Tag 1: Brenner - Brixen, 44,5km, fast nur leicht bergab, aber ein paar böse Gegenanstiege...
Der Nacht-ICE Berlin-München war relativ voll. Wir haben uns Sitzplätze in der Nähe der Fahrräder gesucht. Die Tochter hat sich als erstes in das WLAN eingeklinkt und dann stundenlang Tik-Tok geschaut. Wie es dann im Zug ruhiger wurde wollte sie sich dann aber nicht in den Schlafsack neben die Fahrräder legen. Es wurde also eine harte Nacht im Sitzen. Die junge Dame hat wohl gar nicht geschlafen und gesuchtet. Ich zumindest ein wenig.
Am Morgen dann rund 8 Minuten Verspätung. Zum Glück war das Fahrradabteil im Kopfbahnhof München ganz vorne. Wir mussten ja noch zu den aussen liegenden Gleisen in die Berge einige Meter rennen. Wir waren aber nicht die Einzigen und der Regio nach Kufstein hat gewartet, so dass wir mit erhötem Puls im Wagen gesessen haben.
In Kufstein dann das gleiche Spiel. Diesemal mussten wir sogar durch eine Unterführung. Nur hatte der Railjet 30 Minuten Verspätung. In diesem Zug gibt es nur 3 Fahrradaufhänger und man braucht eine Reservierung. Die hatten wir. Leider war der Zug sehr voll und insgesamt sehr altmodisch.
Die S-Bahn Innsbruck-Brenner hatte zum Glück keine Zugbindung, so sind wir dann eine S-Bahn später gefahren. Die Fahrt im Zug auf den Brenner war ganz entspannt, auch war das Rollmaterial deutlich neuer und angenehmer, als was die ÖBB uns sonst anzubieten hatte. Viel besser als mit dem Rad den Brenner von der Nordseite zu bezwingen.
So sind wir dann mit vielleicht einer halben Stunde Verspätung um ca. 11 Uhr auf italienischem Boden glandet.
Leider nieselte es ein wenig. Im Bahnhofsgebäude gibt es (beheizte!) Warteräume und kostenlose Toiletten mit altem Steinzeug. Wir haben uns also erst einmal Radklamotten angezogen und dann die komplette zweite Haut angelegt. Auf eine Einkehr hatte keiner mehr Lust, wir wollten endlich losfahren....
Den Brenner bin ich, lange ist es her, auf der Bundesstrasse schon mehrfach in beide Richtungen gefahren. Den Fahrradtrikotshop am "Grenzübergang" auf der italienischen Seite gibt es immer noch. Diesmal hatten ich aber die Route des für mich neuen Radwegs auf der alten Bahntrasse im Navi. Der Radweg verläuft nur am Anfang neben der Bundesstrasse. Ziemlich schnell orientiert sich die alte Bahntrasse an der westlichen Talseite.
Wir sind im Sommer in Polen alte Bahntrassen gefahren. Diese hier war noch spektakulärer, da es neben den Ausblicken immer auch wieder durch alte Eisenbahntunnel ging.
Nach dem Ort Gossensaß muss man nochmal einen steilen Stich bergauf fahren. Da man aber so den Stau auf der Bundesstrasse umgeht (an diesem Samstag war sowohl auf der Autobahn wie auf der Bundestrasse bis nach Sterzing Stau), ist das zu verschmerzen. Wir waren ja im Urlaub und am ersten Tag, ohne Schlaf, haben wir uns nicht so viel vorgenommen. Wer es eilig hat fährt hier wohl eher Bundesstraße weiter.
Nach ca. 23km waren wir dann in Sterzing.
Der Nieselregen hatte aufgehört und wir haben uns den ersten Schnellimbiss gesucht. Langsam wurde es auch etwas wärmer und die Regenhosen gingen in die Taschen.
Unser Tagesziel war Brixen. Leider war die Jugendherberge ausgebucht (letztes Jahr war ich ja in Meran in der JH und das war ganz nett, ich war im 4 Bettzimmer mit einem schweizer Radelpaar untergebracht) und auch sonst ziemlich wenig zu bekommen. Ich bin dann von booking auf ein airbnb Appartment ausgewichen. Mit 110 Euro die teuerste Übernachtung der gesamten Reise... Wie sich später dann herausstellte ist an den Wochenenden im Herbst in Südtirol einiges los, da der neue Wein verkostet wird.
Von Sterzing nach Brixen geht der Radweg erst an der Autobahn entlang. Dann fährt man immer wieder "unnötige" Stiche hoch, um dem Verkehr im Tal zu entkommen. Da es aber die ganze Zeit tendenziell bergab geht, sind die Stiche auch eine willkommene Abwechslung. Die Tochter, ohne Schlaf, war aber mit der Zeit ganz schön genervt. Bis auf den letzten Umweg war alles auf Asphalt und wirklich gut zu fahren. Nur den "gravel" Abschnitt vor Brixen sollte man sich sparen. Bergab kann man da auch Bundesstrasse fahren. Nun waren unsere Räder auch noch eingesaut, da es ja am Morgen geregnet hatte.
Zumindest kam noch unverhofft die Sonne raus und wir haben uns um 16:30 auf dem Marktplatz in Brixen in die Sonne gesetzt und unser erstes Eis gegessen.
Nach dem Besuch der Kirche sind wir dann, nachdem die Sonne weg war, in Richtung Appartment. Die Tochter brauchte Schlaf, so dass sie sich nach der Dusche weigerte nochmal in die Stadt zu gehen. Ich bin dann in einen Supermarkt um für das Frühstück einzukaufen und auf dem Rückweg habe ich ein paar Pizzastücken in einer Stehpizzeria einpacken lassen. Die junge Dame hat die Pizza dann im Bett gegessen und konnte sich am nächsten Tag noch nicht einmal daran erinnern, dass sie noch Zähne putzen war (dafür musste sie in dem Mansardappartment sogar noch die Treppe hoch...).