Helmöler im Tretlagergehäuse waren typisch für die Vorkriegszeit. In den späten 40er Jahren sind diese dann eher vollständig verschwunden; zumindest in Deutschland. Die Ausfallenden und insbesondere das vordere sprechen übrigens auch für ein Baujahr in der zweiten Hälfte der 30er (eher wahrscheinlich) oder zweite Hälfte der 40er (frühe Nachkriegsproduktion mit vorhandenen und gebunkerten Teilen).
Man darf bei der Altersbestimmung allerdings nicht vergessen, daß es in der Fertigungslinie der deutschen Rahmenbauer ein gut 6 Jahre währendes Loch gegeben hat. So sind zwischen 1939 spätestens aber 1941 bis 1946/47 so gut wie keine Rennradrahmen auf deutschem Boden entstanden. Erstens mangels Fahrern, zweitens mangels Veranstaltungen und dritens mangels Rohstoffen, da die gesamte Fertigung in D auf militärische Produkte zwangsumgestellt worden ist. In den frühen Nachkriegsjahren wurde dann mehrheitlich das aufgearbeitet, modernisiert und auf Lastenfahrräder umgebaut, was nicht zerstört worden ist. Auch in diesen Jahren gab es für Radsportler wenig Gelegenheiten sich sportlich zu messen. Einerseits, da man eher mit dem Überleben kämpfte und auf heimischem Boden solche Veranstaltungen mangels verfügbarer Verpflegung für die Fahrer hat gar nicht austragen können. Andererseits wurden deutsche Fahrer auch auf keine internationalen Veranstaltungen eingeladen bzw. auch gar nicht zugelassen. Geschichten hierzu gibt es genug; sowohl in Ost wie in West.
Die Farbe ist natürlich auch so ein gern bemühtes Thema. Prinzipiell ist es sicherlich zutreffend, daß schwarz eher eine Farbe der Vorkriegszeit war. Allerdings gilt das auch für die frühe Nachkriegszeit, in der sämtliche Rohstoffe Mangelware waren. Mein Großvater z.B. requirierte seinerzeit im Bundesgebiet für die amerikanische Besatzungsmacht Rohstoffe für die Farbherstellung, damit deren im Vormarsch malträtierten Militärfahrzeuge haben aufgehübscht und deren Unterkünfte zumindest haben geweisselt werden können. Besonders interessant für die Amerikaner waren damals angeblich die Lösemittel Toulol und Xylol, welche mein Großvater als Benzinersatz für den von den Amis zur Verfügung gestellten Traction Avant verwandte, wenn die Benzinbezugsscheine mal wieder vor dem Monatesende bereits aufgebraucht waren. Aus Erzählungen weiß ich auch, daß dies häufiger vorkam und er deshalb auch immer eine größere Anzahl an Ersatz-Benzinpumpen bzw. der Pumpenmembran benötigte.
Nitrolacke bzw. korrekt Nitrozelluloselacke kamen in den 20er Jahren auf, wurden aber bis tief in die 50er Jahre auch im Automobilbau verwandt. Farben waren nicht ganz so einfach einzubringen; so gab es anfangs wirklich nur die Farbe schwarz und ab Mitte der 20er Jahre das Dupont blau.
Farblich aufgeschlossener machte dann erst die Verwendung von zweikomponentigen Acrylharzlacken, die obwohl auch schon zum Ende der 20er Jahre entwickelt, im Automobilbau so ungefähr in den 60er Jahren erst großflächig zur Anwendung kamen.
Aber eben aufgrund der schwierigen Rohstoffsituation verarbeitete man bis Anfang der 50er Jahre eher Alles, wessen man überhaupt hat habhaft werden können. Und wer Rohstoffe hatte, agb die nur gegen harte Währung heraus; das änderte sich erst mit Einführung der D-Mark und der Gründung der BRD in 1949, so daß man geregelte Arbeits- und Betriebssituationen, wie wir diese aus späteren Jahren kennen, erst so ab Ende der 40er/ Anfang der 50er wieder erwarten darf. Bis dorthin was das eher reine Improvisation und Bastelei.
Meine Nachkriegs Dürkopp Diana war z.B. rationiert und das was in Brackwede in den Ruinen produziert hat werden können, wurde die gesamten Gebiete der drei westlichen Besatzungsmächte verteilt. So kam es, daß Dürkopp vor 1950 auch über einen Wiener und ganz wenige andere österreichische Händler vertrieben wurde. Die eine Nachkriegs-Diana aus meinem Bestand wurde angeblich 1948 von Salzburg nach München geschmuggelt, was das österreichische Dürkopp-Logo auch belegen kann/ würde; ich bin mir nur mit dem Jahrgang nicht ganz so sicher.