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Kettenreaktion im Fahrradladen

  • Ersteller Ersteller jonasonjan
  • Erstellt am Erstellt am
Ich würde sagen das hängt stark vom Verkäufer und dem speziellen Problem ab.
Hier werden wirklich die unglaublichsten Verallgemeinerungen postuliert.
Man könnte meinen einige hier hätten sich Verkäufer als persönliches Feindbild aufgebaut.
 
da fällt mir doch mein Beitrag ein, den ich vor einiger Zeit im Nachbarforum hinterlassen habe. Hier passt er aber auch wie die Faust aufs Auge:


ein Fahrradladen in sehr zentraler Lage hier in Berlin, der in erster Linie durch seine echt bescheiden Öffnungszeiten auffällt. (Mo: 13-18, Di-Fr: 10-18, Sa:10-13)... möchte mal wissen welcher Mensch mit Job (und somit auch Geld) da vorbeikommen kann, aber das ist ein anderes Thema.
Tja, heute hatte ich die Gelegenheit, weil ich um die Ecke was zu erledigen hatte. Und da mir die Platzangst Website diesen Laden als Händler ihrer Produkte genannt hatte, bin ich rein und fragte nach der "Hard-Ride"-Jacke.
V:Nö haben wir nicht, gibt es wenn dann nur auf Bestellung.
I: mmm ihr seid aber als Händler bei bla gelistet
V: ja schon, aber wir legen uns sowas nicht hin...nur auf Bestellung
I: is ja doof, bei Klamotten kaufe ich schon lieber im Laden, nachdem ich es anprobieren konnte, deswegen ja gerade im Fachhandel...sonst könnte ich es ja selber online bestellen.
(an dieser Stelle bin ich dann lieber nicht auf die "tollen" Öffnungszeiten eingegangen).
V: ja

Ich glaub es kaum, da geh ich schon in den Fachhandel, mit dem Gedanken auch gern bis zu 10% mehr zu zahlen: und dann sowas...
Auch ein paar Klick/Tatze-Pedale haben die nur auf Bestellung... und Wellgo (sie hatten einige Tatzen in der Auslage) führen sie gar nicht als Kombipedale... Amazon schon
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Hab dann noch ein Kleinteil für 3€ mitgenommen...aber ich frage mich, ob der Laden echt von 3 statt 150-180€ pro kunde leben kann? Diese Summe stand heute echt im Raum... BMO wird sich freun oder Rose oder bike-24 ... oder ich fahre gleich zu Stadler, da sagen sie nicht bei 2 von 3 Teilen: "ham wir nisch"... und ich hab bis 20 Uhr Zeit. (Fr und Sa auch bis 21
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)

Gruss
Dark Berlin
 
Genau diese Öffnungszeiten, oft sogar noch unterbrochen durch eine dreistündige Mittagspause, haben bei mir dafür gesorgt, dass meine praktischen Kontakte zu Fahrradläden im sehr überschaubaren Bereich geblieben sind. Für durchschnittlich berufstätige Menschen bleibt schlichtweg keine Zeit für solche Besuche, dafür stehen dann am Samstag die Kunden genervt Schlange, egal ob sie ein komplettes Fahrrad oder nur einen Schlauch kaufen wollten.

Ausnahmen kenne ich nur noch von früher: Im Dorf meiner Kindheit gab es noch einen Fahrradladen mit unzähligen Holzschubläden aus denen der stets geduldige und freundliche Besitzer nach laienhafter Umschreibung der gewünschten Gegenstände durch den Kunden stets das richtige Teil hervorzauberte. Auch wenn das Geschäft damals auch schon ein hartes Brot war, so war die "nur auf Bestellung"-Mentalität noch nicht so verbreitet, mir schien es so, dass diese Läden vom alten Zuschnitt, zumal auf dem Lande, den Ehrgeiz hatten, alles, was der Kunde eventuell wünscht, auch vorrätig zu haben. Das galt nicht nur für Fahrradteile, sondern auch für Eisenwaren, Werkzeuge etc.
Vielleicht spielt da ja noch eine gewisse Romantische Verklärung mit, auf jeden Fall war dann Anfang der 80er-Jahre, als ich nach Berlin zog, die dortige Fahrradladenszene ein echter Schock, was außer der weiter oben beschriebene Überheblichkeit und Arroganz auch das Angebot und die Fachkompetenz angeht. Einmal bin ich in einem Fahrradladen an der Schöneberger Hauptstraße mitten während eines Verkaufsgesprächs über eine neue Bremse einfach stehen gelassen wurden, als ein anderer Kunde hereinkam und ein neues Mountainbike, die damals gerade der neueste Schrei aus Amerika waren, kaufen wollte. Ich stand noch ein paar Minuten mit offenem Mund herum und kaufte die Bremse dann später woanders.

Positiv erwähnen muss ich viele Fahrradläden in Münster, wo es mich in den frühen 90er-Jahren beruflich hinzog: Überwiegend junge, aber sehr engagierte Mitarbeiter, die stets hilfbereit waren und auch Werkstattarbeiten gerne, schnell und preisgünstig ausführten (damals war ich noch kein Komplett-Selberschrauber). Erstmalig standen dort Leute im Laden, die auch die aktuellen Bikezeitschriften lesen, ganz genau wussten, welche neuen Teile am Markt sind, aber gerade in einer Studentenstadt auch Alternativen für kleine Geldbeutel zu empfehlen wussten, ohne herablassend zu wirken. Da könnte ich eine Handvoll Läden aufführen, die ich mehr oder weniger spontan besuchte und wo ich jedesmal zufrieden war. Ob es dort heute noch so ist, weiß ich nicht, immerhin waren es damal Boomjahre und das Internet noch kein Thema.

Heute nerven bei fast allen Läden der alten Machart die starren Vertriebswege. Wenn ich schon sehe, dass ein Verkäufer auf meine Anfrage hin anfängt, im Hartje-Katalogordner zu blättern, mir dann innerhalb von fast drei Wochen ein falsches Teil bestellt, obwohl ich mir vorher selber auf der Lange-Homepage die richtige Shimano-Teilenummer herausgesucht ihm gegeben habe…
Immer wieder aufs Neue erniedrigend: Man möchte z.B. fürs MTB ein neues Tretlager kaufen, hat alle benötigten technischen Daten parat, trotzdem kommt die Frage nach der Rechnung des Fahrrades, die man unbedingt bräuchte, um das richtige Teil bestellen zu können. Okay, beim nächsten Mal Rechnung mitgebracht, da kommt dann gaaanz laaangsam der vorwurfsvolle Ausspruch "Das Fahrrad haben Sie aber nicht bei uns gekauft!"
Klar, habe ja auch vorher in einer anderen Stadt gewohnt, bin aber extra zu diesem Shop gefahren, weil es der offizielle Händler für diese Marke ist.
Bestellt habe ich dann ein XT-Lager, geliefert wurde ein passendes (wie alle anderen auch) Lager einer Billigserien von Stronglight, bezahlt hatte ich leider schon bei Bestellung und einfach keine Nerven mehr…

Aber auch Online ist es nicht die Freude, wenn es um Ersatzteile geht: Bei einem online bestellten MTB-Fully-Rahmen der Fa. Würfel ist irgendwann während der Fahrt eine Lagerbuchse verloren gegangen. Der Onlineversender, wo ich den Rahmen gekauft habe bietet zwar nicht die einzelne Buchse, wohl aber ein komplettes Set mit allen Lager- und Dämpferbuchsen, welches für verschiedene Modelle und Baujahre identisch ist, an, leider war es aber gerade nicht vorrätig. Fa. Würfel erklärte mir daraufhin, ich solle mich an den nächsten niedergelassenen Würfel-Händler wenden. Dieser weigerte sich aber, die Buchse für mich zu bestsellen, weil ich das Fahrrad nicht bei ihm gekauft habe.
Ähnlich ging es mir mit einer online bestellten Federgabel, nachdem ein Einstellhebel unterwegs verloren gegangen war.

Zum Glück habe ich jetzt einen Radladen in einem kleinen Städtchen, etwas außerhalb, gefunden, der als Sponsor und Betreuer des örtlichen Radvereins fungiert, unter eigenem Namen Fahrräder zusammenbaut und nebenbei noch einen kleinen Webshop betreibt. Der Besitzer, mit dem man immer noch ein wenig fachsimpeln kann, jammert nicht herum, dass seine EK-Preise aus dem Hartje-Katalog über aktuellen Onlinepreisen liegen, sondern meinte, dass er prinzipiell jeden Onlinepreis halten könne, oder Alternativen sucht, ich soll einfach mal vorbeikommen, wenn ich etwas benötige. Bisher bin ich, insbesondere im Rennrad- und Cyclocross-Sektor, mit Angebot und Service absolut zufrieden. Ist leider über 30km entfernt, in der Großstadt habe ich keinen vergleichbaren Shop gefunden. Hier haben die ZEGgen aber allein durch ihre schiere Größe und Omnipräsenz auch die meisten kleinen Läden kaputt gemacht, das hatte manchmal zur Folge, dass die ehemaligen Besitzer dort einen Job als Verkäufer oder in der Werkstatt fanden und somit zumindest ein kleiner Anteil von Fachleuten dort arbeitet, wenn auch verständlicherweise grummelig und nicht besonders motiviert, genau wie der ehemals selbständige Eisenwaren- und Werkzeughändler, der jetzt bei OBI jobben darf. So eine Monster-ZEGge, die in den Jahren zuvor bestimmt ein Dutzend kleinerer Läden platt gemacht hat, ist hier kürzlich selber pleite gegangen. Offenbar genügt es nicht, sich tausende von City- und E-Bikes mit einer Armada von parfümierten Verkaufsschwätzern in den riesigen Laden zu stellen, wenn der Rest einfach nicht stimmt.

Also am Ende Ehrenrettung und Licht am Ende des Tunnels für die Händlerzunft, zumindest für diejenigen, welche die Zeichen der Zeit erkannt haben und sich von den antiquierten Vertriebskonzepten verabschiedet haben.
 
Für meinen Lampenparker habe ich hier einen kleinen Laden, der hauptsächlich in Gebrauchträder macht, im Winter auf Ski und Snowboard umbaut und seine sensationelle Preise nur erreicht indem er teilweise grauenhaft inkompetente Kids schrauben lässt. Dafür versuchen sie einem aber tatsächlich zu helfen! Ich mag den Laden (würde die aber niemals an meinen Renner kommen lassen).

Anderswo ist das höchste der Gefühle eine Weiterleitung zur Konkurrenz (“Kennen Sie xyz? Versuchen Sie es doch mal da“), wenn man mit ausreichend klausicher aussehendem Rad antanzt. Für das ich sogar mehr Geld ausgeben würde als für ein weniger klauresistentes Neurad - für den Ladenfritzen vielleicht schwer verständlich, aber muss ich deshalb extra einen Hut tragen, auf dem deutlich “hallo ich habe Geld und würde es gerne hier ausgeben“ steht? In einem Fall wurde das Weiterschicken sogar tatsächlich durch ein wörtliches “ich brauche diesen Umsatz nicht“ unterstrichen... irgendwann bekommt der von mir heimlich 'nen canyon-Sticker ins Schaufenster ;) (auch wenn, oder weil, es überhaupt nichts mit der Angebotspalette zu tun hat)
 
Mal ein Beispiel aus Sicht eines Mechanikers/Verkäufers, diesen Samstag passiert.
Ein Telefonanruf:
"Hallo, machen Sie auch Schnellreparaturen?"
"Kommt darauf an. Worum geht es?"
"Mein bestelltes Rad ist angekommen und muß schnell zusammengebaut werden!" (wohlgemerkt, Samstag mittag in der Saison!!)
"Mhm, ist das Rad bei uns bestellt worden?"
"Nein, im Onlinehandel."
"Naja, dann müßten Sie sich ja eigentlich an den Verkäufer wenden. Aber ich kann Ihnen einen Termin geben. Dann wäre dann so Ende Juli, Anfang August." (Wir haben wirklich erst dann die nächsten freien Termine, selbst für unsere Kunden!)
Das ging dem Anrufer dann wohl nicht schnell genug, der wollte wohl am Sonntag fahren.

Ein andere Anrufer hatte mal die Chefin am Telefon:
"Ich hatte doch bei Ihnen die Helmberatung. Jetzt bin ich hier gerade im Internet und will mir einen Helm bestellen. Sagen Sie mir nochmal welche Größe ich brauche!"
"Naja, Sie haben uns ja schon die Arbeitszeit gekostet und bestellen jetzt woanders. Dann müssen Sie wohl das Risiko einer falschen Größe eingehen!"

Zwei Beispiele, was man als Mechaniker oder Verkäufer im Fachhandel immer wieder erlebt.
 
Solche Fälle gibt es wirklich, und nicht gerade selten.
Den ersten Anruf hatte ich selber, beim zweiten Anruf stand die Chefin 1m von mir entfernt.
 
Wenn ich mir im Fachhandel eine Beratung hole und mit der Beratung und Ware zufrieden bin, zahle ich auch den Aufpreis zum Internet, wenn er vorhanden sein sollte. Das halte ich auch für fair.
Dass es es kaum noch örtliche Händler mit den besagten Schubladen voll mit Ersatzteilen gibt liegt aber auch daran, dass es vor 25 Jahren nicht die enorme Vielfalt an unterschiedlichsten Herstellern und Gruppen gab wie heute. Heutzutage wären das unzählige Euros an totem Kapital bei einem räumlich begrenzten Kundenkreis. Das kann sich niemand mehr leißten, auch nicht aus Passion. Insofern hat der Bericht hier zumindest teilweise Recht.
 
Gibt es wirklich solche Fälle, oder sind das nicht vielmehr alles nur moderne Mythen und Legenden?

Zum ersten Anrufer: ich glaube ziemlich viele Versender schreiben irgendwo im Kleingedruckten, dass man die letzten Handrgriffe lieber vom Fachmann durchführen lassen soll (und der sitzt nunmal beim Fachhändler), wenn man keine Ahnung hat, als sich irgendwo auf einer Alpenabfahrt mit akuten Auflösungserscheinungen herumzuschlagen. Solange dabei ein anständiger Stundensatz abgerechnet wird sollte das eigentlich auch für niemanden ein Problem sein.

Zum zweiten Anrufer: das ist halt genau die Form von Blödheit, die man leider erwarten muss, wenn Leute nur oberflächliche Höflichkeit aber keinen wirklichen Anstand gelernt haben. Da es für Erziehung dann meistens schon zu spät ist hilft nur immer mitleidslos mit dem Knüppel druff, bis sie woanders hingehen. Und sich dann nicht wundern, dass solche Glossen wie unser Threadauslöser hier über einen geschrieben werden, weil man irgendwann unweigerlich in diesem Muster steckenbleibt ;)
 
Um Ersatzteile ging es doch nur sekundär. Jeder (vernünftige) Kunde hat Verständnis dafür, dass ein Händler nicht jedes Teil vorrätig haben kann. Allein das kann man aber auch entweder freundlich-verständlich oder grumelig-unwillig bis beleidigend 'rüberbringen. Wenn ich in einem vorwurfsvoll-kodderigen Tonfoll höre "Dat müsst' isch ja bestellen…" als wäre meine Anfrage ein unsittlicher Antrag, dann muss ich mich doch fragen, was der Typ für ein Problem hat, wo ich doch weiß, dass ich so eine Bestellung mit wenigen Klicks selber machen kann und ein bis zwei Tage später das Teil erhalte.
Desgleichen der im Tonfall eines Quasi-Vorwurfs vorgetragene Satz "Dat müsst isch einschicken…!" bei Gewährleitungs- /Garantiefällen. Hier bringt es rein gar nichts, wenn die üblichen Leute jetzt wieder Paragraphen bezüglich Rechte und Pflichten der Gewährleistung zitieren, so ein unverschämtes Verhalten dem Kunden gegenüber, der für sein gutes Geld auch vollwertig funktionierende Artikel wünscht, geht einfach gar nicht! Betrifft jetzt aber nicht nur den Fahrradhandel, sondern auch und vor allem Elektronik- und Computergedöns.
 
Zum ersten Anrufer: ich glaube ziemlich viele Versender schreiben irgendwo im Kleingedruckten, dass man die letzten Handrgriffe lieber vom Fachmann durchführen lassen soll (und der sitzt nunmal beim Fachhändler), wenn man keine Ahnung hat, als sich irgendwo auf einer Alpenabfahrt mit akuten Auflösungserscheinungen herumzuschlagen. Solange dabei ein anständiger Stundensatz abgerechnet wird sollte das eigentlich auch für niemanden ein Problem sein.

Zum zweiten Anrufer: das ist halt genau die Form von Blödheit, die man leider erwarten muss, wenn Leute nur oberflächliche Höflichkeit aber keinen wirklichen Anstand gelernt haben. Da es für Erziehung dann meistens schon zu spät ist hilft nur immer mitleidslos mit dem Knüppel druff, bis sie woanders hingehen. Und sich dann nicht wundern, dass solche Glossen wie unser Threadauslöser hier über einen geschrieben werden, weil man irgendwann unweigerlich in diesem Muster steckenbleibt ;)
Da stehen nun mal zwei Fakten im Raum:
  1. Viele Versender bieten dezidiert keinen weiterreichenden Service als nur die minimalst vorgeschriebene Gewährleistung, insbesondere nicht bei Ersatzteilen oder Reparaturen. Hier verweisen sie auf den offiziellen Importeur, z.B. Cosmo Sports, der wiederum auf die offiziellen Vertragshändler der jeweiligen Marke verweist. Das führt zu Zwangssituationen, dass ein örtlicher Fachhändler für ein Teil, das der Kunde woanders billig online gekauft hat, eine Schräubchen oder einen Dichtungsring nachbestellen muss. Oft nur sogenannte Pfennigsartikel, für die er nicht einmal berechtigt ist, Aufwandsentschädigung fürs Bestellen zu verlangen. Das ist aber leider der Preis dafür, dass er sich "Offizieller Marke XY-Stützpunkt" nennen darf. Wenn Marke XY ihre Teile auch an den Billighändler liefert, kann letztendlich der Endkunde nix dafür. Wenn ein Händler hier den Kunden durch Unwilligkeit vergrämt, oder sich weigert zu bedienen, ist er nicht nur den Kunden auch für andere evtl. Käufe los, er handelt u.U auch gegen seine Vertragspflicht.

  2. Das klassische Dilemma des Fahrradhandels, der es in Jahrzehnten einfach nicht verstanden hat, seiner eigenen Dienstleistung einen fass- und berechenbaren Wert zu geben. Wer Fahrradersatzteile verhältnismäßig teuer verkauft und diese hohen Preise unter anderem damit rechtfertigt, dass er die Teile dafür auch kostenlos einbaut, ist nicht nur unfair zu den Kunden, die das Teil nur kaufen und selber einbauen, er hat meist auch keine exakte Handhabe, wenn er nur Werkstattleistungen abrechnen soll. Jeder, der ein echtes eigenes Auto (keinen Firmen-Leasingwagen) fährt und einen Blick auf die Werkstattrechnungen wirft, stellt fest, dass die Ersatzteilpreise im Vergleich zu den abgerechneten Arbeitseinheiten verschwindend gering sind. Niemand stellt das in Frage. Niemand stellt auch in Frage, dass ein IT-Spezialist, der sich den ganzen Tag lang mit einem PC-Problem befasst, nachher eine Rechnung ausstellt, die über dem Kaufpreis der PC-Hardware liegt. Warum kriegen die Fahrradhändler es einfach nicht auf die Reihe, ihren Kunden zu vermitteln, dass ihre Arbeit auch eine Wertigkeit besitzt und dass sie keine dummen Werkstattwillis sind, die mal eben zwischen 12 und mittag für 'nen Fünfer in die Kaffeekasse ein Bike zusammenschrauben? Jede/r im Dienstleistungssektor wird irgendwann einmal zwangsläufig mit massiv unverschämten Kunden konfrontiert, wer da nicht möglichst früh für klare Verhältnisse sorgt, wer sich immer wieder zu Draufzahl-Gefälligkeiten hinreißen lässt, steht am Ende verdammt blöde da.
 
Dabei wäre letzteres gar nicht so schwer:

Es existiert die Arbeitswerteliste Fahrrad, in der alle wesentlichen Werkstattleistungen aufgeführt sind. Ein Arbeitswert entspricht 6 Minuten Arbeitszeit. Die Werkstattstunde kostet zwischen etwa 40-70€. Allein damit kann man -zig Leute "schockieren" ( na ja, die ganz hohen Preise gelten für Regionen mit bekannt exorbitanten Mieten wie München z.B.).

Leider ist es so, dass so einige Leute keinen Begriff von Arbeitszeit und der Kalkulation von Arbeitskosten haben. Da kommen gerne so Kommentare wie: "..........bin froh, wenn ich 8€ die Stunde verdiene......." oder ".......was man für andere ( ach so wichtige..) tägliche Ausgaben hat.............".
 
Nur mal so: Das es Idioten gibt, die den Radhändler mit dämlichen Fragen nerven, sich beraten lassen und dann doch im Internet kaufen (weil billiger) und dann (weil selbst keine Ahnung) vom Radhändler verlangen, das Zeug zusammen zu schrauben, glaube ich ja gerne. ...Und das man dann ungehalten wird, ebenso!
Aber, nur weil ich sage, "ich brauche mal einen Schlauch mit Rennradventil" mich anzuherrschen: "das heißt französisches Ventil!!" ist etwas heftig reagiert. Excusez moi, monsieur
Ich bin schließlich der Kunde und nicht der Stift!
 
Wenn mir jemand erzählt, er will in den Laden gehen und dann im Internet bestellen, werfe ich ihm Beratungsklau vor und mache keinen Hehl daraus, dass ich das beschissen finde. Egal ob Bike, TV oder Digicam. Wie gesagt: Bei Dingen, die ich anfassen und ausprobieren will (Helm, Tasche, Rucksack, Multitool) gehe ich in den Laden und zahle dann ein paar Euros mehr.
freiradler: Der Anruf ist natürlich eine Unverschämtheit. Aber ganz ehrlich: Wenn in meinem Laden Termine für Reparaturen erst Juli oder August wieder möglich wären, würde ich mal ein paar Überstunden schieben (lassen).
 
... Dann wäre dann so Ende Juli, Anfang August." (Wir haben wirklich erst dann die nächsten freien Termine, selbst für unsere Kunden!) ...
2,5 Monate auf einen Termin warten??? Habt Ihr da überhaupt noch Kunden? Ich kann ja verstehen, wenn man auf Routineinspektionen mal die ein oder andere Woche wartet, aber generell solche Wartezeiten wäre für mich ein absolutes K.O.-Kriterium.
 
Mich wundert, dass es noch keine Versuche gibt, Beratung & Verkauf zu trennen. Das wäre fair. Die Läden könnten Räder & Teile günstiger anbieten & damit zumindest in die Nähe nicht allzugünstiger Online-Shops kommen & kassieren dafür für Beratung & sonstigen Service. Dann müsste ich als notorischer Gebrauchtteilesammler- und -käufer kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich doch mal wieder Profirat brauche & noch dazu sind Fachgeschäfte bei den Preisen nicht mehr hoffnungslos weit hinterm Internet zurück.

Noch dazu bremst das impertinente & unerwünschte: Ich sag' Dir jetzt erst mal, was Du überhaupt brauchst-Beratung vielleicht etwas aus.
 
So weit, so gut. Aber: Wenn Beratung eine ansatzweise professionelle Dienstleistung sein soll, die vor allem hier in Deutschland zu deutschen Preisen abgerechnet wird, so gehe ich davon aus, dass sie für den nervigen Bodensatz der typischen Onlineshop- oder Gebrauchtteilekäufer auf jeden Fall zu teuer ist. Die werden sich schon bei 10 Euro aufregen, glauben wohl, für ein bisschen Kleingeld in die Kaffeekasse gibt es die ultimativen Profitipps mit idiotensicherer Gebrauchsanleitung und Garantie.
Wer clever ist und sich persönlich für den Weg des Selberschraubens entschieden hat, wird sicherlich anfangs ein bisschen Lehrgeld zahlen, aber mit einem gewissen technisches Verständnis, umfangreicher (Internet)Recherche und gutem Werkzeug kommt man doch bei fast allen Schrauberaufgaben klar. Natürlich sollte es dann auch Ehrensache sein, auch einen Steuersatz sauber einbauen zu können, genau wie Gabel kürzen und Kralle einschlagen. Wer mit so einem Kram dann doch noch zum Händler rennt, der ist für mich nichts besser als...
... Ach, lassen wir das.

Dadurch, dass einerseits aus China & Co. HighTech-Kram zum absoluten Schleuderpreis zu uns kommt, anderseits ein immer größerer Teil der Menschen durch Minijobs und Leiharbeit finanziell marginalisiert wird, versteht es sich doch auch getreu dem Motto vieler Politiker als das Optimum, maximale Leistung bei minimalstem Einsatz zu erhalten, wozu auch Beratungserschleichung zählt. Soviel Ehrgefühl, nach Beratung im teuren Fachhandel dort auch zu kaufen, haben inzwischen doch immer weniger Menschen, vor allem auch solche, die es sich eigentlich locker leisten könnten.

Als Kunde muss man einfach nur wissen, ob man überhaupt zur Zielgruppe bestimmter Läden gehört. Genau so wenig wie nicht jede/r in eine Luxus-Edelboutique geht, wenn eine neue Hose benötigt wird, kann man heutzutage in bestimmte Fahrradläden gehen, wenn einem das eigene Geld lieb ist. In Düsseldorf gab es bis vor kurzem noch einen RR-Shop, wo man als Kunde, der einen edlen 4000€-Rahmen aus Italien kauft, genau so freundlich behandelt wurde, wie jemand, der nur einen Satz Reifen oder eine Trinkflasche haben möchte. Es gibt Läden, da geht nur ersteres, oder es gibt Läden, da geht es nur, wenn man vollbärtiger ADFCler mit Birkenstocklatschen ist, der Ortlieb-Globetrottertaschen kaufen will. Wer weiß, ob sich auch die Angestellten eines Chefs, der von Nachhaltigkeit faselt und sich nach eingehender Fachberatung ein maßgeschneidertes Edelfahrrad im Fachhandel kauft, auch alle so etwas leisten können - oder ob so ein Laden überhaupt der Richtige für sie ist. Immerhin hatte der Chef überhaupt keine Ahnung von Fahrrädern und konnte somit vom Verkaufsschwätzer mal so richtig über'n Tisch gezogen werden.
:D
 
Die extreme Genervtheit vieler Händler kenne ich leider zu gut, ich könnte den Beitrag quasi auch aus meinem Erfahrungsschatz geschrieben haben. Abgesehen davon, dass die Händler hier (nicht mal die großen Ketten wie Bikemax und Co) sowieso nie das haben, was ich möchte und ich schlussendlich nach Spritverfahrerei und Zeitvergeudung nun doch online bestelle(n muss), sind viele kleinen Fachhändler tatsächlich bei uns hier unheimlich arrogant. Einer der Gründe, wieso ich mich schon manchmal garnicht traue, dort hinzugehen, sondern lieber gleich selbst schraube. Ich erlebe das heute auch immer wieder, dass ich belehrt werde, für ein bisschen "doof" gehalten und so weiter. Ich komme mir immer vor wie ein Bittsteller oder Schuljunge im Laden. Es gab lediglich einen Händler, der mir auch wie einen Kunden behandelt hat (nicht nur an der Kasse), leider gibts den hier nicht mehr.

Also man muss vorher erstmal eine Expertenschulung gemacht haben, bevor man bei einigen Händlern hier in der Ecke aufschlagen darf. Neulich wollte ich den Gabelschaft gekürzt bekommen, Termin vereinbart, 2 Wochen gewartet und hingegurkt, am Ende sagte man mir, wie ich mir das vorstelle, man brauche dazu von Stevens ein besonderes Teil, das habe man mir beim Kauf des Rades mitgegeben vor ca einem Jahr. Hmm, konnte ich mich nicht mehr erinnern, als ich fragte, ob man dieses "Teil" bestellen könne meinte man - naja, also das sei nicht vorgesehen. Meine Vermutung: Für so einen Blödfug hatte man keine Lust und Zeit, zwar hatte ich das teure Rad extra dort gekauft und nicht nur dieses eine, aber für sowas hatte man nun keine Lust mehr.

Ich komme immer wieder hin zum Einzelhandel, mittlerweile hab ich alles nötige, um ein Rad selbst fahrfertig zu machen vom Versandt, mein nächstes wird sicherlich nicht mehr beim mürrischen Händler umme Ecke für 20% Aufschlag gekauft, weil ich mir Service erhoffe, das nächste wird online bestellt, wo her auch immer.
 
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