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Reisebericht Vilnius - Pskov - Moskau

Westtouristen fehlen mal wieder vollständig im Hostel. Im gleichen Zimmer schläft ein Russischsprachiger Lette, im Nebenzimmer eine Weiss-Russische Familie. Also heisst es wieder einen Abend radebrechen auf Russisch. Stadtbesuch ist am Samstag. Das ist fast perfekt für die weiterreise, morgen muss ich einige (oder vielleicht mehrere) Kilometer über den M10 fahren, am Sonntagmorgen sollte der Verkehr nicht so extrem sein. Wenige Minuten nachdem ich das Hostel verlasse bin ich schon bei der alten Stadtmauer. Leider ist nicht viel mehr übrig als etwas Erde und ein kleiner Graben. Viel sehenswürdiger ist das Kremlin Novgorods. Im Gegensatz zum Pskover Kremlin sind hier noch viele Gebäude bewahrt geblieben. Vor der Kremlinmauer ist am Fluss ein Badestrand. Die ersten Badegäste sammeln sich schon.

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Eine Kremlinbesichtigung plane ich für den späten nachmittag, wichtiger ist es im Moment Landkarten und ein neuer Flaschenhalter zu kaufen. Ich geh zur anderen Flussseite. Hier liegen auch viele alte Kirchen und schöne ruhige alte Strassen. Am Aufgang der Hauptbrücke finde ich einige EInkaufszentren. Leider ohne die gesuchte Teile. Einiges aus der Sovjetzeit liegt hier auch. Ich überquere wieder den Fluss und werde letztendlich in ein modernes EInkaufszentrum findig. Der Sportmaster hat passende Flaschenhalter vorrätig. Im Buchladen finde ich neben Landkarten finde ich auch einen Stadtführer. Der ist wilkommen, jetzt weiss ich wo auch abseitz der Innenstadt einige interesante Kloster sind. Alles nur einen kurzen Fussweg vom Kremlin entfernt. Die Kirchen im Zentrum sind alle schon gut renoviert, nur kurz ausserhalb finde ich sowohl total zerfallene Kirchen und Kloster als ein sehr schönes Kloster. Leider darf ich hier nicht fotografieren, schade, innen ist die Klosterkirche üppig dekoriert, das sieht fast wie Barock aus.

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Später am Nachmittag, bei besseres licht, besuche ich das Kremlin. Eigentlich braucht man schon einen vollständigen Tag um dies ganz zu besichtigen. Einige Stunden reichen aber aus zum ersten Eindruck. Das heutige Kreml ist nach dem Krieg restauriert nach Vorbild vom Kreml aus dem 15. Jahrhundert. Ursprünglich stand hier schon im 10. Jahrhundert eins, damit einer der ältesten Russlands.

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Auf dem Rückweg zum Hostel entdecke ich ein interesantes altes Kloster, das Desatinnij Monastir. Es ist weder total zerfallen noch restauriert. In eine Ecke wohenen einige Kúnstler. Ausserhalb der alten Wohnungen stehen einige Statuen, einige jüngere Besucher sitzen draussen und geniessen das leben.

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Zurück im Hostel warte ich mein Rad. Die Bremsklötze sind wegen den Regen in den ersten Tagen und die Schotterpisten weggeschmirgelt. Ersatz stekcte ich daheim schon ein, der gerissene Flaschenhalter kann ich jetzt auch ersetzten. Unterwegs muss ich regelmässig einige Schrauben nachziehen. Mehr technische Probleme gibt es nicht, mein Bob Jackson benimmt sich hervorragend.
 

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Re: Reisebericht Vilnius - Pskov - Moskau
Schon witzig, dass man gerade in Neustadt eines der ältesten russischen Klöster findet....
 
Schon witzig, dass man gerade in Neustadt eines der ältesten russischen Klöster findet....

Novogorod selbst ist im späten 10. Jahrhundert gegründet. Unweit von Novgorod gab es schon im 9. Jahrhundert eine Siedlung die so eingeengt war dass sie schon schnell zu klein war. Deswegen den Bau der Neustadt.
 
Am Sonntagmorgen ist es sehr ruhig in Novgorod. Ich fahr noch mal kurz quer durch den Kreml und überquere dann den Fluss. Zum glück führt die M10 nicht quer durch Novgorod sondern etwas nördlich der Stadt. Die Strasse zur Haupttrasse ist gut befahrbar und schön. Am Stadtrand steht der üblicher alter Panzer, von Kinder als Kletterobjekt benützt. Den M-10 erreiche ich ohne ereignisse. Ab hier gibt es 3 Varianten, nach 7km schon die M-10 verlassen und quer durch die Wälder nach Demjansk, weiter fahren bis Azhelbicy und von dort die Verbindungsstrasse nach Demjansk benützen oder ganz weiter bis Valdai. Schon im ersten kilometer weiss ich dass die erste Variante die venünftigste ist. Ein Peterburger Radfreund hat vollständig recht, er meint dass die M-10 für Radfahrer unzumutbar ist. 7km sind noch gerade zu machbar, mehr ist unvernünftig. Kurz vor der Abzweigung esse ich etwas in ein Strassenrestaurant und kaufe ein bis zum Abend. Viele Dörfer wird es nicht geben entlang der Nebenstrecke.

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Die Nebentrasse ist genau den Gegenteil vom M-10, ruhig und gut befahrbar. Ich geniesse wieder das Radfahren. Die Strasse ist gut asfaltiert und fÜhrt durch endlose Wälder und Sümpfe. Sehr viele Insekten gibt es hier und nicht nur die übliche Fliegen. Riesenschwarme von weisse Schmetterlinge fliegen herum. Die wenigen Auto's die mir entgegen kommen sind bedeckt von tote Schmetterlinge. Ich brauche meine Brille gegen diese Tiere.

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Am frühen Abend erreiche ich die Ortschaft Pola. Sogar um 21 Uhr ist hier noch ein Laden geöffnet. Ich kaufe ein für die Nacht. Über eine Búckelpiste verlasse ich den Ort entlang der Nebenstrasse. Wenige Kilometer später sehe ich einen Feldweg richtung Pola Fluss. Ich schaue auf mein GPS und sehe dass der Feldweg indertat zum Fluss führt und dass dort kein Dorf ist. Der Feldweg ist kaum befahrbar, teils muss ich schieben. Beim ersten Haus frag ich nach ob man weiter am Feldweg entlang zelten kann. Mehr als das, am Fluss zelten oft Leute. Ich fahre und schiebe weiter zum Fluss. Der Pola Fluss liegt etwas tiefer aber am Rand gibt es einen sehr schönen Platz zum zelten. Ein Pärchen aus Staraja Russa hat hier den Sonntag verbracht. Etwas später holt einer ihrer Freunden die beiden ab. Ich bekomme einiges an Essenreste und eine halbe Packung Saft. Dies zusammen mit das in Pola eingekaufte essen gibt eine gute Mahlzeit.
 
Beim Frühstück geniesse ich nochmals die Schönheit von diesen Zeltplatz. Wenn man hier die Mücken wegdenkt gibt es fast keinen besseren. Naja, und die Zufahrtsstrasse ;). Ich schieb/fahr mein Rad wieder zur Trasse. Wenige Kilometer südlich hört der Asfalt auf. Wie üblich, ich muss ein kurzes Stück durch eine andere Gemeinde, dann wird halt hinterm letzten Dorf die Strasse vernachlässigt. Nach einige Kilometer Holperpiste erreiche ich endlich die Haupttrasse Staraja Russa - Demjansk. Diese Trasse kann man richtig empfehlen für schönes fahren. Demjansk ist im nu erreicht. Die Kleinstadt ist jetzt ganz friedlich. Nur das Museum und einige Monumente erinneren daran dass hier die Generalprobe für Stalingrad stattfand. Das Museum ist geschlossen, es ist Montag. Ich esse kurz in ein kleines Restaurant neben einer der Hotels und fahre danach zum Supermarkt. Das ist das Geniale an fahren mit GPS, bei den grösseren Orten sind alle praktische Info's direkt vorhanden, der Reiseführer brauche ich diesmal viel weniger. Solche Kleinstädte werden da eh nicht beschrieben, man sollte schon froh sein dass die grössere Städte ausserhalb der üblichen Touristenstrecken beschrieben sind.

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Richtung Seliger See wird die Strasse immer ruhiger. Plötzlich sehe ich am Strassenrand einen verlassenen Anhänger mit gebrochene Achse. Eindeutig überladen. Kaum bin ich abgestiegen zum fotografieren hält ein Holztransporter. Der Fahrer steigt aus und fängt an den Hänger zu entladen. Ein wenig später hält ein SUV mit den Besitzer vom Hänger. 'Ich fuhr nur herum' ist seine Erklärung. Der LKW Fahrer hat wenig Mühe das Holz umzuladen und fährt schnell weg. Ich fahre weiter richtung Seliger See.

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Die Strasse bleibt bis kurz vor dem Seliger See sehr gut asfaltiert. Dann ändert sich das urplötzlich. Genau dort wo es die ersten Ferienlager gibt wird es wieder übles Schotter. Da denkt einer nicht richtig nach wie man den Tourismus am Seliger See entwickeln soll. Ich fahre am See entlang bis kurz vor der Oblastgrenze. Karte und GPS geben mir den Eindruck dass es hinter der Oblastgrenze wenig gibt. Hier im Novgoroder Oblast ist der Seliger See teil eines Nationalparks, im Oblast Tver nicht. Kurz vor der Grenze sehe ich Schilder zu mehrere Ferienlager. Ich fahre hin und muss etwas suchen. Ausserhalb der Saison gibt es ja hier nur an den Wochenenden betrieb. Am Eingangstor finde ich einer der Mitarbeiter der mich weiterleitet. Ich darf hier zelten und die Dusche der Sauna benützen. Mehr brauche ich ja nicht.

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Mein erster Eindruck vom Selige See ist sehr gut, die kurze Strecke gestern war sehr schön. Für Heute Nachmittag plane ich einen Besuch an Ostaschkov, der Hauptort am See. Da werde ich entscheiden ob ich dort bleibe oder nach dem Stadtbesuch ausserhalb zelte. Dies entscheidet auch wann ich Tver erreiche und ob ich meine ursprüngliche Planung behalten kann und bis Vladimir fahre oder meine Strecke mal wieder umkrempeln muss. Ich bin nur 35km Luftlinie von Ostachkov entfernt. Am See entlang wird dies fast dreimal so lange sein.
Nach wenige Kilometer bemerke ich schon dass die Schotterpiste sehr übel ist. Wenn überhaupt Schotter und nicht Sand. Sehr oft ist die Piste reines Waschbrett, mehr als 10km/h geht dort nicht mit ein bepacktes Rad. Unbepackt könnte ich oberhalb der kritischen Geschwindigkeit fahren, mit diese Zuladung ist das unmöglich. Die Landschaft ist aber super. Am Strassenrand gibt es nur manchmal ein kleines Dorf und gelegentlich ein Hotel oder Touristenlager. Erst in Orechovka halte ich und finde einen offenen Laden.

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In Orechovka höre ich dass es noch 15 km Schotter gibt und dann Asfalt. Gut, das lässt sich machen, damit kann ich Ostaschkov Heute noch gut erreichen. Weiterfahren ist eigentlich schon unmöglich, die Schotterpiste lässt halt keine hohe Geschwigkeiten zu. Die ersten Dörfer hinter Orechovka sehen schlimm aus. Mehr als die Hälfte der Wohnungen sind unbewohnt und die meisten davon halb zerfallen. Eine Russische Holzwohnung braucht regelmässige Wartung, wird dies ausgelassen dann werden Wohnung und Grundstück wieder Teil der Natur. Unterwegs hilft einen Bock den Zerfall einer Wohnung, Teilstücke davon schmecken offenbar ganz gut.
Ab Moshenka gibt es indertat wieder Asfalt. Jetzt kann ich wieder normal fahren. Ostaschkov ist jetzt rasch erreicht. über einen kurzen Damm fahre ich den Ort hinein.

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Die Bewölkung sieht bedrohlich aus, ich besuche also nur kurz ein ehemaliges Kloster und fahre dann durchs Zentrum zum Ufer um dort ein Hotel zu suchen. Sehr schnell finde ich Hotel Nautilus. Das sieht recht schick aus, der Inhaber spricht fliessend Englisch, eine Ausnahme auf dem Lande. Sein einziges Zimmer das er noch übrig hat ist aber doppelt mein üblicher Preis. Eine Abzocke ist es nicht, aber soviel Luxus brauche ich nicht. Er gib mir aber die Adresse von ein Billighotel. Das finde ich schnell. Hier ist viel betrieb aber leider voll. Am Ufer sollte noch was sein. Ich fahre dorthin, finde das Hotel aber nicht schnell, es ist eins angedeutet im GPS aber unfindbar. Ich suche etwas finde aber nur einen schönen Regenbogen und eine Regenschauer. Ich warte im Wartehäuschen der Fähre bis die Schauer vorbei ist. Dann frag ich nochmals nach und finde das Hotel nur wenige Meter von dort wo ich den Regenbogen fotografierte. Es ist nur ein Zimmer frei. Die Mitarbeiterin telefoniert mit dem Chef ob sie das Zimmer auch pro Bett vermieten darf. Das geht also bekomme ich ein Bett gegen den üblichen Preis. Üblich ist die Aussicht aber nicht. Vom Zimmer aus hab ich ein direckten Blick auf See und Kloster. Der Sonnenuntergang ist einfach super hier. Ich bin zufrieden mit diesen Tag. Zwar muss ich meine Strecke umplanen, schön bleibt es.

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Die Stadtbesichtigung fiel gestern leider aus, also hole ich das jetzt nach. Ostaschkov ist eine schläfrige Provinzstadt die sehr beliebt ist bei Russische Touristen. Fähren und Touristenschiffe gibt es hier massig. Eigentlich könnte man auch hier getrost einen ganzen Tag bleiben. Ich hab nur wenige Stunden. Leider muss ich das Nilov Kloster, 10km mit der Fähre entfernt, sein lassen. Ich fahre erst zum Schiteny Kloster. Dies ist im Moment teilrestauriert. Ich bekomme ohne weiteres Erlaubniss zum fotografieren. Es ist interesant auch mal die Zwischenfase zu sehen. Dann geht es wieder zurück zum Zentrum. Holzarchitektur ist in Ostaschkov noch führend. Viele Gebäude sind leider im schlechten Zustand. Im Zentrum finde ich auch einen Sportladen wo ich neuer Mückenspray kaufe. Ohne kann man hier nicht radfahren.

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Ich verlasse die Stadt und fahre richtung Torzhok. Ich zweifle noch ob ich direkt nach Tver über Torzhok fahre oder weite raussen herum. Über Torzhok muss ich wieder die M-10 benützen. Leider vergass ich in Ostaschkov eine gute Karte vom Oblast Tver zu kaufen. Kurz ausserhalb von Ostaschkov wird am Strassenrand Fisch aus dem Seligersee verkauft. 10km ausserhalb von Ostaschkov besuche ich kurz das Naturmuseum. Dies ist aber nicht interesant und ich verlasse es schnell. 5km hinterm Museum entscheide ich instinktiv nicht über Torzhok zu fahren. Ich fahre erst richtung Rzehv und werde heutabend oder morgenfrüh versuchen über Kleinsstrassen nach Tver zu fahren. Vielleicht schaffe ich es so morgenabend in Tver zu sein. Die Strasse nach Rzeh gefällt mir direkt. Guter Asfalt, wenig Verkehr und regelmässig Orte. Ich fahre weiter nach Selizharevo. Dieser Ort liegt an der Volga, dort wo der Fluss nur wenige Kilometer jung ist.

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Viele kilometer hinter Seligarevo verlasse ich die Haupttrasse nach Elchy. Der Laden hier ist schon geschlossen. Die Abkürzung richtung Tver sieht sehr schlimm aus, das ist eher eine Sandpiste. Das lass ich lieber sein. Also fahre ich zurück zur Haupttrasse und fahre weiter. Eine Stunde später verlasse ich die Trasse wieder, tanke Wasser in ein Dorf und finde einen Zeltplatz zwischen die Bäume.
 
Morgens sind es nur wenige Meter zur Haupttrasse. Einige Kilometer entlang der Haupttrasse und dann fahr ich nach links, nach Itomlja. Am Strassenrand steht noch immer das Schild Kolchoz Itomlja, im Ort selber ist die übliche Statue von Lenin ersetzt durch ein Heiligenbild. Von Itomlja aus sagt die Karte dass es eine Kleinstrasse richtung R88 gibt. Über diese Strasse kann ich dann nach Tver abkürzen. Einige Kilometer nach Itomlja hört der Asfalt auf. Auf der Kreuzung in Ozerjutino sollte ich geradeaus. Aber das ist so gut wie unmöglich, einen Waldweg der ganz von Holztransporter umgewühlt ist. Es bleibt nichts anderes übrig als zurück zur Haupttrasse zu fahren un die bis Rzeh zu folgen. Und natürlich einen Tag spáter in Tver ankommen.

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Entlang der Schotterpiste liegt wieder ein Denkmal für gefallene Sovjetsoldaten. Einige Kilometer vor der Haupttrasse fahre ich an der Mülldeponie von Rzehv vorbei. Ab hier ist die Schotterpiste wieder sehr schlimm. Andauerend fahren alte GAZ LKW's mit Müll hin und her. Die ganze Strasse wird von denen kaputtgefahren. Eine wenig befahrene Schotterpiste ist ok zum radfahren, eine zu starke ähnelt sich ein Wellblech.
Dennoch erreiche ich Rzhev. Ich halte am Supermarkt und kaufe ein. Danach setze ich mich auf der Treppe und esse. Nach eine Weile werde ich angesprochen von ein Ehepaar. Beide sind aktive Outdoor Sportler. Das Gespräch endet mit eine Einladung um Heutabend in eine Datsja vorbeizufahren. Der Weg dorthin bekomme ich als Skizze. Ich überleg kurz und akzeptiere die Einladung.
Über die Hauptrasse fahre ich weiter richtung Tver. Kurz bevor ich die Abzweigung zur Datsja fahren die beiden mir vorbei. Ein dutzend Kilometer Schotter weiter erreiche ich die Zufahrtsstrasse zur Datsjasiedlung. Mitten in der Wildniss eine gute Asfaltstrasse, unüblich. Die Datsjasiedlung liegt direkt an der Volga. Sasja und Gulja sind eigentlich mehr oder weniger die Hausmeister der Datsja. Inhaber ist ein Wolhabender Moskauer Bürokrat. Der Abend ist schön, wir Tauschen Reisegeschichten aus und Radinfo's. Abends ist die Sicht über die Volga sehr schön.

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Am morgen begleitet Sasja mich bis Staritsa. An eine Stelle nimmte er meine Kamera damit ich wenigstens auch eineige Bilder von mich selbst unterwegs hab.
Auf der Wolgabrücke in Staritsa dreht Sasja zurück. Ich überquere den Fluss und fahre zum Kloster. Diesmal ein Kloster aus dem 16. Jahrhundert. In diese Ecke Russlands gibt es fast keine andere Kulturdenkmäler als Kirchen, Kloster und Kremls. Auch dieses Kloster lohnt sich. Hier gibt es sogar eine Krypta Beinhaus.

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Ausser Startisa gibt es nichts sehenswürdiges entlang der Hauptstrasse Rzeh - Tver. Doch bin ich froh mit meine Wahl kurz nach Ostaschkov. Diese Strasse fährt sich viel angenehmer als den M-10, und noch viel wichtiger, viel sicherer. Die Einladung von Sasja und Gulja machte es noch angenehmer. Bis Tver fahre ich ruhig weiter. In der Stadt finde ich recht schnell das brandneue Kalinin Hostel. So modern sind die selten, ob in Russland oder im Westen. Abends mache ich einen Spaziergang durch die Stadt. Tver gefällt mir auf Anhieb. Endlich mal eine Stadt wo es andere Sehenswürdigkeiten gibt. Tver wurde nach einen Grossbrand in 1763 erneut aufgebaut. Das gibt eine ganz andere Stimmung. Neben Gebäude aus dem Zarenzeitalter gibt es auch viele Gebäude aus der frühen Sowjetzeit, das Zeitalter als die Sovjet Architekten noch kreativ sein dürften bevor Stalin alles erstickte. Vor allem das Kino am Wolga-Ufer ist ein Vorbild der frühen Sowjet-Architektur. Mir gefällt die Stadt so dass ich zurück im Hostel eine 2. Nacht buche.

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Wie üblich muss ich erst mal einiges an wichtige Sachen erledigen/kaufen. In Tver vor allem eine gute Landkarte des Moskauer Oblasts. Ich hab keinen Track von Tver nach Moskau also muss ich wie von früher gewohnt nach Karte fahren. In Tver finde ich im Buchladen nur eine 1:500.000 Karte. Das ist aber schon besser als die 1:800.000 Übersichtskarte die ich für den Oblast Tver benützen musste. Einder der besuchten Buchläden ist so wie ich es möchte, alte Holzregale, krumgebogen unter eine Last von neue und alte Bücher. Und natürlich den super Geruch. Unterwegs zu den Buchläden konnte ich schon einige schöne Stadtteile bewunderen. Tver hat es wirklich in sich.

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Gerade hab ich die Landkarte erstande fängt eine richtige Regenschauer an. Ich flüchte in eine Pizzeria. Tver hat sehr viele Restaurants gegen interesante Preise, eine letzte Chance mich zu verausgaben bevor die Preise langsam richtung Mokauer Preise tendieren. Eine Pizza später hört der Regen auf und besuche ich das Park rundum das alte Zaristische Strassenpalast. Leider wird dies gerade renoviert, es ist einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Tver. Wenigstens laut die Reiseführer. Den braucht man übrigens in Tver nicht dabeizuhaben. Überall stehen Infotafeln auf Russisch und Englisch. Tver hat sich vorbereitet auf ausländische Touristen, nur sehe ich leider keine.
Ich überquere die Volgabrücke. Unterwegs sah ich schon dass es auf der Volga Kanuwettkämpfe gibt. An der Überseite ist das Fahrerlager. Es sind offenbar die Regionalmeisterschaften. Es herscht eine gutmütige Stimmung, nicht das Hektische dass man normalerweise von Rad oder Eislaufrennen kennt.

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Eine Weile später verfolge ich meinen Weg am Ufer entlang. Am Ende der Promenade liegt der alter Flussbahnhof. Der war bis anfang dieses Jahrhunderts aktiv, ist aber jetzt schon sehr zerfallen. 10 Jahre vernächlässigung sehen fast aus wie 30. Es ist jetzt sehr ruhig hier. Kaum vorzustellen das jemals hier ein reges Treiben an Reisende und Touristen gab. Im Innenhof steht einen Royal Enfield. Aber keinen Klassiker. Laut den Besitzer ist die ganze Fabrik verkauft und nach Indien verfrachtet. Dort werden diese Motorräder noch immer gebaut.

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Am Abend mache ich noch eine Stadtrunde. Die Stadt sieht noch schöner aus. Obwohl der Flussbahnhof ausser betrieb ist liegt ein Schiff am Kai. Es ist Samstagabend also überall herst reges treiben, jetzt sind mehr Leute auf der Strasse als heutnachmittag. Eine Sommerkneipe am anderen Ufer hat Livemusik. Nicht direkt meinen Geschmack aber die Leute amusieren sich. Ich weiss schon dass ich Tver nochmals besuchen werde. Nördlich der Stadt liegen sehr viele interesante Orte, Tver ist ein guter Startort für einer meiner nächsten Russlandrunden.

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Aha, sogar die Kinos heißen jetzt "Sinema" anstatt "Kinoteatr", wie wir es in der Schule gelernt haben.
 
Ein schöner und lesenswerter Reisebericht (ich habe ihn ganz gelesen) mit wirklich wunderschönen Fotos.
Vielen Dank dafür!
 
Am Sonntagmorgen verlasse ich das Kalinin Hostel und fahre richtung Moskau. Nicht über die Hauptstrasse natürlich. Zeit hab ich noch also fahre ich richtung Borodino Polje, das Schlachtfeld wo zweimal um Moskau gekämpft ist. Das heisst das ich fast parallel Tver rausfahre wie ich hereingefahren bin. Noch bevor ich die Innenstadt verlasse sehe ich noch einen Buchladen der sogar am Sonntagmorgen geöffnet hat. Ich halte und schaue kurz herein. Zu meiner Freude hat dieser Buchladen einen 1:200.000 Atlant des Moskauer Oblasts auf Lager. Mit Informationen wo es alles Hotels, Zeltplätze und Ferienlager gibt. Sehr praktisch. Kurz vor der Stadtgrenze stocke ich meine Vorräte auf. Die M-10 ist schnell überquert und dann geht es über den R90 weiter. Diese Strasse ist wunderbar zum radfahren. Genau die richtige Kombination von guter Asfalt, wenig Autoverkehr und genügend Sehenswürdigkeiten und Haltestellen. In Pushkino halte ich bei eine alte zerfallene Kirche. Es werden Spenden zum Wiederaufbau gesammelt.

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So nah an Moskau heran gibt es immer mehr Verkehr und Luxus. Ich leiste mich ein kleiner Luxus indem ich in ein Strassenrestaurant zum Mittag esse. Auf grosse Teile meiner Strecke gab es die halt nicht. In Lotoshino halte ich etwas rechts, so fahre ich richtung Schachovskaja wo es ein Hotel geben sollte. Aber bevor ich dort ankomme fahre ich entlang eine sehr schön gelegene etwas neuere Kirche.

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Kurz vor Schachovskaja überquere ich den M-9. Das Hotel liegt im Ort. Mit hilfe von Ortsbewohner finde ich es rasch. Aber leider ist es voll. Gegenüber liegt noch ein Hotel aber auch voll. Gut dass ich mein Zelt noch immer dabei habe. Etwas Ausserhalb vom Ort verlasse ich die Haupttrasse und fahre über die Dörfer weiter. Natürlich hört nach dem ersten Dorf der Asfalt auf. Etwas später fahre ich über einen Feldweg in der Richtung vom See. Irgendwann wird der Feldweg zu matschich. Ich fahre kurz zurück und Zelte hinter einige Bäume. Nachts bemerke ich dass es eine gute Idee war etwas abseitz vom Feldweg zu zelten. Rund 2 Uhr werde ich wach von zwei Motorräder oder Quads die herumbrausen. Im dunklen bin ich für denen unsichtbar.
 
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