Ha, das ist beinahe deckungsgleich in Melsungen, beides Hessen! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Nur, dass es dort keinen Bürgersteig gibt und der Radfahrer aus der Gegenrichtung die Einbahnstraße nicht erkennen kann; er wähnt sich halt auf einem toll ausgebauten Fernradweg. Zum Ausgleich dafür erfährt der Lieferverkehr aber wenigstens auch nicht, dass Radfahrer entgegenkommen können.

Gastro mit Parkplätzen gibt's an einem Ende auch, aber fairerweise keine Busse und nach ca. 16 Uhr auch keinen Lieferverkehr mehr. Dann gehen die Leute dort natürlich spazieren.
Dort, wo die Gastro ist (neben einem Autohändler, einer Autowaschanlage, einer ganzen Reihe von Tankstellen und eben einigen Industriebetrieben) wird der Radler dann auf den Bürgersteig geführt, den er nur an unübersichtlicher Stelle neben einem Kreisverkehr (!) für den Autoverkehr unerwartet wieder verlassen kann, natürlich rechtwinklig über eine Hauptstraße ohne weitere Maßnahmen, weil er ja kein Fußgänger ist und folglich keinen Überweg für ebensolche braucht. Dort darf er dann einem Abschnitt des Fernradwegs folgen, der landschaftlich wie verkehrstechnisch eher uninteressant ist - während er aber auf dem hochbordigen Bürgersteig unerlaubterweise eine Brücke und dahinter eine Bushaltestelle passieren müsste, falls er eine sinnvolle Streckenführung ohne deutliche Umwege im Schilde führt.
Kommt ihm dort ein weiterer Radler entgegen, wird dieser ganz offiziell auf den selben Bürgersteig geführt und ahnt schon, welche Probleme so etwas auf der falschen Straßenseite womöglich bringen mag. Nachdem er die Einbahnstaße anschließend in der richtigen Richtung passiert hat, wundert er sich allerdings über das Sperrschild in Richtung des Bürgersteigs/Fußgängerbereichs genau dort, woher sein Gegenradler kam. Da muss er nämlich rechtwinklig abbiegen, unter einer Brücke mit Bootsanleger durchfahren und dahinter beinahe 180° auf einen Kopfsteinpflaster-Fußweg inklusive Sperrgittern abbiegen, der steil bergauf über die selbe Brücke geht (dort nach wie vor Bürgersteig; den Passanten aus Längsrichtung nirgends als Radweg erkennbar), um dahinter wiederum spitzwinklig auf kaum über 1 m breitem Kopfsteipflaster sehr steil bergab in die Fußgängerzone zu fahren, wo er bequem und gefahrlos ohne Vorfahrt und gut zwischen Büschen getarnt rechtwinklig abbiegen kann - falls, ja falls ihm dort kein anderer Radfahrer in die Quere kommt, der auf dem ganzen Scheiß einfach geschissen hat und weitergefahren ist, wie es ohne Schilder sinnvoll erscheint. Zickzack über die Brücke muss der allerdings auch, das geht nicht mehr anders.
Besonderes I-Tüpfelchen zwischen unzähligen aufgemalten, übermalten und durchgestrichenen Bodenmarkierungen und Wegweisern zum Verlauf des Fernradwegs an dieser Stelle: Der ursprüngliche, extra dafür gebaute Radweg mit extra rotbraun durchgefärbtem Betonbelag (das war damals wohl eine Neuheit) verläuft nach wie vor unterbrechungs-, störungs- und gefährdungsfrei in gerader Linie auf der anderen Seite des Flusses, wo er immer war. Nachdem sich die dort aufgegossenen (!) Radwegmarkierungen (offizielles, blaues Verkehrszeichen) offenbar auch nach über 30 Jahren und mit
Werkzeug nicht entfernen ließen, hat er dieses Jahr endlich auch Sperrgitter bekommen. Mit einer Schilderflut gegen Radfahrer. Ansonsten interessiert sich kaum jemand für ihn.