LeifMichelsen
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Einen adäquaten Stelbel-Faden hat das Forum noch nicht, dabei ist es mehr als nötig, die Geschichte von Stelio Belletti zu erzählen und die traumhaften Rahmen seiner Schmiede zu würdigen.
Der Ursprung der Rahmen aus Rodano bei Mailand liegt vor den 1970er Jahren, und zwar schon bei Stelio Bellettis Vater Antenore. Beide waren begeisterte Ingenieure und waren zunächst in der Flugzeug- und Motorradentwicklung tätig, zum Beispiel bei der Entwicklung des Aviamilano P.19 Scricciolo, einem leichten zweisitzigen Eindecker. Stelio nutzte das erlernte Wissen, insbesondere das des Schutzgasschweissens, welches 1941 bei Northrop zur Ausreifung kam, um es für den Bau von leichten, muffenlosen Rennrädern anzuwenden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Rohrsätze für den Rahmenbau nur mit Verbindung durch das Einlöten in Muffen vorgesehen. Eine stabilere Verbindung war nicht vorstellbar. Die verfügbaren Materialien verlangten, für das WIG-Schweißen umgearbeitet oder komplett neu entworfen zu werden. So entstanden die speziellen Übergänge, Tretlagergehäuse und Gabelköpfe, so entstand 1973 das erste Telaio Belletti. Zwei Jahre dauerte die Perfektion des Prototyps, bis es am 10. Juli 1975 unter dem Namen "Integrale", weil es wie aus einem Guss zu sein schien, zum Patent angemeldet werden konnte.
Stelbel experimentierte weiter mit verschiedenen Rohrmaterialien, -formen und -größen, Rohrsätzen, die teils nur für seine Werkstatt angefertigt wurden. Er war der erste Rahmenbauer, der Edelstahlrohre in seinen Rahmen einsetzte, ebenso wie vertikale Ausfallenden, und zwar schon 1977. Zudem experimentierte er mit besonderen Rahmenformen. 1985 präsentierte er zum Beispiel das Punta dell'Est auf der Mailänder Radmesse:
Die Schmiede konnte auch, direkt in ihrem Eröffnungsjahr, mit internationalen Erfolgen im Radsport glänzen. Ein Mechaniker des polnischen Nationalteams wohnte wohl damals in der Nähe des Shops in Rodano. Er überzeugte Stelio, der Mannschaft Zeitfahrräder zur Verfügung zu stellen. Und so gewann das polnische Nationalteam mit Tadeusz Mytnik, Mieczyslaw Nowicki, Ryszard Szurkowski und Stanisław Szozda 1975 in Mettet, Belgien, das Teamzeitfahren und wurde Gesamtdritter.
1990 wurden nach vielen erfolgreichen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen leider die Tore der Werkstatt geschlossen. Bis 2013 war aus Rodano nichts mehr zu hören. In diesem Jahr führte der in Curno bei Mailand ortsansässige Händler Cicli Corsa mit Stelio Gespräche über die Übernahme des guten Namens, unter Wahrung der Historie der Marke, um damit neue, geschweißte Rahmen herstellen und anbieten zu können. Unter diesen Voraussetzungen sind mittlerweile großartige Räder entstanden, unter anderem das SB/03 und das Rodano. Es wird wieder mit Edelstahl, aber auch mit Titan gearbeitet. Es gibt neue Räder im alten Stil. Und, wie bei mir, arbeitet das Unternehmen unter neuer Ägide sehr intensiv daran, das Erbe der Marke hoch zu halten. Auf der Seite findet sich für alle Interessierten auch eine Auflistung der klassischen Rahmen in Privatbesitz: https://stelbel.it/en/stelbel-telai-classic-registry/
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