Ja und nein; zum Fahrverhalten gehört immer die Summe vieler Einflüsse statt nur der Vorbau- und Oberrohrlänge. Ich habe schon ein paar mal gestaunt, wie unterschiedliche Geometrien sich vergleichbar fahren können; z.B. kann man ein relativ langes Vorderteil bei kurzem Vorbau = wenig Last auf dem Vorderrad gut mit einem flacheren Lenkwinkel kompensieren, wenn dabei der Nachlauf nicht zu lang wird (sonst kann man damit nicht gut langsam fahren).
Ein Rahmen mit kurzem Vorderteil und entsprechend viel Last auf dem Vorderrad wird mit einem steilen Lenkwinkel wendig und bleibt trotzdem "vertrauenswürdig"; so funktionieren z.B. typische Rennräder der späten 80er mit ultrakurzem Radstand und 74,5° Lenkwinkel an mittlerem Nachlauf, die sich trotzdem nicht unbeherrschbar anfühlen.
Für den perfekten Gesamteindruck müssten Vorderteil und Hinterteil natürlich immer proprtional länger oder kürzer werden, aber das ergibt dann schnell einen viel zu langen Radstand. Und dabei gilt natürlich, dass jeder Fahrer anders sitzt und man das kaum über einen Kamm scheren kann.
Bei einem Rahmen, der für eine bestimmte Disziplin entwickelt wurde und dem Fahrer grundsätzlich einigermaßen passt, gilt das Vorbauargument natürlich vollkommen: Mit deutlich kürzerem Vorbau führt das Vorderrad ein Eigenleben, mit deutlich längerem fährt man eher einen Lastzug.
Gravelbikes scheinen aber oft genau in Richtung kurzer Vorbauten entwickelt zu sein: Langes Vorderteil mit eigentlich unfahrbarem Lenkwinkel, das geht überhaupt nur mit wenig Last.
"Kippelig" kenne ich eher als Begriff für Fahrzeuge mit hohem Schwerpunkt, die sich in schnellen Wechselkurven seltsam anfühlen können. Beim Fahrrad wäre das wohl ein hochliegendes Tretlager, aber da war ich auch wieder erstaunt, wie wenig ich beim Fahren davon merke.