BRM 1000 Maastricht 2.-5.8.2018 - Nachlese, bzw. der Versuch eines kleinen Erlebnisberichtes
Erwartet nix großartiges, hier schreiben Randonneure so spannend das ich mich erst nicht getraut habe zu schreiben….
Am Anfang als ich gelesen hatte das es noch ein 1000km Brevet in meinem Urlaub gibt war ich Feuer und Flamme. Je näher der Termin rückte umso höher gingen auch die Temperaturen und dies bedeutet bei mir lauftechnisch zumindest gut 20-30% Leistungseinbußen. Ich war hin- und hergerissen zwei Tage vor Start zu kneifen aber irgendwie dachte ich mir, dass ich mich dann am meisten ärgern würde. Denn diese Runde sollte einfach mal anzeigen was geht, was möglich ist, womit zu rechnen ist, welche Fehler mache ich, halt Erfahrungen und Eindrücke sammeln und ein paar schöne Tage machen.
Parken konnte ich in Maastricht auf dem P+R Nord kostenlos, allerdings nur 48 Std. per Videocam bewacht! Von dort war es nicht weit bis zum Start den ich gut eine Stunde vorher erreichte. Die Startkarte war schnell ausgehändigt und ich bewundere die Niederländer die fast alle deutsch sprechen, vom englischen Mal ganz abgesehen. Mein größtes Manko, meine Sprachfaulheit in der Schule und ich habe auch nicht das Talent. Meine Englischkenntnisse sind wahrlich knapp bis kaum vorhanden aber ich konnte mich bisher recht gut durchschlagen. Im Vorfeld machte ich mir zwei wichtige Zettel mit dem Googleübersetzter, einmal die Bitte um frisches Wasser für meine Radflaschen und ein weiterer Zettel mit der Bitte um eine Ankunftsbestätigung mit Stempel, beides in französisch. Beides kam zum Einsatz und bewährte sich wieder mal. Im Vorfeld hatte ich mich nicht sonderlich vorbereitet, natürlich rächte sich dies im Laufe der Tour. Wie immer verließ ich mich auf extra Wegpunkte vom Veranstalter die allerdings spärlich gesät waren. Dies lag aber wohl daran das die Route über große Weiten sehr einsam und ruhig war, ein MC Donald oder 24Std Tanke waren echt rar bis kaum gesät. Ich hätte im Vorfeld die ein oder andere Einkaufsmöglichkeit schon zuhause planen sollen. Nun gut, das ist mein erstes Brevetjahr. Die 2, 4 und 600km Brevets machte ich in Wuppertal, den 300er in Köln. Hier war ich verwöhnt, da waren bereits viele Wegpunkte und Hinweise im Vorfeld angegeben und auch die Örtlichkeit der Runden war nicht mit dieser zu vergleichen. Also das war sehr, sehr schön und einsam bzw. ruhig aber bedingt durch die hohen Temperaturen, die im Vorfeld ja auch kalkulierbar waren, war dies mein erster Fehler, mit mangelnder Auseinandersetzung der Strecke und Möglichkeiten zum Einkauf und stärken.
Um 10 Uhr ging es pünktlich an den Start und es war warm, mein lieber Mann! Ich hatte es nicht eilig und bildete erst mal das Schlusslicht. Ich mag auch nicht so in Gruppen hinter- oder nebeneinander radeln. Es dauerte nicht lange und die ersten beiden Paukenschläge, in Form von Steigung, kündigten sich an. Die erste Steigung konnte ich noch folgen und auch das Starterfeld kam wieder zusammen. Aber hier bemerkte ich gleich zwei weitere schwere Fehler. Zum einem mein Gepäck, viel zu viel dabei, natürlich und wohl typisch ein Anfängerfehler, Schlafsack, Regenzeugs hätte ich locker zu Hause lassen können. Jaja, ich weiß bzw. wusste ich es auch schon vorher aber irgendeine Stimme sagte, nimm lieber mit, wenn Du es brauchst biste froh. Natürlich war ich jetzt nicht mehr froh. Die zweite größere Steigung etwas später, schob ich im letzten Drittel. Hier sagte ich mir einfach das auf den über 900km noch reichlich Steigungen zur Abwechslung beitragen werden und warum bei dem Wetter jetzt falschen Ehrgeiz zeigen und Körner verpulvern. Ich war nicht der Einzige! Hier kam dann Fehler 3, fehlende Übersetzung oder auch fehlende Fitness für die vorhandene Übersetzung. Mein Rad hat eine 3-fach Kurbel 50/40/30 und ein 11/25 Kasette (habe zuhause sofort umgebaut ). Komischerweise bin ich damit alle Brevets wunderbar gefahren. Klar war das 300km Eifel/Westerwald Brevet hart, aber hier und jetzt kam ich wohl damit an mein Limit. Eventuell lag es auch daran das ich bei der diesjährigen Vätternrundan mit meinem neuen Zweit Rad (
Rose 2x11) gefahren bin. Das hat hinten 11/32 und damit ging jede Steigung perfekt. Egal, jetzt musste ich da durch nutzt ja alles nix. Kurz vor Dinant der ersten Kontrolle bei KM 112 eine Geheimkontrolle. Es gab kühle Cola und Gebäck, ich hätte Jos umarmen können, tat das gut! Einige Zeit später erreichte ich Dinant mit einem spärlichen Vorsprung von knapp 1,5 Std vor Durchfahrtsschluss. Okay, im Vorfeld wurde gesagt das die Kontrollzeiten auf Grund der doch extrem warmen Wetterverhältnisse vernachlässigt werden und nur der Termin 5.8. 13 Uhr einzuhalten ist. Naja, ich hatte eh keinen großen Plan, außer so schnell wie möglich Saarbrücken erreichen und vorher einen guten Vorsprung rausfahren um dann was zu schlafen. Von hier ging es durch das Maas-Tal, meist schattig und wunderschön. Hier war klar, egal wie es ausgeht, ich war froh gestartet zu sein! Auch wenn es sehr heiß war und anstrengend aber fürs Auge gab es genug zu sehen und es machte doch Spaß!!!
Kontrollpunkt 2 Charleville um 21:30 erreicht und einige Teilnehmer getroffen. Ich hielt mich erst gar nicht lange auf denn am Ende hatte ich bis jetzt erst sehr knappe 2 Stunden rausgefahren nun lag alles an der Nachtfahrt bei kühleren Temperaturen erhoffte ich mir jetzt den Vorsprung lockerer zu erweitern um in Saarbrücken dann die erste große Pause zu machen. Zu mal laut Beschreibung in Verdun ein MC Donalds sein soll….herrlich da wird dann erst mal ne kurze Kohlenhydratparty abgehalten. Die Nachtfahrt war super aber hier merkte ich Fehler 4, zu wenig gegessen und so folgten kleinere 10Minutenpausen. Die Strecke wurde nun auch sehr wellig und es dauerte bis ich das System raus hatte, oben ankommen und runter Gas geben um mit dem Schwung den nächsten Wellenkamm zu erreichen ohne große Kraft zu verschleudern. Jo, aber es war ja nun nur noch wellig, ich konnte es kaum glauben und um 4:30 drückte mir ein Polizist von der Verduner Polizeiwache meinen Kontrollstempel in die Karte. Die Kollegen wünschten mir viel Glück. Und ich dachte nur an MC Donalds…und das war zu!!! Alter…ich war am Boden, keine kühle Cola, keine Kohlenhydrate, meine Wasservorräte waren knapp. Was tun, warten oder weiter. Ich entschloss mich nach kurzer Stärkung mit mitgenommenen Käsewürfel und Schwarzbrot von zuhause, weiter zu fahren und dann in Nancy endlich was warmes zu essen.
Die allgemeine Verfassung war hier noch gut. Ich hatte im Vorfeld mir eine Einstellungshilfe gekauft und meine Cleats an den Schuhen angepasst. Das war wunderbar denn sonst hatte ich bereits Knieschmerzen und jetzt…nix…die Ausgabe hatte sich gelohnt. Richtung Nancy ging es wellig weiter, hohe Wellen, laaaange Wellen, mal steilere Wellen…und dann kam wieder die Sonne. Die Strecke war genial, ich fand sie wunderschön, klar anstrengend aber trotzdem nahm das nicht den landschaftlichen Reiz. Kurz vor Nancy endlich ein Lidl und ich traf zwei weitere Randonneure. Hier bunkerte ich 5 Liter Wasser und machte noch beide 1 Liter Flaschen voll, 1,5l in den
Camelbak, noch Brötchen und Wurst für die nächste Pause und dann ab nach Nancy. Hier holte ich mir für die Kontrolle ein Parkticket, fand in einem Park eine saubere öffentliche Toilette und dann ab nach Gondrexange. Immerhin 430 km, mein Vorsprung wurde aber nicht größer knapp 2:30 lag ich noch vorne. Davon verdöddelte ich gut 1 Stunde im Kreis fahren in Nancy, in praller Sonne, wegen einer Baustelle. Irgendwie kam ich da nicht zurecht und war dann endlich froh wie das Navi sagte Streccke gefunden. Lag wohl daran, falsche Brille, Display schlecht zu sehen bei praller Sonne aber dann lag der Track vor mir.
Hier kam es nun zum Tiefpunkt. Anfangs noch nicht aber es summierte sich mit den Widrigkeiten. Zuerst kein Schatten, keine Bäume und unaufhörlich die fette Sonne. Zusätzlich Gegenwind, nicht viel aaaber es reichte zu mal dieser so warm war das man meinte man wird geföhnt. Nach ca. 4-5 Kilometer sah ich rechts, ca. 50-80m abseits der Straße an einem Baum ein Rad und in der Wiese lag ein Randonneur. Kurzerhand abgebogen, kleine Pause tut gut und eventuell braucht man Hilfe. Letzteres war nicht nötig, ein Randonneur aus Schleswig-Holstein! Kurze Unterhaltung und der Kollege wollte abbrechen. Ach komm…abbrechen kannste später immer noch…erst mal weiterfahren. Aber natürlich forderte das Wetter, ich war auch irgendwie am Ende, gerade jetzt der warme Gegenwind, die Strecke ohne Schatten, noch kein Schlaf, das war schon ne Nummer. Nach kurzer Unterhaltung fuhr ich weiter und überlegte was er sagte noch über 550km und nur noch 48 Stunden bei den Wetterverhältnissen. Ja, knapp halt und wenn über Zeit, egal Hauptsache ankommen. Aber der Gedanke war nun da, wenn der alte Hase schon zweifelt, ein PBP-Fahrer. Nun erreichte ich den Tiefpunkt. Die Arme brannten wie Feuer und bei KM 454 in Maixe fand ich eine Rastplatz direkt neben der Straße mit großem Baum als Schattenspender. Runter vom Rad, Wasser raus, Proviant raus und erst mal was essen….Aufgeben?….erst essen und etwas schlafen….danach sieht die Welt anders aus. Dann kam ein Randonneur aus den Niederlanden mit dem ich dann auch noch ein nettes Pläuschken gehalten habe. Randonnieren ist ne dolle Sache, klar anstrengend, aaaaber schön! Nach gut 30 Minuten fuhr er weiter und ich hatte noch Aufgabe im Kopf trotz Mahlzeit. Ich wollte erst weiter, wenn die Sonne weg ist. Nach einem kurzen Nickerchen war der knappe Vorsprung dahin aber ich hoffte nun auf die kühle Nacht und weniger Wellen. Den 5. Kontrollpunkte erreichte ich gut 1,5 Stunden später aaaaber das Ende zählt, dachte ich mir noch. Hinter Gondrexange kam mir die flachere Strecke entgegen, dazu am Kanal entlang ich schöpfte einerseits Hoffnung andererseits machte sich der Hintern bemerkbar…irgendwas stimmte nicht. Ich hatte schon drei Mal nachgecremt mit der guten Ilon-Protect, die hatte mich noch nie im Stich gelassen. Aber bereits am flachen Kanal entlang merkte das mich diesmal der Wolf holt, so kühl und angenehm es war, der Hintern schmerzte. Zu allem Elend ging es dann später vom Kanal weg und es folgten wieder wellige Teilstücke die ich teilweise nicht mehr hoch kam. Gegen 1:30 erreichte ich Saarbrücken, fraß mich durch den Burger-King, teilweise vor Hunger, teilweise vor Frust, ein Blick auf die Kontaktstellen zum
Sattel und es war klar…über 400km Wiegetritt sind nicht zu schaffen. Abbruch eines schönen Abenteuers!
Das erste Mal das mich der Wolf packt, dabei hatte ich endlich eine gute Hose von Gonso, im Vorfeld gut getestet, 130€ und nun knapp über den hinteren Oberschenkeln wund ☹. Auch die Creme hatte mich bisher nicht im Stich gelassen, keine Ahnung warum nun diese Baustelle, Verzweifelung. Mittlerweile hatte ich auch kein Gefühl mehr im linken Ring- und kleinen Finger inkl. Handballen, vermutlich durch das Abstützen um den Hintern zu entlasten.
Nach Burger-King auf zum Busbahnhof, die Flixbus-App runtergeladen, Verbindung rausgesucht 38 Euro per PayPal, Fahrrad abgetakelt und noch etwas abgenickt. Samstag um 10 Uhr über Brüssel nach Maastricht wo ich am Abends um 19 Uhr ankam. Im Wiegetritt vom Bahnhof zum Parkplatz und dann stand ich vor dem Auto….endlich…noch 1,5 Stunden nach Hause und endlich duschen!
Naja, etwas blauäugig angegangen aber immerhin einige Dinge gelernt. Bin froh das ich gefahren bin und nicht gekniffen haben. Versuch macht klug und hier konnte ich einiges mitnehmen. Die Nachtfahrten haben mir sehr. Die Strecke hat mir gefallen, mit diesen Wellen, teilweise einsam, schöne Dörfer, einfach wunderbar.
Sehr positiv die Knie…also da war nix, sonst 3 Tage Schmerzen und diesmal überhaupt nicht. Mehr essen bzw. früher, weniger Gepäck, im Vorfeld mehr den Track bearbeiten mit wichtigen Wegpunkten. Das Hinterrad hat nun eine 11/32 Kassette mit dem alten vorhandenen 105er GS Schaltwerk, die Kette brauchte ich gar nicht, geht bis jetzt auch so mit der alten Kette.
Ob es Sinn macht vorne das 30er Kettenblatt noch auszutauschen auf 28 oder 26 keine Ahnung. Am Ende bleibt erst mal die Frage …warum zum Teufel wund? War es die Wärme, die weiche Creme beim nachcremen, doch falsche Sattelhöhe. Der
Sattel von Terry, Breite nach dem Sitzhöckerabstand schließe ich aus.
Ich bleib dran, Glückwunsch an die Kollegen die im Zeitlimit angekommen sind und großen Respekt für diese Leistung, selbst wer nach 13 Uhr am Sonntag angekommen ist, tolle Leistung!
Sportliche Grüße
Olli