(dieser etwas längere Beitrag ist mit freundlicher Unterstützung der stets zu langsam durchs Land tuckernden DB entstanden; 9€-Ticket nach Hannover, Fahrt zum Arzt natürlich)
(dieser viel zu lange Beitrag beinhaltet einen konkreten „Arbeitsauftrag“ für alle, die auch eine MRT-Serie zur Hand haben; vielleicht kann ja jemand etwas Intelligentes beisteuern)
Zunächst einmal möchte ich mich an dieser Stelle für die jüngsten Beiträge bedanken – auch wenn ich zumindest kurzfristig der Bitte nach deutlich positiveren Beiträgen nicht nachkommen kann oder werde (
@einaugenradler).
Blättert man viele Beiträge dieses schon bald drei Jahre alten Forums durch, findet man unzählige Geschichten, bei denen eigene Probleme im Laufe der Zeit, manchmal auch längere Zeit, schlichtweg besser wurden oder auch verschwanden – da reiht sich ja auch auf wahrscheinlich immer noch nicht vollends zufriedenstellendem Niveau
@Recordfahrer ein – Stichwort Krafttraining / Kniebeugen, das war ja auch etwas aus der Kategorie „geht nicht mehr“ als ich vor viel zu langer Zeit von meiner Sehnsucht in Richtung Freibad schwafelte.
@Bergziege79 scheint es ja zumindest mit dem Knie bergauf zu gehen (im wahrsten Sinne des Wortes), wenngleich die Gesamtschau vielleicht nicht auf alle „Autoteile“ bezogen erste Sahne ist (die Autoanalogie zum eigenen Körper durfte man übrigens auch wieder in einem längeren Interview in der Zeit über Liebscher & Bracht genießen; dabei las man dann auch, was für ein Kleinstmedienimperium der Laden mittlerweile geworden ist).
Egal, aus Recordfahrers Kniebeugenambitionen ist wohl etwas geworden, aus meinem Freibadgelüste nicht. Was mein Maximalpulswert ist fände ich an dieser Stelle auch einmal interessant – früher, im alten Leben, trieb ich den Puls im Fitnessstudio beim Aufwärmen auf dem Crosstrainer immer mindestens einmal auf 180. Wie ich jetzt mit dem Knie überhaupt theoretisch einmal ins Schwitzen (Cardiomäßig) kommen sollte, ist mir ein Rätsel. Vielleicht müsste es einfach nur heiß genug sein. Für Puls 180 müsste ich einige Minuten auf dem Studiorad oder Crosstrainer richtig treten können. Ein schlechter Scherz oder eine üble Quittung. Mir ist gerade nicht nach einem Versuch.
Was diesen ominösen Strang angeht: Ich glaube ja selber, mittlerweile Gespenster zu jagen. Da hat man nun ein Knie das quasi aus allen Himmelsrichtungen aufgesäbelt und zerschnippelt wurde – 2 Arthroskopien, 2x offen (da bei OP#2 beides), bei jeder OP wieder etwas Hoffa, wieder Narbengewebe hier und da…und nun bilde ich mir ein, dass da ein dicker & fetter Strang quer vom Tiibiakopf bis unter die Kniescheibe ist, den es auch vor der letzten OP schon gab.
Das glaube ich zwar recht sicher, aber die Narbe von OP#3 kreuzt diesen Strang ziemlich klar bzw. verläuft auch teilweise beinahe parallel dazu. Mein rationales Ich sagt mir, dass es schlichtweg unmöglich ist, dass ein ausgezeichneter Kniespezialist wie Operateur 3 genau dort das Gelenk eröffnet, dann ein Riesenstück Synovia und Hoffa entfernt und es dabei schafft, diesen Strang vollends zu übersehen. Gleichzeitig ist da irgendein strangartiges Gegumpe, welches man insbesondere an der Tibiakante
100% gut fühlen kann (geht man vorsichtig und feinfühlig mit dem Finger vom Gelenkspalt außen nach innen, bleibt man stumpf daran hängen, rotiert man dann das Knie vorsichtig, spürt man, wie dieses harte Etwas herumgleitet und eindeutig nicht der darunterliegende Knochen ist; dies ist alles 101% nicht eingebildet und diese sehr derbe Struktur gibt es auf der anderen Seite oder in Zeichnungen von Gelenken einfach nicht).
Würde der Strang jetzt
100% zur Hautnarbe passen, würde ich ja denken, dass er von der OP stammen muss, aber das passt halt auch nicht so richtig, aber irgendwie auch wieder fast. Eigentlich verlaufen Strang und Narbe teilweise gleich, kreuzen sich aber eher wie ein zusammengedrücktes X. Wirklich „megaschmerzhaft“ ist der Strang aber auch wieder nicht, aber die persistente Dauerspannung im Knie, insbesondere beim Sitzen, ist zu 80% dieser Strang oder dessen Areal – aber vor der letzten OP war ich mir ja absolut sicher, dass ein in der Nähe gelegenes Fremdkörpergefühl, welches auch mit einem Springen und Schnappen einherging, meine Probleme verursachen würde.
Dass dort etwas war, hat OP3 mit der Resektion bewiesen, aber dummerweise hatte diese zweifelsohne vorhandene Anomalie nur wenig mit meinen Alltagsbeschwerden zu tun (wohl aber mit einem
100% nicht normalem Zugschmerz und „Ploppen“ beim Hinknien, hier oftmals beschrieben und im Moment des Hinkniens bis zum Ploppen klar mit Schmerz 8/9 von 10 zu assoziieren; das war vollkommen unnormal und falsch und ist weg, aber bedeutet nur, dass ich mich morgens beim ersten Hinknien besser hinknien kann – darüber hinaus brachte es nix).
Für mich bleibt es so, dass ich das ständige Zuggefühl mit diesem Strang assoziiere und insbesondere die Probleme beim Gehen und noch mehr beim Stehen und natürlich auch bei Rotationsbewegungen theoretisch damit verknüpfen kann, dass dort ein beinahe knochenharter Strang ist, der dann immer nervt. Was auch bleibt, ist, dass der Kniespezi in Hamburg vor etwas über einem Monat den Strang („fast knochenartig“; Zitat Arzt) fühlen konnte und auch ein Orthopäde daheim da etwas tasten kann, meint, dass man dies natürlich entfernen könnte, aber mir auch auf Nachfrage sagte, dass er so etwas noch niemals getastet hätte und auch so eine OP für ihn ein absoluter Einzelfall wäre.
Mein rationales Ich sagt mir jedoch, dass es diesen Strang entweder bei OP#2 oder #3 nicht gab oder er eine Folge davon ist…insbesondere der äußeren Narbe von OP#3 nach wäre es sonst so, als würde man eine Tür öffnen und dahinter den Elefanten übersehen, an dem vorbei man die Giraffe, die chirurgisch entfernt wurde, sucht.
Was mich aber einmal interessiert: Bestimmt haben viele Leser hier im Forum schon selber Kniegeschichten (okay, das weiß ich) und MRT-Aufnahmen angesammelt. Was mir bei meinem Knie stets auffällt, ist, dass es medial vom Tibiakopf ausgehend einen „schwarzen Strich“ in Richtung Patella gibt (farblich ähnlich der Patellasehne), der von der Lokalisation her mit dem gefühlten Strang Hand in Hand geht. Online findet man in Beispiel-Mrt-Serien (nicht so viele gefunden) dort keine solche Struktur. Daher die Frage an alle, die Bilder zur Hand haben: Ist dort eine solche Struktur vollkommen normal?
Vgl. Anhang für Struktur.
@Kathrin74: Pflaster habe ich noch nicht ausprobiert und bin auch schon aus anderer „Quelle“ dazu animiert worden, insbesondere aufgrund der auch gefühlten Wirkungsschwankungen der Tabletten. Ich bin morgen noch einmal bei einer Schmerztherapeutin im Klinikum Oldenburg – von der war ich vor eineinhalb oder zwei Jahren schon ziemlich genervt, da mir das Gelaber keinen cm weiter half – aber den Termin habe ich mir geben lassen, um jenseits von Psychogeschnacke einmal genau nach diesem Thema zu fragen – Hausärzte schieben da meiner Erfahrung nach lieber in Richtung Schmerztherapheuten und belassen es bei Tabletten, wobei mir die Therapeutin damals sagte, dass „sie auch nichts verschreiben könnte, was nicht ein jeder andere Arzt mit einem Rezeptblock auch könnte“. Darüber hinaus war mir damals wenig klar, was sie überhaupt kann, was andere nicht auch können, sieht man vom Psychogelabere ab, worauf ich aber so gut anspreche die Boris Johnson auf Kritik.
Psychotherapie ist so ein Thema: Ich bin da falsch gestrickt oder gepolt bzw. wehre mich mit jeder Faser meines Körpers dagegen, den derzeitigen Zustand als gegebenen hinzunehmen und darauf aufzubauen. Ditto bin ich auch nicht realistisch in der Lage, mich auf eine Therapie einzulassen, deren Sinn und Zweck es wäre, besser damit umzugehen. Da stelle ich schon auf stur, wenn ich mir den Dialog nur vorstelle – bei zwei Terminen bei der Schmerztherapeutin ging es auch auf diese Pfade und mich machte das immer nur noch aggressiver. Lediglich der Satz, dass mein Leben, ohne Sport, wie das „eines Junkies auf Entzug“ sein muss, ist hängen geblieben.
Hier habe ich ein eindeutiges Verarbeitungs- und Akzeptanzproblem, aber ich sehe mich einfach nicht beim VHS-Häkelkurs und kann nicht einen Deut akzeptieren, dass ich immer Schmerzen habe und nichts kann. Die dauernden Schmerzen und Unzulänglichkeiten zerreißen mich tagein tagaus – gestern Kindergeburtstag und noch Verwandtschaft zu Besuch; ein dann doch deutlich älterer Mann mit Kniegeschichten (Meniskussresektion) kickte dann mit meinem laut lachendem Sohn im Garten ganz unbeschwert herum und ich versuchte, mich kurz einzubringen. Mit rechts kann ich keinen Ball treten – Schmerz 9/10 beim „Aufprall“; ich kann mich zudem überhaupt nicht bewegen (Ball kommt nicht cm-genau auf mich und ich habe keine Möglichkeit, mich spontan ´nen halben Meter zur Seite zu bewegen) und nach wenigen Minuten habe ich vom stationären Stehen üble Schmerzen und Druck, so dass auch das alles nur noch mit Überwindung geht. Das alles volle Möhre auf Tilidin. Ja, ich kann wohl mal mit Pausen 2h im Flachen gemütlich Radfahren, ja, ich kriege mit Schmerzakteptanz den Gang zu Edeka und zurück hin, aber vom Moment des Aufstehens bis zum Pennen habe ich immer nur Scherereien oder Schmerzen oder diesen diffus nervtötenden Dauerdruckzwischenzustand.
Ich will mich schlichtweg nicht damit arrangieren und will es auch nicht akzeptieren, auch wenn ich weiß, dass ich damit der Baum bin, der auf den Gleisen liegt.
Physiotherapie: Nicht noch mehr. Nicht schon wieder. Nicht noch mehr Termine. Nix mehr lockern oder dehnen. Das habe ich mit mehr als 100 Besuchen hinter mir und gebetsmühlenartig über viele Monate zu Haue alle möglichen Übungen gemacht. Nichts davon hat auch nur einen Hauch von Effekt gehabt, null komma gar nix. Ich habe da einfach im Augenblick keine Energie mehr für.
Momentan dehne ich wieder recht viel, insbesondere mal voll in den Schmerz rein (Liebscher-Bracht-style), aber das mache ich jetzt auch bis mir die Tränen kommen (die fieseste Bewegung: Bein zum Gesäß anziehen, aber dann voll gegenspannen – das Anziehen selber ist problemlos, die Gegenspannung vorne im Knie…Thema Strang…der Schmerz) mehrmals am Tag seit 2-3 Wochen ohne überhaupt irgendeine Reaktion außer Schmerzen. Ich warte schon auf den Eintrag „Muss man mindestens 3 Monate machen“. Jaja, weiß ich, glaube ich aber nicht.
Schwerbehindertenausweis: Alle sagen mir, dass ich keine Chance hätte. Glaube ich auch nicht. Der Nutzen wäre ebenfalls limitiert. Wichtig war oder ist meine Krankschreibung auf 2/3, womit mich mein Arbeitgeber, da „open end“, jetzt zum Amtsarzt schicken wird.
Da habe ich endlich einmal konkret etwas von, aber zweifele daran, ob ich das Pensum dauerhaft werde schaffen können, ohne wahnsinnig zu werden – seit Februar hatte ich, in der Zeit, in der ich überhaupt gearbeitet habe – deutlich weniger gearbeitet.
Allerdings muss ich mich irgendwann zwischen finanziellem Niedergang und Schlafsack unter der Brücke, Freitod oder schlichtweg durchkämpfen und am Ball bleiben entscheiden. Nur eine der drei Optionen erscheint einigermaßen realistisch.
Knieersatz: Beinersatz wäre gut. Knieersatz bringt meines Wissens nur etwas, wenn die Knorpelflächen einen auf Mondkrater machen. Für dubioses Weichteilgemurkse, eingebildete Stränge und Verhärtungen, sich zuziehendes, aufgedunsenes Gewebe bei gleichzeitig nicht gravierenden Knorpelschäden wäre der zu erwartende Effekt überschaubar, jedoch im negativen Sinne. Bei einer optimal verlaufenden Gelenkersatzoperation könnte ich darauf hoffen, ungefähr so beschwerdefrei wie jetzt zu sein, da nach allen Aussagen der Knorpel nicht das Problem ist. Lediglich die Alternative der Amputation oberhalb des Kniegelenks könnte das Problem beseitigen.
Fokussierung vom Knie lösen: Genau das war der Ansatz mit Opiaten und Psychopharmaka, da mir die ständigen Dauerschmerzen schon bei kleinsten Bewegungen die Luft rauben, die Fokussierung vom Knie abzuwenden. Leider hat dies ja bislang nicht so richtig gut funktioniert. Amitriptylin habe ich abgesetzt und seitdem mein Schwindelproblem beiseite gelegt. Bei Tilidin bin ich mir manchmal gar nicht sicher, wie viel es wirklich bringt oder wieviel es bringt, weil ich der festen Überzeugung bin, dass es ja etwas bringen muss. Denke ich da an die gestrige Standfußballeinlage von wenigen Minuten bis hin zum total frustriertem Wahnsinn (erst einmal ´ne Viertelstunde von der ganzen Geburtstagsorgie zurückgezogen und oben im Bad auf den Teppich gelegt, da ich schlichtweg nichts mehr konnte und einfach nur weg musste, wir reden von Minuten im Stehen on top auf die Vorbereitungen für das Event usw., also Tisch-decken, Gläser hintragen, Sonnenschirm aufspannen usw.; das ist hintereinandergeschaltet einfach schon zu viel für das Knie).
Somit: Der Ansatz war ja genau der, dass ich mit den Mitteln aus diesem Dauerstresszustand durch die ewigen Schmerzen herauskomme, aber es hat vielleicht ein bisschen geholfen, langt nur nicht. Jegliche Alltagsbewegungen bringen den Fokus aufs Knie zurück und wenn überhaupt gelingt mir eine temporäre Ablenkung, aber um da wirklich einen gehörigen Schritt zu machen, müsste das Knie besser werden.
Somit: @Kathrin7: Viele gute und natürlich vernünftige Vorschläge, aber ich habe die Fähigkeit, alles kaputt zu reden mit dem Effekt, dass es mir einfach nur weiter scheiße geht und du dir denken kannst, dass du dann auch nichts mehr beizutragen hast, wenn ich der Saat keine Chance gebe, überhaupt aufzugehen.
@Bergziege: Das „nicht nach einem primär orthopädischen…“ – gar kein Widerspruch und daher sitze ich auch gerade wieder im Zug nach Hannover zum zweiten Termin bei eben jenem Rheumatologen, aber auch stundenlanges Herumgeschmökere zu „Arthritis hier“, „reaktive Arthritis da“ führen nur dazu, dass ich es einfach nicht glaube.
Viel mehr denke ich, dass ich in etwa 2h die Diagnose irgendeiner Form von Arthritis bekomme, da ja orthopädisch alles ausgenudelt zu sein scheint, es immer noch Formen einer Arthritis gibt, die sich dem Blutbild vollends entziehen und eben jenes Blutbild, dessen Ergebnisse ich noch nicht kenne, überhaupt nix zeigen wird (wie zuvor 4-5 andere vor oder nach OPs oder einfach zum Spaß in den letzten Jahren).
Was ich dann theoretisch verschrieben kriege, falls irgendetwas, weiß ich nicht. Es scheint ja, da bin ich wirklich kein Experte, da ich beim Lesen eben selber nicht daran glaube, alle möglichen „Disease modifying blabla-Medikamente“ zu geben, deren Wirkung sich erst nach Monaten zeigt, wenn überhaupt. Vielleicht kriege ich auf Verdacht so ein Zeugs verschrieben, mal abwarten. Rheuma scheint zwar teilweise auch im Weihteilsinne so etwas wie Sehnen und Bänder ins Visier nehmen zu können und auch manchmal zu Bakerzyten zu führen, aber mir kommt es alles an den Haaren herbeigezogen vor und die Probleme sind zu stabil und singulär. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen und wenn solche Medikamente helfen, werden sie auch helfen, ohne dass ich daran glaube.
„Nur Pfeifen unter den Orthos“: „Auch Pfeifen“, aber meine ganze Rennerei zu Ärzten dient auch der Beschäftigung und ich habe immer wieder nach der geschworenen Absicht, jetzt nicht wieder zu neuen Ärzten zu rennen, an Tag X das Bedürfnis, doch nicht einfach den Kopf in den Sand zu stecken. Vom Nichtarztgerenne wird es ja auch nicht besser. Wenn man schon als „once in a lifetime“ Patient bezeichnet wurde oder mit diesem tastbarem Strang als „absoluter Einzelfall“, dann will ich halt die Hoffnung nicht aufgeben, dass ich für irgendeinen Arzt einmal der zweite meiner Art bin. Bis ich den Operateur für OP#3 fand, der mir endlich glaube, dass da irgendetwas immer im Gelenk springt und zwickt, hat es auch 10+ Ärzte gedauert und bei zwei Arthroskopien, #2 auch durch einen Arzt auf der Focus-Ärzteliste, wurde es auch definitiv übersehen. Dieser absurde Hinknieschmerz ist dadurch verschwunden. Irgendwie hat es sich somit schon gelohnt, aber es ist eher so, dass ich den platten
Reifen am Auto mit dem kaputten Motor geflickt habe. Fährt trotzdem nicht, der Mist. Aber Glückwunsch, dass du noch bei Ortho 1 bist und es auch schon mit 3.5000 Metern rauf kurz nach Plica kappt – da habe ich immer noch einen stilleren Mitleser dieses Forums in Erinnerung, bei dem eine banale Plicaoperation eine Kaskade der Dauerprobleme, Ausgang augenscheinlich auch nach Jahren noch ungewiss, einläutete. Da fragt sich dann natürlich auch, ob die Plica überhaupt das Problem war.
Am Ende ist es wahrscheinlich besser, bei einem Arzt zu bleiben, was aber nur dann funktioniert, wenn man dort auch wirklich Hilfe findet – sonst fängt die Juckelei an, behaupte ich. Denke ich an meinen ersten Arzt zurück, hätte ich jetzt wahrscheinlich 30 Hyaluronspritzen bekommen, da war der Wechsel schon zu Beginn ganz gut. Die ganze Rennerei bringt am Ende natürlich…bislang….nix, aber wenn man 5x bei einem Arzt war, hat man dessen Köcher auch langsam leer geschossen. Ich weiß, wie bescheuert das ist, aber nur die ganze Rennerei hat mich ja jetzt zu dem Rheumatologen gebracht, der mir dann endlich wird helfen können, auch wenn ich es selbst nicht glaube. Das ist alles Tel des „Ich bin der Baum auf der Strecke“-Problems und der fundamentalen Weigerung, alles auch nur eine Nanosekunde zu akzeptieren. Was meine Schmerztoleranz angeht…ich weiß teilweise selbst nicht, wie ich das alles tagein tagaus ertrage oder wie andere damit umgehen würden.
Morgens oder vormittags erscheint der Tag oft unüberwindbar, aber Ende habe ich es immer wieder irgendwie geschafft und denke mir, dass es so schlimm doch auch nicht war. Selbst gestern konnte ich mir das wieder einreden, wenngleich ich tagsüber oftmals gerne gestorben wäre, nur um diesen Mist nicht noch eine Minute länger ertragen zu müssen und dann wieder zum Fast-Heulen oder frustriert an die Decke starren ins Bad auf den Teppich mit Blick an die Decke musste.
Auch mit dem Radfahren ist das ja so eine Sache…ja, ich fahre wohl mal 40-50-60, aber was ich dafür in Kauf nehme…halt viele Pausen und immer wieder dieses „Gegendenschmerzradeln“, was besser ist, als gar nicht erst loszufahren, aber wirklich auch immer so ist, dass ich mich schon frage, wer sonst so etwas so akzeptieren würde. Viele wahrscheinlich ab einem gewissen Punkt, denn die Kaffeepause ist dann besonders klasse, wenn man die 5km davor das Gefühl hat, dass es einem gleich das Knie reißt, es gleichzeitig jedoch am Tag davor und davor und davor genauso war und man weiß, dass es nicht passieren wird, dass es nach der Pause wieder besser geht, dass die frische Luft gut tut und die Alternative das Stubenhocken ist, für welches man ja noch 10 Stunden danach Zeit hat.
„Positiven Momente überwiegen“ – ich weiß es selbst nicht. Ich glaube, im Großen und Ganzen kann ich besser mit der Situation klar kommen, als vielleicht vor einem oder zwei Jahren – vielleicht auch, ohne dass es wirklich gravierend besser ist. Vielleicht habe ich auch nicht mehr die Denke, dass ich mir etwas Kaputtmache, wenn es schmerzt…und auch das Wissen, dass ich es nicht wegschonen kann, wenn ich einmal mehrere Wochen gar nichts mache – danach ist alles so wie vorher, 0 Effekt.
Nimmt man einmal die Bakerzyste als Maßnehmer der unterschwelligen Probleme, ist da auch nix besser geworden – nie und zu keinem Zeitpunkt. Als Gradmesser ist die vielleicht gut geeignet. Ich ziehe mich halt mehr zurück, bin mehr für mich, setze mich nicht mehr so viel sozialer Interaktion aus, was mich immer wieder belastet, fahre ein bisschen Rad und versuche am Ball zu bleiben, bis es besser wird, was aber natürlich nicht der Fall ist. Noch nicht.
Das „noch nicht“ ist dann wieder der Baum, den…
@einaugenradler mit wirklich viel Einsatz versucht hat, aus dem Weg zu räumen. Ein Beitrag, für den ich mich wirklich nur herzlich bedanken kann, da er mir auch die Psychotherapie in Gänge erspart, denn mehr kann dort als Quintessenz nach 10 Sitzungen und 1000€ auch nicht herauskommen. Auch dort schwingt natürlich wieder eine Krankheitsgeschichte mit, die über ein Jahr ging und dann wohl besser wurde…siehe auch eingangs Record mit der Kniebeuge. Und da ist dann wieder der Baum, da ich einfach denke, dass ich nur lange genug bleiben muss, damit es besser wird und ich all die Tipps von einaugenradler in die Tonne kloppen kann. Wenn ich mich im Kopf nicht umpole, denke ich das mit 80 noch und habe bis dahin jeden Tag gelitten, ohne die „geht noch“ Spalte ausreichend zu würdigen.
Ich habe im Gegensatz zu vielen anderen Menschen mit Einschränkungen extreme Akzeptanz- und Anpassungsschwierigkeiten. Ich träume nachts von Radfahren und Wandern (letzte Nacht in Neuseeland), ich sehne mich wie gestern beim Vorbereiten des Geburtstages (Sonnenschein, 24 Grad) mit einer Intensität an und insbesondere in den Badesee, dass ich immer wieder Panikschübe davon bekomme und todtraurig werde. Auch gestern wieder.
Da schleppe ich Geschirr nach draußen, der Moment erfüllt mich eigentlich mit einer sinnstiftenden Aufgabe und die Bilder vom Badesee knallen mir nur so ins Hirn, dass ich wahnsinnig werde. Ich sehe natürlich auch alle Menschen mit Einschränkungen um mich herum – meine Güte, beim Kindergottesdienst zum Kindergartenende war wieder ein Vater mit „Bein ab“, „Arm verkrüppelt“ (wohl angeborene Behinderungen) in der Reihe hinter mir. Der hatte gute Laune. Gleichzeitig kenne ich auch meine Schülerin, die nach ihrem Motorradunfall im Rollstuhl landete, dann wieder nach 2 Jahren zurückkam, immer total apathisch wirkte, dann wieder operiert wurde, dann nie wieder kam. Gestern vor Edeka war da ein fetter Sack im Café, Stützstrümpfe und all so ein Scheiß, der sich dann mühsam aufwuchtete und zum Auto humpelte, mir ein „Ist schon scheiße, wenn man Kreuz hat“ zumurmelte und dem ich dann kein „Ist schon scheiße, wenn man Knie hat“ entgegenwarf.
Es ist auch nicht so, als würde jeder gut mit Einschränkungen leben können. Und ja…im Gegensatz zu Menschen mit „Bein ab“ oder Rollstuhl sind die Probleme bei mir überschaubar, aber auch wenn ich noch gehen / stehen / radeln / Treppe kann, dieser ewige Dauerschmerz ist einfach brutal. Er verbietet mir nicht die Bewegung, aber raubt jegliche Freude. Ich kann halt, aber es kostet.
Freundschaften und so weiter: Ich will das gar nicht zu sehr vertiefen, aber ich habe Probleme im sozialen Umgang mit anderen Menschen, bei denen ich immer nur wieder sehe, wie diese sich augenscheinlich normal bewegen können. Bei der Arbeit schaffe ich es ja nicht einmal mehr ins Lehrerzimmer – im Klassenraum kann ich das irgendwie als „Arbeit“ interpretieren und schwebe über meinem psychischen Schaden, aber desto mehr ich alleine bin, desto besser geht es mir teilweise.
Immer wieder, wenn ich mich in irgendeine soziale Interaktion jenseits der Kernfamilie begebe, habe ich psychische Probleme damit. Ich will auch mit Freunden oder Bekannten nicht nur „hocken und reden“, sondern auch etwas machen und erleben. Und selbst Versuche – letztes Jahr hatte ich erstmals seit 10 Jahren wieder eine Dauerkarte ei den EWE Baskets – machen mich nicht zufriedener, da der Besuch eines blöden Basketballspiels auch von vorne bis hinten mit Schmerzen und Problemen verbunden ist. Anstehen, Treppe, aufstehen, hinsetzen, eng sitzen…das ist alles scheiße. Jetzt habe ich auch noch die Frist zum Kündigen der Dauerkarte verbaselt. Toll. Und das bei den Gaspreisen.
Was die zwei Spalten angeht: Da wäre selbst die „geht noch“-Spalte bei einem Rollstuhlfahrer länger als „geht nicht“, auch wenn der Gedankenansatz natürlich stimmt. Habe mir gestern…ohne Scheiß…dann gedacht, dass ich ja noch „miterleben / sehen kann, wie mein Siebenjähriger beim Kicken mit dem alten Typen lacht und herumtobt, so wie er es mit mir nie könnte und ich dies ja zumindest noch sehen kann“: Sorry, besser ging es mir dadurch nicht gerade.
Andere Sportarten: Schwimmen ist in der Tat chancenlos. Außer Brustschwimmen mit dem kaputten Bein als Treibholz. Das dürfte relativ neutral sein. Alles, bei dem ich das Bein bewege, ist pauschal negativ. Geht es einfach nur im Scharniermodus; bedachtes Gehen, Radfahren; können die Benefits die Schmerzen überwiegen. Alles mit plötzlichen Bewegungen oder Rotationen geht gar nicht. Die Kraulbeinbewegung geht gar nicht. Rückenschwimmen nie probiert und das ist mir ehrlich gesagt zu doof. Ich will die Ente auf dem Wasser sehen, sonst ist es mir das auch nicht wert.
An die Rollstuhlvariante habe ich schon oft gedacht. Dafür ist aber noch nicht schlimm genug, dafür schaffe ich es immer noch zu okay bis in die Abendstunden. Ich will das nie ausschließen, aber dort bin ich einfach nicht oder noch nicht. Gegebenenfalls nach einer weitern Operation, die mir das Knie dann endlich richtig versaut.
Habe während meiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann (oh Gott) vor 25 Jahren in Köln mal einen Japanischkurs an der VHS besucht, da ich bei der Ausbildung das Gefühl hatte, total zu verdummen (die Arbeit, die Berufsschule; das niedrige Niveau hat mich einfach um den Verstand fürchten lassen). Das habe ich dann damals abgebrochen und ich weiß auch nicht, ob ich jetzt einen Chinesischkurs durchalten würde.
Ah, China, da denke ich wieder an die Wanderung auf der Mauer vor etwa 20 Jahren…ausgedehnte Radtouren in Hangzhou, ah, auch alles mit dem Knie nicht so gut, denke ich. 50km zu Fuß in Shanghai in 2 Tagen waren gefühlt auch dabei…aber da glaube ich, dass mein Knie wieder gut ist, bevor man wieder normal nach China reisen kann. Deren Kampf gegen Covid erinnert mich an meinen Kampf gegen das Knie…
Und Einaugenradler: Du hast mit allem absolut Recht und es ist an mir, mich zu entscheiden, ob ich auf ewig in dieser total frustriert-resignierten Schockstarre ohne jeglichen Mehrwert verharren will oder versuche, endlich einmal etwas zu ändern. Ich habe nur im Moment keine Ahnung, wie ich dieses Wissen in die Tat umsetzen soll, da meine Sehnsucht nach dem, was ich nicht mehr habe, einfach so brachial überwältigend ist, dass ich es nicht aus diesem Gefängnis schaffe und ich mir einfach nicht vorstellen kann, Fifa auf der Playstation mit meinem Sohn als einen passablen Ersatz für Gekicke im Garten zu sehen.
Was den 20km Overnighter angeht: Finanziell wird es nach der Amtsarztnummer zumindest etwas enger; mit „Gas“ fange ich besser gar nicht erst an, die sinnlose Basketballdauerkarte muss auch bezahlt werden. Stattdessen fahren wir Ende der Woche für eine Woche in den Allgäu – Urlaub auf dem Bauernhof im brachialen Angesicht der eigenen Sehnsüchte. Jeder Urlaub der letzten Jahren war eigentlich immer Horror – meistens auch mit viel Stress in der Beziehung / Familie, weil ich ja nix mehr kann und es ständig nicht wahrhaben will. Jetzt packe ich mich vor die Berge, habe einen Bauernhof mit Freibad nebenan und freiem Eintritt und muss irgendwie einen Weg finden, das Ganze gut zu finden, wenn ich viel in der Stube hocke oder schmerzend durch den Tag jodele. Ich könnte schon beim Gedanken strahlkotzen…
Ein letzter Nachtrag nach dem Arztbesuch:
Es kam alles wie vermutet. Ich leider an einer axialen Spondyloarthritis. Ich bekomme Sulfasalazin verschrieben. Die axiale S. würde oft auch große Gelenke, gerne das Knie, betreffen. Dann würde es auch wie bei meinen Operationen Synovialresektionen geben, da dort ja Entzündungsprozesse ablaufen. Ganz zart würde man auch in meinen Wirbelsäulenaufnahmen knöcherne Anzeichen dafür erkennen, dass da irgendwann mal eine Entzündung drüber gelaufen ist. Leider fehlen in meinem Blutbild (wie immer) jegliche Entzündungswerte. Auch alles, was irgendwie auf Rheuma hinweist, was prinzipiell gut wäre. Also eigentlich alles, was irgendeine Diagnose unterstützen würde. Aber ich wäre ja HLAB27 positiv und in den Röntgenaufnahmen könnte man ja leichte Spuren erkennen. „Haben Sie die Aufnahmen da?“, fragte ich den Arzt. „Nein, die wären jetzt im Archiv, aber die habe ich mir angesehen.“ „Können Sie es mir hier auch zeigen?“ (hatte ja Fotos der analogen Aufnahmen gemacht). „Auf den Aufnahmen sieht man es ja noch etwas besser als auf unseren…“ „Das sind ihre Aufnahmen.“ „Ja, also…hier kann man es halt ganz leicht erkennen, nicht richtig wie bei einem Morbus Bechterew, aber eben halt ganz leicht, das kann vor Jahren gewesen sein“ „Und jetzt soll das eine Dauerentzündung im Knie sein, die aber nur den medialen Bereich betrifft und zu der Zyste führt und vollends ohne Entzündungsparameter abläuft?“ „Die waren vielleicht nur anfangs da, das gibt es dann, dass wenn es sich chronifiziert, die Werte nicht mehr da sind“ (Einschub: Keine 2-3 Wochen nach Beginn der Knieprobleme gab es das erste große Blutbild vollends ohne Entzündungswerte; in 4-5 Blutbildern danach auch nie; die Entzündung muss also deutlich vor dem Sturz symptomfrei begonnen haben, genauso wie der Entzündungsprozess im Rücken, der sich auch nie bemerkbar machte) „Und jetzt verschreiben Sie mir ohne Entzündungswerte entzündungshemmende Medikamente?“ „Es wäre sicherlich erfolgsversprechender, wenn es Entzündungswerte gäbe, aber bei Ihnen haben wir ja die Zyste als Gradmesser, die können wir ja messen“.
In 4 Monaten steht die Kontrolluntersuchung an. Sulfasalazin wirkt, wenn überhaupt, erst nach Wochen oder Monaten. Da ich überhaupt keine bessere Idee auf Lager habe, gehe ich bei der Therapie erst einmal mit. Vielleicht muss ich nur skeptisch genug sein, damit es genau der richtige Treffer ist, aber eine grundsätzliche Wirbelsäulenerkrankung / Entzündung, bei der ich im Leben keine Probleme hatte, die dann im zeitlichen Zusammenhang mit einem Sturz aufs Knie überschlägt, aber dabei keine Entzündungsparameter schafft…das wäre schon ein ziemliches Wunder.