AW: Gibt´s noch Hersteller von gemufften Stahlrennern?
Ich widerspreche Dir nur ungerne, Martin, aber meine Erfahrungen unterscheiden sich da deutlich. Du erwähnst die Unterschiede und dass Dein Columbus SL weich ist. Dafür war der Rohrsatz bekannt und für große Fahrer gab es deshalb ja auch den SLX und für extreme Fälle den SPX.
Der SLX hatte diese lustigen Züge wie ein Gewehrlauf, sonst war da nicht viel anders als beim SL. Als stabiler ist er mir nicht bekannt.
Ich mag nun nicht die ganz große Ahnung haben, aber ich habe im Laufe meines Lebens so einige Renner bessen und die Unterschiede sind markant. Mein Alurad war tatsächlich wie Holzklotz, der Carbonrenner irgendwie eine Mischung aus nasser Sack und "totem" Plastik. Und das für Stahl ziemlich leichte, 3-fach gebuttete De Rosa ist elastisch wie guter Messerstahl, aber trotzdem steif in der Seitenbelastung. Und vor allem: ziemlich antrittsfreudig und schnell in der Reaktion. Das doppelt gebuttete Battaglin liegt wie Brett und ist trotzdem EXTREM wendig und agil.
Am Ende glaube ich, die Unterschiede, die Du wahrnimmst, sind genau das, was den Unterschied im handwerklichen Können der Rahmenbauer und ihren Geometrien ausmacht, könnte das sein? Abgesehen von den unterschiedlichen Qualitäten der Rohrsätze natürlich. An meinem Battaglin z.B. sehe ich, wieviel Sorgfalt und know how da jemand investiert hat. Und ich habe etliche Rahmen gesehen, bei denen das nicht so war.
Ich weiß ja, dass die Schulphysik und die Grundlagen der Statik beim Fahrrad mehr als einmal außer Kraft gesetzt sind
, aber ein normaler Diamantrahmen *kann* in vertikaler Richtung nicht spürbar federn, schon gar nicht, wenn Laufräder,
Reifen, Sattelstütze und der Restliche Kram mitfedern. In einer Reihenschaltung von Federn gibt die Weichste den Ausschlag.
Was man dagegen natürlich spürt, ist die seitliche Elastizität, vor allem im Tretlager und am Steuerrohr.
Was man ebenfalls wahrimmt, manches davon nicht mal bewußt, sind andere Dinge wie die Sitzposition, aber auch zB das Resonanzgeräusch. Daraus ergibt sich ein Fahreindruck. Den mag man oder mag man eben nicht. Das kann man als Komfort bezechnen, aber es hat als letztes was mit den Federeigenschaften des Rahmens zu tun, jedenfalls nicht, wie gut der Hinterbau Schläge dämpft. Da haben 0,2 Bar Unterschied im
Reifen mehr Einfluß.
Was den Komfort angeht, merke ich sehr genau Unterschiede zwischen verschiedenen
Reifen, Laufrädern, Sätteln... viel deutlicher als zwischen Rahmen.
Wo ich Dir recht gebe, ist, dass gute Rahmenbauer sehr viel mehr Augenmerk auf eine genau ausgetüftelte Geometrie legten, als das heute oft der Fall ist, vor allem bei Sloping und den 5-Größen Monocoques; (Betonung auf "gute", es gab auch nicht so gute). Und das kann sich natürlich sehr gut darin niederschlagen, wie gerne man ein Rad fährt. Bei mir verstaubt noch ein Scott Scandium in der Garage, bei dem das Steuerrohr einfach zu hoch angesetzt ist. Aber so ein Principia hat für mich Idealgeometrie.
P.S. Noch ein Geheimtipp zu guter Letzt: Satz Campa Pista Hochflanschnaben, neu, für 320 Neutronen. Interessiert?!? Heute entdeckt. (Die schönsten Naben, die je für ein Fahrrad gebaut wurden!)
Sind das die Deltas? Normale Record HF-Nben gibts billiger. Für die Deltas ist das wohl der
Ebay/Marktpreis, mir wärs zuviel für Bahnnaben.
M.