfahrt runter zu Breitscheid, scharfe Linkskurve, über
die Brücke und dann wieder so ein 10% Stich. Hier wieder das gleiche Spiel mit
krachenden Ketten und fallenden Ketten. Bei diesem Stich war dann auch bei mir
runterschalten auf das kleine Kettenblatt angesagt. Nach dem Stich wieder flacher,
stellenweise sogar leicht abschüssig weiter bis zum eigentlichen langen Anstieg
hoch zum Karussell. In der ersten Runde bin ich gut dabei und wähle
34/23. Dann Einfahrt in das Karussell, es wird flach, und fällt dann sogar leicht
ab Richtung Hohe Acht Anstieg. Mein Gedanken sind, dass ist ja gar nicht so schlimm,
wenn jetzt noch die Hohe Acht klappt, dann werde ich die Distanz und die gewünschte
Zeit auch schaffen. Dann beginnt der Anstieg zur Hohen Acht. Der gesamte Anstieg
hat so ca 550m Länge. Erst wieder so ca 10%, dann ein paar Meter etwas leichter,
und dann beginnt das eigentliche harte Stück von so ca 200m. Ich hatte gleich
zu beginn auf meine kleinste Kombi geschaltet, und dann endlich war ich oben. Mein
erleichterter Gedanke war, dass ich das wohl die nächsten 5 Runden auch noch schaffen werde.
Vorbei an der Verpflegungsstation an der Hohen Acht, die schon gut besucht war, ging es weiter,
in einem dauernden auf und ab. Allerdings mehr Ab als Auf, bis zur Einfahrt Döttinger Höhe.
Diese ist zunächst leicht abfallend und gegen Ende wieder leicht ansteigend. Hier ist
endlich mal der einzige längere Streckenabschnitt, bei dem man mal über längere Zeit
ein gleichmäßiges hohes Tempo fahren kann. (Wobei das für mich auch nur die ersten zwei
Runden gegolten hat, ab der 3. Rund hat es weh getan und bei den letzten beiden sprechen wir
mal lieber davon, dass man in dem leicht abfallenden Stück ein gleichmäßiges hohes Tempo
fahren kann
) Dann noch mal kurz runter zum Tiergarten und hoch zur Einfahrt
GP-Strecke und dann leicht abschüssig bis zur Ziellinie. Die erste Runde ist geschafft
und ich bin frohen Mutes. Ab diesen Zeitpunkt ist das Feld soweit auseinandergezogen, dass ich
immer nur noch kurz Windschatten fahren kann. Zum Glück habe ich wenigstens immer auf
der Döttinger Höhe jemanden gefunden, an den ich mich dran hängen konnte. In den Abfahrten
war ich um die wenige Begleitung gar nicht traurig, dann konnte man die Kurven wenigstens besser
ausfahren und musste nicht so auf andere Fahrer achten. Die zweite und dritte Runde
ging relativ problemlos, wenn auch immer eine bisschen langsamer als die jeweils
vorangehende. Beim Anstieg zum Karussell musste ich immer früher auf die kleinste
Kombination schalten. Aber trotz allem gingen auch die letzen Prozente zur Hohen Acht noch
ganz gut. Am Ende der dritten Runde war es dann soweit. Ich hatte mich zwar gezwungen regelmäßig
zu trinken, und immer bei Start und Zieldurchfahrt auch ein EnergieGel zu essen/trinken,
aber nun waren die Flaschen leer. War ja eigentlich ganz klar, dass bei dieser Distanz und
diesen Temperaturen 1 1/4 Liter in den Flaschen nicht reichen können. Und trotzdem
war ich in der dritten Runde an der Verpflegungsstation Hohe Acht vorbeigefahren ohne
nachzufüllen. Nun fuhr ich also durstig über die Start und Ziellinie und sah die ganzen
Helfer, die für ihre Fahrer schon die frische Flasche bereithielten. Ich war kurz davor
anzuhalten und jemanden anzusprechen, ob er mir nicht was zu trinken geben kann.
Andererseits ging es ja jetzt erst mal hauptsächlich bergab, die Verpflegungssation an
der Hohen Acht sollte ja dann auch bald wieder erreicht sein. Also weitergefahren und erst mal
die Abfahrt genossen. Allerdings habe ich schon bei der Ausfahrt von der GP-Strecke auf
die Nordschleife auf das kleine Blatt geschaltet, nichts war mehr mit das große Blatt
durchdrücken. Und dann war er da, zum vierten mal der Anstieg übers Karussell zur Hohen Acht.
Nichts war es mehr mit 34/23, 34/25 musste aufgelegt werden und auch das nur mit einer 60er
Trittfrequenz. Ich war durstig und kaputt. In dem Moment ziehen zwei Fahrer vom 24h-Rennen an
mir vorbei und unterhalten sich gemütlich über ihre Ausfahrt letzte Woche. Ich konnte es
nicht glauben. Ich bin hier am Abbrechen und die machen scheinbar GA1 Training.
Der erste Gedanke ans Aufgeben taucht auf. Drei Runden waren ja ok, gut diese vierte würde
ich vielleicht noch überstehen, aber noch eine 5. und dann eine 6. Und die Hohe Acht kommt ja
auch noch. Würde ich es überhaupt jetzt in der 4. Rund ohne abzusteigen schaffen.
Diese blöden Organisatoren, warum erlauben die nicht einen einfachen Wechsel von der 140er
Distanz auf die 70er. Aber ok, erst mal geht es weiter. Anstieg bis zum Karussell ist geschafft.
Kurz erholen. Der Anstieg vor der Hohen Acht naht. Oh jeh, da wieder hoch,
ich hätte doch die Bergkassette aufziehen sollen. Der Fotograf schreit was aufmunterndes.
Ok. Hier Absteigen geht nicht. Also erst mal weiter. Das Kurze nicht so steile Zwischenstück, geht
auch noch. Los raus jetzt aus dem
Sattel und weiter. Und tatsächlich ich bin oben. Jetzt
aber raus an die Verpflegung und was zu trinken geholt. Wie schön war das, und so schön kühl,
wunderbar zu trinken. Dann noch mal kurz an die Leitplanken gelehnt, und, es muss ja
weitergehen. Erst kam ja wieder ein Abfahrt, aber immer diese Zwischenwellen. Mit
durchdrücken war jetzt gar nichts mehr. Sobald es rauf ging, bin ich auf die kleinste
Kombination. Ich muss ja Körner sparen, sind ja noch zwei mal Hohe Acht. Am Ende der
vierten Runde, trotz der Flüssigkeitsaufnahme an der Verpflegungsstelle, immer noch ein
durstgefühl. Wieder die Helfer mit den Flaschen gesehen. Aber die aufkeimende Mordlust wurde
besänftigt, da ja auch meine Flaschen inzwischen nicht mehr leer waren. Zum fünften mal im
Anstieg. Ich fühl mich total schlapp, so ein mist, jetzt werde ich die Hohe Acht bestimmt nicht
mehr schaffen. Ein 24er Fahrer spricht mich an was die Farbe meiner Nummer bedeutet. Keine
Ahnung wo der herkam, hatte ich den eben überholt, kam er von hinten an mich ran? Ich sage nur
"140er, aber das wäre wohl ein Fehler gewesen". Er muntert mich auf, "Komm das schaffst Du schon".
Dann bleibt er zum Glück, hinter mir. Das gibt ein wenig Auftrieb. Karussell ist geschafft.
Der Anstieg kommt, oh, je denn werde ich nicht mehr schaffen. In dem Moment steigt ein Fahrer vor
mir ab, komm an dem noch vorbei, wenigstens an dem noch, und dann auch nur noch die paar Meter
zur Kuppe, die gehen dann doch auch noch, und wieder oben. Wieder Rausfahrt zur
Verpflegungsstelle. Nochmal Getränke nachgefasst, eine Banane gegessen, die EnergieGels sind
ja doch auch nicht das wahre auf Dauer. Trotz des Trinkens war immer noch ein leichtes
Durstgefühl vorhanden. Allerdings zuviel auf einmal in mich reinschütten wollte ich ja
auch nicht. Also wieder aufs Rad. Das Aufsteigen fällt schwer. Sind ja nur noch ein
paar Kilometer zum Ziel. Und die letzte Runde beginnt ja erst mal wieder mit einer tollen
Abfahrt. Am Ende der 5. Runde spricht mich dann ein anderer 140er Fahrer an. "Und auch
auf den letzten Metern?" Was wie der ist schon fertig. So ein Mist. "Nein eine Runde muss ich
noch". Aber das Durstgefühl ist endlich weg. Dafür melden sich im letzten Anstieg vor
Start und Ziel so richtig die Beine, aber egal, jetzt ist es ja bald geschafft.
Das letzte mal Fuchsröhre runter, diesmal nicht mehr ganz so schnell, die Arme und der Rücken
tun auch schon weh. Nur nicht aufgrund von Unkonzentriertheit auf den letzten Metern stürzen.
Und dann das letzte mal hoch zur Hohen Acht. Wieder überholen mich zwei und scheinen
GA1-Training zum machen. Inzwischen kann ich es mit Humor nehmen.
Der Anstieg zum Karussell lief relativ gut. Wenn auch langsam. Aber das letzte mal die 17% ziehen,
aber ja nicht absteigen, hey jetzt habe ich es schon fünf mal geschafft, dann muss es jetzt
doch auch noch mal gehen. Puh, das war knapp.
Noch fünf Meter mehr und ich wäre umgefallen. Diesmal an der Verpflegung wieder vorbei, in
den Flaschen ist noch was drin und es sind ja nur noch ein paar Kilometer. Das letzte mal
Döttinger Höhe. Ich hänge mich an jemandem mit einem Paris-Brest-Paris Trikot. Super, wenn der
hier so langsam langfährt, dann brauche ich mich ja nicht zu schämen. Ok, am letzten Anstieg
zieht er mir weg, aber ich habs geschafft. Langsam die Zielgerade runterrollen, Schussspurt muss ja
nun nicht auch mehr sein und endlich geschafft. Ein Glücksgefühl, hätte ich mir nicht
die 140er so fest vorgenommen, und hätten die Organisatoren einen leichteren Wechsel
auf die 70er ermöglicht, ich wäre nicht durchgefahren. Ein Hoch auf die Organisatoren.
Langsam ausgerollt, und erst mal am Streckenrand ausgeruht. Auf dem
Rückweg zur Chip-Kasse, an dem Erdinger-Brauerei-Wagen vorbei gekommen. Jetzt ein
Bier wäre schön, aber dann kann ich ja nicht mehr Auto fahren. Also doch lieber
eine Apfelschorle gekauft. Chip zurückgegeben. Urkunde ausdrucken lassen. Und ab
nach Hause.
Fazit: Heiß war es, anstrengend war es, lehrreich war es => Toll war es !
Und wer hat nun gewonnen, die Nordschleife oder ich? Fahrzeit laut Tacho 5:59:58,
Gesamtzeit lauf Wertung 06:14:15. Entscheiden wir uns auf unentschieden