Ich will hier nicht in den Kreuzzug gegen die Angebots-/Schutzstreifen, die ich inzwischen eher als Gefährdungsstreifen bezeichne, ziehen. Mir geht das aber mächtig wohin und ich bin da gefühlt inzwischen nicht der einzige.
Sehr häufig habe ich aber inzwischen bereits die Erfahrung gemacht, dass es mit den Angebots-/Schutzstreifen gefährlicher ist als ohne. Bestes Beispiel habe ich auf dem Weg zur Arbeit in Ratingen: eine Straße ohne Angebots-/Schutzstreifen - im Regelfall keine Probleme, eine absolut vergleichbare in direkter Nähe verursacht immer wieder Streß, weil viele Autofahrer nun glauben, sie dürften natürlich bis an die Linie ranfahren. Wenn sich dann noch direkt daneben ein Parkstreifen befindet, darf man sich die Art des Unfalls aussuchen. Videos, Untersuchungen, Berichte sogar von der TU Braunschweig usw. über die Ursachen und Gründe gibt es dazu genug. Leider kenne ich persönlich nur ein Beispiel, wo es vernünftig funktioniert. Dieser Angebots-/Schutzstreifen in Remscheid ist aber auch so breit, dass es dort keine Probleme gibt. Das sind die allermeisten aber eben nicht.
Dass das wie in diesem Beispiel aus Ratingen häufig ohne Sinn und Verstand auf einer dafür nicht geeigneten, weil zu schmalen Straße von Seiten der Kommunen auch noch gefördert wird und nicht einmal die ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) beachtet werden, ist das eine. Es ist ja auch am einfachsten und billigsten, solch ein paar tolle Linien auf die Fahrbahn zu pinseln und schon kann man sich rühmen, wieder toll etwas für den Radverkehr getan zu haben. Das es Polizisten gibt, die es auch nicht wissen, macht es nicht besser.
Ich kenne aus der Praxis heraus in meinem Umkreis keinen Angebots-/Schutzstreifen, bei dem seitens des motorisierten Verkehrs dieser tatsächlich nur bei Bedarf überfahren wird. In der weitaus größten Zahl der Fälle ist es doch sogar eher so, dass gefühlt 80-90% der Fahrer auch ohne Bedarf und durchgehend diesen nutzen. Hat da jemand von euch signifikant andere Erfahrungen? Würde mich mal interessieren.....
Um dem ganzen mal zu begegnen, fallen mir nicht viele gescheite Lösungen ein:
- Hinweisschilder, die auch bei den Angebots-/Schutzstreifen auf die 1,5 Meter Überholabstand hinweisen. Da kommt unser schlauer Volker wieder und argumentiert er hätte nicht genug Schilder für ganz Deutschland. Das wird nicht kommen / ist unrealistisch und es dürfte anderen Vorschriften widersprechen (Doppelbeschilderung o.ä.)
- eine Information aller Beteiligten, wie hier die Rechtslage aussieht - einen erheblichen Teil der Leute wird man nicht erreichen, einige Medien, die eher gegen Radfahrer sind, werden das Thema auch nicht aufnehmen wollen, weil Radfahrerbashing viel mehr zieht
- eine zumindest sporadische Kontrolle seitens der Polizei - gibt es bisher nur in ganz wenigen Kommunen, die haben auch zu wenig Personal und meiner Erfahrung nach nur wenig Interesse daran, dass mal anzugehen. Ist halt Kollateralschaden.
- mit Poolnudel fahren - funktioniert wunderbar, sieht aber Sch.... aus, funktioniert nicht mit nem richtigen Renner, die Aerodynamik leidet und man wird nicht gerade schneller. Das man sich damit noch mehr Unmut zuzieht, davon ist auch auszugehen, je nachdem wo man damit unterwegs ist. Ist mir aber teilweise echt sowas von wurscht, wenn ich dadurch sicherer unterwegs bin. Die 1,5 Meter resp. 2,0 Meter sind halt nicht verhandelbar.
- die Kommunen müssen von dieser beknackten Idee mit den Angebots-/Schutzstreifen, dort wo sie keinen Sinn machen sondern eher gefährliche Situationen heraufbeschwören, durch geeignete Information abgebracht werden - das dauert ewig, schließlich hat das Aufpinseln ja schon so viel Geld gekostet und bis so mancher Verkehrsplaner, der selbst noch nie auf einem Fahrrad den Selbstversuch gemacht hat, das kapiert, wird es lange dauern
- Wiedereinführung des 7. Sinn - ähm ja
- möglichst schon links auf der Linie oder sogar noch links davon fahren, wenn die Gefahr zu groß ist, dass sich einige mit deutlich zu wenig Abstand vorbeiquetschen. Funktioniert teilweise ganz gut, aber auch da gibt es halt Blitzbirnen, die meinen einen zur Seite hupen zu können / zu dürfen und so oder so irgendwie trotzdem deutlich zu eng überholen. Rein rechtlich wird es dann für den Radfahrer auch schwierig, dass dürfte zumindest innerhalb der Grauzone sein.
Bin gespannt auf euer Feedback! Eine Aussage "wenn du Angst im Straßenverkehr hast, fahr doch kein Rad" o.ä. ist verzichtbar und hilft da nicht weiter. Bei bisher etwa 400.000 km nehme ich mir mal raus auch zu wissen, wovon ich rede.