Hi!
Möchte auch ein paar allgemeine Dinge zum Thema sagen. Ich würde es begrüßen, wenn auf jedem Lenkrad oder sonstiger Lenkeinheit von Kfz eine Plakette mit § 1 StVO fest angebracht wäre - und als Radfahrer sollte man diesen sehr gut im Kopf haben:
https://dejure.org/gesetze/StVO/1.html
Klingt vielleicht oberlehrerhaft, ist aber letztlich nur die Quintessenz für mich als Verkehrsteilnehmer. 46 Jahre Rennrad (ein Feindkontakt mit Fußgängerin, da war ich 10, mangelnde Rennradbeherrschung), seit 38 Jahren Autofahrer (ein selbstverschuldeter Feindkontakt mit anderem PKW) und Ganzjahres-Motorradfahrer (unfall- und sturzfrei). Und meine relativ geringe Unfallrate liegt nicht an außergewöhnlichem, defensivem Fahrkönnen, sondern oft genug an Glück oder schlichtweg daran, daß andere Verkehrsteilnehmer im entscheidenden Moment einfach besser reagiert haben als ich. Manchmal auch ich.
Klar, kritische Situation kommen immer mal wieder vor, in letzter Zeit waren das v.a. rechtsabbiegende Hausfrauenpanzer, wohl zu 90% tatsächlich mit Frauen am Steuer. Und einmal, an meinem 31. Geburtstag, habe ich bei Tempo 85 in einem 13%igem Gefälle nur mit extremer Reaktion und göttlichem Beistand eine sicherlich letale Kollision mit einem linksabbiegenden Omnibus vermeiden können. Zu einem Unfall gehören aber mindestens zwei, 100%ige Alleinschuld ist selten. Wenn man sich schon als Sportfahrer (Rennrad, MTB) im öffentlichen Raum exponiert, dann sollte man sich auch vorbildhaft verhalten, also z.B. an roten Ampeln und ggf. an Fußgängerübergängen halten, Fahrtrichtungsänderungen deutlich anzeigen etc. Durch rowdyhaftes Verhalten erntet man keine Bewunderung, im Gegenteil, bringt unsere ganze "Zunft" in Verruf und gefährdet sich und andere. Wer hier z.B. Propaganda fürs Windschattenfahren hinter landwirtschaftlichen Fahrzeugen oder Kastenwagen macht, hat aber auch nicht den geringsten Schimmer von Fahrphysik, ob er überhaupt etwas im Kopf hat, lasse ich mal dahingestellt sein. Noch die Bilder von Jan Ullrich im Kopf, als er unmittelbar vor einem Tour-Start durchs Heckfenster seines Mannschaftswagen geflogen war? Schon mal vom gleichartigen Unfall von Davis Phinney bei der TdF gehört? Radfahren birgt gewisse Risiken, man sollte da nicht den Teufel heraufbeschwören. Meine eigenen wenigen Radstürze hatten immer zwei Ursachen: Unkonzentriertheit und falsche Einschätzung der Fahrbahnoberfläche. Aber man lernt ja dazu - oder sollte es zumindest.
Ich sehe auch ein Problem in der Verkehrserziehung: Wer den Führerschein macht, nimmt zumeist schon über zwölf Jahre aktiv am Straßenverkehr teil, oft genug mit dem Fahrrad und bar jeglicher Kenntnis der Regeln und Risiken. Und das sitzt dann tief. Und was man nicht weiß, ahmt man dann bei den anderen nach - und die wissen allzu oft auch nix oder kümmern sich nicht darum. Da besteht noch viel Bedarf. Als ich den Führerschein hatte und wußte wie die Welt vom Fahrersitz aus aussieht - oder eben nicht wg. totem Winkel - und so ein Auto reagiert, da bin ich dann aber gleich zwei Stufen defensiver mit dem Rad im Straßenverkehr unterwegs gewesen.
Und es gibt zwei Tage im Jahr, an denen ich nie mit dem Rad nach 8 Uhr unterwegs bin, nämlich dem 1. Mai und dem Vatertag. Da sind mir nämlich zu viele Radfahrer unterwegs...
Grüße
Thomas